Aufgedrehter Hund
Hallo Nicole,
es kann durchaus ein Zusammenhang zwischen Futter und Verhalten bestehen, ausschließlich dafür zuständig ist es nicht. Verhaltensweisen festigen sich auch durch Gewöhnung und werden natürlich auch von anderen Dingen als dem Futter beeinflusst. In jedem Fall würde ich ein Schilddrüsenprofil machen lassen.
Bei deinem Bericht fällt mir auf, dass er Dinge tut, die sein aufgedrehtes Verhalten fördern. Ballspiele und Toben mit anderen Hunden gehören dazu. Ich würde dir in jedem Fall raten, das Ballspielen komplett einzustellen, da hyperaktive Hunde auch zu Sterotypien neigen und diese beim Bällchen-Nachrennen sehr gefördert werden. Kein Radfahren! In dem Bedürfnis, den Hund auszupowern erziehen viele Besitzer ihre Hunde zu Leistungssportlern und wundern sich dann, dass diese immer aktiver statt ruhiger werden.
In Bezug auf andere Hunde würde ich abwägen, da Sozialkontakte grundsätzlich wichtig sind. Toben lassen würde ich ihn allerdings nur in absoluten Ausnahmefällen, eher Einzelbegegnungen mit ruhigen Hunden suchen.
Meist wird das Verhalten vom Besitzer (ungewollt) verstärkt, weil ein Hund unter Dauerstrom auch seinem Menschen Stress macht und dafür sorgt, dass dieser nicht ruhig mit ihm umgeht. Sobald man aber selbst hektisch und/ oder laut wird, fährt man den Hund noch mehr hoch.
Konkrete Tipps: Zwing deinen Hund zur Ruhe. Das geht in deiner Anwesenheit prima in einem geschlossenen Zimmerkennel. Die Größe sollte dem Hund angepasst sein, er muss aufstehen und sich umdrehen können, sollte aber nicht zuviel Platz haben. Die Gewöhnung daran muss positiv und in Ruhe erfolgen und darf ruhig zwei- drei Wochen dauern.
Wenn du zuhause bist und der Hund den Kennel als vertrauten Platz kennengelernt hat, geht er da rein und bleibt da für mindestens eine Stunde. Wenn du ihn rauslässt, nicht beachten.
Wenn du den Kennel nicht magst, leine deinen Hund an und lass’ ihn bei dir liegen. Sobald er aufsteht, legst du ihn ruhig und gelassen wieder hin. Wenn er 50 Mal aufsteht, auch das 51. Mal. Aufstehen darf er dann, wenn du es sagst. Dann nimm ihn an der Leine mit in ein anderes Zimmer und leine ihn auf dem Weg dahin möglichst undramatisch ab. Kein Lob, kein Leckerchen, das Ganze soll einfach normal werden.
Wenn das gut klappt (und das wird es nach spätestens 10 Tagen konsequenten Trainings), binde die Leine auch mal fest (ein Haken in der Wand am Liegeplatz ist ideal) und verlasse das Zimmer ohne ihn. Er soll sich daran gewöhnen, dir nicht ständig zu folgen. Wenn auch das klappt, habt ihr schon eine Menge gewonnen.
Wenn er allein bleiben muss, könntest du versuchen, den Platz in der Wohnung zu beschränken. Gestresste Hunde kriegen häufig um so mehr Stress, je mehr Platz sie zur Vefügung haben. Sie sind dann ständig damit beschäftigt, diesen Platz zu kontrollieren und kommen nicht runter. Wenn sie nur einen kleinen Raum wie die Diele, das Bad oder die Küche haben, entspannen sie sich häufig viel leichter. Keinesfalls sollte der Hund in einem Raum sein, wo er aus dem Fenster/ der Balkontür schauen kann.
Schöne Grüße,
Jule