Hallo nochmal,
doch, die gesamtwirtschaftliche Betrachtung muss - auch wenn das für Webdesigner/Entwickler immer wieder bitter ist - immer die erste Frage sein. € 5.000,-- für etwas zu investieren, was mir über drei Jahre nach Steuern nur € 2.000,-- bringt, heißt einfach nur „in Schönheit sterben“. Denn wenn meine Webseite nicht einfach nur Prestigeobjekt und teures Hobby ist, dann sollte sie mir immer noch zusätzliches Geld bringen, und nicht dauerhaft quersubventioniert werden müssen.
Und da gerade bei einer Ferienwohnung der Maximalgewinn recht einfach berechenbar ist, über den hinaus kein Wachstum möglich ist (so ein Ding ist nun mal nur 52 Wochen im Jahr vermietbar, von denen schon x auch ohne Webseite vermietet werden, Y selbst genutzt werden, und Z terminlich so liegen, dass sie ohnehin auch mit der besten Webseite der Welt nur im glücklichen Einzelfall Geld bringen), dann kommt man recht schnell zu sehr ernüchternden Zahlen, was in so einem Fall sinnvoll investiert werden kann. Und die Zahl ist nun mal weit weg von der, die man bräuchte, um die Sache hochprofessionell zu machen.
Und ich weiß natürlich, dass wir beide da nie auf einen Nenner kommen werden, aber das Web ist voll von „erträglichen“ schlicht gestalteten und technisch für einen Großteil der Nutzer erreich- und nutzbaren Seiten, die so gut wie nichts gekostet haben, aber gemessen am Aufwand durchaus etwas bringen. Und Dinge wie Optimierung für zusätzliche Browser, … fallen unter die klassische 80/20 Regel, wonach man für den Zugewinn der letzten 20% Perfektion schnell bei 80% der Kosten landet. Da sollte man realistisch sein, und den nötigen Kompromiss finden. Kein wirtschaftlich denkender Unternehmer wird - egal ob Webseite oder irgendeine andere Investition - ausschließlich in Richtung Perfektion schielen, sondern immer sehen, was er an Mitteln zur Verfügung hat, und was er durch eine Investition an zusätzlichen Mitteln in die Hand bekommen kann, und dann sehen, was er zwischen Polo und S-Klasse für Dienstwagen, zwischen B&D und Hilti für Elektrowerkzeuge, … anschafft, die für ihn den besten Kompromiss bedeuten.
Ich habe früher in sehr großen IT-Projekten immer genau an der Nahtstelle zwischen Auftraggeber- und Auftragnehmerseite gestanden, und musste natürlich einerseits immer daran interessiert sein, für den Auftragnehmer möglichst dicke und umfangreiche Beauftragungen heraus zu holen. Auf der anderen Seite standen aber nun mal immer deutlich begrenzende Budgetvorgaben, und dann ist es immer die Kunst die einzelnen Anforderungen in Summe im Budget bestmöglich so unterzubringen, dass auch alle beteiligten Fachabteilungen mit dem Ergebnis zufrieden sein können. Kostenschnitte zwischen „perfekter“ und „ausreichender“ Lösung von 1:3 mit dem Ergebnis dann noch zwei weitere Anforderungen unterbringen zu können sind keine Seltenheit.
Ich denke immer noch gerne an einen Termin zurück, indem mir im Rahmen eines sehr großen Webprojekts für einige Mios eine Fachabteilung das Ergebnis monatelanger Konzeptarbeit (oder sagen wir besser Bemühungen) für eine an sich eher triviale Thematik im Versicherungsbereich vorlegte, von der klar war, dass sie zwar Komfortgewinn, aber keinen zusätzlichen wirtschaftlichen Gewinn bedeuten würde. Ich habe mir den Spaß eine halbe Stunde lang angehört, den Leuten auf den Kopf zugesagt, dass das mindestens € 150.000,-- kosten wird, und dieses Geld niemals nicht dafür freigegeben wird, und ich daher auch gar kein Angebot hierzu abgeben werde. Dann bin ich ans Whiteboard gegangen, habe aus dem Stehgreif heraus eine Alternative angepinselt, unten drunter „maximal € 50.000,–“ geschrieben, und habe die Truppe dann „zum Nachdenken“ entlassen. Zwei Tage später kam die Bitte um ein Angebot für exakt diese Lösungsvariante (natürlich jetzt vom Abteilungsleiter in eigenen Worten unter seinem Namen formuliert). Das Ding läuft inzwischen einige Jahre zur vollen Zufriedenheit vom Auftraggeber und seinen Kunden.
BTW: Und auch beim selber lernen sollte man nicht anders vorgehen. Es macht überhaupt keinen Sinn sich über Monate tief in eine Materie einzuarbeiten, aus der man keinen angemessenen wirtschaftlichen Nutzen ziehen kann. Wer es schafft, bei einem Baukastensystem die Finger von zu gewagten Farben und Schriften sowie Effekten zu lassen, kann mit akzeptabler Einarbeitungszeit durchaus akzeptable Ergebnisse erzielen.
Gruß vom Wiz