Fast alle
Hallo,
die Leute in der DDR haben ja Westfernsehen gesehen bzw.
Radio gehört.
Ja, und das sehr regelmäßig und intensiv.
Da gab es einen netten Witz:
Omas FS geht nicht und sie bestellt den Fernsehmechaniker.
Der schaut sich das Gerät an und stellt fest, es steht
auf Kanal 7 (=Westfernsehen).
Fragt er, ob Oma viel Westfernsehen schaut.
Antwort: Nö,nö, nur Montags wenn "Der Alte Film" kommt,
schalte ich mal nach drüben.
Falls du den nicht verstehst, frage noch mal nach oder
lese hier: (etwas versteckt am Ende des 1. Absatzes)
http://de.wikipedia.org/wiki/Willi_Schwabes_Rumpelka…
Ich wüsste gerne, wie weit verbreitet das war.
Sehr weit verbreitet. Soweit man irgendwie die
Möglichkeit hatte, eine Antenne (auch große Bauformen)
nach einem Westsender auszurichten, wurde West-FS geschaut.
Die Empfangsbedingungen waren freilich nicht überall gut,
aber bis über 200km Entfernung konnte man überbrücken.
Da reichte schon allein der Umkreis von Westberlin, um
weite Gebiete auch im Nord-Osten bis Südosten zu erreichen.
Der Streifen entlang der Grenze war ja auch gut abgedeckt,
da die westlichen „Kalten Krieger“ freilich der Meinung
waren, ihre Botschaft nach dem Osten senden zu müssen,
und das ganz auch noch ohne GEZ-Einnahmen 
Pech hatten nur Leute in Tälern weiter entfernt, weil da
nix mehr rein kam („Tal der Ahnungslosen“).
Hat das (fast) jeder gemacht?
Ja, obwohl nicht jeder damit geprahlt hat.
Oder nur einige Leute, die dem Regime
ohnehin schon kritisch gegenüber standen?
Und was hat man gesehen bzw. gehört?
Alles, je nach Interessengebieten.
Und schließlich: Was ist passiert, wenn man erwischt wurde?
Normal nix.
Es gab auch Zeiten in den 60iger Jahren, wo in manchen
Städten von etwas radikalen jungen Genossen den Leuten
die Westantenne abgesägt wurde. Aber das waren wohl
tatsächlich nur seltene Ausnahmen im „Klassenkampf“.
Ansonsten hat man natürlich gegen das Westfernsehen
propagiert, aber selbst unter guten Genossen (der SED)
war das nicht groß der Rede wert, wenn man privat WF hatte.
Um so was zu begründen, hat man z.B. argumentiert,
dass man Westfernsehen sehen muß, um zu wissen,
mit welchen Methoden der Klassenfeind so arbeitet.
Es gab allerdings auch Ausnahmen bei der Freizügigkeit.
In öffentlichen Einrichtungen (Schulen, Heime,
Jugendherbergen, Armee, Polizei usw.) war Westfernsehen
in der Regel durch Hausordnung oder Dienstbefehle usw.
verboten.
Um das durchzusetzen wurde teilweise die Möglichkeit zur
Senderwahl so blockiert, so dass nur noch Ostfernsehen
funktioniert hat. Findige Bastler haben aber des öfteren
die Blockade entfernt und dann heimlich WF konsumiert.
Da gab es gelegentlich Streß mit Vorgesetzten oder Leitern.
Gruß Uwi