Wie Gewinn Arbeit schafft

…Das persönliche Gewinnstreben als Triebfeder, Hintern und/oder Kopf über das unbedingt Notwendige hinaus zu bewegen, wird dabei gelähmt. Ergebnis ist eine Wirtschaft, die mehr als elementare Bedürfnisbefriedigung nicht leisten kann…

so sehe ich die momentane Situation schon jetzt.
Wo ist der Anreiz, wenn Dir 2/3 der einge’spielten’ Kaufkraft abgenommen werden - und von dem 1/3 Rest niemand vernünftig leben kann? (zugegeben rohe Daten, und jetzt keine Erbsen zählen hier).
Btw: und wer denn mal einen Raibach gemacht hat, der muss/wird die Kohle ‚beiseite schaffen‘ an andere Plätze, die ihm mehr Erfolg versprechen.
Und nicht jeder mag es, wenn ihm von Staats wegen per Decret auf seinem Konto rumgeschnüffelt wird.
Den damit beabsichtigten Erfolg hätte man ohne weiteres auch mit anderen Mitteln erreichen können.

…und mangels Konkurrenz gar nicht leisten muß.

Selbst wenn wir sie leisten würden (passiert ja auch hin& wieder), macht es keinen Sinn; denn die Konkurrenz ist ja jetzt schon billiger.
Das ist ja schon die hausgemachte Herausforderung.

Gruss - digi
迪特米克若迪格

Hallo Frank!

Das ausgerechnet von dir. Du hast bislang weder das
Grundproblem noch die Grundzüge einer dezentralen
Planwirtschaft verstanden und kommst mit Rezepten aus dem
vorigen Jahrhundert.

Und warum postest Du bei jeder Gelegenheit Links aus mlwerke? Dort stehen ausschließlich Rezepte aus dem vergangenen oder gar vorvergangenen Jahrhundert. Auch auf meine mehrfach gestellte Frage, was denn „dezentrale Planwirtschaft“ ist und wer da plant, kommt außer den Links aus vergangenen Jahrhunderten rein gar nichts. Allenfalls läßt Du Dich herab, aufs Archiv zu verweisen, allerdings ohne zu verraten, wo und was genau ich dort suchen soll.

Noch einmal:

  • Wie funktionieren Wettbewerb und Konkurrenz in einer wie auch immer gearteten Planwirtschaft?
  • Wie verträgt sich eine heute entstehende Innovation mit dem Plan von gestern, als die Existenz der neuen Idee nicht bekannt war und wie reagiert der gestern erstellte Plan auf das jetzt, hier und heute entstehende individuelle Bedürfnis?
  • Wer plant in einer Planwirtschaft und legt fest, was das zu befriedigende Bedürfnis des Einzelnen zu sein hat?
  • Funktioniert und überlebt eine beliebige Planwirtschaft in einem Umfeld aus privatwirtschaftlich organisierten Marktwirtschaften bei offenen Grenzen, Freizügigkeit des Einzelnen und freiem Waren- und Kapitalverkehr?

Die Antworten auf diese 4 Fragen, insbesondere die letzte, interessieren mich. Das sollte mit wenigen Sätzen ohne Links und ohne den Hinweis auf schon hundertfache Erläuterung möglich sein.

Gruß
Wolfgang

Hi!

Damit wären wir auf einen Schlag absolut konkurrenzfähig.

Nein, restlos pleite. Der Export würde ggf. brummen wie Sau,
aber sämtliche Inlandskredite sind schlagartig faul und können
ebenfalls nur noch zur Hälfte bedient werden.

Gruß
Frank

Das ist nun mal das Grundprinzip vom „Survival Of The Fittest“.
Entweder strecken die Kreditgeber die Rückzahlungsmodalitäten oder sie können sich von ihrem Geld verabschieden.

Abgesehen davon: Wer auf Pump lebt, lebt immer gefährlich. Wer Schulden hat, aber keinen Job, wird auch kaum in der Lage sein, tilgen zu können. Und was die deutschen KMU’s (Klein- und Mittelständler) betrifft, die sind nach Basel-II wegen ihrer geringen Eigenkapitalquote ohnehin alle überschuldet und gehen in ein paar Jahren den Bach runter.

Wenn wir mit 40 Millionen abhängig Beschäftigten überleben wollen, müssen wir mehr als drastisch mit den Gehältern runter - wir können nicht 40 Millionen Menschen in Forschung und Entwicklung stecken (was nach neuesten Berichten ohnehin unsinnig ist, da nach den Produktionsstandorten auch die Forschungsabteilungen ins Ausland abwandern).

Grüße
Heinrich

* (o.w.T.) (ein Genuß zu lesen)

Hallo Wolfgang,

Das ausgerechnet von dir. Du hast bislang weder das
Grundproblem noch die Grundzüge einer dezentralen
Planwirtschaft verstanden und kommst mit Rezepten aus dem
vorigen Jahrhundert.

Und warum postest Du bei jeder Gelegenheit Links aus mlwerke?
Dort stehen ausschließlich Rezepte aus dem vergangenen oder
gar vorvergangenen Jahrhundert.

Es ist wohl evident, dass nicht alle paar Jahre oder sogar Jahrhunderte das Rad der Wirtschaftstheorie/-politik neu erfunden wird;

auf einem relativ basalen Niveau wie in diesem Forum bewegt man sich halt auch im Jahr 2005 noch im Dunstkreis der Diskursbegründer Smith/Ricardo bzw. Marx/Lenin;

das ist weder verwerflich noch Anlass zu Polemik, weil beide Positionen _in den Grundzügen unsere Gegenwart beschreiben, da eben diese Grundzüge noch fortbestehen

Ich könnte Dir also relativ problemlos für das was Du vorbringst Textstellen bei Smith, Ricardo oder vielleicht sogar schon bei Petty angeben, was für mich aber in keinster Weise Anlass ist, polemisch vorzubringen, das sei 18. Jhdt. oder im Fall Pettys gar 17. Jhdt.

So viel dazu!

Auch auf meine mehrfach
gestellte Frage, was denn „dezentrale Planwirtschaft“ ist und
wer da plant, kommt außer den Links aus vergangenen
Jahrhunderten rein gar nichts.

Darauf, was Frank damit meint, kann ich mir auch keinen schönen Reim machen, weil er es zu wenig ausführt, nur benennt;

ich könnte mir allerdings gut vorstellen, dass es darum geht, zwar zentral das Prinzip einer dezentralen Planwirtschaft zu sichern, in erster Linie was die politische Meinungsbildung anbelangt, in der ökonomischen Praxis aber mit lokalen also dezentralen Einheiten zu operieren, welche dann solche Dinge wie Motivation, Bedürfnisbefriedigung, etc. (was Du ja zurecht immer kritisierst) sehr viel besser lösen könnten, als zentrale Planstellen;

manche Autoren sprechen bei solchen Modellen von partizipatorischer oder auch von radikaler Demokratie, weil Demokratie dort nicht nur alle vier Jahre bestätigt wird, sondern ständig und alltagsnah gelebt werden muss - und zwar in allen Bereichen des Lebens, nicht nur außerhalb der Werkstore.

Da ich nun mal leider oder Gott sei Dank nicht Frank bin (wer weiß, vielleicht ist er ja mein Doppelaccount :wink:, kann ich natürlich nicht an seiner Stelle antworten, aber da ich nun schon mal begonnen habe…

Noch einmal:

  • Wie funktionieren Wettbewerb und Konkurrenz in einer wie
    auch immer gearteten Planwirtschaft?

Im Kapitalismus funktionieren Wettbewerb und Konkurrenz fast ausschließlich über den Mechanismus Geld; auch eine Planwirtschaft wird sich dieses Mechanismuses bedienen müssen, kann aber auf jeden Fall den Mechanismus Geld auf seine Grundfunktion als Recheneinheit reduzieren, und damit seine Funktion, Handlungen zu motivieren bzw. Handlungen zu vergleichen (Konkurrenz) eingrenzen;

während im Kapitalismus Geld darüberhinaus die weitere Funktion besitzt, gesellschaftliche Rang- und Machtordnungen herzustellen und zu sichern, was für das Funktionieren der Ökonomie mindestens nebensächlich, möglicherweise sogar dysfunktional ist.

Darüberhinaus scheint es durchaus möglich, Geld sukzessive durch andere Anreizmechanismen zu ergänzen oder gar zu substituieren; dass es nicht etwa in der Natur des Menschen liegt, Geld als Anreiz zu benötigen ist klar, wenn man den Blick auf andere Gesellschaftsformen wirft (frühere Gesellschaften oder auch parallele Vergesellschaftungsformen, wie das wissenschaftliche System, wo vor allem Prestige der Hauptanreizmechanismus ist, oder auch Systeme, die es gar nicht erst bedürfen, Anreiz flexibel zu gestalten, wie z.B. Klöster; wohlgemerkt: ich nenne hier keine Alternativmodelle zum Kapitalismus, sondern verweise nur darauf, dass „Menschen auch anders ticken können“)

  • Wie verträgt sich eine heute entstehende Innovation mit dem
    Plan von gestern, als die Existenz der neuen Idee nicht
    bekannt war und wie reagiert der gestern erstellte Plan auf
    das jetzt, hier und heute entstehende individuelle Bedürfnis?

Es ist falsch die Frage der Flexibilität an „Plan oder Nicht-Plan“ festzumachen, denn es ist wohl evident, dass in einem kapitalistischen System genauso oder mehr geplant wird wie in einer sogenannten Planwirtschaft, nämlich auf der dezentralen Ebene von Unternehmen.

Die Frage ist also die: auf welcher Ebene wird geplant (also wie zentral) und wie starr oder flexibel wird geplant?

und hierzu kann man ganz sicher sagen, dass es kein Naturgesetz gibt, das besagt, in einer „Planwirtschaft“ müsse nur an einer zentralen Stelle und dann für 5 Jahre geplant werden;

im übrigen sei mal gesagt, dass die „Planwirtschaften“ des Ostblocks nicht unbedingt an diesem Aspekt gescheitert sind, wenn man sich mal ganz unideologisch anschaut, welche doch beträchtlichen ökonomischen Erfolge etwa die UdSSR von 1917 bis ca. 1970 erzielte (die Epoche der Industrialisierung hat in vielen Ländern des Westens unter kapitalistischen Bedingungen sehr viel länger gebraucht), obwohl sie „zentral und relativ starr“ plante; (diese sollte auch freilich Glaubensbekenntnis an die UdSSR sein!)

  • Wer plant in einer Planwirtschaft und legt fest, was das zu
    befriedigende Bedürfnis des Einzelnen zu sein hat?

Idealerweise der Einzelne selbst (in Kooperation mit anderen Einzelnen natürlich), weshalb ich oben das Modell der partizipatorischen Demokratie genannt habe, auf einer zentraleren Ebene halt Repräsentanten des Einzelnen;

mir ist natürlich klar, dass Du mit Deiner Frage so etwas wie „undemokratisch“, „an den Bedürfnissen vorbei“, „aufoktroyiert“, etc. intendiert hast, was ganz berechtigt ist, aber hierzu sei eine ironische Gegenfrage gestattet: Wie demokratisch und „human“ wird denn im Kapitalismus geplant?

Das einzige was hier zählen kann ist Mehrwert bzw. Profit, also Reproduktion des Kapitals (derjenige Unternehmer, der sich langfristig anders verhalten will, z.B. aus Gründen von Menschenfreundlichkeit, wird nicht lange Unternehmer sein, das ist ein Grundgesetz des Kapitalismus und zwar nicht im Sinne eines juridischen Gesetzes, sondern eines Naturgesetzes.

Natürlich kann man hier in Nachfolge von Smith, etc. sagen, dass dies eben sogar für alle das Beste sei, wenn jeder seinen eigenen Vorteil suche; dieses Argument ist nicht ganz von der Hand zu weisen und wäre aus meiner Sicht auch ein sehr gutes, wenn sichergestellt wäre, dass dann auch jeder seinen Vorteil suchen könnte, aber welche Vorteile kann denn der gemeine Afrikaner, viele Asiaten, aber auch kapitallose Europäer suchen, wenn ca. 300 Familien auf dieser Welt die Hälfte des Weltkapitals besitzen?

Muss man überhaupt erst eine bessere Alternative vorlegen können um sagen zu dürfen: „300 vs. die halbe Menschheit - so nicht mehr!“?
Um es mit Hegel zu sagen: vor der Synthese kommt die Antithese

  • Funktioniert und überlebt eine beliebige Planwirtschaft in
    einem Umfeld aus privatwirtschaftlich organisierten
    Marktwirtschaften bei offenen Grenzen, Freizügigkeit des
    Einzelnen und freiem Waren- und Kapitalverkehr?

dezidiert nein (und hier weiß ich sogar, dass auch Frank das sagen würde, weil gerade er -völlig zu Recht- immer wieder auf diesen Aspekt hingewiesen hat, nämlich wenn es darum ging zu zeigen, dass die sogenannten „sozialistischen Staaten des Ostblocks“ in ökonomischer Sicht eben gar nicht sozialistisch waren).

Wenn Dich das interessiert, wirst Du auch in meinen Postings fündig, z.B. in:
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…
oder:
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

Die Antworten auf diese 4 Fragen, insbesondere die letzte,
interessieren mich.

Ich glaube ich habe Dir Deine Frage recht ausführlich (die meisten werden denken: zu ausführlich) beantwortet und zwar -so glaube ich- ohne große ideologische Keulen dabei geschwungen zu haben.

Das sollte mit wenigen Sätzen ohne Links
möglich sein.

Du wirst mir meine beiden Links verzeihen, sie beziehen sich größtenteils auf Deine Frage 4 und warum sollte ich das hier nochmal aufgießen.

Viele Grüße
franz_

* (o.w.T.) (ein Genuß zu lesen)
!
ohne weiteren Text :smile:

Hallo Franz,

Darauf, was Frank damit meint, kann ich mir auch keinen
schönen Reim machen, weil er es zu wenig ausführt, nur
benennt;

dann kurz dazu, was ich Wolfgang schon mehrfach beschrieb:
dezentrale Planwirtschaft modern in kurzen Umrissen:

  • fiktives Kapital fällt weg durch Aufhebung des Eigentums und einem vollständigen Kurzschluß im Finanzsystem (Solicitation)
  • eine Bank für Zahlungsausgleich wird z.B. gegründet. (nicht die BIS). Diese schöpft von gewinnbringenden Firmen die Gewinne ab und verteilt sie an die Firmen, die Verluste einfahren. Entsprechend erhalten letztere auch Auflagen, nur können sie so nicht Pleite machen. Gehälter werden begrenzt auf den annähernd tatsächlichen Wert der Arbeit bzw. angehoben.
  • der Markt entwickelt sich dementsprechend zum Bedürfnismarkt, der dann tatsächlich die Nachfrage zu regeln in der Lage ist.
  • entschieden wird dezentral in de jeweiligen Reproduktionsketten. Es sei denn, es handelt sich um zentrale Belang.
  • Geld ist dann nicht mehr Ausdruck sich umverteilenden Mehrwertes!! sondern Ausdruck des gesellschaftlich durchschnittlich erbrachten Arbeitswertes.

Gruß
Frank

Hallo Franz,

noch eine kurze Anmerkung:

Natürlich kann man hier in Nachfolge von Smith, etc. sagen,
dass dies eben sogar für alle das Beste sei, wenn jeder seinen
eigenen Vorteil suche; dieses Argument ist nicht ganz von der
Hand zu weisen und wäre aus meiner Sicht auch ein sehr gutes,
wenn sichergestellt wäre, dass dann auch jeder seinen Vorteil
suchen könnte, aber welche Vorteile kann denn der gemeine
Afrikaner, viele Asiaten, aber auch kapitallose Europäer
suchen, wenn ca. 300 Familien auf dieser Welt die Hälfte des
Weltkapitals besitzen?

das funktioniert schlicht nicht. Hier erklärt sich der Zufall höchstrichterlich zum Prinzip und deshalb wir die Notwendigkeit erbarmungslos zurückschlagen.
Die Antimonie von Zufall und Notwendigkeit hab ich (zumindest in den Ansätzen beschrieben) gelöst:
http://physik.kds-nano.com/der%20antagonistische%20W… ff

Gruß
Frank

Hallo Franz!

  • Funktioniert und überlebt eine beliebige Planwirtschaft in
    einem Umfeld aus privatwirtschaftlich organisierten
    Marktwirtschaften bei offenen Grenzen, Freizügigkeit des
    Einzelnen und freiem Waren- und Kapitalverkehr?

dezidiert nein…

Es stellt sich die Frage, weshalb sich trotz der fehlenden Überlebensmöglichkeit einige Leute unter den gegebenen Voraussetzungen in unserem Land für eine wie auch immer geartete Planwirtschaft einsetzen. Wenn es kein Masochismus ist, fällt mir als Motivation Kampf gegen ein verhaßtes System oder Hoffnung auf Weltrevolution ein - die ganze Welt als Planwirtschaft. Naheliegend ist wohl auch die Vermutung, daß Planwirtschaft verkannt und als ideologisches Mittel instrumentalisiert wird.

Wir haben auf der ganzen Erde eine lange planwirtschaftliche Tradition, die keineswegs als Auslaufmodell zu betrachten ist. Wo immer Mangel an existenzwichtigen Gütern herrscht, kann Planwirtschaft ein geeignetes Mittel sein, den Mangel zu verwalten. Das Spektrum der Möglichkeiten reicht von Lebensmittelzuteilungen bis zur zentralen Bewirtschaftung von Rohstoffen aller Art. Kein marktwirtschaftliches System ist davor sicher, daß einzelne Güter nicht mehr nur für Geld zu haben sein werden. Ein Beispiel ist Wasserrationierung in niederschlagsarmen Regionen. Planwirtschaftliches Vorgehen etwa für Mineralölprodukte liegt irgendwann im Bereich des Vorstellbaren.

Planwirtschaft als Methode des Wirtschaftens kann unter den Voraussetzungen des Mangels an lebenswichtigen Gütern alternativlos sein. Planwirtschaft mit ihren Vorzügen unter bestimmten Voraussetzungen hat aber wie jede andere Wirtschaftsform ihre Grenzen. Diese sind regelmäßig erreicht, wenn das ehemals knappe Gut in ausreichender Menge zur Verfügung steht. Als Millionen Menschen kein Dach über dem Kopf hatten, wurden Hauseigentümer nicht gefragt, ob sie Mieter haben wollten oder nicht. Die Menschen wurden einquartiert, Wohnraum bewirtschaftet und für Wohnungsbau gab es sogar ein eigenes Ministerium. Was dabei an Wohnraum entstand, genügte dem Anspruch trockener und warmer Unterbringung, aber mehr eben auch nicht. In Zeiten akuter Not gibt es dagegen keine vernünftigen Einwände. Sobald aber die Versorgung gesichert ist, der nach „Wohneinheiten“ geplante 08/15-Bau nicht mehr den Ansprüchen genügt und individuelle Wünsche wach werden, hat die Planwirtschaft ihre Grenze erreicht. Der individuelle Wunsch ist planwirtschaftlich buchstäblich naturgemäß nicht mehr erfüllbar. Wird in diesem Moment Planwirtschaft als sakrosankt angesehen, statt als zeitweise zweckmäßiges Vorgehen begriffen zu werden, erfüllen sich die Menschen ihre Bedürfnisse per Schattenwirtschaft und Korruption. Angebot und Nachfrage, mithin marktwirtschaftliches Geschehen, bildet sich von alleine. Diese Vorgänge finden zu Lasten der den Bedürfnissen nicht mehr gerecht werdenden Planwirtschaft statt.

Das Elend besteht nun darin, daß die Planwirtschaft von einigen Zeitgenossen nicht nur als unter bestimmten Voraussetzungen zweckmäßiges Mittel betrachtet wird. Schließlich gibt es in ganz Mitteleuropa keine knappen, existenzwichtigen Güter, die vermittels der Planwirtschaft dem freien Marktgeschehen entzogen werden müßten. So müssen also afrikanische oder asiatische arme Teufel herhalten, um Forderungen für Deutschland oder die ganze EU nach Planwirtschaft zu begründen. Oder ein paar hundert Superreiche werden bemüht und über die Konstruktion, daß Geld nicht der einzige Antrieb des Menschen ist, wird nach ein paar Klimmzügen Gewinnstreben als Triebfeder des Menschen in Abrede gestellt. Sehe mir die Ausdrucksweise nach, aber das ist weltfremder, ideologischer Dünnpfiff. Es heißt auch, den alten Marx zu mißbrauchen, mindestens aber nicht im Kontext seiner Zeit zu sehen, wenn man seine Postulate heutigen mitteleuropäischen Verhältnissen überstülpt. Die Zeit ohne jede soziale Sicherung, ohne Krankenversorgung, ohne Dach über dem Kopf, ohne rechtlichen Schutz Obrigkeit und Arbeitgeber ausgeliefert, ohne ausreichende Ernährung, insbesondere ohne Zugang zu Bildung als dem heute mit Abstand wichtigsten Schlüssel für jeden individuellen Lebensweg, diese Zeit aus Perspektivlosigkeit, nackter Not und Ausgeliefertsein für die breite Masse einerseits und ererbter gesellschaftlicher Stellung andererseits ist vorbei. Der Versorgungsgrad geht über das Lebensnotwendige deutlich hinaus, wir unterhalten uns in der Hauptsache über das Maß des Überflusses. Mit zentraler Bewirtschaftung und zentraler Planung läßt sich daran nichts verbessern, aber die mindestens wesentlich durch individuelles Gewinnstreben hervorgebrachte Vielfalt an Produkten und Dienstleistungen würde im günstigsten Fall eingefroren, wenn nicht sogar erstickt. Gewiß wäre auf diese Weise so manches Spitzeneinkommen nicht mehr möglich. Es ist aber irrig, darin für irgendjemanden einen Nutzen zu erhoffen. Tatsächlich leiden nur Vielfalt und Innovationsfreude. Letztlich leidet auch die gesamte Volkswirtschaft, solange es Wettbewerb über die Grenzen hinaus gibt. Aber die Leute, die Planwirtschaft als Selbstzweck statt als probates Mittel in Mangelsituationen betrachten, gehen von der irrealen Annahme einer weltweiten Einheits-Planwirtschaft aus. Mit derart unsinnigen Prämissen, die nicht einmal Berücksichtigung als Vision verdienen und Unverständnis über Möglichkeiten und Grenzen verschiedener Wirtschaftsformen zeigen, ist über sinnfreie Spielchen nicht hinaus zu kommen.

Gruß
Wolfgang

Hallo Frank!

Diese schöpft von :gewinnbringenden Firmen die
Gewinne ab und verteilt sie :an die Firmen, die Verluste
einfahren.

Was veranlaßt dann einen Menschen, sich der erheblichen Mühe zu unterziehen und Gewinn zu erwirtschaften?

…der dann tatsächlich die :Nachfrage zu regeln in der :Lage ist.

Die Nachfrage wird geregelt - ein sicherer Weg in den kollektiven
Bummel- und Gammelladen, wo das nicht in den Plan passende individuelle Bedürfnis mit Korruption und Schattenwirtschaft befriedigt wird.

Gruß
Wolfgang

Humaner Kapitalismus
Hallo, Wolfgang

du beziehst dich nur auf die Planwirtschaft.

Mir fehlt eine Antwort auf:
„mir ist natürlich klar, dass Du mit Deiner Frage so etwas wie „undemokratisch“, „an den Bedürfnissen vorbei“, „aufoktroyiert“, etc. intendiert hast, was ganz berechtigt ist, aber hierzu sei eine ironische Gegenfrage gestattet: Wie demokratisch und „human“ wird denn im Kapitalismus geplant?

Gruß
karin

Hallo Karin!

Wie demokratisch und „human“ :wird denn im Kapitalismus :geplant?

Mit meinem Beitrag wollte ich zum Ausdruck bringen, daß es situationsabhängig verschiedene zweckmäßige Methoden des Wirtschaftens gibt. Ob und in welcher Weise irgendeine Art der Mitbestimmung in Unternehmen möglich und sinnvoll ist, hat nach meiner Einschätzung nur wenig mit der Entscheidung Planwirtschaft vs. Marktwirtschaft zu tun.

Was einige Leute in diesem Forum unter Planwirtschaft verstehen, ist organisiertes leistungsfeindliches Schlafmützentum in einer Staatswirtschaft. Dabei wird nicht planwirtschaftlich gearbeitet, um existenzgefährdende Defizite in den Griff zu bekommen (kann sehr sinnvoll sein!), vielmehr wird über weitgehend ausgeschaltetes Gewinnstreben und Eigeninitiative ein permanenter Mangel erst erzeugt. Individuelle Bedürfnisse passen schon gar nicht in irgendeinen Plan.

Nach einer von vielen Definitionen von Intelligenz handelt es sich um die Fähigkeit, in gegebenem Umfeld situationsgerecht zu reagieren. Übertragen auf die Art des Wirtschaftens heißt das, planwirtschaftliche Elemente dort einzusetzen, wo sie ihre Stärken haben, nämlich in der Versorgung mit knappem, überlebenswichtigem Gut und marktwirtschaftliche Elemente zu verwenden, wenn die Triebkräfte von Eigeninitiative und Gewinnstreben auch für das Gemeinwesen nützlich sind. Demzufolge zeugt es schlicht von mangelnder Intelligenz, eine bestimmte Methode des Wirtschaftens für alle Situationen zum alleinigen Mittel zu erklären.

Gruß
Wolfgang

Hallo Wolfgang!

Diese schöpft von :gewinnbringenden Firmen die
Gewinne ab und verteilt sie :an die Firmen, die Verluste
einfahren.

Was veranlaßt dann einen Menschen, sich der erheblichen Mühe
zu unterziehen und Gewinn zu erwirtschaften?

Sein Einkommen daraus?

…der dann tatsächlich die :Nachfrage zu regeln in der :Lage ist.

Die Nachfrage wird geregelt - ein sicherer Weg in den
kollektiven
Bummel- und Gammelladen, wo das nicht in den Plan passende
individuelle Bedürfnis mit Korruption und Schattenwirtschaft
befriedigt wird.

Über den Markt? Gibts sowas tatsächlich heute?

Dir ist aber ggf. aufgefallen, dass wir das von mir vor drei Jahrten vorhergesehene Problem haben?:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,356…
Den zweiten Artikel find ich nicht mehr, in dem der absackende Süden Europas beschrieben wird.
Wie löst du dieses? Was ist mit „Isomorphie der Dialektik“ gemeint?

Gruß
Frank

Hallo!

Was einige Leute in diesem Forum unter Planwirtschaft
verstehen, ist organisiertes leistungsfeindliches
Schlafmützentum in einer Staatswirtschaft.

Dein Schwachsinn ist wirklich fast nicht mehr auszuhalten. Ich erklär es dir zigfach lang und breit und dann wieder dieser Stumpfsinn.

Erwartest du jetzt, dass ich damit ankomme, dass Kapitalismus Typhus für die am Band arbeitenden Menschen verursacht? Auf dem Niveau sind deine Antworten.

Gruß
Frank

Hallo Karin,

„aufoktroyiert“, etc. intendiert hast, was ganz berechtigt
ist, aber hierzu sei eine ironische Gegenfrage gestattet:
Wie demokratisch und „human“ wird denn im Kapitalismus
geplant?
"

zwischen planen und planen besteht ein Unterschied. Es gibt einerseits die Planungen der Unternehmen, die in unserem Wirtschaftssystem stattfindet bzw. stattfinden sollte und es gibt andererseits die zentrale Planwirtschaft.

In ersterer wird mit verschiedenen eine Unternehmensplanung für 1-5 Jahre erstellt, die meist Einzelpläne für Geschäftsbereiche und Abteilungen enthält. Wenn am Ende etwas auf Unternehmensebene herauskommt, das mit dem ursprünglichen Plan zu tun hat, ist das meist die Summe von Abweichungen in den einzelnen Bereichen.

Geplant wird nicht jeder Handschlag, nicht jeder Materialverbrauch oder wieviel des produzierten Gutes an welchen Abnehmer zu liefern ist.

Insofern erkenne ich nicht, wo sich beim Planverfahren in der Marktwirtschaft überhaupt die Frage nach Demokratie oder Humanusmus stellt. In der zentralen Planwirtschaft wird hingegen von der planenden Planungsbehörde festgelegt, wieviele Stück von Gut A, B oder C zu produzieren sind.

Während in der Marktwirtschaft jedes Unternehmen in kurzer Zeit vom Markt verschwindet, das an der Nachfrage vorbei produziert, werden die Menschen in der Planwirtschaft gezwungen, Dinge zu kaufen, die sie so gar nicht haben wollen, weil die Alternativen fehlen. Es gibt keine Konkurrenz, es gibt keine dezentrale Innovation (weil nicht geplant) und es gibt keine Pleiten. All das sorgt dafür, daß das Angebot bescheiden ist und in keinster Weise den Bedürfnissen entspricht.

Ob das mit so hochtrabenden Begriffen wie undemokratisch oder inhuman belegt werden muß, sei dahingestellt. Aber die Planzwirtschaft greift zumindest in das Leben des einzelnen ein. Das ist eine Dimension, die der unternehmerische Planungsprozeß überhaupt nicht erreicht.

Gruß,
Christian

Hallo Frank!

Ich erklär es dir zigfach :lang und breit und dann :wieder dieser Stumpfsinn.

Hab ich da nicht gelesen, Gewinne würden abgeschöpft und an die Verlustproduzierenden verteilt? Hab ich nicht gefragt, was jemanden dann noch veranlaßt, Gewinn zu erwirtschaften, was immerhin mit heftigem Einsatz verbunden sein kann?

Ich las, es solle keine Insolvenzen geben. Wie funktioniert eine Wirtschaft ohne Insolvenz? Was macht man ohne Insolvenz mit wirtschaftlich nicht tragfähigen Unternehmen? Wie gestaltet man Wettbewerb? Wie macht man das ohne Insolvenzrisiko und ohne den Zwang, auf Dauer keine Verluste einzufahren? Was passiert mit Leuten, die ihre Ärmel hochkrempeln und dem vorhandenen Betrieb Konkurrenz mit besseren/anderen/kundenorientierten Produkten machen? Werden deren Gewinne auch abgeschöpft? Falls ja, gibts keinen Wettbewerb. Dann hast Du eine Wirtschaft aus lauter Leck-mich-am-Arsch-Schlaftabletten. Abgesehen davon entfällt Wettbewerb, sobald auf einer Ebene außerhalb des Betriebes über denselben bestimmt/geplant wird. Ohne Wettbewerb hast Du lauter Monopolisten und Kunden, die gefälligst zu nehmen haben, was ihnen vorgesetzt wird.
Aber genau das scheint ja Ziel zu sein, denn Du erwähntest den zu steuernden Bedarf.

Fändest Du einen 100m-Lauf spannend, wenn die Zeiten von langsamen und schnellen Läufern gemittelt würden? Alle kommen ans Ziel, alle stehen auf dem Siegertreppchen und alle freuen sich…

Es ist eine Dummheit, eine bestimmte Form des Wirtschaftens - egal welche - zum allein Seligmachenden zu erklären. Es kann durchaus sinnvoll sein, für bestimmte Produkte/Rohstoffe planwirtschaftliche Elemente zu verwenden. Für andere Produkte kann sich ein ganz anderes Erfordernis ergeben und diese Erfordernisse können sich ändern. Planwirtschaftliche Elemente gab es auch in Westdeutschland u. a. in der Wohnungswirtschaft und in der Nahrungsmittelversorgung. Varianten gab und gibt es etwa im Steinkohlebergbau (staatlich gestützte Preise, Abnahmegarantien), lange Zeit im Handelsschiffbau (Aufteilung und Obergrenzen des Bauvolumens) und wieder andere Spielarten gibts in der Landwirtschaft und in der Fischerei. In den genannten Bereichen findet aus unterschiedlichen Gründen kein freies, vom Ermessen eines Unternehmers und vom Markt abhängiges Geschehen statt. Aber was für die Fischerei für sinnvoll gehalten wird, muß noch lange nicht für den Automobilbau oder den örtlichen Elektriker passen.

Ach ja: Fairerweise solltest Du bei allen Aussagen hinzufügen, daß es sich um Visionen handelt, die ein abgeschottetes Wirtschaftsgebiet zur Voraussetzung haben oder daß sich auch der ganze Rest der Welt von marktwirtschaftlichen Elementen verabschiedet und planwirtschaftlich agiert. Natürlich müssen das alles miteinander koordinierte Pläne sein.

Gruß
Wolfgang

Hallo Frank!

Über den Markt? Gibts sowas tatsächlich heute?

Heute früh fuhr ich ein Stückchen weiter zum Bäcker, weil der leckere Brötchensorten hat, die ich im Nachbardorf nicht bekomme. Den Weg erledigte ich mit einem Auto, daß ich mir vor ein paar Jahren in wunschgemäßer Ausstattung unter hunderten Modellen aus aller Welt aussuchte. Dummerweise ließ ich meine Digitalkamera zu Hause liegen, weil ich auf dem Weg ein Bild von einem Fertighaus mit gelungener Archtektur machen wollte. Die Kamera kaufte ich vor kurzer Zeit aus schier unüberschaubarer Vielfalt des Angebots und das Fertighaus, das mein Interesse weckte, scheint von einem kleinen Nischenanbieter zu stammen, der sein Geschäft neben den Branchengrößen mit Phantasie und guter Gestaltung macht.

Den Markt und die von ihm hervorgebrachte Vielfalt des Angebots bilde ich mir vermutlich nur ein. Auch meine Erinnerungen an Dienstleistungen und Warenangebot in der DDR und der Sowjetunion können wohl nicht stimmen. Der fehlende Wettbewerb in den Planwirtschaften hatte Tolles hervorgebracht und es war ein Vergnügen, sich in Karl-Marx-Stadt oder Moskau in ein Pissoir, Bahnhofshalle Restaurant zu setzen. Das aufmerksame, geschulte Personal … na ja, Leute gleicher Prägung stehen heute noch hinter den Tresen in Wittenburg oder Zarrentin. Da muß man als Kunde schon mal fragen „störe ich … ?“

Gruß
Wolfgang

Hallo Wolfgang,

schade, dass Du gerade auf Frage 4 eingehst zu der ich nicht geantwortet hatte.

  • Funktioniert und überlebt eine beliebige Planwirtschaft in
    einem Umfeld aus privatwirtschaftlich organisierten
    Marktwirtschaften bei offenen Grenzen, Freizügigkeit des
    Einzelnen und freiem Waren- und Kapitalverkehr?

dezidiert nein…

Es stellt sich die Frage, weshalb sich trotz der fehlenden
Überlebensmöglichkeit einige Leute unter den gegebenen
Voraussetzungen in unserem Land für eine wie auch immer
geartete Planwirtschaft einsetzen.

Was heißt „fehlende Überlebensmöglichkeit“?

der Kapitalismus als Witschaftssystem ist nicht zeitlos, sondern hat ein relativ genau erfassbares Geburtsdatum und Geburtsort (ca. Anfang des 16. Jhdts. in den oberitalienischen Stadtstaaten); vorher und lange Zeit noch parallel existierten andere Wirtschaftssysteme, welche lange Zeit „überlebt“ haben.

Die Frage des Überlebens ist also nicht die, ob ein Wirtschaftssystem „in der Welt“ überleben kann: dies ist eine Tautologie, weil dadurch das es ist, hat es ja schon überlebt, und das haben historisch viele verschiedenartige Wirtschaftssysteme,

sondern

ob mehrere verschiedene Wirtschaftssysteme zu gleicher Zeit überleben können, und hierzu ist zu sagen, dass der Kapitalismus keine „Götter neben sich“ duldet, weil er genuin grenzen-los ist, also nicht wie ein archaisch-patriarchalisches Wirtschaftssystem an Stammes- bzw- Landesgrenzen, oder wie das feudalistische an religiös-ideologische Grenzen gebunden ist.

Der Kapitalismus ist seinem Grundsatz nach „frei“, das heißt Kapital kann überall dort eingesetzt werden, wo es sich reproduzieren kann, unabhängig von politischen, religiösen, weltanschaulichen, etc. Grenzen (das heutige China ist eine redendes Beispiel dafür).

Es geht also darum, dass man diese Grundstruktur des Kapitalismus berücksichtigen muss, wenn man ihn bekämpfen möchte; und darum muss diese Bekämpfung eben ihrerseits in gleicher Weise „frei“, grenzenlos sein.

Wenn es kein Masochismus
ist, fällt mir als Motivation Kampf gegen ein verhaßtes System
oder Hoffnung auf Weltrevolution ein

Du psychologisierst die Ablehnung des Kapitalismus hier; das ist statthaft, muss dann aber erwidert werden, z.B. so:

Hast Du Angst vor etwas Neuem?
Bist Du Sadist, dass Du weiterhin weltweites Massenelend erzeugen willst?

Bitte nicht auf diese Fragen antworten, sie sollten nur zeigen, dass auf psychologischer Ebene schlecht über Nutzen und Nachteil eines Wirtschaftssystems diskutiert werden kann.

Planwirtschaft als Methode des Wirtschaftens kann unter den
Voraussetzungen des Mangels an lebenswichtigen Gütern
alternativlos sein. Planwirtschaft mit ihren Vorzügen unter
bestimmten Voraussetzungen hat aber wie jede andere
Wirtschaftsform ihre Grenzen. Diese sind regelmäßig erreicht,
wenn das ehemals knappe Gut in ausreichender Menge zur
Verfügung steht. Als Millionen Menschen kein Dach über dem
Kopf hatten, wurden Hauseigentümer nicht gefragt, ob sie
Mieter haben wollten oder nicht. Die Menschen wurden
einquartiert, Wohnraum bewirtschaftet und für Wohnungsbau gab
es sogar ein eigenes Ministerium. Was dabei an Wohnraum
entstand, genügte dem Anspruch trockener und warmer
Unterbringung, aber mehr eben auch nicht. In Zeiten akuter Not
gibt es dagegen keine vernünftigen Einwände.

Okay, da stimme ich zu; im Gegensatz zu Dir möchte ich aber darauf hinweisen, dass wir uns in einer Zeit „sehr akuter Not“ befinden.
Der Kapitalismus operiert zweifelsfrei global, er hat fast alle Winkel dieser Erde durchdrungen;

„frei von Not“ aber ist nur ein recht kleiner Teil dieser Erde, der größte Teil lebt in sehr großer Not, das dürfte unstrittig sein.

Die empirische Frage hierzu wäre, ob das eine Folge des Kapitalismus ist; und meine Antwort dazu ist eben: größtenteils ja

Sobald aber die
Versorgung gesichert ist, der nach „Wohneinheiten“ geplante
08/15-Bau nicht mehr den Ansprüchen genügt und individuelle
Wünsche wach werden, hat die Planwirtschaft ihre Grenze
erreicht. Der individuelle Wunsch ist planwirtschaftlich
buchstäblich naturgemäß nicht mehr erfüllbar.

Das führt in ein weites Feld und daher möchte ich es nur kurz anreißen:

Ich bin nicht davon überzeugt, dass diese „individuellen Bedürfnisse“, ja sogar die Individualität selbst zuerst da sind, und dann sekundär durch Wirtschaften satisfiziert werden (das mag für Grundbedürfnisse noch gelten).

Es ist keineswegs absurd zu behaupten, dass diese „individuellen Bedürfnisse“ eher erzeugt werden, um die Reproduktion des Kapitals zu ermöglichen.

Um das kurz am Beispiel des Handys zu vedeutlichen: Natürlich hat heutzutage fast jeder Jugendliche ein echtes Bedürfnis, so ein Gerät zu besitzen, weil er sonst „out“ ist, seiner Freundin keine SMS schicken kannn, nicht „elternfrei“ telefonieren kann, etc., aber dieses Bedürfnis ist zwar individuell, aber nicht kollektiv vor dessen Befriedung entstanden;

bei den einzelnen ist es erst im Zuge der Befriedigung entstanden, weil nämlich erst dann andere Jugendliche so etwas hatten und er erst dann der Jugendliche ohne Handy „out“ sein konnte.

Was er also wirklich mit dem Handy will ist „in“ sein, „Freudin haben“, „Freiheit“, etc. nicht aber schnurlos telefonieren als solches. (wenn Du Dir gerade die Handy-Werbung anschaust, dann findest Du diese Assoziationen genau dort wieder; sie werden dort also sogar explizit eingesetzt)

Kurzer Rede langer Sinn: wenn man die Wichtigkeit des Kapitalismus auf der psychologisch-anthropologischen Ebene des „Bedürfnisses“ beweisen möchte, dann muss man erst zur Kenntnis nehmen, dass zwischen Bedürfnissen und ihrer Befriedigung zweifelsfrei ein dialektisches Verhältnis besteht, dass man also nicht so leicht sagen kann: ein Bedürfnis ist da und die Wirtschaft hat das zu befriedigen

Wird in diesem
Moment Planwirtschaft als sakrosankt angesehen, statt als
zeitweise zweckmäßiges Vorgehen begriffen zu werden, erfüllen
sich die Menschen ihre Bedürfnisse per Schattenwirtschaft und
Korruption. Angebot und Nachfrage, mithin
marktwirtschaftliches Geschehen, bildet sich von alleine.

Du spielst auf den „real existierenden Sozialismus“ an und das ist sicher nicht falsch, aber trifft nicht unbedingt den Punkt, weil „Planwirtschaft“ ja nicht heißen soll, dass „Angebot und Nachfrage“ ausgeschaltet werden, also dass Güter nicht gegeneinander getauscht werden sollen, weil verschiedene Individuen verschiedene Bedürfnisse haben;

was eine Planwirtschaft verhindern soll, ist dass etwa einer gar nichts zu tauschen hat (z.B. der Afrikaner) oder dass einer sich auf einen ungerechten Tausch einlassen muss, weil er keine andere Wahl hat, z.B. eben der Lohnarbeiter, der seine Arbeitskraft zu einem eigentlich inakzeptablen Preis verkaufen muss, weil er selbst kein Kapital besitzt

(hier mag man angesichts des Deutschen sagen: ja das erzählt die marxistische Theorie, aber dem Arbeiter gehts doch nicht schlecht! Stimmt, aber wenn man z.B. den mexikanischen Arbeiter sich anschaut, dann wird man sehen, dass es sich hier nicht um eine rein theoretische Frage handelt; dem mexikanischen Arbeiter geht es durchschnittlich heute viel schlechter, als etwa vor hundert Jahren, als seine Vorfahren, noch Bauern waren, welche Ende des 19. Jhdts. im übrigen per Gesetzesgewalt gezwungen wurden, ihr bäuerliches Dasein gegen das des Industriearbeiters „einzutauschen“; Frage hier: wer hatte von diesen Gesetzen einen Vorteil? „Mexiko“ steht hier übrigens nur als pars pro toto)

Schließlich gibt es in ganz Mitteleuropa keine knappen,
existenzwichtigen Güter, die vermittels der Planwirtschaft dem
freien Marktgeschehen entzogen werden müßten. So müssen also
afrikanische oder asiatische arme Teufel herhalten, um
Forderungen für Deutschland oder die ganze EU nach
Planwirtschaft zu begründen.

Das ist trifft absolut nicht den Sachverhalt; Es kann überhaupt nicht bestritten werden, dass der Kapitalismus global handelt (wir Mitteleuropäer beziehen Waren aus aller Welt), weshalb eben die „Armut“ und damit das Versagen dieser Wirtschaftsform nicht aufgeteilt werden kann in dem Sinne: hier klappts doch und woanders ist was anderes!

Das ist ein eindeutiger logischer , also gerade nicht bloß ideologischer , Denkfehler!

Stell Dir mal vor, ob es uns Mitteleuropäern noch genauso gut ginge, wenn wir jeden Außenhandel einstellen würden; erst dann wäre Dein Argument sinnvoll (Frage als Beispiel: Wie kann es sein, dass Äpfel vom Bodensee genau so teuer sind, wie Bananen aus Costa Rica, obwohl bei denen der Hauptprofit auf dem Transportweg anfällt? Die Antwort dürfte klar sein)

Was sicher richtig ist, ist dass es für die privilegierten Mitteleuropäer rein „egoistisch“ betrachtet unsinnig ist, den Kapitalismus in Frage zu stellen, weil er für sie ja hervorragende Ergebnisse bringt, aber wie könnte man den „Verdammten dieser Erde“, wie Fanon sie nennt, eine Bekämpfung des Kapitalismus als irrational ausreden, es sei denn durch Waffengewalt oder Ideologisierung; nichts anderes aber besagt Marx’ Topos der „Verelendung“.

Oder ein paar hundert Superreiche
werden bemüht

bei allem Respekt, über das empirisch klar belegte Argument, dass 300 Familien die halbe Welt an Kapital besitzen, einfach in einem Teilsatz hinwegzugehen, halte ich für Diskussionsverweigerung;

wenn schon, dann müsstest Du belegen, warum das aus den und den Gründen akzeptabel ist, etc. Vielleicht bringt das ja tatsächlich die berühmten „Vorteile für alle“, dem kann ja nicht a priori widersprochen werden, aber es einfach für ein rhetorisches Stilmittel zu halten, ist nicht akzeptabel, weil Du Dir damit wie der sprichwörtliche napolitanische Affe Augen und Ohren zuhältst.

und über die Konstruktion, daß Geld nicht der
einzige Antrieb des Menschen ist, wird nach ein paar
Klimmzügen Gewinnstreben als Triebfeder des Menschen in Abrede
gestellt.

Nein, falsch, das habe ich nicht getan; ich habe lediglich gesagt, dass es Gesellschaften bzw. Vergesellschaftungsformen gibt, die natürlich auch nach Gewinn streben, bei denen aber dieser Gewinn nicht rein pekuniär ist;

Die Rechtfertigung des Kapitalismus auf einem Menschenbild zu begründen, das einfach nur (zugespitzt gesagt:smile:die Ausformulierung des heutigen westeuropäisch-amerikanischen Mittelschichtmannes ist, halte ich für sehr bedenklich;

da müsste der Mensch die 40000 Jahre vor dem Kapitalismus ja arg am Mensch vorbei gelebt haben.

Sehe mir die Ausdrucksweise nach, aber das ist
weltfremder, ideologischer Dünnpfiff.

Wir Marxisten sehen die Meinung der Kapitalismus-Apologenten wenigstens noch als wahres Vernunftmoment…

BTW: Ich selbst sehe meine Postings zwar durchaus als partei-ergreifend, keine Frage, aber nicht als plump-ideologisch;

man muss wohl der Gegenposition auch zuhören können, denn was ist gewonnen, wenn man sich in einen autistischen Konkon einschließt, um seine Glaubenshaltungen vor der Meinung anderer zu schützen? (Dieser Vorwurf betrifft in diesem Board sicher nicht nur Dich; übrigens genauso auch Vertreter „meines Lagers“!)

Es heißt auch, den alten
Marx zu mißbrauchen, mindestens aber nicht im Kontext seiner
Zeit zu sehen, wenn man seine Postulate heutigen
mitteleuropäischen Verhältnissen überstülpt. Die Zeit ohne
jede soziale Sicherung, ohne Krankenversorgung, ohne Dach über
dem Kopf, ohne rechtlichen Schutz Obrigkeit und Arbeitgeber
ausgeliefert, ohne ausreichende Ernährung, insbesondere ohne
Zugang zu Bildung als dem heute mit Abstand wichtigsten
Schlüssel für jeden individuellen Lebensweg, diese Zeit aus
Perspektivlosigkeit, nackter Not und Ausgeliefertsein für die
breite Masse einerseits und ererbter gesellschaftlicher
Stellung andererseits ist vorbei.

…für große, nicht alle, Teile Westeuropas/Mitteleuropas und der USA, aber:

  1. nicht aber für den Rest der Welt, dort hat sich die Lage eindeutig verschärft (natürlich müsste man dazu auch die Bevölkerungsexlosion berücksichtigen)
    und
  2. bin ich auch nicht so sicher, dass dies für Mitteleuropa noch in 100 Jahren gelten wird, wenn die Kapitalströme sich z.B. nach Südostasien verlagern (so etwas ist möglich, nicht nur für marxistische Theoretiker)

Gewiß wäre auf diese Weise so manches
Spitzeneinkommen nicht mehr möglich. Es ist aber irrig, darin
für irgendjemanden einen Nutzen zu erhoffen.

Da hast Du Recht, und das hoffen ja auch nur die Münteferings dieser Welt, nicht Marxisten.

Viele Grüße
franz

Hallo Christian,

zwischen planen und planen besteht ein Unterschied. Es gibt
einerseits die Planungen der Unternehmen, die in unserem
Wirtschaftssystem stattfindet bzw. stattfinden sollte und es
gibt andererseits die zentrale Planwirtschaft.

völlig richtig; wenn man davon abstrahiert, wo und wie geplant wird, muss man aber festhalten, dass in beiden Systemen in enormer Weise geplant wird.

In ersterer wird mit verschiedenen eine Unternehmensplanung
für 1-5 Jahre erstellt, die meist Einzelpläne für
Geschäftsbereiche und Abteilungen enthält. Wenn am Ende etwas
auf Unternehmensebene herauskommt, das mit dem ursprünglichen
Plan zu tun hat, ist das meist die Summe von Abweichungen in
den einzelnen Bereichen.

Auch in der Planwirtschaft wurde für 5 Jahre geplant und auch sie hat Abweichungen hervorgebracht (ich habe hier natürlich wieder über die Differenzen abstrahiert; zu ihnen gleich)

Insofern erkenne ich nicht, wo sich beim Planverfahren in der
Marktwirtschaft überhaupt die Frage nach Demokratie oder
Humanusmus stellt.

An der Stelle des „Outputs“!

1)und zwar nicht gemessen am Output eines einzelnen Unternehmens, sondern am Output des gesamten Systems
und
2) nicht rein als ökonomisches Output verstanden, sondern als „allgemein-menschliches“, im Sinne von: erhöht es die Lebensqualität?

(übrigens ist es von mir vollkommen unbestritten, dass hier in unseren Breitengraden dieser Output viel höher ist, als damals im „Sozialismus“)

An diesen Stellen ist eine solche Frage nach Demokratie und Humanität sehr berechtigt.

Während in der Marktwirtschaft jedes Unternehmen in kurzer
Zeit vom Markt verschwindet, das an der Nachfrage vorbei
produziert, werden die Menschen in der Planwirtschaft
gezwungen, Dinge zu kaufen, die sie so gar nicht haben wollen,
weil die Alternativen fehlen.

Das gilt für die Marktwirtschaft dem Grundsatz nach ganz genauso, weil ja auch der Wenig-Bemittelte gezwungen ist, z.B. eine kleine Mietswohnung in einer Mietskasern zu beziehen und nicht das gewünschte Häuschen im Grünen, also Dinge kaufen muss, die er nicht haben will, weil für ihn die Alternativen fehlen.

Du wirst sagen: Na, dann muss er mehr arbeiten, denn im Gegensatz zum „Sozialismus“ gibt es dieses Gut „Häuschen“ ja immerhin, die Chance besteht dem Grundsatz nach also durchaus. (Der Einwand ist natürlich richtig, er bezieht sich zu Recht auf das „für ihn“.)

Darauf: Wenn er dann einen Job bekommt, verliert ihn dafür ganz grob gesagt (auch hier Abstraktion) einfach ein anderer; das heißt: der anderen zieht in die Mietswohnung ein, und der eine dafür ins Häuschen: ein Tausch also! (dass nicht alle ins Häuschen können ist wohl klar; mit „Häuschen“ meine ich hier pars pro toto alle Güter!)

Durch diese Art „Tausch“ aber wird gerade das „für ihn“ getauscht, das „für ihn“ ist also nicht an bestimmte Personen gebunden, sondern ein free floater; damit ist es aber abstrahierbar, weil es, und mit ihm die Konsumbeschränkung, von Person zu Person springt, letztlich aber für alle gilt (entweder als bestehende Realität oder als drohende Realität)

Es gibt keine Konkurrenz, es
gibt keine dezentrale Innovation (weil nicht geplant) und es
gibt keine Pleiten. All das sorgt dafür, daß das Angebot
bescheiden ist und in keinster Weise den Bedürfnissen
entspricht.

Die sehr komplizierte Sache mit den Bedürfnissen habe ich Wolfgang eben nahegebracht und würde eine sehr lange Diskussion erfordern.

Unstrittig dürfte aber erst mal sein, dass es eine Bedürfnis-Hierarchie gibt, denn der der nicht essen, nicht wohnen und nicht medizinisch-hygienisch versorgt sein kann, hat auch keine anderen Bedürfnisse mehr, etc. (dies gilt für mehrere Ebenen der Bedürfnishierarchie, ich habe eben nur die unterste skizziert)

Ob das mit so hochtrabenden Begriffen wie undemokratisch oder
inhuman belegt werden muß, sei dahingestellt. Aber die
Planzwirtschaft greift zumindest in das Leben des einzelnen
ein. Das ist eine Dimension, die der unternehmerische
Planungsprozeß überhaupt nicht erreicht.

Das ist richtig, aber es muss doch bedacht werden, dass auch nicht jede „Abteilung“ einer Planwirtschaft ins Leben der Menschen eingreift, wohl aber natürlich das Gesamtsystem (und dass wir uns nicht falsch verstehen: dieser Eingriff war im „Sozialismus“ ein verheerender!!!). Vergleichen wir also nicht Äpfel mit Birnen, weil wir die Bezugsebenen der Analyse verwechseln.

Dies gilt aber für das Gesamtsystem des Kapitalismus ganz genauso, schließlich werden dort Gelder, also Anteile der Bedürfnisbefiedigung, verteilt, wird Konsumverhalten durch Werbung, aber auch durch den ständigen Innovationszwang, aber natürlich auch durch das vom Profit geleitete Muster, Güter zu produzieren, die sich schnell verbrauchen, etc. kanalisiert, besteht in gleicher Weise ein Lern- und Arbeitszwang, etc. etc.

Unbestritten ist freilich, dass die Methoden dieser Systeme sehr verschieden sind: Wo in einem der Arbeitsverweigerer im Zuchthaus landete, wird ihm im Wohlfahrtsstatt ALG II gekürzt, oder landet er in einem Nicht-Wohlfahrtsstaat in der Gosse; Zwang und Einfluss aber herrscht in beiden Systemen, wenn auch auf verschiedene Art.

Viele Grüße
franz

Hallo Wolfgang,

hast du echt nicht mehr zu bieten, als auf dem Staatskapitakismus rumzuhacken?
Was hat das mit meinen Vorschlägen gemein?

kopfkratzend:
Frank