Guten Morgen liebe Jule,
solltet ihr weder Advent noch Weihnachten, noch Ostern feiern.
Diese Feste gehören nun mal zur christlichen Tradition.
ich sehe es anders: Nicht an Gott zu glauben (sprich „ungläubig“ zu sein) heißt nicht, dass man leugnet, durch die christliche Tradition geprägt zu sein.
Natürlich ist unsere Kultur/Gesellschaft eine christliche. Natürlich wird auch ein Ungläubiger durch diese in seinen Wert-/Moralvorstellungen geprägt (was z.B. sehr gut in Studien über die „politische Kultur“ Ostdeutschlands erkennbar ist). Und manch ein Ungläubiger weist meiner Erfahrung nach eine höhere Umsetzung gewisser christlicher Werte auf als ein Gläubiger. Eine Leugnung der Wurzeln sehe ich hier nicht zwangsläufig.
Dieser
mag man anhängen oder nicht - aber ein Fest seiner Wurzeln zu
berauben, weil man zwar das romantische Drumrum nett findet,
sich aber nicht mit seinem Anlass befassen möchte, ist in
meinen Augen ziemlich schizophren.
Schizophren wohl weniger - Du meinst wohl eher „verlogen“. Aber diesbezüglich ist mir die „Verlogenheit“ der Ungläubigen, die Weihnachten als Familienfest feiern, um einiges lieber als der Missbrauch dieses Anlasses durch den Konsumgedanken. Oder glaubst Du, dass sich ein Kind über die Geburt Jesus so freut, dass es vollends auf Geschenke verzichtet? Da stünde es spätestens nach den Weihnachtsferien ziemlich „bedröppelt“ da, wenn die Freunde fragen: „Und? Was hast Du zu Weihnachten bekommen?“
Ich spreche einem Ungläubigen jedenfalls nicht das „Recht“ ab, Weihnachten als Familienfest zu feiern.
Aber mir behagt es ohnehin nicht, wenn jemand mit dem „Todschlag-Argument“ kommt, wenn…dann musst Du aber auch konsequent sein. Die, die konsequent ihre Haltung vertreten, verbieten sich zumeist das Denken und damit die Toleranz.
Ich als Ungläubige meine mich zu entsinnen, dass Jesus als Inbegriff für Toleranz steht.
Vermutlich heiraten Leute aus ähnlich merkwürdigen
Motivationen in einer Kirche, obwohl sie mit Religion nichts
am Hut haben. Macht halt irgendwie mehr her, als wenn man nur
im schmucklosen Standesamt sein Jawort geben soll.
Dieses Beispiel ist in der Argumentation strategisch unglücklich (auch wenn ich als Ungläubige nie auf den Gedanken gekommen wäre, kirchlich zu heiraten, und Patenschaftsangebote eben auch ausschlage).
Ich könnte Dir jetzt nämlich so einige Beispiele nennen, in denen die Gläubigen mehr als verlogen agiert haben/agieren - aber das tut hier eben nicht zur Sache und beantwortet nicht die Frage der UP.
Du musst wissen, dass mein einer Schwager Pastor ist (eigentlich wollte er in der Wissenschaft bleiben und hat mit Menschen nichts am Hut, aber eine Pastorenstelle ist nun einmal eine gute finanzielle Absicherung) und mein anderer Schwager sehr aktiv in einer Freikirche tätig ist.
Ich bin diesbezüglich ein sehr gebranntes Kind. Eine Doppelmoral an den Tag zu legen, ist für mich um einiges kritikabler als als Ungläubiger ein Fest zu feiern, an dem viele gläubige Christen mehr in Kaufrausch geraten als Weihnachten in die Kirche zu gehen.
Ich persönlich fände es sehr merkwürdig, ein Fest zu begehen,
mit dessen Inhalten ich mich nicht identifizieren kann. In der
Verantwortung der Kindererziehung empfände ich es zudem in
höchstem Maße unehrlich.
Merkwürdig/unehrlich finde ich, wenn man einem Kind aber auch vorenthält, dass es Menschen gibt, die dieses Fest eben trotzdem feiern, auch wenn sie nicht an Gott glauben - das gehört zur Meinungsbildung.
Ein Kind sollte so erzogen werden, dass es irgendwann selbst entscheiden kann, was es wie glauben möchte und wie es diesen Glauben/Nichtglauben dann praktiziert.
Viele Grüße
Kathleen