Hallo Jochen,
ich denke deine Antwort bestätigt ja geradezu den Begriff
Evolution als zutreffend, wenn man Evolution als
Weiterentwicklung versteht.
Hallo DK,
dann hast Du mich offensichtlich nicht verstanden - bzw. ich habe mich nicht hinreichend gut ausgedrückt.
Denn die Systeme haben sich weiterentwickelt. Vom
Stammesführer über Fürstentümer, König-, Kaiserreiche und
volksherrschaftlichen Systemen bis zu einer globalisierten
wirtschaftlich geprägten Systemverknüpfung.
Soweit ist das korrekt. Man kann hier von einer Evolution gesellschaftlicher Systeme sprechen. In dem Originalposting ging es aber um die Entwicklung _unserer_ Gesellschaft, und diese Entwicklung läßt wichtige genannte Kriterien einer Evolution vermissen. Eine hinkende Analogie: Ein Brand kann sich auch entwickeln. Würde man hier von einer Evolution sprechen? Auch die Bildung von Ordnungsstrukturen die Faltung von Proteinen, die Bildung eines Insektenstaates oder das Wachstum eines Kristalls ist nicht „Evolution“.
Unsere aktuelle Situation sehe ich höchstens als Stufe in
dieser Evolution die sich erst als lebensfähig erweisen muß
und von den natürlichen „Umgebungsparametern“
Macht-Masse-Schmerz permanent verändert wird.
Meiner Interpretation nach ist es eher eine Art Pendeluhr (oder eine chemische Uhr, halt ein mehr oder weniger periodischer Prozess). Im Machtvakuum gewinnen Individuen leicht Macht und mehren sie. Dadurch wird die Inanspruchnahme und weitere Mehrung der Macht schwieriger, bis es wieder zu partiellen entmachtungen oder Machtwechseln kommt. Dann fängt alles wieder von vorne an. Es erinnert stark ein Räuber-Beute-System, in welchem die Abundanzen von Räubern (Machthabern) und Beute („Volk“, „Konsumenten“) periodisch schwanken. Wie ein Feuer kann sich ein solches System entwickeln und auf die Umwelt rückwirken, aber dieses Verhalten per se stellt eben noch keinen evolutiven Prozess dar.
Das „Räuber-Beute-System“ bleibt ja dieses System. Eine Ebene darunter (also nicht mehr „System“, sondern „Räuber“ und „Beute“!) kann es evolutive Prozesse geben, die meist eine Koevolution bewirken.
Na wenn das keine evolutionäre
Entwicklung ist.
Die Verdrängung von kriegerisch-imperialistischen Gesellschaften durch wirtschaftlich- und informatischtechnisch-imperalistische Gesellschaften ist ein evolutiver Vorgang. Unsere Gesellschaft ist wirtschaftlich- und informatischtechnisch-imperalistisch. Dieses System ist, wie es ist. Auf dieser Ebene geschieht keine erkennbare Evolution (abgesehen von tieferen Ebenen wie der technischen Entwicklung).
Das System bleibt ein System aus Macht-gewinnung -erhalt und -verlust. _Das_ wächst nicht, und nimmt an Komplexität nicht zu. Die _Mittel_ dazu allerdings sehr wohl. Die Evolution geschieht auf der Ebene der Mittel, nicht auf der Ebene des Systems.
Ja, ja, das ist alles Haarspalterei, aber trotzdem
- wir sind ja nicht im Politikbrett, sondern im Philosophiebrett…
LG
Jochen