Werde unmöglich behandelt - und das schon immer

Hallo

Wenn das schon im Kindergarten anfängt? Selbstverschuldet?

Das Problem sind hierbei nicht die Kinder, sondern die allzu wachsamen Erwachsenen, …

Also doch nicht selber schuld?

Ein Kind, dass in Konflikte gerät, fühlt sich nur „scheisse“. Erst wenn Mama angedackelt kommt und sagt: Uih…Mobbing… Hängt sich genau dieser Umstand im Hirn des Kindes fest.

Das ist so und war schon immer so,… nur die Ansichten der „Alten“ haben sich geändert.

Weil die „Alten“ es halt erlebt haben, wie sich sowas im Hirn festsetzt - gerade wenn keine Mama angedackelt kommt.

Und wenn mir einer kommt und sagt: ich werde seit dem Kindergartenalter gemobbt… dann weiß ich spätestens mit diesem Satz, dass da ne Übermutter hintersteht.

Donnerwetter, hast du einen Weitblick

Und wenn man sich auch mit 30 oder 40 Jahren noch nicht gegen ein solches „Tier“ zur Wehr setzen kann…

Besonders, wenn die mit 30 oder 40 noch in der 11. Klasse ist …
ganz schön oft sitzengeblieben, muss man sagen.

also sorry… aber sowas ist doch nicht lebensfähig…

Nun, gestorben ist sie anscheinend noch nicht. Vielleicht sollte man ein bisschen nachhelfen? (übler Scherz, aber was soll man sich denn denken bei: „sowas ist doch nicht lebensfähig“? Das ist doch voll der Nazi-Spruch!)

Irgendwann muss man sich doch mal am Arsch reißen und zusehen, dass man erwachsen wird.

Irgendwie gehört es auch zu meiner Vorstellung von Erwachsensein, dass man sein Weltbild nicht ausschließlich aus Vorurteilen zusammensetzt, sondern sich auch mal selbst ein an der Realität orientiertes Bild macht.

Viele Grüße

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Hi Steffie,

aus welchem Land kommst du denn?

Google doch mal nach dem deutschen Schulsystem.

Wenn man nicht weit umzieht, geht man immer und immer wieder mit den selben Leuten in die selbe Klasse.

An einer Stelle habe ich aber einen Fehler gemacht, das muss ich zugeben:
Beim Wechsel auf die Realschule wurde gefragt, ob ich in eine Klasse mit fremden Kindern möchte oder ob ich meinen Klassenkameraden „noch eine Chance geben“ wollte.
Das wurde mir so gesagt. Ich sollte ihnen noch eine Chance geben. Ich bezweifle aber ehrlich ob mit den andere je ein Gespräch stattgefunden hat. Eher nicht. Da wurde ich, aus heutiger Sicht betrachtet, manipuliert und ich frage mich ernsthaft warum.

Jedenfalls habe ch mir gesagt, weil ich noch an das gute im Menschen glaubte: Ja ich gebe ihnen noch eine Chance. Es ist eine neue Schule es wird bestimmt alles besser.

Aber die nächsten drei Jahre waren die Hölle auf Erden und endeten in 3 Wochen Psychatrie. Dabei waren die Aggressoren aber nur zu kleinen Teilen die alten Leute und v.a. eine neue Mädchenclique.

Willst du mir im ernst erzählen, dass es durch pure Existenz meine Schuld sei dass nicht nur 2-3, sondern 32 einen solchen Hass gegen mich entwickelt haben, dass sie mich krankenhausreif schlugen?
Dann geh mal tief in dich und versuche dir vorzustellen, was dich dazu bringen könnte, jemanden das anzutun. Und das mal 32.

Gegenbeweise gibt es doch genug, das finde ich immer so Aberwitzig bei Leuten, die Vorwürfe wie die deinen machen: Es ist ja nicht so als ob mein Leben nur aus Schule bestanden hätte. Das Problem ist nur, dass man Schule nicht vermeiden kann. Außerhalb der Schule wurde ich nicht gemobbt. Nach deiner Argumentation hätte das aber der Fall sein müssen, wo ist da die Logik?

Wie ichschon sagte: Es wird nicht -grundlos- gemobbt, Gründe gibt es alle. Mir gefällt deine Nase nicht, also wirst du gemobbt. Ist der Gemobbte _schuld_? Nein,er kann nichts an der Nase ändern.

Als ich dann endlich die Klasse wechselte war das erste halbe Jahr sehr anstrengend, ich war ja neu. Natürlich wurde da ausprobiert, ob man mich dissen kann. Aber in anderen Verhältnissen.

Ich sage dir der größte Unterschied zwischen den zwei Klassen hat mich wirklich überrascht: Menschlichkeit.
Die neue Klasse war menschlich.

Es lief nämlich so ab, dass wohl die Lehrer gefragt haben, was ihre Klassen über die Sache denken. Es war ja an derganzen Schule bekannt, dass ich in jeder freien Minute gejagt wurde. Es fällt auf, wenn man gegen einen Heizkörper geschmissen wird und Blutflecken hinterlässt, weißt du?
Ich hätte sonst die Schule gewechselt, was infrastrukturell problematisch gewesen wär.
Aber jene Klasse hat gesagt: Was die da machen finden wir Scheiße, und wir haben Mitleid, lasst sie kommen.

Und nach diesem ersten halben Jahr war ich auch eingegliedert. Natürlich gab es auch Leute mit dummen Komentaren mit denen man nicht klar kam, aber wenn es wenige sind, kann man sich aus dem Weg gehen. Mit den meisten hatteich dann ein neutrales bis freundschaftliches Verhältnis und ich wusste auch, wer nur dumme Kommentare gibt ohne eswirklich böse zu meinen und wer mir gefährlich werden konnte. Aber keiner von ihnen war so schlimm wie die Leute davor. Sie haben mir Wunden zugefügt, die man nicht sehen kann, aber die bis heute nicht ganz verheilt sind. Das ist etwas, das man nicht entschuldigen kann und es ist etwas, das niemand, kein Mensch auf dieser Welt, verdient hat. Egal wie dick oder dünn, egal wie lang oder breit die Nase, egal ob Brille oder Sommersprossen, egal ob deutsch oder migrant oder was auch immer. Keiner.

Die alte Klasse, im übrigen, hat es in jener Zeit geschafft zwei Lehrerinnern vollkommen zu vergraulen. Eine soll sogar in psychatrische Behandlung gekommen sein, aber das kann ich nicht genau sagen, vielleicht war es ein Gerücht aber… ich hatte auch Unterricht bei ihrund kann es mir vorstellen.
In jener Klasse flogen nicht nur Tafellappen, sondern sogar Winkel (diese Metalldinger in Regalen) und ganze _Tische_.

Dazwischen sei zu sagen, dass ich in der 7. noch in einer sechswöchige „Ernährungskur“ war. Mädchen von 10-14, alle übergewichtig. Die erste Woche lief super, alles war okay. Dann kamen vier ältere (14+) Nachzügler, eine davon hatte nur 2 kg Übergewicht. Und das Gemobbe ging los, mit noch 2-3 weiteren von der alten Gruppe.
Da wurde mir auch eingeredet ich hätte eine „Schlag mich Aura“.
Jetzt frag ich dich: Wenn ich die hatte, warum lief in der ersten Woche alles gut? Warum war es diesmal nur eine kleine Gruppe und nicht epidemieartig alle, wie in meiner alten Klasse?

Als ich dann aufs Gym wechselte, ging das Mobben auf „hohem Niveau“ los. Der Grund ist doch ganz einfach: Ich war die neue. Keiner aus einer alten Klasse ist mir mit gewechselt. Wohl ein paar andere aus der alten Klasse, aber die hatten ihre eigene Gruppe, zu der ich nicht gehörte. Und somit stand ich ganz unten in der Hackordnung. Mit ein paar anderen Personen von früher kam ich klar, aber es war nicht genügend… kA, Sympathie, Ähnlichkeit für eine Clique da.

Es war einfach das allgemeine Gemieden werden. Es war gsd kaum Gewalt da. Aber neben dem „die ist neu“ kamen auch Standesdünkel. Ich wurde oft „Realschulabschaum“ genannt oder mir wurde gesagt „geh doch nach Afrika“ seit ich einmal ein Referat über das Thema gehalten hatte. Ichhatte also mit der Mehrheit ein neutral-abgeneigtes Verhältnis, mit einigen ein neutral-positives Verhältnis und mit einer recht kleinen Gruppe ein negatives Verhältnis. Da diese in der Hackordnung oben stand konnte sieaber gut Druck machen. Ich habe sehr gut beobachten können, wie unterschiedlich sich Leúte verhalten, wenn das Alphatier da ist oder nicht. Sehr fiese Menschen wenn vorhanden, nett und sogar unterstützend wenn nicht. Solang ich es niemanden verriet. Irgendwann freundete ich mich mit ein paar anderen Außenseitern an, keine intensive Freundschaft, aber man stand in den Pausen nicht alleine.
Ein Eklat war in der 11 noch geklärt worden, dann ging es.

Viel verändert hat sich dann nicht mehr, ich hatte mich entschieden, dass ich mich nicht länger verbiegen lassen wollte. Ich habe z.B. ohmeingott HÜTE getragen. Ein grauenvolles, abscheuliches Vergehen, nicht wahr? Ich hatte gute Englischnoten, Pfui, und ich habe mich für Geschichte interessiert, Dopppelpfui und ich habe nicht viel Make Up getragen - der Supergau!
Aber das war mir an jenem Punkt schon egal geworden. Ich hatte mich von diesen Leuten entfremdet und sah ihre Kultur des „sich über nicht vorhandenes Make Up Aufregens“ an wie die Verhaltensweisen von Aliens, und so kamen sie mir vor. Ich wandelte und interagierten unter mir unverständlichen Wesen.
Die 13 Klasse ging recht neutral auseinander, der Graph kam also langsam herunter. Auf den Abschlussball ging ich mit meiner damaligen Freundin und hörte nur einen einzigen dummen Kommentar, von jemanden von dem ich wusste, dass er kommen würde (polnischer Katholik).
Was sonst noch lief, weiß ich nicht, da die Kommentare der Abizeitung zensiert wurden. Die Grenzfäll habe ich aber stehen lassen, damit sie mich immer daran erinnern, dassich froh bin, diese Zeit hinter mir gelassen zu haben.

So.

Und dann ging ich auf die Uni und es war als hätte jemand den Schalter umgelegt. Ich verstand mich mit jedem, machte viele Kontakte, viele neue Bekanntschaften, bin Gründungsmitglied unseres FSR und habe neue Generationen FSR Mitglieder mit"aufgezogen". Ich bin relativ beliebt, mehr aber gefragt, und über Fakultätsgrenzen bekannt. Mittlerweile bin ich Lehrtutorin und _mein_ Tutorium ist immer voll. Ich habe feste Freunde mit denen ich oft etwas unternehme, die auf mich zählen, und auf die ich auch zählen kann, denen ich wirklich vertrauen kann obwohl es sehr lange gedauert hat, bisich wieder irgendjemanden vertrauen konnte. Gut, ich definiere mich über Arbeit, aber sehr viel anderes habe ich im Moment nicht. Abermit meiner sozialen Situation an der Uni bin ich äußerst zufrieden.

Die Situatio ist 180° anders. Dabei habe ich mich nur in kleinen Schritten verändert. Natürlich wurde ich reifer, gottseidank das erwartet man ab der Grundschule irgendwie :wink: aber das Selbsbewusstsein baute sich schon in der Realschule auf, warum also das Mobbing am Gym wenn es daran lag? Der nächste Schub Selbstbewusstsein kam erst, als ch schon ein Jahr an der Uni war, und neue, gute Kontakte gemacht _hatte_.

Ich wurde nicht grundlos gemobbt. Ich wurde gemobbt, weil ich dick war. Später, weil ich nicht dem Ideal eine Mädchens (= schlank, modisch, make-up) an der Schule entsprach, zuletzt, weil ich anders war und z.B. ein Mythologie crack. Das spaltete aber schon die Gemüter.

Aber war ich schuld, dass ich gemobbt wurde?
Als 4 Jährige?

lg
Kate

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Nutzen der Empathie
Hallo,

mit Verständnis kann man aber eher Lösungen geben,
beispielsweise die, zu versuchen, Anschluss bei Menschen zu
finden, die nichts mit der Schule zu tun haben.

Das sehe ich etwas anders - ein Spürchen Empathie ja, aber
Mitleid auf keinen Fall. Hilfreiche Ratschläge können imho nur
aus der Neutralität kommen.

das sehe ich wiederum anders: Empathie ist eine Haltung des - zunächst einmal - Zuhörens, ohne zu bewerten und ohne Kritik am bisherigen Vorgehen zu üben. Empathie bedeutet nicht Partei zu ergreifen, und steht daher zur Neutralität nicht im Widerspruch.

Empathie vermittelt dem Ratsuchenden das Gefühl, zumindest momentan aufgehoben zu sein, sodaß er leichter offen sein kann. Dadurch ist es leichter, die nötigen Informationen zu sammeln. Damit ist der Boden bereitet, wo jemand hilfreiche Ratschläge auch wirklich aufnehmen kann.

Somit ist die Empathie kein sinnloses Wattebäuschchen, sondern notwendige Voraussetzung für alles Weitere. Mit Mitleid hat sie sowieso nichts zu tun, und sollte man sie auch nicht in einen Topf werfen.

Vorzeitiges Erteilen von Ratschlägen ist ineffektiv und führt eher zur Abwehr, und daran ist nicht der Ratsuchende schuld.

Grüße,

I.

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WOW

An Deinem Schreibstil meine ich zu erkennen, dass Du ziemlich
überdurchschnittlich intelligent bist.

Auch ich fühle mich geehrt.

Heutzutage gilt man als überdurchschnittlich Intelligent, wenn man in der Lage ist, einigermassen zusammenhängende Sätze ohne größere grammatikalische und orthographische Unfälle niederzuschreiben.

Hurra, das schaff ich auch! Obwohl - ich suche Fehler nicht automatisch bei mir? Vielleicht bin ich ja doch zu blöd, einzelne Situationen richtig zu erfassen.

Da steh ich nun, ich armer Tor…

fg
MT

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Hallo

Auch ich fühle mich geehrt.

Heutzutage gilt man als überdurchschnittlich Intelligent, wenn
man in der Lage ist, einigermassen zusammenhängende Sätze ohne
größere grammatikalische und orthographische Unfälle
niederzuschreiben.

Aus meiner Lehrtätigkeit an einer FH weiß ich eben, dass das keineswegs mehr vorausgesetzt werden darf.

Es war bei mir aber gar nicht die Rede von Rechtschreibung und Grammatik, sondern von Schreibstil. Dazu gehört, die eigenen Gedanken strukturiert - also insbesondere für andere nachvollziehbar - darstellen zu können. Auch dieses Talent ist nicht jedem gegeben, ein Blick ins Forum genügt.

Du und ich sind eine Generation, Liz ist eine andere. Sie geht grade mal in die 11. Klasse. Ich bin mir aber sicher, dass sie das Adjektiv intelligent trotzdem klein geschrieben hätte und das Adverb einigermaßen mit sz - vor wie nach der Rechtschreibreform.

Gruß
smalbop

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Hi,

Willst du mir im ernst erzählen, dass es durch pure Existenz
meine Schuld sei dass nicht nur 2-3, sondern 32 einen solchen
Hass gegen mich entwickelt haben, dass sie mich
krankenhausreif schlugen?

„Schuld“ ist der falsche Ausdruck. Natürlich kannst du nichts dafür, dass du so bist, wie du bist. Und du sollst dich auch nicht ändern, nur weil ein paar Klassen"kameraden" dich nicht mögen, so wie du bist.
Aber du siehst ja auch, dass du den anderen ein paar „Angriffspunkte“ lieferst, die andere nicht haben.

Diese 30 Kinder haben sich doch nur mitreißen lassen von den 2-3 Alphatierchen, die den Ton in der Klasse angeben. Oft sind diese „Mitläufer“ noch nicht mal mit dem Mobbing einverstanden, „müssen“ aber mitziehen, wenn sie nicht selbst gemobbt werden wollen. Also grenzen sie sich von dir ab und geben dir noch 'nen Spruch mit, damit klar ist, wer der Schwächste ist.

Außerhalb der Schule wurde ich nicht gemobbt. Nach
deiner Argumentation hätte das aber der Fall sein müssen, wo
ist da die Logik?

Nein, zu Hause und in deiner Freizeit bist du in einem anderen Umfeld. Hier bist du (logischerweise) unter Menschen, die dich mögen und so akzeptieren, wie du bist. In der Schule kannst du dir deine Mitschüler nicht aussuchen.

Wie ichschon sagte: Es wird nicht -grundlos- gemobbt, Gründe
gibt es alle. Mir gefällt deine Nase nicht, also wirst du
gemobbt. Ist der Gemobbte _schuld_? Nein,er kann nichts an der
Nase ändern.

Ja, da sind wir uns einig. Natürlich ist er nicht „Schuld“, im Sinne von „na änder das halt mal eben, dann wirst du akzeptiert“. Das kann man eben nicht ändern. Aber er ist der Auslöser, auch wenn er absolut nichts dafür kann.

Dazwischen sei zu sagen, dass ich in der 7. noch in einer
sechswöchige „Ernährungskur“ war.
Da wurde mir auch eingeredet ich hätte eine „Schlag mich
Aura“.
Jetzt frag ich dich: Wenn ich die hatte, warum lief in der
ersten Woche alles gut? Warum war es diesmal nur eine kleine
Gruppe und nicht epidemieartig alle, wie in meiner alten
Klasse?

Naja, erstmal ist eine Woche noch keine lange Zeit. Da ist alles neu für die anderen, neue Leute, neue Umgebung… Wahrscheinlich waren unter den Mädchen (kA wie viele es in der ersten Woche waren) auch keine Alphatierchen dabei. Ich glaube, die meisten Menschen auf der Welt, sehen zwar die Unterschiede zwischen dir und sich selbst, lästern dann von mir aus auch darüber, aber würden es eben nur hinter deinem Rücken machen und nicht aktiv mobben, weder psychisch als auch physisch. Einige von diesen lassen sich dann aber wohl mitreißen, wenn plötzlich Alphatierchen kommen, die den Ton angeben. Aus Angst, selbst zum Opfer zu werden, wenn man nicht mitmobbt.

Und dann kamen ja auch vier Nachzügler. Sie waren älter als der Rest, was sie schon mal „groß und stark“ machte. Und wer weiß, vielleicht wurden sie ja selbst mal gemobbt: eine hatte ja nur 2kg Übergewicht. Plötzlich war sie „die Dünne“ und konnte mal alles rauslassen, was man ihr sonst an den Kopf schmiss. Und du warst eben die Schwächste (wenig Selbstbewusstsein aus früheren Mobbing-Tagen) aus der Gruppe.

Ich wurde oft „Realschulabschaum“ genannt oder
mir wurde gesagt „geh doch nach Afrika“ seit ich einmal ein
Referat über das Thema gehalten hatte.

Ich weiß nicht, wie du auf solche Sprüche reagiert hast. Aber es ist doch klar, dass sie erstmal mit frechen Sprüchen testen wollen, wie du darauf reagierst. Und „geh doch nach Afrika“ nennst du doch nicht wirklich mobben, oder? Nur weil dein Referat über dieses Thema ging… darüber würde ich lachen. Aber gut, das sind wohl die Folgen des geringen Selbstbewusstseins, das man nach all den Jahren hat.

Ich habe sehr gut
beobachten können, wie unterschiedlich sich Leúte verhalten,
wenn das Alphatier da ist oder nicht. Sehr fiese Menschen wenn
vorhanden, nett und sogar unterstützend wenn nicht. Solang ich
es niemanden verriet.

Ja, so ein Alphatier kann schon viel bewirken. Die anderen hatten nur Angst, dass man sich selbst auf sie einschießen könnte. Da ist man dann ganz egoistisch. Natürlich wissen diese Mitläufer (genau wie die Mobber auch), dass es verkehrt ist, was sie machen. Mobber denken dann aber „na selbst schuld, wenn sie so ist“, Mitläufer haben wohl insgeheim Mitleid, können dies aber nicht zugeben bzw. sich vor das Mobbingopfer stellen, weil sie dann selbst in die Schussrichtung geraten.

Ich habe z.B. ohmeingott HÜTE getragen. Ein
grauenvolles, abscheuliches Vergehen, nicht wahr?

Ja :smiley: aber im Alter von 16-19 eben nicht normal. Und alles, was anders ist, wird eben angesprochen. Irgendwann werden alte Merkmale nämlich auch mal langweilig. Und wenn immer wieder etwas Neues kommt, ist für Mobber klar, dass du wirklich komisch bist, einfach weil sie nicht auf alten Punkte rumreiten, sondern ständig was Neues geliefert wird. Das bestätigt sie in ihrer Meinung über dich. Und vielleicht (ich weiß es nicht) glaubt man es als Opfer irgendwann auch selbst.

Und dann ging ich auf die Uni und es war als hätte jemand den
Schalter umgelegt. Ich verstand mich mit jedem, machte viele
Kontakte, viele neue Bekanntschaften, bin Gründungsmitglied
unseres FSR und habe neue Generationen FSR Mitglieder
mit"aufgezogen".

Die Situatio ist 180° anders. Dabei habe ich mich nur in
kleinen Schritten verändert. Natürlich wurde ich reifer,
aber das Selbsbewusstsein baute sich schon in der Realschule
auf, warum also das Mobbing am Gym wenn es daran lag?

Ja, du wurdest reifer, selbstbewusster und auch die anderen waren erwachsener geworden. Außerdem hattest du (nehm ich an) einen Neuanfang, dich kannte anfangs noch niemand an der Uni. Dort gibt es auch keinen „Klassenverband“ wie an der Schule, sodass niemand um seinen „Rang“ kämpfen und dich nach unten drücken musste. Außerdem warst du ein bisschen mehr unter Gleichgesinnten. Hättest du Jura studiert, wäre es wahrscheinlich nochmal etwas anders gelaufen. Dazu kommt, dass dich das Fach interessiert und du wegen der guten Noten nicht mehr gemobbt wurdest, sondern wohl eher bewundert, bzw. dir den Respekt erarbeitet hast.

Ich wurde nicht grundlos gemobbt. Ich wurde gemobbt, weil ich
dick war. Später, weil ich nicht dem Ideal eine Mädchens (=
schlank, modisch, make-up) an der Schule entsprach, zuletzt,
weil ich anders war und z.B. ein Mythologie crack. Das
spaltete aber schon die Gemüter.

Genau, solche Angriffspunkte meine ich.
Das mit dem Selbstbewusstsein ist natürlich ein Teufelskreis. Woher solltest du das auch haben… Aber alles zusammen ist man dann eben schon ein Opfer. Viel konntest du an dir ja nicht ändern. Jedenfalls nicht ohne dich zu verbiegen.

Aber war ich schuld, dass ich gemobbt wurde?
Als 4 Jährige?

Du hattest halt „Pech“, dass du anders warst als diejenigen, die stärker als du waren und die dich diese Unterschiede spüren lassen mussten.

Gruß
Steffie

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