neulich habe ich mich mit einer katholischen Arbeitskollegin unterhalten. Die meinte, wenn man irgendwann einmal getauft wurde, dann bleibt man katholisch. Der Austritt wäre nur eine steuerliche Sache.
Daher meine Frage: Wer ist denn nun katholisch? Wer irgendwann einmal getauft wurde oder wer dran glaubt?
Ich wurde als Baby getauft, sehe mich aber nicht als Christin. Ich bin Atheistin und schon vor mehr als 20 Jahren ausgetreten.
Übrigens möchte ich hier keine Diskussionen auslösen. Ich stehe weder der katholischen noch anderen Kirchen oder Religionen feindlich gegenüber. Ich bin nur neugierig, wie die Experten hier die Sache sehen und ob meine Kollegin Recht hat .
neulich habe ich mich mit einer katholischen Arbeitskollegin
unterhalten. Die meinte, wenn man irgendwann einmal getauft
wurde, dann bleibt man katholisch. Der Austritt wäre nur eine
steuerliche Sache.
Für gläubige Katholiken ist das tatsächlich so: Die betrachten dich also immer noch als KatholikIn und nehmen deinen Austritt nicht ernst. Im Gegenzug hast du aber auch jedes Recht, Katholiken nicht ernst zu nehmen, die so etwas glauben.
Im Islam soll das übrigens ähnlich sein: Da reicht es theoretisch schon, wenn du die Worte „Es gibt keinen Gott außer Gott und Mohammed ist sein Prophet” als Zitat (von Gläubigen) laut aussprichst und du wirst damit selbst zur Muslima/Moslem. Wenn du dann darauf beharrst, dass du aber doch etwas anderes als Muslima/Moslem bist, giltst du als Abtrünnige® und kannst sogar mit dem Tode bestraft werden.
Hi D
Sagen wir mal so: Man muss nicht in der Kirche sein, um Christ zu sein (egal, ob katholisch oder evangelisch). Die Kirche als Organisation ist eine Sache, eine andere der persönliche Gluabe bzw. Standpunkt.
Gruß,
Branden
Sagen wir mal so: Man muss nicht in der Kirche sein, um Christ
zu sein (egal, ob katholisch oder evangelisch). Die Kirche als
Organisation ist eine Sache, eine andere der persönliche
Gluabe bzw. Standpunkt.
das ist sicherlich richtig. Ich bin jedenfalls kein Christ, obwohl ich getauft bin! Dabei bleibt’s, auch wenn Christen sich werweisswas für Bedeutungen für das bedeutungslose Ritual des Taufens einbilden.
Ich habe aber Verständnis für Christen, die hierfür kein Verständnis haben, solange sie mich in Ruhe lassen.
Ja, diese Leute GLAUBEN auch dran und wären daher auch nach meinem Verständnis Christen. Aber wenn es stimmt, was meine Kollegin sagt, dann wäre ich quasi eine NICHT-CHRISTLICHE Katholikin . Oder wie wäre dann die Bezeichnung für jemanden wie mich?
Im Islam soll das übrigens ähnlich sein: Da reicht es
theoretisch schon, wenn du die Worte „Es gibt keinen Gott
außer Gott und Mohammed ist sein Prophet” als Zitat (von
Gläubigen) laut aussprichst und du wirst damit selbst zur
Muslima/Moslem.
dem ist wohl so - aber damit es gilt, sollte das Ganze schon auf Arabisch sein… ;o)
neulich habe ich mich mit einer katholischen Arbeitskollegin
unterhalten. Die meinte, wenn man irgendwann einmal getauft
wurde, dann bleibt man katholisch. Der Austritt wäre nur eine
steuerliche Sache.
Dass der Austritt nur eine steuerliche Sache sei, stimmt aus juristischer Sicht nicht. Das Recht auf Kirchenaustritt ergibt sich schon aus dem Grundrecht der Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit. Dazu gehört auch, dass niemand gegen seinen Willen einer Religionsgemeinschaft angehören muss. Rechtlich ist der Austritt aus einer Religionsgemeinschaft daher jedenfalls möglich und muss auch als solcher gewertet werden.
Wenn die katholische Kirche meint, von der Unwiderrufbarkeit der Taufe ausgehen zu müssen, ist das ihre Sache, solange sie den Austritt als solchen akzeptiert und daran keine Rechtsfolgen zu Lasten des Ausgetretenen knüpft (ich bin selbst aus der katholischen Kirche ausgetreten, mir sind keine solchen nachteiligen Folgen seitens der Kirche bekannt).
Grüße, Peter
Im Islam soll das übrigens ähnlich sein: Da reicht es
theoretisch schon, wenn du die Worte „Es gibt keinen Gott
außer Gott und Mohammed ist sein Prophet” als Zitat (von
Gläubigen) laut aussprichst und du wirst damit selbst zur
Muslima/Moslem.
dem ist wohl so - aber damit es gilt, sollte das Ganze schon
auf Arabisch sein… ;o)
Ja, und wie bei einem richtigen Zauberspruch auch noch dreimal hintereinander!
Wir mit nicht-arabischer Muttersprache laufen da also auch nicht so leicht in die Falle.
Es gibt ja auch „fortschrittliche” islamisch geprägte Länder (wie z.B. Ägypten), in denen sich Christen nicht scheiden lassen dürfen, Muslime aber sehr wohl. Christen treten dann zwecks Scheidung mal eben zum Islam über, lassen sich scheiden und bekennen sich anschließend wieder zum Christentum, ohne dass sie wegen Apostasie gleich die Todesstrafe zu befürchten haben. Das gibt es auch!
Danke! und weitere Frage
Vielen Dank für die Antworten!
Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, dann ist der Austritt rechtlich gesehen auch einer und somit bin ich also auch nicht mehr katholisch. Allerdings sehen das manche strenggläubige Katholiken anders .
Was mich jetzt noch interessieren würde: Woher kommt diese Differenz? Wieso sehen das manche Katholiken so? Davon hat doch niemand was!
dann wäre ich quasi eine NICHT-CHRISTLICHE
Katholikin
Das wäre eine Möglichkeit
D. Oder wie wäre dann die Bezeichnung für jemanden
wie mich?
Wenn du dich als Atheistin siehst, kannst du dich auch so bezeichnen.
Du musst dich nicht nach den Regeln der Katholiken richten, wenn du sie im Innern icht mehr akzeptierst, denke ich.
Gruß,
Branden
Was mich jetzt noch interessieren würde: Woher kommt diese
Differenz? Wieso sehen das manche Katholiken so? Davon hat
doch niemand was!
Viele Katholiken sind nicht gerade mit der allgemeinen Logik auf du und du, wenn du verstehst, was ich meine.
Es geht einigen K. eher darum, Machtverhältnisse zu betonieren und Renegaten abzustrafen oder zu ignorieren.
Gruß,
Branden
Woher kommt diese
Differenz? Wieso sehen das manche Katholiken so?
Viele Katholiken sind nicht gerade mit der allgemeinen Logik
auf du und du, wenn du verstehst, was ich meine.
Als Jurist und überzeugter Atheist meine ich, dass das kein Kriterium ist. Auch verschiedene Rechtsnormen sind mit einer „allgemeinen Logik“ kaum in Einklang zu bringen.
Es geht einigen K. eher darum, Machtverhältnisse zu betonieren
und Renegaten abzustrafen oder zu ignorieren.
Wenn man bei der kirchenrechtlichen Diktion bleibt, muss man hier nicht vom Renegaten, sondern vom Apostaten sprechen. Zu den theologischen Aspekten der Sakramente und des unauslöschlichen Prägemals durch die Taufe kann ich mangels Kenntnis nichts beitragen, aber ich gehe davon aus, dass es der Kirche mit solchen Mitteln heutzutage selbst in tiefkatholischen Gegenden nicht mehr gelingen wird, Machtverhältnisse zu festigen oder Ausgetretene zu strafen, und ich halte die Kirchenoberen nicht für so naiv, dass sie das nicht erkannt haben. Und dass die Kirche den Apostaten ignoriert, kann ihm doch nur Recht sein.
Im Übrigen steht es der katholischen Kirche wie jeder anderen Religionsgemeinschaft frei, ihre Glaubensgrundsätze nach ihrer eigenen Lehre zu formulieren. Ich kann nicht erkennen, dass sie im hier diskutierten Zusammenhang den zulässigen Rahmen (der z.B. durch die Freiheitsrechte Dritter vorgegeben wird) überschritten hätte.
Grüße, Peter
Als Jurist und überzeugter Atheist meine ich, dass das kein
Kriterium ist. Auch verschiedene Rechtsnormen sind mit einer
„allgemeinen Logik“ kaum in Einklang zu bringen.
Tja…
Im Übrigen steht es der katholischen Kirche wie jeder anderen
Religionsgemeinschaft frei, ihre Glaubensgrundsätze nach ihrer
eigenen Lehre zu formulieren. Ich kann nicht erkennen, dass
sie im hier diskutierten Zusammenhang den zulässigen Rahmen
(der z.B. durch die Freiheitsrechte Dritter vorgegeben wird)
überschritten hätte.
Ähm, ja.
Man merkt zmindest, dass du ein Jurist bist.
Ich weiß gar nicht, ob es hier wirklich um eine Rechtsfrage geht.
Ich fürchte, das ist der Fragestellerin herzlich egal.
Diese theologischen Angelegenheiten bewegen sich doch eher jenseits der irdischen Rechtssprechung, vermute ich.
Gruß,
Branden
danke für die erneute Antwort! Ich wäre nie ernsthaft auf die Idee gekommen, mich als etwas anderes denn als Atheistin zu bezeichnen . Allerdings ist meine neue Kollegin ist etwas „exotisch“ und ich bin neugierig .
Das heisst dann …
dass für einen gläubigen Katholiken dieser Vorgang der Taufe wichtiger ist als z.B. die Glaubensüberzeugung?
Wäre ich aus dieser Sicht dann tatsächlich eine NICHT-CHRISTLICHE Katholikin? Gibt es aus katholischer Sicht also Katholiken, die nicht an katholische Glaubensinhalte glauben?
Jo.
Siehs positiv: Wenn die Welt untergeht und die Katholiken doch Recht haben, bist du auf der sicheren Seite. Du musst zwar für deine Sünden und deine Ungläubigkeit bezahlen, aber wenigstens bist du getauft, und damit hat die katholische Gemeinde alles getan, was in ihrer Macht stand um dich auf den richtigen Weg zu führen.
Als Katholikin bist du natürlich Christin. Du bist nur nicht gläubig. Dennoch sieht man in dir weiterin das Potential, Gläubig zu sein, und dass du nur vom rechten Weg abgekommen bist, weil ursprünglich warst du ja drauf.
Soweit habe ich das mitbekommen.
lg
Kate
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schräg
Das klingt in meinen Ohren schon ganz schön schräg (nicht böse gemeint!). Ich dachte immer die Definition von Christ wäre jemand, der an Gott und Jesus glaubt.
Die Möglichkeit, dass die Katholiken doch Recht haben könnten, halte ich persönlich für ausgeschlossen. Aber das ist ein anderes Thema und jeder kann schließlich glauben, was er/sie will.
Du sprichst eine gute Frage an. Finde ich toll. Ich bin katholischer Diakon und habe in meinen 30 Berufsjahren so etwa 600 Kinder getauft. Diese Kinder sind nach staatlichem und nach kirchlichem recht katholisch. Aber bei den meisten bezweifle ich, ob sie überhaupt christlich sind. Ich halte nicht viel von der Kindertaufe, weil das von den Eltern eher als Event und als Dankesfeier für die Geburt ihres Kindes ist. Im strengsten Sinne ist man durch die Taufe noch nicht katholisch. Im rechtlichen Sinne (siehe Kirchensteuer) schon. Es ist letztendlich eine Gewissensfrage jedes Getauftes. Und wenn man alt genug ist, soll jeder sich entscheiden, ob er Christ sein will, oder nicht. Deshalb bin ich für die taufe ab 18 Jahren. Aber in meinen Beruf bin ich an die Dienstpflicht gebunden und muss alle taufen, wenn die Eltern es wünschen
Gruß Heiner Kapp Diakon in Offenburg
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