Wie gefährlich sind autonome Bremssysteme?

Hallo,
mir ist auf der Autobahn ein Fasan vors Auto geflogen - hätte ein autonomes Bremssystem eine Vollbremsung gemacht und mich damit evtl. umgebracht weil der nachvolgende Verkehr in mein Auto gekracht wäre?

Was wäre, wenn es kein vergleichsweise kleines Tier wie ein Fasan gewesen wäre sondern ein größeres Tier?

Dass diese autonomen Bremssysteme nicht immer so funktionieren wie sie sollen ist bekannt:

Trotzdem darf ab Mitte 2024 in der EU kein Neufahrzeug ohne den Notbremsassistenen zugelassen werden.

Gruß
Desperado

hi,

was wäre, wenn es keinen Notbremsassistenen gäbe und der Fahrer selbst gebremst hätte?
wäre es dann Selbstmord gewesen?

Wenn auch nachfolgend ein Notbremsassistent vorhanden ist, wird das Fahrzeug einfach bremsen und gut.
Wenn keiner vorhanden ist und der Fahrer sein Fahrzeug angemessen bewegt, dann passiert im Grunde das gleiche, nur etwas verzögert.

Wann genau ist aber das Fahrzeug schuld, welches unvermittelt, aufgrund einer Gefahr, bremst?
Nebenfrage: wie groß muss das Tier sein, damit man bremsen darf? (einen zu erwartender Schaden am Fahrzeug beim Aufprall vorausgesetzt. Insekten, so man noch welche findet, zählen nicht dazu)

grüße
lipi

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Hallo,

Ich verstehe die Frage nicht ganz: wo liegt der Unterschied, ob ein Mensch oder der Automat eine kontrollierte Bremsung bis hin zur Vollbremsung durchführt?

Generell muss man doch sagen, dass man zum Vordermann (also Dein Hintermann zu Dir) so viel Sicherheitsabstand eingehalten werden muss, dass man ohne Unfall bremsen kann. Wenn man hinten drauf fährt war man entweder unaufmerksam oder hat den Bremsweg unterschätzt. Dabei ist es egal, wer bremste.

Im Idealfall hat Dein Hintermann auch ein modernes Fahrzeug. Dann bremst Dein Auto wegen des Truthahns und das Auto hinter Dir wegen Dir.

Alles wird gut.

Grüße
Pierre

P.S.: irgendwie erinnert mich das an die Leute, die vor 40 Jahren A.B.S. an Ihr Auto klebten, weil sie Angst hatten, dass man ihnen hinten drauf fahren würde, nur weil Ihr Auto das vollständige Blockieren der Räder bei der Bremsung verhindert.

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Erinnert mich an die Einführung der Gurtpflicht. Da wurde auch von „Gurtmuffeln“ mit den wenigen Fällen argumentiert, in den der Gurt bei einem Unfall verklemmte und der Verunfallte deswegen das Auto nicht verlassen konnte.

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Moin,

Das ist doch ganz einfach, aus https://dejure.org/gesetze/StVO/4.html

(1) 1Der Abstand zu einem vorausfahrenden Fahrzeug muss in der Regel so groß sein, dass auch dann hinter diesem gehalten werden kann, wenn es plötzlich gebremst wird.
2Wer vorausfährt, darf nicht ohne zwingenden Grund stark bremsen

Je nach konkreter Situation musst du das dann für dich als Teil- oder Vollsuizid werten.

-Luno

Generell kann dir das natürlich nur der Autohersteller selbst beantworten (von Auto zu Auto gibt es natürlich auch Unterschiede). Kann sein, dass eine buggy SW da schon eingreift aber die Bremse auch löst, wenn der Fasan aus dem Sensorfeld fliegt durch Aufprall aufs Auto. Aber bei geringen Gewichten wird normalerweise kein Bremseingriff ausgelöst, da der potenzielle Schaden höher ist als der angenommene bei Auftreffen auf kleine Objekte - außer natürlich Fußgänger.

Ich kenne aber auch Fehleingriffe, z.B. wenn ein Auto auf Landstraße smooth an einem langsam abbiegenden anderen Auto / Traktor entlang überholen will… Da muss man aufpassen und mehr Abstand halten als notwendig. Daher finde ich persönlich Pieper besser als die bei sportlichen Fahrern eingreifenden Systeme. Wenn das Auto mal alles macht, ist es natürlich auch kein Problem mehr.

Ich hatte vor 25 Jahren mal mit einer A-Klasse auf der B27 (4-spurige Schnellstraße bei Einfahrt in Tübingen) eine Notbremsung hingelegt, weil ich Bremse und Kupplung verwechselt habe im Automatik-Auto (eig. wollte ich langsam ausrollen lassen). Der linke Fuß hat ein Pedal gefunden und ordentlich reingetreten. Bis ich mal gecheckt habe, was hier schief läuft war ich bereits runter auf 50 km/h - irgendwie war das Gehirn da blockert. Seitdem passe ich da immer ziemlich auf was mein linker Fuß macht. Da war zum Glück keiner hinter mir. Ich bin überzeugt, dass 98% mit vorgeschriebenem Abstand mir da hinten drauf geknallt wären.

Dich hätte derjenige umgebracht, der zu dicht aufgefahren ist, um bei einer Bremsung rechtzeitig hinter Dir zum Stehen zu kommen.

Dieses autonome Bremssystem hat in dieser Situation nicht funktioniert.

Und noch ein Wort zu den Bremssystemen: es ist mitnichten so, dass die bei der kleinsten Gefahr eine Vollbremsung auslösen. Zunächst wird der Fahrer gewarnt und dann eine Teilbremsung mit x% der Bremskraft ausgelöst. Wenn der Fahrer sein Fahrzeug kennt, weiß der, wie er den Bremsvorgang unterbrechen kann. Macht der Fahrer nichts, wird etwas stärker gebremst usw.

Ich hatte neulich eine solche Situation, bei der ein Trottel mal eben noch schnell die Straße überqueren wollte, was wohl auch gepasst hätte. Das Fahrzeug sah das anders und ging wie geplant vor: Warnung und Teilbremsung mit 30% (meine ich). Darauf konnte ich wie vorgesehen reagieren: Gas geben, weiterfahren und böser Blick an den Idioten. Wenn mir einer auf der hinteren Stoßstange gehangen hätte, dann wäre es gut möglich gewesen, dass der mir hintendrauf gefahren wäre, aber dabei wäre dann wohl kaum jemand gestorben und sollte es im allgemeinen auch auf Autobahnen sein, denn so groß sind die Geschwindigkeitsdifferenzen beim einfachen Kolonnefahren auch nicht.

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Hallo.
Also ich fahre seit knapp 30 Jahren unfallfrei Auto. Ich bin kein Schleicher und kein Verkehrshindernis.
Jedoch möchte ich die absolute Kontrolle über mein Fahrzeug behalten. Deswegen fahre ich auch nur alte Karren (an denen kann man auch noch alles reparieren). Systeme, die in das Fahrverhalten eingreifen sind mir ein Grauß. Ich merke auch, das sich immer mehr Leute auf ihre Helferlein blind verlassen. Gut, solange alles funktioniert. Aber wehe es fällt mal was aus. Ok, dann gehen die heutigen Schlitten ins Notprogramm und ohne Werkstatt geht dann nichts mehr. Aber richtig Fahren (so mit schalten, einen ausbrechenden Wagen unter Kontrolle bringen, Kurven richtig einschätzen und sie entsprechend nehmen…) können heutzutage die wenigsten.
Gruß

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Nein, dein Auto hätte NICHT gebremst, weil nur für querende Radfahrer und Menschen automatisch gebremst wird, wenn der Assistent sie erkennt.

Tiere gehören nicht zum Portfolio - also weder Fasane, noch Katzen, Hunde, Rehe oder Pferde

Wenn sie eine Warnweste anhaben, meint das Auto es wäre ein Mensch und bremst … üblicherweise tragen Fasane keine Westen, daher musst du selber bremsen

Gruß h.

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Tja, die ABS-Geschichte halt.

Woran merkst Du das? Führst Du Interviews? Steigst Du an Ampeln bei Fremden ein und fährst ein Stückchen mit?

Das Notprogramm ist auf einige wenige Defekte/Fehlermeldungen beschränkt. Selbst als der AGR ausgefallen ist und hinten Dampf ohne Ende rauskam, fuhr der Wagen noch problemlos weiter.

Weil, die das vor 20 oder 30 Jahren mit dem Erwerb der Fahrerlaubnis noch konnten, irgendwann neulich alle schlagartig gestorben sind?

Nein, ich arbeite in einer Werkstatt, in der man auch nebenbei KFZ repariert. Das ist dort nicht mein Aufgabengebiet, aber ich bekomme viel mit.
Gruß

Vielleicht, wenn es gar keinen Grund zum Bremsen gab? Es gibt auf YouTube den Kanal „Sascha Fahrnünftig“, in dem ein LKW-Fahrer seine Dashcam-Aufnahmen reinstellte. Da wird sehr oft über den „Brems-Assi“ geschimpft, der wieder mal eine Situation fehlinterpretierte.

Zum Beispiel hier:

Minuten 7:20, 21:36, 22:00. Dieses „Pieppieppiep“ ist jedes Mal der Bremsassistent, den der Fahrer noch rechtzeitig abschaltet.

Gruß T

Moin,

In einer solchen bekommst du nur die Fälle mit, bei denen es gekracht hat. Wie viele potentielle Unfälle wurden denn durch die vielen Helferlein verhindert? Wer sich blind auf die Assistenten verlässt, hat natürlich ein mittleres Problem…
Aber Dinge wie ABS, ESP, ASR und ACC helfen auch denen, die glauben, alles unter Kontrolle haben.
Klar war es cool, mit einem alten Käfer die Grenzen zu testen, aber als alltagstauglich sehe ich den nicht mehr an.

-Luno

Der Bremsassi bremst aber nur (ungefährlich) kurz an und piepst - der Fahrer entscheidet dann ob er weiterbremst oder aufs Gaspedal tritt

Mein Auto ist auch wesentlich hysterischer als zB mein Mann als Beifahrer :woman_shrugging: der Meinige sagt höchstens mal, dass irgendwo ein Blitzer steht und hält sich ansonsten völlig entspannt raus
Mein Auto hat quasi dauernd Vorschläge was ich anders machen sollte … :roll_eyes: meistens Langsamer fahren oder BREMSEN <~~ das fast immer in „Engpassituationen“ wo man links und rechts locker 1/2m Platz hat :woman_shrugging:

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Habe bisher nur gehört, dass Bremsassistenzsysteme eher nicht gebremst haben, statt umsonst.
Und wenn einer auffährt, dann hatte er/sie auf jeden Fall viel zu wenig Abstand.

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Also ich fasse zusammen: Du arbeitest in einer Werkstatt, in der auch KFZ repariert werden, was aber nicht Dein Aufgabengebiet ist, aber dennoch bekommst Du dort mit, dass sich die Leute in ihren Autos auf die „Helferlein“ blind verlassen, während sie Auto fahren - also wenn sie sich nicht in der Werkstatt befinden.

Das ist ja noch weniger als eine subjektiv-anekdotische Wahrnehmung der Realität.

Oha, dann scheint es von einem Grünen programmiert worden zu sein. Obwohl: Grün und programmieren schließt sich wohl gegenseitig aus :grin:

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In der Zweierbeziehung Hexerl - Auto ist definitiv das Hexerl sowohl grün als auch IT Affin als ehemalige Programmiererin - dafür muss es ein AfD Auto sein, weil es nie etwas konstruktives oder positives beizutragen hat sondern immer nur sinnlos herummotzt :woman_shrugging:

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@Hexerl YMMD!

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Moin.

Das Assisistenzsystem des Fahrzeugs meines Mitarbeiters hat im Sommer bei >35°C Hitze ohne erkennbaren Grund eine Totalbremsung bis zum Stillstand hingelegt. Auf der Landstraße aus Tempo 100 auf 0. Zum Glück war niemand hinter ihm.

Dieses Vorkommnis ist, wenn man die Anzahl (die Zahlen besorgst du dir bitte selbst) der weltweit täglichen Fahrten von Fahrzeugen mit solchen Assistenzsystems so unfassbar selten, dass es öfter vorkommen dürfte, dass einer wegen einer Katze oder eines kleinen Vogels eine unangemessene Gefahrenbremsung hinlegt oder das Lenkrad verreißt und er aus der Spur gerät, weil ihm eine Schnake in den Kopf sticht.

Da diese Assistenzsysteme noch nicht so durchgreifend verbreitet sind, dürfte es auch noch keine ansehnliche Zahl von Richtersprüchen geben. Dreh- und Angelpunkt bei sowas ist auch immer die Beweisfrage.

In der Regel bekommt der Auffahrende die Schuld zugesprochen. Es gibt aber Urteile, bei denen Schuld (und Haftung) reduziert, geteilt, fortfallen lassen wurde, wenn der hinten Fahrende das Geschehen vor dem Vorausfahrenden überblicken konnte und der Vorausfahrende plötzlich und ohne erkennbaren oder ohne Vorliegen eines triftigen Grundes angehalten hat.
Ich kenne einen solchen Fall, da ist ein Motorradfahrer in der Stadt auf einen PKW gefahren, über den er hatte hinwegschauen können, dieser aber plötzlich anhielt, um ein Schaufenster zu betrachten. Der PKW-Fahrer bekam ein erhebliches MItverschulden zugesprochen .