‚Gott sehen‘ im Joh.
Hi Hannes,
Steht bei Joh. nicht auch: „Niemand hat Gott je gesehen.“?
Ja, die Unmöglichkeit der unmittelbaren sinnlichen Wahrnehmung Gottes und die Rolle der sinnlichen Gegenwart des Vermittlers ist eines der speziellen Themen der johanneischen Theologie. Bei Joh. ist das gerade die Grundbestimmung der Rede von „Vater“ und „Sohn“, die einen engen Zusammenhang hat mit der Beziehung zwischen Theos und Kosmos.
5.37 weder seine Stimme habt ihr jemals gehört, noch seine Gestalt habt ihr gesehen
und das gilt für alle, außer dem, der
6.46 ων παρα του θεου, denn der hat Gott gesehen
Aber dann heißt es in
14.7 Wenn ihr mich kennt, kennt ihr auch den Vater, und von jetzt ab(!) kennt ihr ihn und seht ihn.
und - wie für Joh. typisch - gleich nochmal die Wiederholung
14.9 ο εωρακως εμε εωρακεν τον πατερα
„wer mich sieht, sieht den Vater“
Dies ist allerdings nicht mehr in der Öffentlichkeit gesagt, sondern im esoterischen Kreis, d.h. im „innersten“ Kreis der engsten Schüler. Denn die erfüllen die Bedingung, die mit „wer mich sieht“ gemeint ist:
14.1 εις εμε πιστευετε!
[…] und der Heilige Geist ist die
Willenskraft die von Jesus ausgeht […]
Wie bitte? … qui ex PATRE filioque procedit!
Du kritisierst das zu Recht, denn es ist, wie so oft von diesem Poster, pure Phantasie.
Die zugehörigen Aussagen finden sich ebenfalls bei Joh. und ebenfalls in den Kapiteln der Dialoge im esoterischen Schülerkreis:
14.17 αλλον παρακλητον δωσει υμιν
… „wird er geben“
14.26 ο παρακλητος ο πεμψει ο πατηρ εν τω ονοματι μου
„… schicken wird in meinem Namen“
und dann heißt es zwar
15.26 ο παρακλητος ον εγω πεμψω …
„…den ich schicken werde …“
aber
… ο παρα του πατρος εκπορευεται
… der vom Vater ausgeht.
Gruß
Metapher