Wie funktioniert die Mondbremse auf die Erde?

Die Erde ist durch den Zusammenprall mit einem etwas marsgrossem Himmelskörper entstanden. Sie muß sich also in den rund 4 Milliarden Jahren stetig von der Erde entfernt haben. Noch heute entfernt sich der Mond von der Erde.

  1. Wie schnell entfernt sie sich?
  2. Wie funktioniert diese Gezeitenbremse?

Mit freundlichem Gruß an die Runde, Alexander

  1. Wie funktioniert diese Gezeitenbremse?

Der Mond erzeugt auf der Erde zwei Tidenwellen. Eine davon befindet sich auf der dem Mond zugewandten Seite der Erde und die andere genau gegenüber.

Entscheidend für die Beschleunigung des Mondes und die Abbremsung der Erdrotation ist die dem Mond zugewandte Tidenwelle. Würde die Erde (gegenüber dem Mond) nicht rotieren, dann würde diese Welle (der dann nur ein Berg wäre) immer an derselben Stelle der Erdoberfläche stehen. Da das aber nicht der Fall ist, dreht sich die Erde ständig unter dem Wellenberg hinweg. Wegen der Viskosität der Erdkruste und des Wassers in den Ozeanen wird der Wellenberg dabei ein wenig mitgezerrt und steht daher nicht genau unter dem Mond, sondern etwas weiter östlich. Dadurch erhält die Gravitationskraft zwischen dem Mond und der von ihm verursachten Tidenwelle eine tangentiale Komponente, die den Mond in östlicher Richtung beschleunigt und im Gegenzug die Erde abbremst.

Entscheidend für die Beschleunigung des Mondes und die
Abbremsung der Erdrotation ist die dem Mond zugewandte
Tidenwelle.

Wieso ? Die dem Mond abgewandte Tidenwelle verursacht doch nahezu die gleichen Reibungsverluste und wäre somit auch genauso entscheidend für die Gezeitenbremse.

Würde die Erde (gegenüber dem Mond) nicht
rotieren, dann würde diese Welle (der dann nur ein Berg wäre)
immer an derselben Stelle der Erdoberfläche stehen. Da das
aber nicht der Fall ist, dreht sich die Erde ständig unter dem
Wellenberg hinweg. Wegen der Viskosität der Erdkruste und des
Wassers in den Ozeanen wird der Wellenberg dabei ein wenig
mitgezerrt und steht daher nicht genau unter dem Mond, sondern
etwas weiter östlich. Dadurch erhält die Gravitationskraft
zwischen dem Mond und der von ihm verursachten Tidenwelle eine
tangentiale Komponente, die den Mond in östlicher Richtung
beschleunigt und im Gegenzug die Erde abbremst.

Das gilt dann aber genauso für die dem Mond abgewandte Tidenwelle. Auch die wird etwas nach osten „gezerrt“ und verursacht in gleicher Weise eine tangentiale Kraftkomponente, natürlich in entgegengesetzte Richtung, sodaß sich die Bremsdrehmomente beider Wellen addieren.

Jörg

1 Like

Bremsung der Erddrehung heißt, daß Drehimpuls abgegeben wird. Dieser kann eigentlich nur an Bahn- und Eigendrehimpulse anderer Himmelskörper abgegeben werden. Da ist der Mond der wichtigste. Übertrag von Drehimpuls heißt, daß ein Drehmoment ausgeübt werden muß. Also übt die Erde irgendwie ein Drehmoment auf den Mond aus. Das kann sie eigentlich nur tun, indem sie von der Kugelform abweicht, und zwar aufgrund der Wirkung des Mondes. Also Gezeiten. Wie der ganz genaue Mechanismus ist, würde mich auch interessieren.

Gruß Moriarty

Hallo,

Bremsung der Erddrehung heißt, daß Drehimpuls abgegeben wird.
Dieser kann eigentlich nur an Bahn- und Eigendrehimpulse
anderer Himmelskörper abgegeben werden. Da ist der Mond der
wichtigste. Übertrag von Drehimpuls heißt, daß ein Drehmoment
ausgeübt werden muß. Also übt die Erde irgendwie ein
Drehmoment auf den Mond aus. Das kann sie eigentlich nur tun,
indem sie von der Kugelform abweicht, und zwar aufgrund der
Wirkung des Mondes. Also Gezeiten. Wie der ganz genaue
Mechanismus ist, würde mich auch interessieren.

Im Grunde genommen ist das ganz einfach. Wie das mit den Flutbergen funktioniert ist oben bereits erklaert.
Da der Mond auf diese Weise eine Kraft auf die Erde ausuebt, muss umgekehrt die Erde auch ein Kraft auf den Mond ausueben (Actio = Reactio).
Da diese Kraft auf den Mond nicht genau rechtwinklig zur Mondbewegung erfolgt sondern ganz leicht in Richtung Mondbewegung (erinnere dich: die Flutberge laufen der Mondanziehung etwas voraus) wird der Mond beschleunigt, der Drehimpuls auf den Mond uebertragen, der Mond entfernt sich von der Erde und wird dabei langsamer (die Energie wird benoetigt, um den Mond auf eine hoehere Bahn zu heben)!

Gruss, Niels

Hallo Alexander,

  1. Wie schnell entfernt sie sich?

ich hab im Netz folgende Zahlen gefunden:

tägliche Verlangsamung der Erdrotation: 20ns
jährliche Vergrößerung des Mondabstandes: 3-4 cm

Gruß
OLIVER

Entfernung des Mondes
You

tägliche Verlangsamung der Erdrotation: 20ns

Me
wieviel ist das in hundert Jahren?
You

jährliche Vergrößerung des Mondabstandes: 3-4 cm

Me
Das ist ja reasend schnell. Das ist ja so schnell, wie die Kontinentaldrift

Gruß, Alexander

Hallo Alexander,

vor einiger Zeit hatte ich diese Daten schon 'mal herausgesucht. Im Archiev zu finden unter:

http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

Kurz zusammengefasst: 2,4 msec/100 Jahre bei einer Zunahme des Abstands von 3,7cm/Jahr. Das Problem ist: die Abbremsung ist scheinbar z.Z. wesentlich staerker als das langjaehrige Mittel wie man z.B. aus dem Wachstum von Korallen ermitteln kann.

Quelle: D.Stacy, Physics of the Earth

Gruss
Ingo

Hallo Ingo,

Kurz zusammengefasst: 2,4 msec/100 Jahre bei einer Zunahme des
Abstands von 3,7cm/Jahr. Das Problem ist: die Abbremsung ist
scheinbar z.Z. wesentlich staerker als das langjaehrige Mittel
wie man z.B. aus dem Wachstum von Korallen ermitteln kann.

Daran müssen die Gezeitenkraftwerke schuld sein. Die verstärken ja die Bremsung der Erde und die Entfernung des Mondes.
Unsere Nachkommen oder wer auch immer mal diesen Planeten bevölkert, werden uns verfluchen, daß sie wegen unserer Energieverschwendung keine totale Sonnenfinsternis mehr erleben dürfen und sich die Tage so schrecklich in die Länge ziehen :smile:

Jörg

Die dem Mond abgewandte Tidenwelle verursacht doch
nahezu die gleichen Reibungsverluste und wäre somit auch
genauso entscheidend für die Gezeitenbremse.

„Auch“ aber nicht „genauso“. Die vom Mond abgewandte Tidenwelle ist weiter vom Mond entfernt, als die ihm zugewandte. Da die Gravitationskraft aber mit dem Abstand der Entfernung abnimmt, hat die abgewandte Welle einen viel kleineren Einfluß.

Das würde ich nicht sagen. Ausgehend von folgenden Daten läßt sich daß ja leicht nachrechnen. Dabei gehe ich davon aus, daß sich die Erde im Gravitationsfeld des Mondes im freien Fall auf diesen befindet:

Abstand Mond Erdoberfläche
Mond zugewandt = 380 000 000 m g1 ~ 3,4 *10-5 m/s2
Mond abgewandt = 392 700 000 m g2 ~ 3,2 *10-5 m/s2

Der Unterschied ist also geringer als 10%.
Interessant wird es allerdings, wenn man die Zentripetalbeschleunigung mit einbezieht, die durch die Drehung von Erde und Mond um den gemeinsamen Schwerpunkt entsteht. Der gemeinsame Schwerpunkt liegt ca. 4700 km vom Erdmittelpunkt entfernt auf der dem Mond zugewandten Seite.
Mit a = r * w2
( w = Kreisfrequenz omega des Mondumlaufes ~ 2,6 *10-6 s-1 )
ergibt sich auf der dem Mond zugewandten Seite:
r1 = 6400 km - 4700 km = 1700 km
a1 = 1,15 *10-5 m/s2
und auf der abgewandten Seite:
r2 = -6400 km - 4700 km = - 11100 km
a2 = - 7,5 * 10-5 m/s2

–> a1 - a2 = 8,65 * 10-5 m/s2

Vergleiche ich das mit dem Unterschied der Gravitationsbeschleunigung ( 0,2 * 10-5 m/s2 ), komme ich zu dem Schluß, falls ich mich jetzt nicht verrechnet habe, daß die vom Mond auf der Erde verursachten Gezeitenkräfte etwa zu 97,5% aus der Zentripetalbeschleunigung und nur zu 2,5% aus der Gravitationsbeschleunigung stammen.

Jörg, der sich jetzt selbst über dieses Ergebnis wundert

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In der Zukunft…
Hallo Jörg,

Unsere Nachkommen oder wer auch immer mal diesen Planeten
bevölkert, werden uns verfluchen, daß sie wegen unserer
Energieverschwendung keine totale Sonnenfinsternis mehr
erleben dürfen und sich die Tage so schrecklich in die Länge
ziehen :smile:

Da bekommt das Wort Zeitdilatation eine ganz neue Bedeutung. Aber dann kann man sich evtl. eine Erdfinsternis anschauen. Der Trip zum Mond und zurueck koennte ja erschwinglich sein. :smile:

Gruss
Ingo

Lieber Jörg

zeigen deine Berechnungen, dass Ebbe und Flut nicht vom Mond abhängen, sondern zum allergrößten Teil nur von der Erdumdrehung?

Genau das habe ich nämlich Anfang der Achziger in meinem Physikleistungskurs gelernd. Ich habe diese Sache vor einiger Zeit mal hier gepostet und wurde ziemlich verprügelt dafür.

Für eine Antwort währe ich sehr dankbar.

Gertfried

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Gertfried,

zeigen deine Berechnungen, dass Ebbe und Flut nicht vom Mond
abhängen, sondern zum allergrößten Teil nur von der
Erdumdrehung?

Nein, meine Berechnungen bezogen sich nur auf die Gezeitenkräfte. Ebbe und Flut sind aber die Folge von 2 Effekten:

  1. Die Gezeitenkräfte
    Die bewirken, daß die Erde in Richtung der Achse Erde-Mond in die Länge gezogen wird. Im Schwerpunkt der Erde, der innerhalb von 4 Wochen einmal den gemeinsamen Schwerpunkt von Erde und Mond umkreist, heben sich die Zentripetal- und die Gravitationsbeschleunigung des Mondes im Mittel auf. Mit zunehmender Entfernung vom Mond verringert sich dessen Gravitationsbeschleunigung, während sich die Zentripetalbeschleunigung erhöht. Das bedeutet, daß alle Masseteilchen, die sich auf der dem Mond abgewandten Erdhalbkugel befinden versuchen, sich vom Mond zu entfernen, weil auf dieser Seite die Zentripetalbeschleunigung überwiegt. Alle Masseteilchen, die sich auf der dem Mond zugewandten Erdhalbkugel befinden, versuchen sich zum Mond zu bewegen, weil hier die Gravitationsbeschleunigung überwiegt. Die Gravitation der Erde bewirkt allerdings, daß sie durch die Gezeitenkräfte nicht auseinandergerissen wird sondern sich stattdessen nur geringfügig verformt.
    Der Mondumlauf ist also für die Ausbildung der beiden Tidenwellen verantwortlich.

  2. Die Erdumdrehung
    Würde die Erde dem Mond immer die gleiche Seite zuwenden, würden wir von den Tidenwellen nichts merken. Erst durch die Erdrotation, die ja wesentlich schneller ist als der Mondumlauf, wandern die Tidenwellen im Tagesrythmus um den Globus und lassen Ebbe und Flut entstehen.

Genau das habe ich nämlich Anfang der Achziger in meinem
Physikleistungskurs gelernd.

Bist Du sicher, daß Du das nicht vielleicht falsch verstanden hast ? Die Erdrotation bestimmt nur die Zyklusdauer. Die Flutwellen stammen aus den Gezeitenkräften des Mondumlaufes.
Richtig ist allerdings auch, daß sich der Tidenhub durch geographische Gegebenheiten, z.B. Landmassen um ein vielfaches verstärken kann. Diese Hubvervielfachung, die dadurch entstehen kann, daß eine Tidenwelle in die Enge getrieben wird, ist dann in der Tat eine unmittelbare Folge der Erdrotation. Vielleicht hat Dein Lehrer das gemeint.
Primäre Ursache für Ebbe und Flut sind auf jeden Fall die Gezeitenkräfte durch den Mondumlauf und natürlich auch durch die Sonne.

Ich habe diese Sache vor einiger
Zeit mal hier gepostet und wurde ziemlich verprügelt dafür.

Habe ich bestimmt auch gelesen, kann mich aber leider nicht mehr daran erinnern.

Jörg

Der Unterschied ist also geringer als 10%.

Das „viel“ war wohl etwas übertrieben, aber letzten Endes bleibt eine resultierende Kraft, die den Mond nach Osten zieht.

Vergleiche ich das mit dem Unterschied der
Gravitationsbeschleunigung ( 0,2 * 10-5
m/s2 ), komme ich zu dem Schluß, falls ich mich
jetzt nicht verrechnet habe, daß die vom Mond auf der Erde
verursachten Gezeitenkräfte etwa zu 97,5% aus der
Zentripetalbeschleunigung und nur zu 2,5% aus der
Gravitationsbeschleunigung stammen.

Dasselbe habe ich hier schon einmal beim Vergleich der Gezeitenkräfte von Mond und Sonne ausgerechnet. Ich bin mir aber bis heute nicht sicher, ob das stimmt, da das Verhältnis der Einflüsse von Mond und Sonne auf den meßbaren Tidenhub ziemlich genau dem Verhältnis der Gravitationsbeschleunigungen (ungefähr 1:4) entspricht und bei Berücksichtigung der Zentrifugalbeschleunigung ganz andere Werte herauskommen (rund 1:100). Allerdings konnte damals auch niemand sagen, wo der Fehler liegt.

Vergleiche ich das mit dem Unterschied der
Gravitationsbeschleunigung ( 0,2 * 10-5
m/s2 ), komme ich zu dem Schluß, falls ich mich
jetzt nicht verrechnet habe, daß die vom Mond auf der Erde
verursachten Gezeitenkräfte etwa zu 97,5% aus der
Zentripetalbeschleunigung und nur zu 2,5% aus der
Gravitationsbeschleunigung stammen.

Dasselbe habe ich hier schon einmal beim Vergleich der
Gezeitenkräfte von Mond und Sonne ausgerechnet.

Daran kann ich mich jetzt leider nicht mehr erinnern.

Ich bin mir
aber bis heute nicht sicher, ob das stimmt, da das Verhältnis
der Einflüsse von Mond und Sonne auf den meßbaren Tidenhub
ziemlich genau dem Verhältnis der Gravitationsbeschleunigungen
(ungefähr 1:4) entspricht

Wie meinst Du das ? Die Gravitationsbeschleunigung der Sonne ist hier ca. 5,9 * 10-3m/s2, die des Mondes ca. 3,4 * 10-5m/s2. Die Gravitation der Sonne ist also auf der Erde rund 170 mal stärker als die des Mondes. Auf die Gezeitenwirkung von Sonne und Mond auf die Erde läßt sich daraus aber nichts schließen.

und bei Berücksichtigung der
Zentrifugalbeschleunigung ganz andere Werte herauskommen (rund
1:100).

Bei mir kommen da auch noch ganz andere Werte heraus. Da die Abstände von Erde, Mond und Sonne sehr groß gegenüber dem Erddurchmesser sind, kann ich die Rechnung vereinfachen, indem ich mit den Beschleunigungsgradienten rechne. Dazu bilde ich die 1. Ableitung der Beschleunigung nach dem Abstand r und multipliziere den so erhaltenen Gradienten mit dem Erddurchmesser. Als Ergebnis erhalte ich dann die Beschleunigungsdifferenz zwischen der der gravitierenden Masse zu- und abgewandten Seite.

  1. Gravitationsbeschleunigung:
    g = G * m / r2 --> dg/dr = -2 * G * m / r3

  2. Radialbeschleunigung:
    a = w2 * r --> da/dr = w2

Dabei ist noch zu beachten, daß die Gradienten zwar unterschiedliches Vorzeichen haben, die Beschleunigungen aber entgegengesetzte Richtung haben, sodaß sich die Beträge addieren.
Jetzt setze ich ein und multipliziere mit dem Erddurchmesser

Mond:
dg/dr * D = 2,2 * 10-6m/s2
da/dr * D = 8,57 * 10-5m/s2
Das stimmt einigermaßen genau mit dem überein, was ich in meinem letzten Posting ausgerechnet habe. Da die Ableitung der Radialbeschleunigung eine Konstante ist, funktioniert die Rechnung sogar wenn sich der Drehpunkt innerhalb des Durchmessers der Erde befindet.

Sonne:
dg/dr * D = 1,01 * 10-6m/s2
da/dr * D = 5,04 * 10-7m/s2
Demnach entstehen die Gezeitenkräfte der Sonne zu 1/3 aus der Radialbeschschleunigung und zu 2/3 aus der Gravitationsbeschleunigung.

Addiert man dann die Werte, ergibt sich für den Mond eine Beschleunigungsdifferenz von 8,79 *10-5m/s2 und für die Sonne 1,51 * 10-6m/s2
D.h., die Gezeitenwirkung des Mondes müßte ca. 58 mal so stark sein wie die der Sonne ???
Würde ich die Radialbeschleunigung nicht berücksichtigen, wäre die Gezeitenwirkung des Mondes etwa doppelt so groß wie die der Sonne.

Allerdings konnte damals auch niemand sagen, wo der
Fehler liegt.

Naja, irgend etwas scheint hier ja auch nicht zu stimmen, oder vielleicht doch ? Mal sehen, ob es diesmal jemand sagen kann :smile:
Ich vermute fast, daß es was mit der Erdrotation zu tun hat. Genau genommen bin ich bei meiner Berechnung ja von Orbitalresonanz ausgegangen. Das ist offensichtlich nicht zulässig. Die Massen bewegen sich ja nicht auf einer Kreisbahn sondern auf einer Zykloide. Möglicherweise werden die Radialbeschleunigungen durch die viel schnellere Erdrotation überdeckt.

Jörg

Die Gravitation der Sonne ist also auf der Erde rund 170 mal
stärker als die des Mondes. Auf die Gezeitenwirkung von Sonne
und Mond auf die Erde läßt sich daraus aber nichts schließen.

Im nächsten Absatz schreiben Sie doch selbst wie das geht. Durch Ableitung nach dem Radius.

Würde ich die Radialbeschleunigung nicht berücksichtigen, wäre
die Gezeitenwirkung des Mondes etwa doppelt so groß wie die
der Sonne.

Dasselbe habe ich jetzt auch ausgerechnet.

Möglicherweise werden die
Radialbeschleunigungen durch die viel schnellere Erdrotation
überdeckt.

Die habe ich bei meiner ursprünglichen Rechnung mitberücksichtig. Sie spielt aber eine untergeordnete Rolle, weil die Tangentialgeschwindigkeit durch die Erdrotation klein gegenüber der Tangentialgeschwindigkeit der Erde auf ihrer Bahn ist. Durch die Erdrotation wird die Tangentialgeschwindigkeit auf der Innenseite kleiner und auf der Außenseite Größer, wodurch sich das Verältnis der durch die Zentrifugalkraft korrigierten Gezeitenkräfte auf rund 1:100 erhöht. Leider paßt das überhaupt nicht zur Höhendifferenz der Tidenwellen bei Spring- und Nippflut.

Möglicherweise werden die
Radialbeschleunigungen durch die viel schnellere Erdrotation
überdeckt.

Die habe ich bei meiner ursprünglichen Rechnung
mitberücksichtig. Sie spielt aber eine untergeordnete Rolle,
weil die Tangentialgeschwindigkeit durch die Erdrotation klein
gegenüber der Tangentialgeschwindigkeit der Erde auf ihrer
Bahn ist. Durch die Erdrotation wird die
Tangentialgeschwindigkeit auf der Innenseite kleiner und auf
der Außenseite Größer, wodurch sich das Verältnis der durch
die Zentrifugalkraft korrigierten Gezeitenkräfte auf rund
1:100 erhöht. Leider paßt das überhaupt nicht zur
Höhendifferenz der Tidenwellen bei Spring- und Nippflut.

Ich denke wir haben da einen Denkfehler gemacht. Die Erde dreht sich nicht wirklich um den gemeinsamen Schwerpunkt von Erde und Mond oder Erde und Sonne. Wenn wir die Eigenrotation der Erde stoppen, „fällt“ sie infolge der Gravitation nur um diesen Punkt herum, ohne sich dabei selbst zu drehen. Sie verschiebt ihren eigenen Schwerpunkt nur gegenüber dem gemeinsamen Schwerpunkt. Diese Verschiebung ist aber ausschließlich eine Folge der Gravitation des Mondes oder der Sonne. Folglich können auf der Erde keinerlei Radialbeschleunigungen durch den Mond- oder Erdumlauf wirken, da ja alle Massepunkte auf der Erde der gleichen Gravitationsbeschleunigung ausgesetzt sind. Wenn es also Gezeitenkräfte gibt, stammen diese ausschließlich aus dem Gradienten der Gravitationsbeschleunigung. Das würde aber auch bedeuten, daß die dem Mond abgewandte Tidenwelle ausschließlich eine Folge des Gravitationsgradienten ist, im Gegensatz zu dem, was man häufig als Erklärung so ließt. Der Gravitationsgradient zieht die Erde einfach nur ein bischen in die Länge, das ist offenbar alles.

Jörg

Wenn wir die Eigenrotation der Erde stoppen,
„fällt“ sie infolge der Gravitation nur um
diesen Punkt herum, ohne sich dabei selbst zu drehen.
Sie verschiebt ihren eigenen Schwerpunkt nur gegenüber dem
gemeinsamen Schwerpunkt.

Das gilt aber nur für den Schwerpunkt der Erde. Die Differenz der Zentrifugalbeschleunigungen läßt sich auf diese Weise nicht für alle Punkte der Erde gleichzeitig eliminieren. Selbst eine teilweise Aufhebung der Beschleunigungsdifferenz an den Positionen der Tidenwellen wäre nur möglich, wenn die Erde retrograd rotieren würde. Genau das ist übrigens bei der Venus der Fall. Durch die Gezeitenwirkung auf ihre gewaltige Atmosphäre hat die Sonne die Eigenrotation der Venus nicht nur abgebremst, sondern sogar ihr Vorzeichen umgekehrt.

Wenn wir die Eigenrotation der Erde stoppen,
„fällt“ sie infolge der Gravitation nur um
diesen Punkt herum, ohne sich dabei selbst zu drehen.
Sie verschiebt ihren eigenen Schwerpunkt nur gegenüber dem
gemeinsamen Schwerpunkt.

Das gilt aber nur für den Schwerpunkt der Erde. Die Differenz
der Zentrifugalbeschleunigungen läßt sich auf diese Weise
nicht für alle Punkte der Erde gleichzeitig eliminieren.

Nein, es gilt für jeden Punkt auf der Erde. Zunächst mal ist es ja so, daß es im Bezugssystem Erde keine Zentrifugalbeschleunigung durch den Mondumlauf gibt. Jeder Punkt auf der Erde befindet sich im freien Fall im Gravitationsfeld des Mondes. Daß der Beschleunigungsvektor rotiert und die Erde dadurch eine Kreisbahn beschreibt, kann nur ein externer Beobachter feststellen. Ein externer Beobachter stellt aber auch fest, das alle Massepunkte der Erde exakt die gleiche Kreisbahn beschreiben. Die Kreise sind nur verschoben, haben aber den gleichen Radius und werden natürlich auch mit gleicher, konstanter Winkel- und Bahngeschwindigkeit durchlaufen. Wenn also der externe Beobachter die Zentrifugalbeschleunigung aller Massepunkte auf der Erde beobachtet, wird er feststellen, daß sie alle nach Betrag und Richtung zu jedem Zeitpunkt absolut identisch und keineswegs radial zum Drehpunkt gerichtet sind. Demnach wird auch der extraterristrische Beobachter zu dem Schluß kommen, daß die Massepunkte der Erde untereinander keine rotationsbedingten Beschleunigungsdifferenzen erfahren können.
Das gilt natürlich nach wie vor nur für eine Erde ohne Eigenrotation. Sobald die Erde selbst rotiert, treten auch auf der Erde meßbare Zentrifugalbeschleunigungen auf, die aber nicht mit den Gezeitenkräften zu tun haben.

Jörg