Wie beschreibt man gramm. Abhängigkeiten von Nebensätzen korrekt?

Hallo, wie beschreibt man die einzelnen
„Hauptsatz-Nebensatz-Ebenen“ eines verschachtelten Satzbaus
akademisch korrekt, aber nicht unverständlicher gestelzt als nötig? Es geht
also wohlgemerkt nicht um sprachliche Schönheit, auch nicht um
Subjekt-Prädikat-Objekt, sondern um die treffende Beschreibung eines
vorhandenen (unschön verschachtelten, aber grammatisch korrekten) Satzes.

Hier mein Beispielsatz:

Martin lehnte das Angebot jedoch ab, weil das nächste Mail den Zusatz erhielt, die Gegenseite hätte in einem späteren Schreiben behauptet, Martin habe sie eingeladen, in ihre Stadt zu kommen, und verzichtete ausdrücklich auf weitere Vorschläge.

Für mich hat der Satz diese „Ebenen“:

(1a) Martin lehnte das Angebot jedoch ab,

(2) weil das nächste Mail den Zusatz erhielt,

(3) die Gegenseite hätte in einem späteren Schreiben behauptet,

(4) Martin habe sie eingeladen,

(5) in ihre Stadt zu kommen,

(1b) und verzichtete ausdrücklich auf weitere Vorschläge.

Kann man jetzt sagen, der Gesamtsatz hat „sechs
Bestandteile auf fünf logisch voneinander abhängigen Ebenen“? (1a und 1b
liegen für mein Empfinden „logisch“ (?) auf derselben obersten
Ebene.) Oder wie analysiert Ihr/man das?

Also, wie beschreibt man die logischen und grammatischen Abhängigkeiten
hier? Wenn Ihr dazu auch einen kurzen, knackigen Onlinetext kennt (es ist nur
Hobby und es geht nur um ganze Nebensätze, nicht um einzelne Wortarten), wäre
ich interessiert. Danke!

Hallo!

Bist du Henrik Meier? Es war mal in diesem Forum eine Leona Meier. Erstaunlich. Sie stellte hier genau solche Fragen wie du und formulierte sie genauso wie du.
Kennst du Mark Twain? Er verglich diese Sätze mit Bandwürmern und empfand die deutsche Sprache als sehr kompliziert. Er wollte die deutsche Sprache lernen, aber es gelang ihm nicht. Ich würde sagen, dass man diese Sätze einfach in einzelne Teile sezieren muss. Das macht die Sache viel einfacher. Danach kann man die einzelnen wieder zusammenkleben. Gesetzestexte wären vielleicht gute Beispiele

Grüße

Warum „das E-Mail“? Im Duden steht „die E-Mail“. Der Text müsste Österreichisch sein

Ich habe den Satz mehrmals gelesen und verstehe ihn trotzdem nicht. Anaphorisch hat dieser Satz einen zurückweisenden Kontext und der fehlt. Und daher ist der Satz nicht nur verschachtelt, sondern auch unverständlich. Das macht die Sache noch komplizierter. 1a und 1b kann ich sehr gut verstehn und sie machen den Kern des unverständlichen Satzes.

Hallo,

bei der Unterordnung von Teilsätzen spricht man vom Grad der Nebensätze, siehe http://www.canoonet.eu/services/OnlineGrammar/Satz/Komplex/Ordnung/Subordination.html und
http://syntax.uni-jena.de/Dokumente/Vorlesung/Skript/Skript_N.pdfN 1.3 Der Grad der Nebensätze.

Gruß
Kreszenz

Kreszentia, Danke!

Martin lehnte das Angebot jedoch ab, weil das nächste Mail den Zusatz erhielt, die Gegenseite hätte in einem späteren Schreiben behauptet, Martin habe sie eingeladen, in ihre Stadt zu kommen, und verzichtete ausdrücklich auf weitere Vorschläge.

Das spielt in diesem Fall aber keine Rolle, denn hier wird der Grund für die Ablehnung (→ Inhalt eines weiteren Schreibens) eines Angebots genannt. Um den Sinn des Satzes zu verstehen, muss man nicht wissen, worin das ursprüngliche Angebot bestand.

Er ist zweifellos - wie auch schon im UP erwähnt - „unschön verschachtelt“ (siehe Hypotaxe), aber grammatisch korrekt.

Leichter verständlich wäre es, wenn der komplette Hauptsatz am Anfang (oder am Ende) stünde:

Martin lehnte das Angebot jedoch ab und verzichtete ausdrücklich auf weitere Vorschläge, weil das nächste Mail den Zusatz erhielt, die Gegenseite hätte in einem späteren Schreiben behauptet, Martin habe sie eingeladen, in ihre Stadt zu kommen.

bzw.

Weil das nächste Mail den Zusatz erhielt, die Gegenseite hätte in einem späteren Schreiben behauptet, Martin habe sie eingeladen, in ihre Stadt zu kommen, lehnte Martin das Angebot jedoch ab und verzichtete ausdrücklich auf weitere Vorschläge.

Gruß
Kreszenz

4 Like

vielen Dank Kreszentia

Danke Kreszentia. Das war aus Versehen

(fett von mir)

Zu Deiner Frage kann ich nichts beitragen. :wink:

Mir fällt aber auf, daß Martin nicht in „ihre Stadt einladen“ kann, sondern höchstens in „seine“ Stadt, unabhängig davon, ob es sich bei „sie“ um eine Person handelt oder um eine Gruppe.

Entweder einladen in die eigene Stadt (dann maskulin „seine“, weil Martin ein m ist) oder anbieten, in die andere Stadt zu kommen!

Es sei denn, aus dem ganzen Kontext ergibt sich was völlig anderes, dann bitte Aufklärung, ob ich falsch liege.

Gruß

Das aber nur, wenn „Martin“ Nominativ und „sie“ Akkusativ ist. Ich habe Martin als Akkusativ und sie als Nominativ gelesen. Denn dann wäre auch der Kontext mit den beiden parataktischen Hauptsätzen verständlicher.

Also:
„… die Gegenseite hätte in einem späteren Schreiben behauptet, (den) Martin habe sie (die Gegenseite) eingeladen, in ihre (der Gegenseite) Stadt zu kommen …“

Natürlich wäre dann „… sie habe Martin eingeladen, in ihre Stadt zu kommen …“ weniger mißverständlich.

Gruß

Das ist ja eine interessante Lesart, auf die ich auch nach zweimal Lesen nicht gekommen bin.

Dieses gedachte, nicht dastehende „(den) Martin …“ ist bei mir Umgangssprache.

Ja genau, so rum!
Dann hätte ich keinen Grund gesehen, „ihre Stadt“ zu bemängeln.

Für mich ist allerdings trotzdem noch unklar, ob die einladende „sie“ identisch mit der „Gegenseite“ ist.

Mir ist auch unklär, wer die „nächste Mail“ geschrieben hat, weil es eigentlich nicht sein kann, daß in der „nächsten Mail“ schon von einem „späteren Schreiben“ die Rede ist.

Ich danke dem :wink: Metapher für die Aufklärung.

Gruß

Anstatt mir ein dislike zu verpassen, denk einfach über Deinen Satz nochmal nach.

Liste auf:

  • Wer hat Martin ein Angebot gemacht? Die Gegenseite oder eine dritte Partei?
  • Wer hat wann die „nächste Mail“ geschrieben?
  • Von wann ist das „spätere Schreiben“ in Relation zur „nächsten Mail“?

und frage Dich, ob der Satz das ausdrückt, was Du mitteilen möchtest?

Das hier:

hatte ich sehr wohl gelesen. Ändert aber nichts an meinem Einwand.
Auch „Test“-Sätze dürfen eindeutig formuliert sein.

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Auch:
„… die Gegenseite hätte in einem späteren Schreiben behauptet, Martin
eingeladen zu haben
, in ihre Stadt zu kommen …“

wäre unmißverständlich.

OK, Gudrun, erledigt.

Hallo Gudrun,

Er hat mir auch eins verpasst. Aber ob es ihm weiter hilft, glaube ich eher nicht.