Der Wert des Ecu ergab sich aus dem Wert der Einzelwährungen.
Dieser Wert konnte also nicht Ausgangspunkt für die Ermittlung
der Umrechnungskurse sein.
Wieso?
Vor dem Euro wurde für jede Währung ein Leitkurs gegenüber dem
ECU festgelegt (übrigens auch 6-stellig), z.B. 1 ECU =
1,96992DM.
Das sind eben nur Leitkurse gewesen. Bei Bandbreiten von 2,5 bzw. 6% heißt das, daß die Kurse um gut 5 bzw. gut 12% schwanken konnten. Eine Grundlage für eine Berechnung des Ecu bzw. der finalen Umrechnungskurse konnte das nicht sein.
Zu diesem Zwecke hat man sich am 31.12.1998
zusammentelephoniert und die letzten Nachkommastellen für jede
einzelne Währung festgelegt.
Das war doch nur erforderlich, weil die Leitkurse nicht fix
waren, sondern auch kurzfristig in gewissem Rahmen geschwankt
haben.
Die Leitkurse waren Leitkurse und keine festen Wechselkurse. Die Kurse zwischen Ecu und den einzelnen Währungen waren auch keine Kurse, die direkt durch Angebot und Nachfrage entstanden sind, sondern sie entstanden aus der Bewertung der Währungen untereinander.
Aus gutem Grund spricht man im Zusammenhang mit dem EWS von einer Währungs schlange. Jede Veränderung des Außenwertes der Währung A beeinflußte den Wert des ECU und damit auch die Abweichung aller anderen Währungen vom Leitkurs.
Aus diesem Grunde waren eben nicht die Leitkurse die Grundlage für die Absprache der Umrechnungskurse, sondern die Schlußkurse des Jahres 1998. Das sieht man ja schon an dem Umrechnungskurs für die D-Mark, der um gut 0,7% niedriger war als der Leitkurs.
Ich formuliere es mal andersherum: nicht die Umrechnungskurse wurden aus dem Ecu abgeleitet, sondern der Ecu aus den Wechselkursen innerhalb der Währungsschlange.
Diese Wechselkurse wurden am 31.12.1998 final festgestellt und führten dann über den Umweg Ecu wieder zur Festlegung der Umrechnungskurse. Der Ecu war in diesem Zusammenhang letztlich nichts anderes als ein Werkzeug - wie der Bruch bei einem Dreisatz.
Erst als die Umrechnungskurse festgelegt waren, konnte man den Euro als Währungskorb zusammenstellen und dann dem Markt am 1.1. bzw. 2.1. als neue Währung präsentieren, für die es dann eigene Wechselkurse gab.