Veränderungen und Einzelfälle
Hallo Karin,
Ich habe eigentlich keine „Weltanschauung“, die ich
irgendjemand aufdrücken möchte, aber ich habe Erfahrungen
gemacht, die ich den anderen im Forum zur Verfügung stellen
möchte.
Da sind vielleicht auch Erfahrungen dabei, die für manche
Menschen unbequem oder ungewohnt sind.
Aber für mich sind diese Erfahrungen ein Teil meiner Realität.
ich will keinesfalls Deine Erfahrungen in Frage stellen, aber der Ausgangspunkt der Diskussion war die Bemerkung Wolfgangs, daß in Deutschland ein ausgesprochen geringer Drang zur Selbständigkeit vorhanden ist. Danach ist die Diskussion über Ausnahmefälle ausgebrochen und warum nicht ejder selbständig werden kann.
Es läßt sich nun mal nicht leugnen, daß die Selbständigenquote in Deutschland europaweit am geringsten und die Arbeitslosenquote am höchsten ist. Die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit in Deutschland gehört zu den längsten weltweit und der durchschnittliche Neupensionär ist so jung wie nirgendwo sonst auf diesem Planeten. All dies nicht oder in Nuancen zu diskutierende Tatsachen.
Insgesamt stellt sich die Frage, warum das hier so ist wie es ist. Ich glaube nicht, daß die Menschen in Deutschland von ihrer grundsätzlichen körperlichen und geistigen Ausstattung der Bevölkerung anderer Länder hinterherhinken. Die Antwort muß also irgendwas mit einer allgemeinen Einstellung zu tun haben und die spiegelt sich letztlich darin wieder, daß als Gegenargument für grundsätzliche Veränderungen Einzelfälle aus dem Bekannten- oder Verwandetenkreis oder aus den Medien aufgeführt werden.
Wenn wir uns weiter nach dem einen Jungen richten, der eine Schulklasse wiederholen mußte oder nach der Krankenschwester, die im Alter von 42 mit Bandscheibenvorfall und Akne zusammengebrochen ist, oder nach einem Verwaltungsangestellten, der den enormen psychischen Belastungen seiner Arbeit im Einwohnermeldeamt nicht mehr gewachsen war, wird sich nichts ändern.
Wenn ich mich nicht irre, will irgendwie jeder, daß es hier im Lande wieder aufwärts geht. Sobald aber konkrete Maßnahmen vorgeschlagen werden, werden wieder irgendwo verlassene Hamsterllöcher gesichtet oder jemandem fällt auf, daß diese Maßnahme heterosexuelle Friseure mit einem Faible für Gleitschirmfliegen und Urlaub in der Antarktis extremst benachteiligen würde.
Man kann es nun mal nicht allen recht machen, aber wenn man nichts macht, schadet mal letztlich allen.
Gruß,
Christian