Wie beurteilt ihr das Aufweichen des Verbrenner-Aus?

Im Bereich Klimapolitik erleben wir ja seit Monaten das Aufweichen vieler von der Ampel so wichtiger Weichenstellungen. Die SPD übernimmt dabei in der Regierung noch einige Verantwortung, während sich die CDU oft erschreckend verantwortungslos zeigt.

Wie beurteilt ihr die Abkehr vom Verbrenner-Aus 2035 ökonomisch?

  • Sinnvoll, weil die Autoindustrie für die Umstellung etwas Zeitbraucht?
  • Verheerend, weil der Umbruch ein paar Jahre später noch schwieriger wird?
  • Rettet man Arbeitsplätze?
  • Oder schafft man Unklarheiten und vergrößert man damit den Vorsprung Chinas?
  • Hilft man nur den Managern, jetzt noch mehr Geld zu verdienen?

Das ist katastrophal und mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit das Ende eines Großteils der europäischen Autoindustrie.

Begründung:
So wie es genug Leute gibt, die

  • sich eine Gasheizung kaufen, weil irgendwann mal Wärmepumpen Pflicht werden könnten,
  • die sich extra Böller im Ausland kaufen, weil sie lokal oder in einem bestimmten Jahr in Deutschland nicht verkauft oder gezündet werden dürfen oder
  • absichtlich den Motor bei Frost laufen lassen, um die Scheiben mit der Lüftung zu enteisen, weil das verboten ist,

gibt es auch genug Leute, die jetzt extra bis zum letzten Moment Verbrenner nachfragen, weil die ja irgendwann verboten werden könnten, Elektroautos des Teufels sind und der Klimawandel ja eh nur ein Witz ist, der Leute betrifft, die viel ärmer sind als wir und weit weg wohnen.

Mit anderen Worten: um für diese Deppen Produkte anbieten zu können, muss man auch weiterhin Verbrenner produzieren (was nicht so schlimm wäre), sondern auch entwickeln (was ein Heidengeld kostet). Gleichzeitig muss man aber auch Elektroautos entwickeln und produzieren, um im Rest der Welt (und vor allem in Asien) wenigstens ansatzweise marktfähig zu bleiben.

Mit viel Glück wird die Volkswagen-Gruppe das aufgrund ihrer Kapitalstärke und ihrer breiten Aufstellung überstehen. Es mag sein, dass Mercedes-Benz das auch überlebt, aber für BMW, Porsche, Opel, Peugeot, Renault, Fiat usw. sehe ich tiefschwarz.

Die Aussagen des früheren Ford-Managers Gunnar Hermann haben nachwievor Gültigkeit:
Ford-Boss über die E-Auto-Krise, Verbrenner-Aus und Klima-Ziele | BILD-Talk

Fun fact: bei den großen Gesellschaften, die Branchenaussichten beurteilen, steht die Automobilbranche seit etwa zwei Jahren auf den zweitschlechtesten Note. Viel schlimmer kann das jetzt auch nicht mehr werden.

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Wo, außer in journalistischer Kurzfassung, gibt es das Verbrenner-Aus?
Natürlich nimmt die dem Dieseldieter niemand weg, aber er muss sich an teuren Sprit gewöhnen.

Die Klimapolitik unserer Regierung mit ihrer Lobby-Abhängigkeit ist ein totaler Fehlschlag.
Gerade habe ich gelesen, wie Biogas-Anlagenbetreiber um ihre weitere Existenz bangen müssen. Der Ausbau der Netze kommt nur sehr verzögert voran, weil man auf die Selbstregulierung des Marktes setzt, statt in die (leicht zu berechnende) Zukunft zu planen.

Aber die Technologieoffenheit predigen, wo schon alle Messen gesungen sind.

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Interessant. Aber warum hat die deutsche Autoindustrie offenbar dem Kanzler befohlen, das Verbrenner-Aus aufzuweichen, wenn diese Situation für die Branche alles noch schwieriger macht?
Weil auch Manager nur in wenigen Jahren denken und nicht weiter?

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Das kann ich Dir nicht sagen. Meine Informationen hinsichtlich der angeblichen Kommunikation zwischen VDA und Bundesregierung entstammen auch nur der öffentlichen Berichterstattung. Tatsache ist, dass die bisherige öffentliche Kommunikation der Autoindustrie vor Bullshit nur so triefte und diese Formulierungen sind von prominenten Figuren der Bundesregierung bzw. Union und FDP übernommen wurden.

Da wäre zunächst der Begriff des hocheffizienten Verbrennungsmotors, der schlichtweg dummes Zeug ist. Schon aus physikalischen Gründen kann ein Verbrennungsmotor, dessen hervorstechende Eigenschaft ist, dass darin Dinge verbrannt werden, was zu drei Ergebnissen führt: mechanische Arbeit (Bewegungsenergie), Wärme und Abgase. Bei einem Motor, der fossile Brennstoffe verbrennt, die vor allem aus Kohlewasserstoffen besteht, liegt der Anteil bei jeweils ungefähr (!) einem Drittel. Effiziente Serienmotoren erreichen einen Wirkungsgrad von ungefähr 42%, der Weltrekord liegt bei knapp über 53%.

Zum Vergleich: Elektromotoren haben einen Wirkungsgrad von deutlich über 90% D.h. wenn man mit einem modernen Kohlekraftwerk (Wirkungsgrad knapp 50%) Strom erzeugt und den dann für den Betrieb eines Elektroautos verwendet, ist das immer noch effizienter als das dezentrale Verbrennen für den Betrieb eines Diesel- oder Benzinmotors. Noch schlechter sieht das für Verbrenner aus, wenn man den aktuellen Strommix als Vergleichsmaßstab nimmt oder halt die hauseigene PV-Anlage.

„Hocheffizient“ als Label für einen Verbrennungsmotor ist insofern nur eine euphemistische Bezeichnung für einen Verbrennungsmotor, der einen Hauch weniger katastrophal beschissen effizient ist als die aktuellen Motoren und immer noch Lichtjahre von dem entfernt ist, was Elektromotoren zu leisten vermögen.

Wer also auch immer auf den Gedanken kam, Öffentlichkeit und Politik mit dem Begriff „hocheffzient“ zu verarschen, wollte diese ganz sicher nicht mit Tatsachen überzeugen.

Ein anderes Beispiel für diese Bullshit-Kommunikation ist der Begriff „Technologieoffenheit“. Es gab nie ein Verbrennerverbot, sondern eine Vorgabe zur Reduzierung von schädlichen Abgase am Auspuff von PKW und leichten Nutzfahrzeugen von 100% im Vergleich zu 2021. Wie das Ziel erreicht wird, stand da nicht drin. Die Formulierung war also technologieoffen gewählt. Was der VDA da kommunizierte war also eher aus der Abteilung „Arsch offen“.

Kurz: ich habe keine Ahnung, was sich der VDA von dieser Art der Kommunikation bzw. von der Idee versprach, das angebliche Verbrennerverbot aufzuweichen bzw. zu verschieben. Vielleicht sprach man da auch nicht primär im Interesse der großen Hersteller, sondern eher der vielen Zulieferer, die Teile für Motor, Getriebe usw. produzieren, die bei einem Elektroauto nicht mehr benötigt werden.

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Das Wort „Technologieoffenheit“ ist aber eine geniale Erfindung, die wir bewundern müssen!

Mit diesem Begriff schaffen es Teile der Politik und der Wirtschaft seit Jahren, die Haltung „Ich-stecke-den-Kopf-in-den-Sand-und -löse-so-alle-Probleme-des-Klimawandels“ als kluges Verhalten zu verkaufen!

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Es ist in jedem Aspekt kontraproduktiv … ganz besonders bei der wirtschaftlichen Betrachtung.

Es wird immer offensichtlicher, dass CDU/CSU und den meisten deutschen Großunternehmen nur noch das „Netzwerken“ wichtig ist. An ihrer eigentlichen Aufgabe, nachhaltig Werte zu schaffen, haben die Entscheider kein Interesse.

Ich bin ja selbst nicht überzeugt, dass E-Autos den positiven Effekt haben, wie behauptet. Aber Tatsache ist, dass diese „Produktgruppe“ in den nächsten Jahren weltweit gefragt ist und daher alleine schon aus wirtschaftlichen Gründen forciert werden sollte. Schlimmstenfalls würde irgendwann herauskommen, dass es doch sinnfrei war, aber die Unternehmen haben Gewinn damit gemacht und dze Verbraucher zahlen nicht wirklich mehr.

Die Zahlen sprechen eigentlich für sich selbst:

Die Nachfrage nach Elektroautos ist nach wie vor hoch. Im November 2025 wurden laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) 55.741 reine Batterie-Pkw (BEV) neu zugelassen. Das entspricht einem Anteil von 22 Prozent und einem Zuwachs von fast 60 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat November 2024. Damit war rund jeder fünfte Neuwagen ein Batteriefahrzeug (BEV).
[…]
Allein im ersten Halbjahr 2025 wurden dem Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) zufolge mehr als 297.000 Elektroautos neu zugelassen, ein Plus von 38,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zurückzuführen ist das nach Ansicht des Verbands auf das deutlich größere Fahrzeugangebot in den Einstiegssegmenten

Elektroautos stehen in Deutschland kurz davor, die Benziner zu überholen.

In Europa ist das nicht viel anders:

Batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) erreichten bis Oktober einen Marktanteil von 16,4 Prozent – nach 13,2 Prozent im Vorjahreszeitraum. Insgesamt wurden 1.473.447 neue BEV zugelassen. Wachstum kam vor allem aus den vier größten Märkten: Deutschland legte um kräftige 39,4 Prozent zu, Belgien um 10,6 Prozent, die Niederlande um 6,6 Prozent und Frankreich um 5,3 Prozent. Im Jahresvergleich steht ein deutliches Plus von 38,6 Prozent.
[…]
Benziner verloren bis Oktober 18,3 Prozent, mit deutlichen Rückgängen in allen großen Märkten: Frankreich (-32,3 %), Deutschland (-22,5 %), Italien (-16,9 %) und Spanien (-13,7 %). Ihr Marktanteil fällt von 34 auf 27,4 Prozent. Diesel verlieren noch stärker: minus 24,5 Prozent im Jahresvergleich. Der Marktanteil sinkt auf 9,2 Prozent. Im reinen Oktobervergleich zeigt die Kurve klar nach unten – minus 14,3 Prozent bei Benzinern, minus 21,9 Prozent bei Dieseln.

Ich verstehe wirklich nicht, wie man angesichts dieser Zahlen so tun kann, als ob sich die Auto-Industrie hier einen Gefallen tue.

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Ich sehe darin die Lobbyarbeit von vier (oder fünf) Interessengruppen:

  1. Mineralöindustrie
    Dass sogenannte E-Fuels und Wasserstoff im Auto keine Zukunft haben, scheint sachlichen Beobachtern klar: E-Fuels gibt es bisher nur im Modellversuch, Wasserstoff wird zurück gebaut. Sollte es also eine 100%-Reduktion von CO2-Ausstoß geben, wäre das Geschäftsmodell der Mineralöindustrie gefährdet. Mit einem klaren Wirtschaftskurs bis 2023 jeweils 10-15 % mehr Markanteil für BEV könnte sich die Mineralölindustrie ausrechen, wie stark sie ihre Umsätze und ihre Infrastruktur herunterfahren könnte und müsste.
    Mit diesem Coup fährt wie vermutlich weitere 10-15 Jahre gute Gewinne ein.

  2. KMU aus dem Zulieferbereich
    Es gibt enorm viele kleine und mittlere Unternehmen, die sich auf die Herstellung von Bauteilen für Verbrenner und deren „Anbauteile“ (Getriebe, Auspuffanlagen, Motorsteuerungen, Sensoren, Kabel etc.) spazialisiert haben. Viele von denen hätten mit BEV praktisch keine Zukunft mehr. Ich las mal etwas von bis zu 250.000 Jobs, die allein bei KMU wegfallen würden.

  3. Die Autohersteller selbst
    Ich habe den Eindruck, dass die kurzfristige Gewinne und deren Ausschüttung vor Zukunftsinvestitionen stellten. Somit sind ihnen chinesische Hersteller bei BEV-Technologien inzwischen weit voraus. Sie können mit der Senkung des Ziels zumindest weiter Hybride verkaufen, bei denen sie, so laß ich mal, mehr verdienen, als bei reinen BEV. Die notwendige Transformation wird also ein wenig in die Zukunft verlagert und gestreckt.

  4. Region Bayern / Baden-Württemberg
    Ein Großteil der, von einer Transformation der Arbeitsplätze betroffenen Firmen konzentrieren sich auf dieses Gebiet. Hier wäre also mit einem regelrechten Schock zu rechnen, wenn „plötzlich“ keine Verbrenner mehr produziert werden würden.

  5. Eine echte Verschwörungstheorie
    Im Netz finden sich auch Verschwörungserzählungen, die behaupten, dass es vorrangig darum ginge, dass Europa weiterhin von fossilen Importen abhängig bleiben solle. Für einige Protagonisten sei es wichtig, dass eine energetische Eigenständigkeit Europas so lange wie möglich verzögert werden solle. Denn solange könnte man Druck auf Europa ausüben. (Erinnern möchte ich an die Gaskrise mit Russland.)

Naja und einen letzten Grund sehe ich leider noch: die Absenkung auf 90% war nur der erste Schritt. Das ist wie mit der ersten Zigarette, nachdem man sich das Rauchen abgewöhnt hatte. Jetzt sehen die Lobbyisten, dass eine Aufweichung grundsätzlich möglich ist und werden weiter Lobbyieren. Wenn 90% möglich sind, warum dann nicht auch 80, 70 oder gar 50%?! Vielleicht sind die 90% aber auch technologisch bestimmt. Man verbaut in Hybriden Akkus, mit denen der Wagen 90 km weit kommt und nimmt als Maßstab für den CO2-Ausstoß 100 km Fahrt…

Nein. Die oben genannten Argumente sind nicht meine. Ich halte sie für kurzsichtig. Innovationen hinauszuschieben vergrößert aus meiner Sicht die spätere Fallhöhe nur umso mehr (Nokia, Kodak, DDR). Denn die (technische und ökonomische) Entwicklung außerhalb Europas bleibt nicht stehen. Recht gehässig habe ich schon vor ein, zwei Jahren gesagt, dass Porsche in 10 bis 20 Jahren vermutlich ein chinesischer Brand-Name ist, so wie heute z.B. MG.

Möglicherweise wartet man auch auf steigenden Druck im Kessel, um dann nach Entlastung aka Subventionen durch die Steuerzahler zu rufen.

Da ich kein Betriebs- oder Volkswirt bin, stammt meine Analyse nicht aus einer fundierten Auswertung, sondern aus dem Bauch, genährt und gestützt von Medien abseits des Springer-Verlages und rechtskonservativer und -extremer Fale-News-Verbreiter wie NIUS, Apollo oder Tichys Einblick. Sollte ich Fehlschlüsse getätigt haben, würde ich mich über Aufklärung und Richtigstellung freuen.

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Wobei das halt auch wieder Aussagen von Lobbyisten, Journalisten und Lokalpolitikern sind, die Beharrungsvermögen und Panikmache für den richtigen Weg halten, sich auf eine sich stetig verändernde Welt einzustellen bzw. konservative Wählerstimmen zu bekommen.

Die Unternehmer und Geschäftsleiter von solchen Unternehmen sind aber nicht so doof und erkennen die sich seit Jahren abzeichnende Entwicklung sehr wohl. Mit unterschiedlichem Elan, unterschiedlicher Geschwindigkeit und entsprechend unterschiedlichem Erfolg stellt man sich darauf ein, dass die Elektromobilität zunehmen wird und der Verbrenner über kurz oder lang ein Nischenprodukt werden wird.

Es gibt da ganz viele verschiedene Ansätze: gleiche Produkte mit anderen Anwendungsbereichen im Auto, gleiche Produktionsverfahren nutzen, aber für andere Branchen oder komplett neue Produkte für Elektroautos. Wer Ventilfedern produziert, kann auch Rückzug- oder Haltefederungen für Bremsen produzieren. Wer Pulvermetallurgie für Ventilringe beherrscht, kann auch Bimetallkontakte für die Elektroindustrie entwickeln. Oder man sattelt halt einfach von der Metallverarbeitung auf Leiterplatten um (klingt komisch, habe ich aber selbst erlebt/begleitet).

Bisher haben alle mir bekannten Unternehmen, die diesen Transformationsprozess aktiv und aus einer Position der Stärke heraus gestartet/gestaltet haben, ihren Umsatz gesteigert und mehr Mitarbeiter beschäftigt als zuvor.

Natürlich wird es auch ein paar Unternehmen geben, die die Sache verschlafen oder nicht beherzt genug angehen, weil die Inhaber nicht von dem abrücken wollen, was sie drei Generationen lang gemacht haben, die ihnen finanziellen Mittel fehlen usw., aber dass Unternehmen vom Markt verschwinden, die nicht innovativ sind, schlecht geführt werden usw. ist völlig normal (Schumpeter lässt grüßen) und nicht auf derartig umfassende Transformationsprozesse beschränkt.

Ich träume mal:
2019 tun sich die klug vorausschauenden Spitzenmanager von VW, Mercedes und BMW zusammen. Sie erkennen, dass der schwierige Umbruch von Verbrenner zu Elektro unausweichlich ist, wenden sich an die Bundesregierung (Merkel) und fordern in gewohntem Selbstbewusstsein, diesen Umbruch politisch massiv zu unterstützen.

Das hätte bedeutet:

  • kein ständiger Gegenwind der CDU sondern ein gemeinsames Handeln
  • Klarer Zeitpunkt schon damals fürs Verbrenner-Aus, auf das sich alle hätten rechtzeitig einstellen können
  • finanzielle Anreize für E-Autokäufer vom Staat früher und verlässlicher
  • frühzeitige Planung der Lade-Infrastruktur
  • insgesamt hätten die mächtigen Autokonzerne saftige Gelder vom Staat für die E-Mobilität rausgeholt
  • möglicherweise konkurenzfähige deutsche Modelle ungefähr gleichzeitig mit chinesischen Modellen

Einfach wäre der Umbruch auch dann nicht gewesen, aber vermutlich wesentlich erfolgreicher…

Ist ja bei vielen Themen so, aber hier muss man ja nicht spekulieren, es ist ja schon Realität.

Wenn wir 2035 diese ganze Diskussion und Kampagnen nochmal rauskramen… das wird skurril!

Ich schätze, ab 2030 werden Rettungspakete für Tankstellenbetreiber diskutiert. Die gelobten alternativen Treibstoffe werden rationiert abgegeben an den verbliebenen Wasserstofftankstellen.

Moin,
Ich skurrile mal mit. :grin:

Und dann beginnt das grosse Jammern und Wehklagen, dass die H2 Infrastruktur völlig unzureichend ausgebaut sei.
Ist eigentlich schon jemandem aufgefallen, dass die Anzahl von LED Kerzen verblüffend stark zunimmt? Wollen wir etwa doch die gute alte Verbrennerkerze nicht mehr?

-Luno

Der Anteil, den die Handelsmarge beim Sprit am Gewinn ausmacht, ist tatsächlich geradezu homöopathisch und spielt im Vergleich zum Shop und zur Waschanlage keine große Rolle. Gerade die Betreiber der freien Tankstellen, die oft auch Eigentümer des Grundstücks sind, werden gar nicht böse sein, wenn das schlecht bezahlte, aber sehr zeit- und kostenintensive Geschäft mit den Treibstoffen ausläuft.

Je nachdem, welches Konzept der Betreiber wählt, kann der Umbau zur (fast) reinen Elektrotankstelle nämlich deutlich lukrativer sein. Das gilt insbesondere für das Pachtmodell, d.h. die Energieversorger pachten eine Teilfläche der Tankstelle, stellen da ihre Säulen auf und der Betreiber der Tankstelle kassiert die Pacht und spart sich

  • ständig ausgelaufene Treibstoffe aufzunehmen,
  • Zapfsäulen zu warten, zu reparieren oder zu reinigen,
  • die Pöbelei von Kunden wegen der scheißhohen Preise, die vor fünf Minuten noch halb so hoch waren.

Wahrscheinlich wird sogar noch die Versicherung für Bargeld/gegen Diebstahl billiger, weil halt auch weniger Geld in der Kasse ist, das abhandenkommen könnte.

Sind denn die Rechte der Tankstellenshops, 24/7 irgendwas zu verkaufen irgendwie an den Verkauf von Kraftstoffen gebunden? Ginge das bei deinem beschriebenen Geschäftsmodell auch?

Eine reine Tankstelle darf eigentlich nur Dinge für Fahrzeug und die Reise anbieten. Zudem gibt es noch Einschränkungen zur Nachtzeit.

Wenn man legal mehr machen möchte, muss man zusätzlich z. B. als Bistro angemeldet sein.

Es gibt inzwischen ein Urteil des Verwaltungsgerichts Berlin, dass der Begriff Tankstelle (und an die Eigenschaft als Tankstelle sind halt bestimmte Rechte geknüpft) auch auf Anlagen einschließt, die als Hauptzweck die Abgabe von Strom an Elektroautos ist. Es kann aber sein, dass man dafür zukünftig auch noch Sitzgelegenheiten anbieten muss (kein Scherz; die Diskussion wird geführt), weil das Laden von Elektroautos ja etwas länger dauert als das Betanken von Verbrennern.