Wie einen Azubi feinfühlig auf seine Fehler hinw

Hallo,

wir haben einen Azubi im zweiten Lehrjahr. Leider ist er sehr verplant und kann sich selten lange konzentrieren. Der Tipp ihn alles aufschreiben zu lassen und genau nach Plan zu arbeiten hat bisher nicht geklappt. Es passieren solche Fehler, dass Pakete mit teurem Inhalt mit einem Messer aufgeschlitzt werden, auch wenn ein Kleber auf dem Paket ist, dass man genau das nicht machen soll (Warenschaden mehrere 100 Euro, nicht nur einmal passiert). Es landen Rechnungen im Papierkorb, weil man sich nicht alles anschauen kann. Es verschwindet Ware im Nimmerland, weil sie hinter den Tisch fallen und nicht mehr aufgehoben werden.

Also viele Sachen die eigentlich der gesunde Menschenverstand regeln könnte. Und wenn man den Azubi darauf hinweist gibt es je nach Tageslaune entweder: Heulen oder Anschreien, man wäre schließlich der Azubi, da dürfen diese Fehler passieren. Man wäre selber schuld, wenn nicht wärend der ganzen Arbeitszeit jemand daneben steht und Schritt für Schritt kontrolliert.

Wie bringt man einen Azubi zu mehr selbstständigen Nachdenken? Wie schafft man es, dass er z.B. solche Sachen wie mit dem Paket aufschlitzen nicht macht. Wir haben ihm z.B. schon rund 500 Mal gesagt, er soll, wenn er einen Tageseingangsstempel auf die Rechnung macht diese nicht in die Ware legen, da der Stempel schon mehrmals auf die Ware abgefärbt hat. Es klappt einfach nicht.

Der neue Azubi, der jetzt im September angefangen hat, kann nach 4 Wochen schon mehr als der im 2. Lehrjahr.

Wir wollen den Azubi nicht entlassen, da bisher alle die Kurve bekommen haben, aber was kann man tun um 1. die Fehler abzubauen und 2. mehr eigenes Hirn vom Azubi zu erwarten.

Es ist nicht so, dass bei uns im Betrieb die Azubis sich selbst überlassen werden, aber wenn man jemand 100 Mal das gleiche erklärt, der Azubi es sich aufschreibt und dann trotzdem immer die gleichen Fehler macht, dann verzweifelt man irgendwann.

Es sind immer wieder die gleichen Sachen und wie gesagt Kleinigkeiten die man eigentlich können muss (Pakete falsch aufschlitzen, Zeug verlegen, Eingangsstempel vergessen, Rechnungen wegwerfen usw. also wirklich nichts kompliziertes). Gespräche haben mittlerweile ca. 1 x im Monat stattgefunden, bei denen der Azubi konzentrierteres Vorgehen versprochen hat, es dauert durchschnittlich einen Tag, dann schleichen sich die Fehler wieder ein.

Wir sind für jeden Tipp dankbar.

Danke Ute

Hallo,

auf jeden Fall würde ich es jetzt nicht mehr „feinfühlig“ versuchen.

Ich würde ihn schon auf die Konsequenzen seines Handels hinweisen, und zwar mit Nachdruck.

Gruß

Michael

Hallo Michael,

willst du denn 2 x wöchentlich ein stundenlang heulendes Elend neben dir haben, nur weil man fragt wo denn die Rechnung von der Ware hingekommen ist, die sie vor 5 Minuten ausgepackt hat. Oder warum sie e-mails unausgedruckt und ungelesen löscht (Kundenbestellungen, Auftragsbestätigungen …) usw. Sie scheint auch im privaten Leben sehr verplant, heute wollte sie nicht zur Arbeit kommen, da sie gestern ihren Geldbeutel in der Berufschule vergessen hat und somit ihre Monatsmarke nicht hatte. Erst der Hinweis, dass sie sich ja heute einen Einzelfahrschein kaufen könnte brachte sie ins Büro. Alleine wäre sie nicht auf diesen Gedanken gekommen.

Sie ist ein netter, lieber Mensch. Hat einst im Mai angefangen zu studieren, ist aber auch dort gescheitert, nach 6 Jahren in denen sie nicht gewusst hat wie es weitergehen soll hat mein Chef ihr die Möglichkeit gegeben (mittlerweile ist sie 27) wenigstens eine Ausbildung zu machen. Sie lebt noch bei den Eltern. Wie bringt man so jemand bei wenigstens das elementarste Eigenleben zu entwickeln. Ich denke durch Härte nicht.

Ärztliche Hilfe vielleicht? Wenn ja in welche Richtung. Irgendwie tut sie einem ja auch leid, wie soll so jemals ihr Leben besser werden. Sie traut sich auch nicht zuhause auszuziehen, da sie sich nicht im Stande fühlt sich um ihr Leben zu kümmern. Augen zu und durch die nächsten 2 Jahre kanns ja auch nicht sein.

Grüße Ute

Moin,

Es sind immer wieder die gleichen Sachen und wie gesagt
Kleinigkeiten die man eigentlich können muss (Pakete falsch
aufschlitzen, Zeug verlegen, Eingangsstempel vergessen,
Rechnungen wegwerfen usw. also wirklich nichts kompliziertes).

wenn Du mit ‚Kleingkeit‘ meinst, daß es eine Kleinigkeit sein sollte so was zu beherrschen - OK.
Aber als Tatbestand ist es keine Kleinigkeit, eine Rechnung wegzuwerfen!
Wenn schon mehrere Gespräche geführt wurden, sollte lagsam schluss mit Lustig sein und der Herr sollte seine erste Abmahnung kriegen (wenn das bei Azubis denn geht).
Und ihm auf jeden Fall ernsthaft ins Gewissen reden, daß sei nTun ihm seinen Ausbildungplatz kosten kann.

Mit feinfühlig würde ich da nicht mehr kommen, da ist schon ein (kräftiger) Schuß vor den Bug vonnöten.

Gandalf

Biotop für Bekloppte?!
Moin Ute,

Sie ist ein netter, lieber Mensch.

(mittlerweile ist sie 27)

Sie traut sich auch nicht zuhause
auszuziehen, da sie sich nicht im Stande fühlt sich um ihr
Leben zu kümmern.

Wenn Dein Chef sie unbedingt durchziehen will, soll er ihr einen Platz geben, wo sie möglichst wenig Schaden anrichten kann. (Vielleicht als seine persönliche Assistentin :wink:

Euch mit solch einer Person zu belasten, die das, was ihr macht erfolgreich umhaut, kann es ja auch nicht sein, er fordert ja sicher, daß der Laden gut läuft.
Aber so wie Du das schilderst, ist sie ja (fast) ein Fall für betreutes Wohnen.

Entschuldige die harten Worte und auch das harte Betreff, aber ein Wohlfahrtsverein ist Dein Betrieb sicher nicht.

Gandalf

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Hallo Gandalf,

der Herr ist eine Dame, ich wollte nur nicht Azubine schreiben. Klar ist es für uns keine Kleinigkeit eine Rechnung weg zu werfen. Ich bin in der Buchhaltung und kann dem Zeug dann hinterher rennen oder Papierkorb umdrehen. Ich meinte natürlich ich halte es für eine selbstverständliche „Kleinigkeit“ dass man sowas automatisch macht und nicht immer wieder darauf hingewiesen werden muss. Ein normaler Mensch bewahrt ja auch zuhause seine Rechnungen eine Zeitlang auf, oder?

Die Frage ist, wie bekommen wir sie dazu die Kurve zu bekommen. Mit Ernst, dann blockt sie entweder ab oder heult, mit Feinfühligkeit, dann vergisst sie Elementarstes weiterhin. Wir wollen sie aber mit 27 nicht als im Arbeitsleben gescheitert ansehen und ihr die Möglichkeit bieten zumindest ihre Ausbildung durchzuziehen. Aber wir können sie doch nicht als Statist irgendwie weiterlaufen lassen.

Wir sind mittlerweile, nach über einem Jahr, recht ratlos.

Danke Ute

Ach Gandalf,

Wenn Dein Chef sie unbedingt durchziehen will, soll er ihr
einen Platz geben, wo sie möglichst wenig Schaden anrichten
kann. (Vielleicht als seine persönliche Assistentin :wink:

Na klasse, dann kann ich es erst recht ausbaden. Dann verschwinden auch noch Kontoauszüge und Co. im Mülleimer :smile:

Euch mit solch einer Person zu belasten, die das, was ihr
macht erfolgreich umhaut, kann es ja auch nicht sein, er
fordert ja sicher, daß der Laden gut läuft.

Ja, aber es sind ja genug da, die die Fehler von ihr momentan noch ausbaden,
also läuft der Laden.

Aber so wie Du das schilderst, ist sie ja (fast) ein Fall für
betreutes Wohnen.

Entschuldige die harten Worte und auch das harte Betreff, aber
ein Wohlfahrtsverein ist Dein Betrieb sicher nicht.

Tja, wir wissen nicht warum er das gemacht hat, anscheinend ist sie die Tochter eines Bekannten, so richtig gibt er es nicht zu. Aber es wird mit
Sicherheit das erste und letzte Mal sein, dass er sich auf sowas einlässt.

Grüße Ute

Liebe Ute,

dann blockt sie entweder ab oder heult,

sehr raffiniert die Dame, sie hat euch gut erzogen!

Gibt es unter Euch jemanden, der ein gutes Verhältnis zum Chef hat und der ihm die Situation einigermaßen ungeschönt vermitteln kann?

So wie es klingt, wäre es am einfachsten, sie bekäme einen Platz im stillen Kämmerlein, einen Locher und viel Papier, damit sie das Konfetti für die nächste Betriesfeier bereiten kann.

Wir hatten auch mal so einen Azubi, nur kam bei uns erschwerdend hinzu, daß wir mit giftigen, ätzenden und sonstigen ‚angenehmen‘ Sachen hantieren.
Der Herr wurde abgeschoben, sah aber kurz darauf die Sinnlosigkeit seiner Ausbildung ein und kündigte selber (was in diesem Fall aber wohl nicht zu erwarten steht).

Gandalf

Servus,

einiges, was Du beschreibst, könnten (müssen nicht) Symptome einer schweren Depression sein: Extreme Konzentrations-, Gedächtnis- und Wahrnehmungsschwierigkeiten, unverhältnismäßige und sprunghafte Emotionalität, jahrelange Initiativlosigkeit etc.

Das Fiese an solchen Erkrankungen ist ihre Tendenz, „sich selbst zu erhalten“: Der Erkrankte weiß nichts davon, dass er krank ist. Lässt sich daher auch nicht helfen.

Sonderbehandlungen gehen einher mit ggf. noch erträglichem Leidensdruck und verzögern ärztliche Hilfe.

Schöne Grüße

MM

Ich persönlich halte es ja für das beste sich von der Azubine zu trenen, wenn sie schlecht arbeitet und auch nach erneute Rüge ihr Verhalten nicht verbesser. Ich finde es ist auch gegenübern eueren anderen Mitarbeitern bzw. Azubis unfair wenn diese Frau Narrenfreiheit hat.

Aber vielleicht besteht die Möglichkeit ihr eine Arbeit zuzuweisen, die ihr mehr liegt, bzw. eine Arbeit wo sie weniger Druck hat, denn mit diesem scheint sie ja nicht umgehen zu können. Zudem würde ich Ihr zu einer Therapie raten.

Hallo,

ich kenne die genauen Regeln nicht um sich von einem Azubi zu trennen, aber es scheint nicht so einfach zu sein. Und um ihr Ausbildungsziel zu erreichen, muss sie die einzelnen Arbeiten machen und Abteilungen zwingend durchlaufen.

Grüße Ute

Wenn die Auszubildende sich nicht gerade noch in Probezeit befindet ist es nahezu unmöglich sich von ihr zu trennen. Es sei denn sie stiehlt, schwere Beleidigung oder so etwas. Dass sie schlecht arbeitet und häufiger mal was kaput macht reicht juristisch gesehen sicher nicht für eine Kündigung.

Gruß

Django

Hallo Gandalf,

unser Chef weiss genau was sich abspielt, insgesamt sind wir nur rund 10 festangestellte Personen und 2 Aushilfen, und drei Azubis, je Lehrjahr einer.

Ins stille Kämmerlein geht wohl nicht, sie muss ja laut Ausbildungsverordnung die einzelnen Arbeitsplätze durchlaufen. Unser Lichtblick momentan sind 2 Berufschultage pro Woche (bei uns erst ist ab dem 2. Lehrjahr Schule). Unter den Umständen, dass sie Konfetti machen darf, würde sie sich, so schlau ist sie, darauf berufen, dass man ihr ja schließlich nichts beigebracht hat.

Also wohl doch mal durch die Blume auf ihre Probleme ansprechen und mal einen Termin beim Arzt vorschlagen?

Und dann die Tage bis zur hoffentlich bestandenen Prüfung zählen?

Grüße Ute

Hallo,

so in der Art habe ich es aus meiner Ausbildungszeit (lange, lange her) auch in Erinnerung. Also Augen zu und durch. Selber kündigen wird sie wohl nie, was soll sie auch sonst tun? Wieder jahrelang rumsitzen in der Hoffnung mit 35 wieder eine Ausbildung zu beginnen.

Grüße Ute

Ach ist unsere Azubine im ersten Lehrjahr ein wundervoller Lichtblick. Ich könnte sie knutschen.

Hallo,

dann also vielleicht mit Nachdruck mal auf eine ärztliche Untersuchung pochen?

Grüße Ute

Hallo Ute,

ich will dir deine Hoffnung nicht nehmen, aber so verpeilt wie sich die gute Frau anstellt wäre es doch im Bereich des Möglichen, dass sie die Prüfung nicht schafft. Und dann habt ihr sie noch ein ganzes Jahr länger bei euch.

Wie ist die Dame denn in der Schule?

Gruß

Samira

Hallo,

nur ein halbes, es sind 2 x im Jahr Prüfungen. Da bei unserer Ausbildung erst im 2 Jahr die Berufschule beginnt und sie erst seit 1 Monat auf die Schule geht, gibt es noch keine Erfahrungswerte.

Ich hoffe dort wird / ist es besser. Zumindest scheint sie sich dort gut zu fühlen und bisher keinen Druck zu haben, aber es gab ja auch noch keine Klassenarbeiten.

Grüße Ute

Hi,

ein Azubi hat 3 Prüfungsversuche, ist leider doch ein Jahr.

Gruß

Samira

Hallo,

so gesehen schon, aber Azubi hat ja Abi, ich denke irgendwas muss ja irgendwann hängen bleiben. Nun denke ich ans Gute im Azubi,

Grüße Ute

Ich wünsche es auch auf jeden Fall, dass sie wesentlich im theoretischen etwas drauf hat.

Ansonsten würde ich auch dazu tendieren ihr ernsthaft klar zu machen, was ihr Verhalten für Folgen hat. Zur Not mit einer Abmahnung, wenn sich gar nichts ändert. Die Tränen wird man dann wohl leider etragen müssen.

Gruß

Samira