Weder mit noch ohne Glaube (OT hier?)
Hallo,
Mein siebenjähriger Sohn fragte mich neulich:
„Was bedeutet Advent?“.
Zu jener Zeit war Religion für mich etwas Unbegreifbares, ich konnte mir nichts darunter vorstellen. Daher war es in diesem Alter auch völlig unnötig mit mir über Religion oder Gott großartig zu reden. Ich war nicht gläubig, nur ein Bub. Dennoch wusste ich so ungefähr, was Advent bedeutete. Es war die Zeit, in welcher ein Adventskranz auf dem Wohnzimmertisch stand, an jedem Sonntag eine weitere Kerze angezündet wurde. Und ich mich wunderte, weshalb die Kerzen nicht gleichmäßig und abwechselnd angezündet und abgebrannt wurden, sondern eine Woche lang nur die erste, darauf dann die zweite dazu, und so weiter. Kurz vor Weihnachten war die erste immer abgebrannt, und Oma hat sie dann gnädigerweise, wenn auch schweren Herzens ob der unnötigen Ausgabe durch eine neue ersetzt.
Advent war jene Zeit, in welcher die Erwachsenen begannen heimlich zu tun. Selbst beim Backen. Auch diese Leckereien gehörten zu den Freuden, die wir erst zu Weihnachten zu Gesicht bekamen. Wir Kinder wussten, bald ist Weihnachten, und uns war mittlerweile klar, dass nicht das Christkind unsere Wünsche erraten und erfüllen wird. Advent war schlicht jene spannende Zeit der Vorfreude auf das Glöckchenbimmeln an Heiligabend. Routinemäßig von Mama durchgeführt, aber das war egal. Jene Zeit des aufgeregten Wartens im Nebenzimmer, mit den Geschwistern die Wünsche und Erwartungen nochmal durchgehend. Manche Enttäuschung war mit Heiligabend auch verbunden, aber jetzt erinnere ich mich trotzdem gerne daran.
Advent war jene Zeit, in welcher wir in Vorbereitung der Bescherung die Kindermette am Nachmittag besuchten. Ungläubig wie wir waren. Aber es war ein wichtiges und beeindruckendes Erlebnis. Es war feierlich, ruhig, streng. Und wir mussten stillhalten. Oder Stille halten? Andächtig sein? Wofür eigentlich? Wo wir doch nichts verstanden haben von dem, was der Pfarrer erzählte. Nichts von den Texten aus dem Gesangbuch und an Weihnachten beigelegten Texten besonderer Lieder. Und meinem Bruder regelmäßig schlecht wurde, gelegentlich ist er einfach umgekippt. Während ich versuchte, mich auf die Krippe in unserer Dorfkirche (Weihnachten waren wir mit Papa und Mama meist bei Oma und Opa) zu konzentrieren und irgendeine Bewegung dort zu entdecken.
Gibt es eine gute Erklärung dafür ohne ihm von Jesus zu erzählen?
Nein, es gibt keine Erklärung für einen 7-jährigen. Mit oder ohne Jesus. Er könnte sie erleben, die Adventszeit. Wenn ihr ihn lasst. Aber erklären kann (und braucht) man es ihm nie und nimmer. Auch wenn hier bislang nahezu ausschließlich anderes geschrieben wurde.
Franz
PS: Gestern hier gelesen, heute hier gelesen. „Ungläubig“ aber angeregt wie ich bin, überlege ich ernsthaft, wieder einmal die Christmette (Mitternachtsmette) zu besuchen. Nur in der hintersten Reihe sitzen, Stille halten, andächtig sein. War schließlich ein ungewohnt schweres Jahr.
Fröhliche Weihnachten schon mal allen hier!