Wenn das Herz denkt

Hi Thomas,

meine Güte, so viel Ernsthaftigkeit auf einem Haufen!

Hallo,

schau mal auf den Untertitel der Schrift „Die Frage nach dem
Ding“ von Heidegger … Der lautet: „Zu Kants Lehre von
den transzendentalen Grundsätzen“! Heideggers Frage nach dem
Ding ist also explizit an Kant orientiert.

Also das Zitat ist nicht aus dieser Schrift, sondern aus dem Vortrag „Das Ding“ aus den „Vorträgen unf Aufsätzen“, also ca. 1950. Nicht nur hat H. nach der „Wende“ jede Verwandtschaft zum Sprachspiel der kantischen Philosophie zurück gelassen, auch gab es da schon die Debatte, inweifern er in die bewusstseinsphilosophische Tradition einzureihen sei - was ihm natürlich extrem gegen den Strich gegangen ist.

Ich weiß im Moment nicht wirklich, wie Heidegger den
Ausgangssatz von Diana:
„Das Spiegel-Spiel der weltenden Welt entringt als das
Gering des Ringes die einigen Vier in das eigene Fügsame, das
Ringe ihres Wesens. Aus dem Spiegel-Spiel des Gerings des
Ringes ereignet sich das Dingen des Dinges.“
gemeint hat,
weil ich den Zusammenhang gerade nicht greifbar habe.

Ich weiß auch nicht, ob Heidegger zu diesem Zeitpunkt mit der
Formulierung „die einigen Vier“ schon an das „Ge-Viert“ seiner
Architekturtheorie (Himmel, Erde, Göttliches, Sterbliches)
gedacht hat (ich vermute eher, dass er das hier nicht meint).

Dochdoch. Das ist eine der ersten Stellen in seinem Werk, wo er das Ge-Viert anhand des Krug-Wesens erörtert.

ABER:
Es ist sehr leicht, Heidegger Geschwafel vorzuwerfen …
[snip]
Meckern und etwas schlechtmachen und negativ denken kann
jeder, aber schwierige Stellen positiv zu betrachten,
ist eine Kunst.

naja, da muss ich mich entschuldigen, das sind wohl auch so biographische Geschichten. Irgendwann im letzten Jahrhundert habe ich über Heidegger auch meine Diplomarbeit geschrieben, und es hat mich wirklich viel Kraft gekostet, aus diesem hermetischen und, wie ich überzeugt bin, letztlich unfruchtbaren Diskurs heraus zu kommen. Anhand solcher Zitate hab ich dann immer unangenehme flashbacks …

Weil ich jetzt aber schon das Buch geholt habe, zitiere ich noch den Schluss dieses Aufsatzes, für alle, die noch ein bisschen konkrete Poesie interpretieren wollen:

Diesem Geringen gemäß ist das Ding selbst gering und das je weilige Ding ring, [sic!] _unscheinbar fügsam seinem Wesen. Ring ist das Ding: der Krug und die Bank, der Steg und der Pflug … Dinge sind, je weilig nach ihrer Weise dingend, Spiegel und Spange, Buch und Bild, Krone und Kreuz.

Ring und gering aber sind die Dinge auch in der Zahl, gemessen an der Unzahl der überall gleich gültigen Gegenstände, gemessen am unmaß des Massenhaften des Menschen als eines Lebewesens.

Erst die Menschen als die Sterblichen erlangen wohnend die Welt als Welt. Nur was aus Welt gering,_
[sic!] wird einmal Ding.

Stichworte für die Interpretation: hemmungslose Selbstüberschätzung, Kulturpessimismus, elitärer Konservativismus, Antimodernismus.

Zum Weiterinterpretieren empfiehle sich dann der Abschnitt über das „Ge-Schenk des Gusses des Krugwesens“.

*g* nur nicht zu ernst nehmen

Täubchen

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Ok …
Hallo,

meine Güte, so viel Ernsthaftigkeit auf einem Haufen!

tja, mich ärgert es nur, wenn Heidegger-Zitate aus dem Kontext gerissen werden, um sein Denken lächerlich zu machen. Unter Philosophen kann man das machen, wenn man weiß, wie der andere über H. denkt, aber ich halte seine Werke für sehr wichtig (ja, die von Wittgenstein auch!) und meine, dass diese dann davor geschützt werden sollten, aufgrund von Missverständnissen als oberflächlich zu gelten. Jedenfalls danke erstmal für deine freundliche Antwort!

Also das Zitat ist nicht aus dieser Schrift, sondern aus dem
Vortrag „Das Ding“ aus den „Vorträgen unf Aufsätzen“, also ca.
1950. Nicht nur hat H. nach der „Wende“ jede Verwandtschaft
zum Sprachspiel der kantischen Philosophie zurück gelassen,
auch gab es da schon die Debatte, inweifern er in die
bewusstseinsphilosophische Tradition einzureihen sei - was ihm
natürlich extrem gegen den Strich gegangen ist.

Dann ist natürlich sofort klar, das hier das Geviert so gemeint ist, wie ich es nicht vermutete. Mein Kontext war ja der von 1936.

Irgendwann im letzten Jahrhundert
habe ich über Heidegger auch meine Diplomarbeit geschrieben,

Da du hier anonym postest: Könntest du mir per Mail vielleicht nähere Angaben machen? Das interessiert mich sehr.

wie ich überzeugt bin, letztlich unfruchtbaren Diskurs

Da scheinen sich unsere Einschätzungen zu trennen, aber ich bin nicht so zuhause im Spätwerk, weshalb ich nicht wirklich beurteilen kann, ob es so unfruchtbar ist, wie du meinst.

unangenehme flashbacks

Ja, das kann ich wiederum nachempfinden, weil H. eben nicht zu denen gehört, die man so einfach abhaken kann.

noch ein bisschen konkrete Poesie interpretieren wollen:

Stimmt, manche Stellen bei Heidegger lesen sich wirklich wie Lyrik! :smile:
(- und ich werde hier auch keine Interpretation des Kruges liefern -) *gg*

hemmungslose Selbstüberschätzung

Sehe ich nicht!

Kulturpessimismus

Wohl zu Recht im Jahre 1950, oder?

elitärer Konservativismus

Stimmt schon, aber an dieser Stelle doch eher nicht, oder?

Antimodernismus

Zugegeben, ich habe vor kurzem in kleinem Kreis noch einmal ausführlich die Rektoratsrede von 1933 lesen lassen und war - wie jedesmal - doch erstaunt über diese merkwürdigen Verschiebungen bei H. Einerseits ein Impetus, noch nicht Gedachtes zu Denken - und damit die Gegenwart zu überwinden, hinter sich zu lassen - - - und andererseits diese wirklich fürchterliche Schneckenhausmentalität. Wahrscheinlich kann man nicht alles von einer Person gleichzeitig verlangen …

Zum Weiterinterpretieren empfiehle sich dann der Abschnitt
über das „Ge-Schenk des Gusses des Krugwesens“.
*g* nur nicht zu ernst nehmen

Ich werde mir - wenn es hier wieder möglich ist (im Moment zieht unsere UB um) - das ganze „Ding“ *gg* nochmal „besorgen“ (sic!, *g*)!

Herzliche Grüße

Thomas

(Und wenn du dir nochmal überlegst, ob du es wagen könntest, dich mir gegenüber zu outen, wäre ich dankbar.)

Nun, der link in Deinem posting scheint ein nicht unseriöser zu sein, der führt das Zitat auf Hannah Arendt zurück.
So frage ich mich, wer bist denn Du, dass Du dermaßen unfundiert mal eben eine solche Bewertung abgeben kannst:…

derartiges Schmalz unterjubelt, und obendrein auch noch völlig
sinnentleertes.

Die Spur führt auf einen Autor, der lauter solches Blabla im
Selbstverlag publiziert und der aus der Rudolf-Steiner-Ecke
kommt …

…und ganz nebenbei in nicht ebenfalls nicht sonderlich fundierter Form die „Rudolf Steiner- Ecke“ abwerten kannst.
Ich nehme an, Du hast zumindest einige Werke von Steiner gelesen und verstanden?
Und welcher Autor ist denn nun überhaupt gemeint, das geht aus dem link nämlich nicht hervor, nur um sicherzugehen, dass er auch wirklich aus der Anthroposophie, so heisst es richtig, kommt?

Gruß, Kopfschütteln, Flora

http://www.google.de/search?hl=de&ie=ISO-8859-1&q=%2…

Gruß

Metapher

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Hallo Thomas,
„von den Möglichkeiten der Philosophie enttäuschter…“
Das wäre doch mal ein wirklich den Punkt, der vielleicht doch den einen oder die andere berührt, treffender Ansatz, aus dem sich was machen liesse.
So Recht Du auch meist hast, und so exakt und sauber Du immer wieder argumentierst, irgendwas fehlt hier einfach, und das lässt mich schon lange am Nutzen der Philosophie zweifeln, es fehlt die Ganzheitlichkeit und die Menschlichkeit.
Was Du schreibst, was andere hier schreiben klingt für meinen Geschmack oft genug so, wie wenn es sich auch von besseren Computern oder noch besserern Robotern ohne weiteres produzieren liesse.
Wissenschaftlich nichts dagegen einzuwenden, klinisch sauber, aber völlige Abspaltung zwischen Verstand und Spüren.
Das ist Philosophie…dann bleibt die Frage nach dem Sinn derselben…ein Spiel bestenfalls… aber da waren wir, glaube ich schon mal.(Ich bin die, die Wilber liest…)
Gruß,Flora

Wo man steht, oder zu stehen meint, definiert sich auf einer Ebene immer im Bezug auf das Umfeld…will sagen, vielleicht ist das hier einfach ein unpassendes Umfeld, und Du bist völlig OK???
Viele Grüße,
Flora

von der Philosophie enttäuscht
Hallo Flora,

„von den Möglichkeiten der Philosophie enttäuschter…“
Das wäre doch mal ein wirklich den Punkt, der vielleicht doch
den einen oder die andere berührt, treffender Ansatz, aus dem
sich was machen liesse.

wenn wir zunächst bei Hannah Arendt bleiben, so ist die Situation hier natürlich eine andere. Hannah Arendt war bis zu ihrer Promotion 1929 über den „Liebesbegriff bei Augustin“ noch ganz im Rahmen der Philosophie geblieben, indem sie die verschiedenen Liebesbegriffe (appetitus (!)*g*, cupiditas und caritas) bei Augustinus differenziert und vergleichbar gemacht hat. Ihre Enttäuschung über die Möglichkeiten der Philosophie beziehen sich auf ihre Untergrundarbeit und ihre Emigration im Jahre 1933 (sie war jüdischer Herkunft) und also auf den mangelnden Einfluss der Philosophie auf die Politik. Ihre Untersuchungen über den Totalitarismus (1951), über „Eichmann in Jerusalem“ (1963) sind denn auch mehr politiktheoretische Werke, also Werke der politischen Philosophie. Diese Enttäuschung meinst du vermutlich nicht.

So Recht Du auch meist hast, und so exakt und sauber Du immer
wieder argumentierst, irgendwas fehlt hier einfach, und das
lässt mich schon lange am Nutzen der Philosophie zweifeln, es
fehlt die Ganzheitlichkeit und die Menschlichkeit.

Wenn du der Philosophie Unmenschlichkeit vorwirfst, dann tust du das vermutlich, weil dir der Gefühlsaspekt zu wenig berücksichtigt scheint. Und so ganz Unrecht hast du damit ja nicht - nur: Woran es in der gesamtgesellschaftlichen und genauso in der einzelpsychologischen Wirklichkeit fehlt, ist nicht das Gefühl. Gerade etwa in der Politik (ich nenne nur die gerade aktuell besonders hervortretende amerikanische Regierung, ohne das hierauf beschränken oder gar agitieren zu wollen) ist das Gefühlsmoment eher zu groß als zu klein. Woran es mangelt, ist die rationale Beurteilung. Insofern ist es falsch, der Philosophie vorzuwerfen, sie lasse die Ganzheitlichkeit außer Acht. Im Gegenteil: Sie macht sie erst möglich, indem sie den unterrepräsentierten Anteil stärkt. Der andere Teil erhält sich von selbst.

Was Du schreibst, was andere hier schreiben klingt für meinen
Geschmack oft genug so, wie wenn es sich auch von besseren
Computern oder noch besserern Robotern ohne weiteres produzieren liesse.

Es ist ein Missverständnis, wenn du meine Äußerungen so verstehst, als wolle ich die Gefühllosigkeit stärken. Das ist nicht der Fall. Es ist nur so, dass es Punkte gibt, an denen es besser ist rational zu sein, ebenso wie es Punkte gibt, an denen die Rationalität überhaupt nicht weiter hilft, ja geradezu schädlich wirkt. Die Frage ist nur, wo sich diese Punkte befinden - und da meine ich, die besseren Argumente zu haben.

Wissenschaftlich nichts dagegen einzuwenden, klinisch sauber,
aber völlige Abspaltung zwischen Verstand und Spüren.

Nein, keine völlige Abspaltung, sondern ein Anwenden der jeweiligen Vermögen dort, wo sie hingehören.

Das ist Philosophie…dann bleibt die Frage nach dem Sinn
derselben…ein Spiel bestenfalls… aber da waren wir, glaube
ich schon mal.(Ich bin die, die Wilber liest…)

Jaja, ich weiß :smile: ! Der Grundirrtum (auch der Wilbers) besteht meiner Ansicht nach darin, dass man Philosophie als Problem lösung ansieht und damit etwas von der Philosophie fordert, was sie - mit guten Gründen - nicht leisten will und kann. Philosophie ist eben keine Weisheitslehre, sondern - wie der Name sagt - lediglich die Liebe zur Weisheit. Und das bedeutet auch , dass philosophische „Lösungen“ selten endgültige Lösungen bieten können, gerade weil es nicht ihre Aufgabe ist, den Denkern das Denken abzunehmen, sondern weil sie in der Tradition der „philosophia perennis“ (der „immerwährenden Philosophie“) auf die Problemzonen nicht nur des Fühlens, sondern auch des Denkens, mithin aller menschlichen Vermögen, aufmerksam machen soll.

Zu den Ganzheitstheorien wäre noch zu bemerken, dass der Ansatz als solcher ja nicht unrichtig ist, sondern eher, dass die vorliegenden Ausführungen mangelhaft sind. Und sie sind aus meiner Sicht deshalb mangelhaft, weil sie nicht den Weg über die Philosophie suchen, sondern an der Philosophie vorbei gehen, indem sie die Synthese vor die Analyse setzen. Mit anderen Worten: Wenn ich das, was ich synthetisiere, nicht vorher auf seine Tauglichkeit analysiert habe, dann ist die Gefahr groß, dass sich das Syntheseprodukt aus untauglichen Teilen zusammensetzt.

Vielleicht sagt dir das leider (auch von Wilber) überstrapazierte Bild weiter, das Wittgenstein gebraucht hat: die Leiter, die ich - nachdem ich oben angekommen bin - wegwerfe, weil ich sie nicht mehr brauche. Das Problem der mir bekannten Ganzheitstheoretiker liegt zum großen Teil darin, dass sie mit der Ganzheit anfangen, bevor sie die Leiter emporgestiegen sind. Wenn du jetzt sagst, Wilber sei aber ein Gegenbeispiel, dann magst du für ihn Recht haben, aber eben nur für ihn selbst als Person. Als Person mag er die Ratio kennen gelernt haben, aber leider findet sich in seinen Büchern nichts mehr davon. Es fehlt also - wenn die Ratio tatsächlich vorhanden sein sollte - sozusagen die pädagogische Komponente, die den Wert der Ratio betont. Und gerade indem diese Komponente fehlt, mangelt es an echter Ganzheitlichkeit. Denn - ich deutete es schon an - Ganzheitlichkeit bedeutet nicht eine irgendwie geartete „Befreiung“ von der Ratio, sondern gerade genau das Gegenteil: ein Denken, das sich seiner Grenzen bewusst ist - allerdings eben in der Tat aufgrund denkerischer Ergebnisse.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hallo Thomas,

Ihre Enttäuschung über die Möglichkeiten der Philosophie

beziehen sich auf ihre Untergrundarbeit und ihre Emigration im
Jahre 1933 (sie war jüdischer Herkunft) und also auf den
mangelnden Einfluss der Philosophie auf die Politik. Ihre
Untersuchungen über den Totalitarismus (1951), über „Eichmann
in Jerusalem“ (1963) sind denn auch mehr politiktheoretische
Werke, also Werke der politischen Philosophie. Diese
Enttäuschung meinst du vermutlich nicht.

Nein, nicht wirklich, obwohl auch hier sich zeigt, dass Philosophie eben über ein Spiel, das seine Reize durchaus hat, nicht hinaus geht.
Sie konnte nicht die politischen Verhältnisse beeinflussen, weil eben Leben wesentlich komplexer ist, und auf einer ganz anderen Ebene stattfindet, als Verstand.
Im Übrigen empfinde ich Frau Ahrendt´s Werke gerade dort durchaus bewusstseinsverändernd, wo sie die philosophische Ebene verlässt.
Habe nie verstanden, warum nicht ihre Bücher in den Schulen zum Thema Deutschlandvergangenheit gelesen werden.

Wenn du der Philosophie Unmenschlichkeit vorwirfst, dann tust
du das vermutlich, weil dir der Gefühlsaspekt zu wenig
berücksichtigt scheint. Und so ganz Unrecht hast du damit ja
nicht - nur:

Es passiert Dir hin und wieder, dass Du Schlüsse ziehst, die Du nicht überprüfst am Gegenüber, und darauf Thesen aufbaust.
Es geht mir nicht um den Gefühlsaspekt- das ist wichtig-, auf die Gefahren dieses Weges weist Du ja z. B. am Amerikabeispiel hin.
Auf der Gefühlsebene gibt es einen Haufen unreifer, unerlöster und destruktiver Muster, die sich geradezu anbieten, sie in der Projektion auszuagieren.
So kam es ja auch zum heiligen Krieg des Herrn Bush, aber das ist ein anderes Thema.
Was ich gesagt habe, war „Spüren“.
Mit Spüren meine ich, als ganzes Wesen, ohne Verstand, welcher nur Werkzeug sein darf, isoliert zu haben, die Angemessenheit in einer Situation zu erspüren. Es kommt dem Begriff der Intuition nahe, und setzt unbedingt Bewusstsein vorraus.
Herr Bush, um im Beispiel zu bleiben, agiert ja in seinem Gefühl hochgradig unbewusst.
So mag ich auch einen Begriff, der aus der Jungianischen Richtung kommt, „Spürbewusstsein“.

Woran es in der gesamtgesellschaftlichen und

genauso in der einzelpsychologischen Wirklichkeit fehlt, ist
nicht das Gefühl. Gerade etwa in der Politik (ich nenne nur
die gerade aktuell besonders hervortretende amerikanische
Regierung, ohne das hierauf beschränken oder gar agitieren zu
wollen) ist das Gefühlsmoment eher zu groß als zu klein. Woran
es mangelt, ist die rationale Beurteilung.

Vollste Zustimmung.

Insofern ist es

falsch, der Philosophie vorzuwerfen, sie lasse die
Ganzheitlichkeit außer Acht. Im Gegenteil: Sie macht sie erst
möglich, indem sie den unterrepräsentierten Anteil stärkt. Der
andere Teil erhält sich von selbst.

Wenn das Dein Weg ist, dann habe ich vielleicht ihn nun ein bisschen besser verstanden und respektiere ihn, aber habe da so meine Bedenken.
Ich glaube nicht, dass in unserer Zeit, die sich durch eine hochgradige Tendenz zur Spaltung auszeichnet, insbesondere zur Abspaltung von Gefühlen, die sich in Folge dann verselbstständigen,das ein weiser Weg ist.
Ich glaube unbedingt, dass Ganzheitlichkeit, und vor allem ein glasklares Bewusstsein in möglichst jedem Moment vonnöten sind, um den Karren aus dem Dreck zu fahren.
Mit einem gut gepflegten Werkzeug Verstand, liebevoll gesehenem Kind „Gefühl“ ,integriert in die Seele, die dieses Werkzeug nutzt, um ihre Kinder immer weiter reifen zu lassen, und die auf ihrer Ebene Spaltung nicht kennt.

Es ist ein Missverständnis, wenn du meine Äußerungen so
verstehst, als wolle ich die Gefühllosigkeit stärken.

Nein, nicht Gefühllosigkeit stärken,das ist wieder eine ungeprüfte, falsche Annahme.
Ich behauptete damit, dass mir das „Spürbewusstsein“ in der Philosophie fehlt.
Computer haben nicht nur keine Gefühle (ein Glück, dass sie die nicht haben), sondern vor allem auch keine Seele, und kein Bewusstsein.

Das ist

nicht der Fall. Es ist nur so, dass es Punkte gibt, an denen
es besser ist rational zu sein, ebenso wie es Punkte gibt, an
denen die Rationalität überhaupt nicht weiter hilft, ja
geradezu schädlich wirkt.

Und meine Antwort wirst Du Dir denken können- ich meine, es ist nie gut zu spalten.
Und es ist in jeder Lage wichtig, bewusst zu sein.

Jaja, ich weiß :smile: ! Der Grundirrtum (auch der Wilbers)
besteht meiner Ansicht nach darin, dass man Philosophie als
Problem lösung ansieht und damit etwas von der
Philosophie fordert, was sie - mit guten Gründen - nicht
leisten will und kann. Philosophie ist eben keine
Weisheitslehre, sondern - wie der Name sagt - lediglich die
Liebe zur Weisheit.

Das ist sehr fein ausgedrückt, wobei ich nach wie vor meine, dass ein wesentlicher Punkt nachhaltig fehlt, solange bleibt es immer nur -relatives- Wissen, und somit ein Spiel, und kann nicht Weisheit werden.

Und das bedeutet auch , dass

philosophische „Lösungen“ selten endgültige Lösungen bieten
können, gerade weil es nicht ihre Aufgabe ist, den Denkern das
Denken abzunehmen, sondern weil sie in der Tradition der
„philosophia perennis“ (der „immerwährenden Philosophie“) auf
die Problemzonen nicht nur des Fühlens, sondern auch des
Denkens, mithin aller menschlichen Vermögen, aufmerksam machen
soll.

Und das gelingt mal besser und mal schlechter…

Zu den Ganzheitstheorien wäre noch zu bemerken, dass der
Ansatz als solcher ja nicht unrichtig ist, sondern eher, dass
die vorliegenden Ausführungen mangelhaft sind. Und sie sind
aus meiner Sicht deshalb mangelhaft, weil sie nicht den Weg
über die Philosophie suchen, sondern an der Philosophie vorbei
gehen, indem sie die Synthese vor die Analyse setzen. Mit
anderen Worten: Wenn ich das, was ich synthetisiere, nicht
vorher auf seine Tauglichkeit analysiert habe, dann ist die
Gefahr groß, dass sich das Syntheseprodukt aus untauglichen
Teilen zusammensetzt.

Das ist per definition unmöglich und auch nicht erstrebt, weil dann ja wieder ein Teil, ein Werkzeug zu viel mehr gemacht würde, als es sein kann.
Unter Ganzheitlichkeit verstehe ich auch mitnichten von der Verstandesebene her gesehen, möglichst gut zu sein, oder „richtig“, es ist hier ja, u.a. bei Wilber ein völlig anderer Ansatz, den man nicht verstehen und zerlegen kann, den man einfach praktizieren kann- oder auch nicht.
will sagen, Philosophie ist nicht in der Lage, Mystik zu beurteilen.

Vielleicht sagt dir das leider (auch von Wilber)
überstrapazierte Bild weiter, das Wittgenstein gebraucht hat:
die Leiter, die ich - nachdem ich oben angekommen bin -
wegwerfe, weil ich sie nicht mehr brauche.

Das ist ein Weg unter vielen.Meiner wäre es nicht.Warum denn die Leiter wegwerfen???
Wen stört denn die Leiter?

Das Problem der mir

bekannten Ganzheitstheoretiker liegt zum großen Teil darin,
dass sie mit der Ganzheit anfangen, bevor sie die Leiter
emporgestiegen sind.

Nun, ich messe der Leiter einfach nicht die Bedeutung bei, die Du ihr gibst.Und vor allem identifiziere ich mich nicht mit ihr.

Wenn du jetzt sagst, Wilber sei aber ein

Gegenbeispiel, dann magst du für ihn Recht haben, aber eben
nur für ihn selbst als Person. Als Person mag er die Ratio
kennen gelernt haben, aber leider findet sich in seinen
Büchern nichts mehr davon. Es fehlt also - wenn die Ratio
tatsächlich vorhanden sein sollte - sozusagen die pädagogische
Komponente, die den Wert der Ratio betont.

Nun, das ist ja zwischen uns strittig und wird es wohl auch bleiben.

Und gerade indem

diese Komponente fehlt, mangelt es an echter Ganzheitlichkeit.
Denn - ich deutete es schon an - Ganzheitlichkeit bedeutet
nicht eine irgendwie geartete „Befreiung“ von der Ratio,
sondern gerade genau das Gegenteil: ein Denken, das sich
seiner Grenzen bewusst ist - allerdings eben in der Tat
aufgrund denkerischer Ergebnisse.

Und den letzten halben Satz nach dem Bindestrich stelle ich in Frage, ansonsten sind wir uns einig.
Es geht nicht um das Loswerden von irgendwas, auch Wilber nicht, es geht um Bewusstsein, und aus dem ergibt sich, dass Verstand nicht mehr als ein Werzeug ist, und zu diesem Schluss kann man eben auch durch ein tieferes „Wissen“, als das das Verstandes kommen.

Viele Grüße,
Flora

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unsere Differenz
Hallo Flora,

ich denke, unsere Differenz ist gar nicht so groß, nur dass dir eben die Ratio zu trocken ist und mir das Spüren zu diffus.

Für falsch halte ich deine Meinung

dass Philosophie eben über ein Spiel, das seine Reize durchaus hat,
nicht hinaus geht.

  • das kann man nun wirklich nicht sagen. Allenfalls gilt das für die reine (aber auch wirklich nur für die reine) Philosophiehistorisiererei, wo die Philosophie dem Alltag nichts mehr zu sagen hat. Aber selbst hier würde ich sagen, dass es nicht wirklich nur ein Spiel ist, eher vielleicht die nötige Zuarbeit für die Anderen, die darüber hinausgehen wollen.

Habe nie verstanden, warum nicht ihre Bücher in den Schulen
zum Thema Deutschlandvergangenheit gelesen werden.

Auszüge aus „Eichmann in Jerusalem“ werden - soweit ich weiß - durchaus gelesen bzw. liegen gedruckt in Schulbüchern vor.

Es passiert Dir hin und wieder, dass Du Schlüsse ziehst, die
Du nicht überprüfst am Gegenüber, und darauf Thesen aufbaust.

Wenn du das Wort „wenn“ durch das Wort „falls“ ersetzt, dann hast du meine Absicht besser beschrieben. Ich ordne dir nicht zu, sondern formuliere mögliche Antworten von dir und beantworte sie prophylaktisch. Wenn etwas davon nicht zutrifft, ist das doch in Ordnung. Ich schreibe nur nicht jedesmal dazu, dass die Bemerkung hypothetisch gemeint ist.

Es geht mir nicht um den Gefühlsaspekt- das ist wichtig-, …
Was ich gesagt habe, war „Spüren“.

Die Gefahren für solch ein Spüren sind aus meiner Sicht zu groß, selbst wenn es im positiven Sinne gelegentlich wertvoll ist.

Mit Spüren meine ich, als ganzes Wesen, ohne Verstand, welcher
nur Werkzeug sein darf, isoliert zu haben, die Angemessenheit
in einer Situation zu erspüren. Es kommt dem Begriff der
Intuition nahe, und setzt unbedingt Bewusstsein vorraus.

Das Thema der Angemessenheit ist seit der Antike ein philosophisches Thema.
Das richtige Maß wird schon bei den Vorsokratikern diskutiert. Was die Angemessenheit von Situationen angeht, so interessiert mich das selbst brennend, weil ich darüber schon seit etwa 10 Jahren intensiv nachdenke. Allerdings meine ich das Problem nicht durch Intuition oder „Spüren“ lösen zu können/dürfen/müssen, sondern durch logische Analyse von Situationskonstanten. Freilich würde eine eingehende Diskussion hier zu weit führen, ich wollte nur deutlich machen, dass ich an derselben Sache interessiert bin. Was mir bei deiner Formulierung missfällt, ist die aus meiner Sicht unkritische Verwendung des Begriffs „Bewusstsein“. Jedenfalls sagt der Begriff so verwendet nicht sehr viel aus.

[Wenn (falls *g*) es dich interessiert, habe ich auch einen moderneren Literaturtipp: Klaus Günther, Der Sinn für Angemessenheit. Anwendungsdiskurse in Moral und Recht, Frankfurt 1988 (Günther ist Habermas-Schüler). Der Ansatz geht mir nicht weit genug, ist aber - wie ich finde - bedenkenswert.]

So mag ich auch einen Begriff, der aus der Jungianischen
Richtung kommt, „Spürbewusstsein“.

Ich kenne Jung recht gut (wenn auch nur aus dem Gedächtnis - lange her), aber an diesen Begriff erinnere ich mich nicht. Die Gefährlichkeit des Jungschen Ansatzes ist dir bewusst? Ich will den Ansatz von Jung ja nicht schlecht machen, ich habe ihn sogar lange für den einzig richtigen gehalten, aber die möglichen (!) Gefahren sind doch zu groß, denke ich.

Woran es mangelt, ist die rationale Beurteilung.

Vollste Zustimmung.

Das wundert mich jetzt aber sehr …

Ich glaube nicht, dass in unserer Zeit, die sich durch eine
hochgradige Tendenz zur Spaltung auszeichnet, insbesondere zur
Abspaltung von Gefühlen, die sich in Folge dann
verselbstständigen,das ein weiser Weg ist.

Ganz richtig, die Abspaltung von Gefühlen ist ein Irrweg, das sehe ich auch so. Nur würde ich sagen, dass die nötige Integrierung von Gefühlen nur dann sinnvoll möglich ist, wenn man *intern sozusagen* klar trennt. Wer diese Trennung als Spaltung bezeichnet, der überstrapaziert schon in der Begrifflichkeit. Eigentlich ist die Gleichsetzung von Trennung und Spaltung schon ein Beispiel dafür, dass die Trennung (und eben nicht die Spaltung) notwendig ist, nämlich sozusagen die Trennung zwischen „Spaltung“ und „Trennung“. Nenn es meinetwegen „Differenzierung“, aber es kommt auf dasselbe hinaus. Wer zuviel vermischt, hat am Ende keine Möglichkeit mehr, sein eigenes Handeln zu bewerten - und das hat seinen Grund darin, dass die Wertung schon in der Handlung steckt und damit immun wird gegen Argumente.

Ich behauptete damit, dass mir das „Spürbewusstsein“ in der
Philosophie fehlt.

Es fehlt nicht, es ist nicht das Thema der Philosophie.

Computer haben nicht nur keine Gefühle (ein Glück, dass sie
die nicht haben), sondern vor allem auch keine Seele, und kein
Bewusstsein.

Der Begriff „Seele“ ist so vieldeutig, dass man mit ihm alles und also gar nichts besagt. Die Verwendung des Begriffs „Seele“ ist ein Appell, aber die Seele ist keine sinnvolle Entität. Ich kann natürlich - wie Jung das gemacht hat - die Seele definieren und vom Ich absetzen etc. Aber was ist damit gewonnen?

ich meine, es ist nie gut zu spalten.

Aber ich hoffe, dass man differenzieren darf.

Und es ist in jeder Lage wichtig, bewusst zu sein.

Das sagt mir nichts, weil das Wort „bewusst“ sich nicht selbst bewusst ist (wenn ich das mal etwas überspitzt formulieren darf).

solange bleibt es immer nur -relatives- Wissen, und somit ein Spiel, und kann
nicht Weisheit werden.

Hier wirfst du wieder alles in einen Topf. Nur weil es „relativ“ ist, soll es ein „Spiel“ sein? Warum denn das? Und „Weisheit“ will ich nicht beurteilen, die Philosophie setzt sich nicht umsonst von Weisheitsansprüchen ab. Ich zitiere Nietzsche, der nun wirklich nicht im Ruf steht, „wissenschaftlicher Philosoph“ zu sein: „Der falsche Gegensatz von vita practica und contemplativa ist asiatisch. Die Griechen verstanden es besser.“ (aus: „Wissenschaft und Weisheit im Kampfe“)

Und das gelingt mal besser und mal schlechter…

Das gilt für alles Menschliche, selbst für das „Spüren“.

Das ist per definition unmöglich und auch nicht erstrebt, weil
dann ja wieder ein Teil, ein Werkzeug zu viel mehr gemacht
würde, als es sein kann.

Deswegen kritisiere ich ja die Definition, weil sie der Sache nicht gerecht wird.

Philosophie ist nicht in der Lage, Mystik zu beurteilen.

Einverstanden, nur will sich Mystik ja auch nicht mitteilen. Mit anderen Worten: Jedes Plädoyer für Mystik ist ein Widerspruch in sich.

Das ist ein Weg unter vielen.Meiner wäre es nicht.Warum denn
die Leiter wegwerfen???
Wen stört denn die Leiter?

Auch einverstanden. Nur: Viele Ganzheitstheoretiker nehmen statt der Leiter lieber die bequemere Treppe oder gleich den Lift (wenn du verstehst, was ich damit sagen will).

Nun, ich messe der Leiter einfach nicht die Bedeutung bei, die
Du ihr gibst.Und vor allem identifiziere ich mich nicht mit ihr.

Was soll denn das heißen? Identifikation als Vorwurf? Nein, das kann nicht dein Ernst sein. Philosophie ist mein Beruf, und weil ich meinen Beruf ernst nehme, versuche ich ihn, gut zu machen. Dass die Philosophie aufgrund ihres besonderen Status auch ins Privatleben reicht (jedenfalls bei mir), müsste von dir doch eigentlich positiv gewertet werden (weil ich nicht zwischen Beruf und Leben trenne - oder spalte, wenn du willst). Spaltest du nur da, wo es dir gerade passt? Ich sehe da einen Widerspruch.

es geht um Bewusstsein, und aus dem ergibt sich, dass
Verstand nicht mehr als ein Werzeug ist, und zu diesem Schluss
kann man eben auch durch ein tieferes „Wissen“, als das das
Verstandes kommen.

Dazu bedarf es dieses „tieferen Wissens“ eigentlich nicht, denn jeder, der Philosophie richtig betreibt, weiß das schon (seit der Antike). Was du kritisierst, sind Auswüchse, aber indem du die Auswüchse kritisierst, schüttest du das Kind mit dem Bade aus. Es ist nicht die Philosophie, die das Maß verloren hat, sondern es sind die, die behaupten, „tieferes Wissen“ (als das der Philosophie) zu haben: Denn diese Menschen dürfen fröhlich spalten (zwischen Wissenschaft und Weisheit, zwischen Denken und Fühlen, zwischen Wissen und Handeln), aber sie verbieten den Anderen einfache und notwendige Differenzierungen. Das ist der - eigentlich offensichtliche - Fehler.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

logique du coeur

Nun, der link in Deinem posting scheint ein nicht unseriöser
zu sein, der führt das Zitat auf Hannah Arendt zurück.

In dem google-Link war zum Zeitpunkt meines Postings der Verweis auf die 3sat-Sendung noch nicht enthalten (siehe deren Datum). Genau deshalb fragte ich nach einem Hinweis auf die Sendung. Aber auch, wenn nun klar ist, daß ein Teil des Zitates von ihr stammt, sehe ich keinen Anlaß, meine Charakterisierung des ganzen Zitates zu revidieren (s.u.).

So frage ich mich, wer bist denn Du

Seltsame Frage von jemandem mit einer völlig leeren ViKa :smile:

… dass Du dermaßen unfundiert mal eben eine solche Bewertung abgeben kannst

für unfundierte Bewertungen bin ich bekannt hier :smile:

und der aus der Rudolf-Steiner-Ecke kommt …

…und ganz nebenbei in nicht ebenfalls nicht sonderlich fundierter Form die „Rudolf Steiner- Ecke“ abwerten kannst.

Ich konnte nicht wissen, da es ja nicht das Thema war, daß du Fundierteres zu Steiner wissen wolltest. Außerdem ist „und“ eine Konjunktion und leitet weder einen Kausal- noch einen Konsekutivsatz ein.

Ich nehme an, Du hast zumindest einige Werke von Steiner gelesen und verstanden?

Ich verstehe nie, was ich lese und ich mache fast nur Bemerkungen über etwas, das ich nicht gelesen habe.

Und welcher Autor ist denn nun überhaupt gemeint, das geht aus dem link nämlich nicht hervor

Doch, steht drin im Link. Ein Zitat aus seiner Autobiographie: „Ich selbst lebe im Gedankengut Steiners, in diesem gewaltigsten Vermächtnis an die Menschheit“

*schmunzel*

Aber ist wurscht, weil es um ihn ja nicht geht.

… nur um sicherzugehen

da ich nie lese, was ich kommentiere, ist das auch nötig.

… Anthroposophie, so heisst es richtig,

Da wär ich aber jetzt nicht drauf gekommen. Herzlichsten Dank!

Der erste Teil des Zitates von H.A., der die Umkehrung der Metaphorik der Aktivitäten des „Kopfes“ und des „Herzens“ markiert, steht in einer in der Philosophiegeschichte sehr bedeutsamen Tradition der sog. „doppelten Logik“, wie du ganz sicher weißt, die bereits in der Scholastik angesprochen, von Nikolaus von Kues diskutiert wurde, und die dann vor allem bei Blaise Pascal (Pensées …) als „logique du coeur“ eine zentrale Rolle spielt, und u.a. von Goethe in Gestalt der Auseinandersetzung zwischen Faust und Mephisto expliziert wird. Insofern beruft sich H.A. zu Recht auf etwas, das in seiner ungeheuren Tragweite lange erkannt war. Das ist gut so.

Der zweite Teil des Zitates behauptet dies aber als „Raum, in dem es zu leben lohnt“. Und auch in dem neueren Link ist aber genau dies nicht(!) als wörtliches Zitat von ihr ausgewiesen! Und ich bezweifle nach wie vor, daß eine Philosophin dieses Formates, die daher selbstverständlich der Präsuppositionslogik mächtig ist, sich exakt so formulieren sollte: Denn indem etwas als lebenslohnend charakterisiert wird, wird zugleich gesagt, daß es ohne dies nicht zu leben lohne. Da aber eine verantwortliche Anthropologie des XX. Jahrhunderts niemals irgendetwas Menschliches als nicht-lebenslohnend behaupten kann, halte ich diesen zweiten Teil nachwievor für unreflektiertes Blabla - selbst wenn es wieder Erwarten doch von H.A. sein sollte.

Denn auch die Metapher des denkenden „Kopfes“ und des fühlenden „Herzens“ ist eine genuin menschliche Charakteristik. Man denke auch an Goethes „wenn du’s nicht fühlst, du wirst es nicht erlangen“ (Faust an seinen „kopflastigen“ Assisteten Wagner) …

Soweit der Kommentar von einem, der von Philosphie keine Ahnung hat, keine Bücher liest, und nur Unfundiertes outet (siehe http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…)

Herzliche(!) Grüße

Metapher

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Hi, Metapher,
Tja, ist zwar nett und heimelig mit dem Herz zu denken, aber manchmal gelingt diese Aktivität mit dem Gehirn um etliches besser und erfolgreicher. :smile:
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/www/service.fpl?..
Unser Blümchen gehört zu den Eintagsblühern.
Gruß
Eckard

Dass man sich so …
desavouieren kann!!!

Fritz

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uiii… ich glaube ich habe genau diese Sendung gesehen :smile:)

http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/kultu…

Und das Zitat klingt in der Tat etwas anders, naemlich:
"Wenn das Herz denkt und der Kopf fühlt“, (dann öffnen wir einen Raum des Realen, in dem es sich zu leben lohnt.)
Aber ich denke der Teil, der in Klammern steht gehoert wohl nich dazu?!

Soweit der Kommentar von einem, der von Philosphie keine
Ahnung hat, keine Bücher liest, und nur Unfundiertes outet

Naja, auf der liniear rationalen Ebene magst Du viel wissen und viel gelesen haben, meine Antwort bezog sich jedoch weniger auf diese, und wenn das nicht angekommen ist, dann ist es auch nicht dramatisch.
Ein bisschen fällt mir allerdings auf, wie Du die rationale Ebene, die Du offenbar vortrefflich beherrscht, benutzt, um abzuwehren, was nun für mich nicht gerade von Format und Niveau zeugt.
Dann man noch viel Erfolg mit der Online-Beratung, mit dieser Form ist ja auch dafür gesorgt, dass nicht zu viel Berührung stattfinden kann…

Sei schön gegrüßt, Flora

(siehe
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…)

Herzliche(!) Grüße

Metapher

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Hallo Thomas,
ich denke nicht, dass wir da je auf einen Nenner kommen werden, habe beim lesen auch wiederholt das Gefühl, das Wort im Mund herumgedreht zu bekommen, dann gibst Du Antworten, die mit dem, was ich gesagt habe nichts zu tun haben. Vielleicht habe ich mich auch zu unklar ausgedrückt, dann müsste es heissen…„mit dem, was ich gemeint habe“.
Zum Teil sind mir Deine Ansätze auch völlig fremd, genauso, wie Dir meine wohl teilweise fremd vorkommen.
Uns unterscheidet vieles, und so möchte ich jetzt eigentlich auch nicht mehr viel weiterschreiben, ausser dass ich Respekt habe vor dem Weg, den Du gehst, so weit ich ihn nachvollziehen kann, und ich niemals den Anspruch aufbringen könnte, Dich nun von der Besserheit meines Weges zu überzeugen.
Das wäre absurd, weil es gibt keinen besseren Weg.
Den Versuch habe ich auch an keiner Stelle unternommen, denn es besteht in der Tat aus mystischer Sicht kein Anlass, irgendjemanden zu überzeugen.
Noch kurz zu Jung, das „Spürbewusstsein“ wurde so formuliert von Peter Schellenbaum, nicht von Jung selber.
Über die Gefahren dieses Weges möchte ich aber nun wirklich nicht diskutieren, weil ich mir ganz sicher bin, dass mein Zugang zu Jungs Werk und dem seiner Nachfolger ein sehr anderer ist als Deiner.
Das behaupte ich mal so ganz ungeprüft.
Mag ich gern glauben, dass für Freunde des Rationalen dieser Ansatz Gefahren birgt…
Ich wünsche Dir alles Gute und möchte noch mal betonen, dass ich große Achtung vor dem habe, was ich hier so von Dir mitbekomme.

Gruß
Flora

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so richtig berührt gefühlt

Naja, auf der liniear rationalen Ebene magst Du viel wissen
und viel gelesen haben, meine Antwort bezog sich jedoch
weniger auf diese
, und wenn das nicht angekommen ist, dann ist
es auch nicht dramatisch.

Doch doch, herzallerliebste Flora, deine Antwort war angekommen: Du schriebst:

So frage ich mich, wer bist denn Du, dass Du dermaßen unfundiert mal eben …

…und ganz nebenbei in nicht ebenfalls nicht sonderlich fundierter Form … Ich nehme an, Du hast zumindest einige Werke … gelesen und verstanden?

Gruß, Kopfschütteln, Flora

und damit ist ziemlich fundiert rübergekommen, was du mir mit unter „mit dem Kopf fühlen, mit dem Herzen denken“ vermitteln wolltest … ganz ehrlich, Hand aufs Herz!

Mein Kopf ist leider nicht imstande, zu fühlen, was du mit „linear rationale Ebene“ meinst, aber mein Herz denkt, daß es ein Kompliment sein soll, auf das ich richtig stolz bin, echt: denn „linear“ ist zumindest 1 Dimension mehr als ein Punkt.

Ein bisschen fällt mir allerdings auf, wie Du die rationale
Ebene, die Du offenbar vortrefflich beherrscht, benutzt, um
abzuwehren, was nun für mich nicht gerade von Format und
Niveau zeugt.

Neinnein - ich hab mich schon echt berührt gefühlt von deinen von deinem Herzen kommenden Worten :smile:)

Dann man noch viel Erfolg … dass nicht zu viel Berührung stattfinden kann…

Es wird jetzt langsam immer besser gehen *hoff* … ich laß es zu ich laß es zu *lächel*

Sei schön gegrüßt, Flora

du auch, Flora, von Herzen - und mein Kopf fühlt, daß wir uns richtig einig sind, daß hier ein Philosophieforum ist und nicht ein Irrenhaus - gell?

Metapher

Naja, in den Psychiatrien finden wir zu einem Großteil Menschen, die im Übermaß das leben, was wir als Kollektiv abgespalten haben…insofern ist der Pathologiebegriff, den Du möglicherweise zugrunde legst, mehr als fraglich.
Nun denn, wer die Konventionen unbedingt braucht,der soll sie behalten.
Müßig dort Verstehen vorrauszusetzen.Bei der ViKa kann ich mich übrigens noch an lange Zeiten erinnern, wo in Deiner auch nicht mehr, als ein ominöses Symbol unerklärter Bedeutung zu finden war…

Flora

ominöse Bedeutung

Nun denn, wer die Konventionen unbedingt braucht,der soll sie behalten.
Müßig dort Verstehen vorrauszusetzen.

Das find ich auch. Deshalb schrieb ich dir ja (fundiert), daß du in einer sogar sehr bedeutenden Konvention stehst, nämlich in der deiner Vordenker (u.a.) Blaise Pascal und Goethe, die auch ich sehr schätze.

Und deine höchstpersönliche leichte Variante des „denkenden Herzens“ ist ebenfalls deutlich rübergekommen - aber das zeigte ich ja schon durch deine Zitate.

*wink*

Metapher

Falls das „ominöse Symbol unerklärter Bedeutung“ dein Herz allzusehr beunruhigt: Du findest es in jedem einschlägigen Wörterbuch :smile:

Viel mehr als Rhetorik war das alles jetzt aber eigentlich eher nicht.Aber mit reiner Rhetorik sind ja schon ganz andere riesengroß geworden.
Aber mal Klartext:
Ich habe in der Tat nicht sehr herzlich oder auch nur freundlich auf Dein Posting weiter oben reagiert, weil es mir seit langer langer Zeit furchtbar auf die Nerven geht, wie arrogant Du mit Denkrichtungen umgehst, die nicht in Dein Konzept zu passen scheinen.
Es spricht nichts dagegen, etwas für falsch zu halten, aber für mich spricht vieles dagegen, es abzuwerten oder lächerlich zu machen.
Da fehlt mir ein bisschen der Respekt vor dem Anderen und die Bewusstheit über die Möglichkeit des eigenen Irrens.
Auch habe ich Dich mit Kritik hier noch nie so umgehen sehen, dass eine Bereitschaft da wäre, zu hören und dann zu überlegen.
Meiner Beobachtung nach gehst Du hier mitunter etwas zu selbstgerecht oder sogar autoritär vor, gut getarnt hinter viel Wissen und oft einer guten Einfühlungsgabe, was ich besonders in dieser Kombination für fragwürdig halte.
Das musste ich endlich mal sagen, weil ich es schon wiederholt gedacht habe.
Dein „blabla-posting“ oben Thread war ein passender Anlass.

Flora

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Meiner Beobachtung nach …

tach flora,

subjektive betrachtungsweisen waren der wahrheitsfindung schon immer
ein hindernis.
an dir selber kannst du feststellen, was daraus wird:
interpretation,
suggestion,
personifizierung der argumentation.

daraus kannst du kreuzzüge basteln, aber sicherlich keine
(versuchte!) objektivierung dessen, was wir als „wirklichkeit“ zu
betrachten suchen.

die begriffliche verwirrung über „bewußt-sein“ oder „bewußt-heit“
lasse ich mal aussen vor, genau wie „ganzheitlichkeit“, was ja eher
als semantischer eintopf daherkommt.

einzelheitlichen gruß,
frank

genervt

Viel mehr als Rhetorik war das alles jetzt aber eigentlich eher nicht.

ähm - ja, eigentlich plausibel … deine bisher ausschließlich blind wütende (gegen ominöse Geister) Polemik gehört auch zur Rhetorik, oder?

Aber mal Klartext:

gerne - endlich.

… weil es mir seit langer langer Zeit furchtbar auf die Nerven geht, wie arrogant Du mit Denkrichtungen umgehst, die nicht in Dein Konzept zu passen scheinen.

Schön, wieder etwas seit langer langer Zeit. Aber da mich das, wie du mich dann ja auch kennen solltest, sehr neugierig macht, würde ich dich herzlich bitten, mir ein oder zwei Beispiele zu linken, damit ich weiß, wovon du sprichst.

Es spricht nichts dagegen, etwas für falsch zu halten, aber
für mich spricht vieles dagegen, es abzuwerten oder lächerlich
zu machen.

Find ich auch.

Da fehlt mir ein bisschen der Respekt vor dem Anderen und die Bewusstheit über die Möglichkeit des eigenen Irrens.

Ist auch wahr, aber meine Respektlosigkeit ist nun mal allgemein bekannt :smile:

Trotzdem würe zur Illustration ein Beispiel nicht schlecht, denn meine letzter argumentativer „fight“ liegt genau 1 Jahr zurück …

… gut getarnt hinter viel Wissen und oft einer guten Einfühlungsgabe, was ich besonders in dieser Kombination für fragwürdig halte.

Stimme ich dir auch zu. Wenig Wissen, kombiniert mit völligem Mangel an Empathie ist viel weniger fragwürdig.

Das musste ich endlich mal sagen, weil ich es schon wiederholt gedacht habe.

ist ok, sogar wünschenswert - aber wie gesagt, vielleicht findest du ja noch einige Beispiele im Archiv? Auch wenn es dir unglaubhaft erscheinen mag: Mich interessiert wirklich der Anlaß für deine Incontenance.

Dein „blabla-posting“ oben Thread war ein passender Anlass.

Das ist mir klar. Aber gegen wen war das respektlos! und immerhin habe ich es nicht als bloße Meinung stehen lassen, sondern es auch begründet, oder?

Metapher