Wer erfand das Bankensystem?

Servus,
in einem Bericht über die Tempelritter(ZDF diesen Sonntag) war zu hören daß die Templer schon recht früh das Bankensystem einführten.
Nun war mir aus Geschichtsbüchern bekannt daß dieses durch Italiener und Juden erfunden wurde.
Wer hat nun recht?

Gruß Steffen

Hallo Steffen, bei den Templern war es wohl so, das man Rittern an einem Ort Gold oder Münzen gab, dafür eine „Bescheinigung“ erhielt, mit der man anderswo den Gegenwert zurückerhielt. Das war insofern praktisch, als das man kein Gold mit sich rumtragen musste auf Reisen.Das Ganze erinnert ein wenig an ein Girokonto, hat aber mit dem Kerngeschäft einer Bank, nämlich Geld gegen Zinsen zu verleihen, wenig zu tun.
Der Begriff Bank soll allerdings, das ist aber nur eine Vermutung, in der Tat in Italien entstanden sein, und zwar angeblich der Bänke wegen, auf denen Geldwechsler (welche nicht selten Juden waren)vor Ihren Häusern sassen und auf Kunden warteten.
Die Erfindung des Banksystems wie wir es heute kennen wird wahrscheinlich niemandem direkt zuzuschreiben sondern die Folge einer unabhängig voneinander stattfindenden Entwicklung verschiedener Dienstleistungen um Geld und Sachwerte sein.

MfG Goetz

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo,

den Erfinder des Bankwesens als solchen gab es wohl gar nicht.
Das Bankwesen ruht ja im Wesentlichen auf 2 Säulen. Da ist einmal das Kreditgeschäft und zum anderen der Zahlungsverkehr.
Kredite gab es als solche schon immer, da waren oft Händler beteiligt oder ansonsten auch einfach reiche Leute, die Geld verleihen konnten. Mit dem Zahlungsverkehr war das schwieriger. Da geht es um die Frage, wie man Geld an einen anderen ort transferiert, ohne selbst hinreisen zu müssen. Das heißt, Du brauchst jemanden, bei dem Du Geld einzahlen und eine Zahlungsverpflichtung erwerben kannst, die Dir jemand anders an einem anderen Ort einlöst.
Beide Geschäfte entwickelten sich verstärkt im Mittelalter zur Zeit der Kreuzzüge, so wie überhaupt zu dieser Zeit der Geldumlauf zunahm. Die Ritter lebten vorher ja weitgehend autark von den Erträgen ihrer Wirtschaften und ihrer Bauern. Aber nun brauchten sie Geld, um z.B. eine neue Ausrüstung zu bezahlen, wenn sie auf Kreuzzug gingen und um die Schiffspassage bezahlen zu können. Außerdem weckten die Reisen ja auch die Begehrlichkeit nach Luxusgütern, die sie in den italienischen Städten und in Arabien sahen.
ALs Kreditgeber, auch für die Schifffahrt (Schifsladungen mußten ja erst mal gekauft und vorfinanziert werden, genau wie die Schiffe selber) fungierten zunehmend wirklich die italienischen Händler und Geldwechsler. Aber der Zahlungsverkehr blieb ein Problem - und hier boten sich wirklich die Templer an. Die konnten lesen und schreiben, hatten vielerorts Niederlassungen und zudem eine straffe Organisation. Kredite gaben die wohl keine (die waren ja streng gläubig und erinnerten sich an die Geschichte von Jesus und den Geldwechslern), aber der Zahlungsverkehr war ja etwas anderes. Man hinterlegte eine Geldsumme bei einer Niederlassung der Templer und bekam eine Quittung, die man anderorts einlösen konnte.

Gernot Geyer

Guten Abend Steffen,

vieles von dem, was über die lombardischen Kaufleute gesagt wird und von denen die Templer wohl einen Teil ihrer Kenntnisse hatten, gab es schon im Altertum.

Fachliteratur dazu habe ich nicht im Kopf (im Bücherschrank auch nicht), aber einige Romane kann ich Dir empfehlen:

Maurice Druon, Die unseligen Könige
Die Wölfin von Frankreich

Darin werden u.a. Transaktionen, Kreditvergaben etc. lombardischer Kaufleute beschrieben.

Gisbert Haefs, Hannibal

Die Hauptfigur -literaturtheoretisch „center of revelation“ - ist Antigonos, ein karthagischer Händler. Haefs hat die Quellen überaus gründlich studiert und deswegen auch in seiner Beschreibung der finanztechnischen Einzelheiten glaubwürdig.

Gruß - Rolf

Uralt…
Hallo Steffen,

wie bekannt,stammt der Name „Bank“ ja wirklich von der „Sitzgelegenheit“…und wenn du mal die Bibel liest,hat da ein gewisser Zimmermannssohn ja wohl seine „Probleme“ der
Tatsache zu verdanken,das er „Geldwechsler“ aus dem Tempel rausgeschmissen hat…(Also Merke!..Banken sind „Heiliger“…*Ironietag*…).

mfg

Hi

Nun war mir aus Geschichtsbüchern bekannt daß dieses durch
Italiener und Juden erfunden wurde.
Wer hat nun recht?

Also erfunden im strengen Sinne hat es wohl niemand.

Vorläufer des Bankwesen vermutet man schon in Mesopotamien einige Jahrhunderte vor Christi.

Es ist also wohl eher eine Entwicklung über Jahrhunderte bis sich das Bankensystem zu dem entwickelt hat was wir heute darunter verstehen.

Gruß
Edith

Nur fast richtig…
Hallo,

wie bekannt,stammt der Name „Bank“ ja wirklich von der
„Sitzgelegenheit“…

Nein. Bei der ‚banco‘ handelt es sich um den Tisch, auf dem die Geldwechsler ihre Münzen hin- und hergeschoben haben. Nicht um das, worauf sie gesessen haben.
Google mal nach ‚Bank Geldwechsler‘.
Gruß
loderunner

Servus!

Nun war mir aus Geschichtsbüchern bekannt daß dieses durch
Italiener und Juden erfunden wurde.
Wer hat nun recht?

Also erfunden im strengen Sinne hat es wohl niemand.

Vorläufer des Bankwesen vermutet man schon in Mesopotamien
einige Jahrhunderte vor Christi.

Nicht nur Vorläufer, und vermuten muß man da gar nix: Schon im Hammurabi-Codex gibt´s genaue Vorschriften bezüglich Kredite, Wechsel, es gab schon Bankiers und natürlich auch Banken.

PS: Weil du die Juden ansprichst: Es gab zu Zeiten der Babylonischen Gefangenschaft reiche jüdische Bankiers in Babylon (!), ja, es hat den Anschein, als hätten die jüdischen „Verschleppten“ das Bankwesen zu dieser Zeit fast so etwas wie dominiert! Kein Wunder, daß auch nach Ende der Babylonischen Gefangenschaft in Babylon eine riesige jüdische Gemeinde zurück blieb…

VG
Christian

1 Like

Hallo miteinander,
erlaubt bitte zwei Anmerkungen:

  1. Zur sog. „Tempelreinigung“:
    Hier handelt es sich nicht um richtige Bankgeschäfte, sondern um das Einwechseln von unerlaubtem Geld (mit Götter- oder Herrscherproträts: Bilderverbot!) gegen erlaubtes; es ging um „koscheres“ (?) Geld für den Kauf der Opfertiere.
    [Nebenbei gesagt: Der Staat Israel dürfte heute der einzige sein, in dem jedermann auf der Straße nach Art einer Bank Geld umtauschen darf, darf ohne sich strafbar zu machen.]
  2. Zum Alter der Banken: Ich erinnere mich an eine Vorlesung über Ägypten als römische Provinz, in der der Prof. sagte, dass der damalige kulturelle Standard höher war als jemals später; z. B. habe fast jedes Dorf eine Bankniederlassung gehabt.
    Schöne Grüße!
    H.

Hi Christian

Vorläufer des Bankwesen vermutet man schon in Mesopotamien
einige Jahrhunderte vor Christi.

Nicht nur Vorläufer, und vermuten muß man da gar nix: Schon im
Hammurabi-Codex gibt´s genaue Vorschriften bezüglich Kredite,
Wechsel, es gab schon Bankiers und natürlich auch Banken.

Danke für Richtigstellung. :smile:)

Ich hatte vor langer Zeit darüber gelesen. War mir aber nicht mehr sicher. Irgendwie ist mir auch die Quelle - ein Buch :wink: - verloren gegangen. Daher war ich mir nicht sicher, ob ich es richtig in Erinnerung hatte, daß in Mesopotamien schon „richtige“ Banken gab.

Gruß
Edith

Hier handelt es sich nicht um richtige Bankgeschäfte, sondern
um das Einwechseln von unerlaubtem Geld (mit Götter- oder
Herrscherproträts: Bilderverbot!) gegen erlaubtes;

No na, Hannes,
werdnse doch dabei gemocht hobn a kleine Rebbach! :smile:

Dein Einwand ist natürlich richtig. Dennoch: Geschäft ist Geschäft!

Gruß
Eckard

Ja, Eckard,
hab ich zu idealistisch gesehen.
Natürlich hast Du recht.
H.