Hallo Malte,
Das spielt keine Rolle, denn - AFAICS - hier wurde nach
Lösungen gefragt und nicht nach Verständnis. Verständnis,
Mitgefühl usw. zu geben, ist leicht, aber nur kurzfristig
hilfreich und ein schwacher Trost - das schreibt die UP ja
selbst.
mit Verständnis kann man aber eher Lösungen geben, beispielsweise die, zu versuchen, Anschluss bei Menschen zu finden, die nichts mit der Schule zu tun haben.
Geh doch mal bitte erstmal davon aus, daß hier niemand einem
anderen was Böses will und lies bitte „selbst Schuld“ als „Du
bietest Anlass dafür und Du selbst kannst es ändern“.
Davon bin ich auch ausgegangen - nur: nicht alles kann man selber ändern.
- Hätte ich meine Hobbies den Interessen der Mobber anpassen
sollen?Warum nicht, zumindest ein wenig? So funktionieren Gruppen.
Wenn man aber gar nicht zu dieser Gruppe gehören will?
Ich wollte nur morgens normal im Schulbus sitzen, in der Schule nicht verprügelt werden, nachmittags normal im Schulbus sitzen, auf dem Weg zum Einkaufen im Dorf nicht zusammengeschlagen werden.
Ich wollte gar nicht Anschluss an eine große Gruppe, sondern einfach nur in Ruhe gelassen zu werden.
Und mein knappes Taschengeld - beide Elternteile waren meist arbeitslos - habe ich lieber für Dinge ausgegeben, die mich interessierten, als für Statusobjekte.
- Hätte ich Brille und Orthese zu Hause lassen sollen?
Kontaktlinsen?
Damals, 1992, war das für Kinder noch nicht üblich. Glaube, das wäre auch teurer gewesen?!
Ich selbst störte und störe mich auch nicht an meiner Brille.
Die Orthese war eh das auffälligste (Orthesenkorsett).
Und, ach ja: Anderswo hat keiner über die Brille gespottet, nicht mal über die Orthese.
Auch das gehört dazu - zumindest ein wenig. Soziolekt gliedert
ein.
Ich mochte und möchte mich aber nicht auf ein Niveau a la „addu Aaaasch“, „ich fick dich“ o.ä. unter Jugendlichen herunterlassen.
Und warum sollte ich in der Schule Bayerisch sprechen, es mir als neue „Sprache“ angewöhnen, wo doch Hochdeutsch jeder versteht? Das nicht perfekte Bayerisch wäre sowieso eine Lachnummer geworden.
Und: Wer nicht mit mir reden will/wollte, muss(te) es nicht.
Ich war zufrieden damit, wenn man mich einfach in Ruhe gelassen und nicht beachtet hat.
- Hätte ich zu rauchen anfangen, mit ein Handy kaufen und
bestimmte Musikbands hören sollen, um auch „cool“ zu sein?Rauchen vielleicht nicht unbedingt, aber Musik? Warum nicht?
Die „gängige“ Bandbreite ist so groß, da findet sich immer
was.
Meine Familie hatte sehr wenig Geld (beide Eltern oft arbeitslos).
Ich habe den Fünfer (DM) Taschengeld lieber zwei Monate zusammengespart auf ein Buch, statt vier, fünf Monate auf eine CD und noch weitere auf einen Discman.
Und mir hat die gängige Musik, die Kinder/Jugendliche zu dem Zeitpunkt gehört haben, schlichtweg nicht gefallen - meinst du, mit Meditationsmusik und Walgesängen (statt Rockmusik) wäre ich dann gut angekommen?
Markenklamotten waren auch nicht drin - schon mal wegen dem Geld. Meine Eltern haben von dem zur Verfügung stehenden Geld sinnvollerweise lieber etwas vernünftiges zu Essen gekauft, Schulmaterial für mich, sich um meine Gesundheit gekümmert, intakte Klamotten aus dem Second-Hand gekauft oder selbst genäht, statt das bisschen Geld für Markenklamotten oder andere Statussymbole auf den Kopf zu hauen.
Wer immer nur mit Gewalt auf seine Individualität pocht, muss
sich nicht wundern, wenn er am Ende tatsächlich NUR
individuell ist - und damit allein.
Oft allein sein hat mich nicht gestört (eine gute Freundin zu haben, die einen wirklich versteht und auf die man sich verlassen kann, ist viel mehr wert als ein Dutzend Bekannte!) - es hätte mich jeder einfach in Ruhe lassen können.
Aber Schläge, bestohlen werden, Intrigen, Manipulation meiner Schulsachen, teils lebensgefährliche Übergriffe (ich übertreibe nicht!)… das geht eindeutig zu weit.
Ich hab auch viele Leute nicht ausstehen können - die hab ich aber einfach in Ruhe gelassen.
Viele Grüße,
Nina