Hallo Segmentkoppler
die Kirche, die
Gesammtheit der Angehörigen einer Religion, hat sich nicht
daran gehalten.
Seltsam, jetzt bin ich es, der mich wundert; selbst wenn die Amtskirche die gesamte Kirche vertritt, kann man die beiden doch nicht einfach so selbstverständlich genau gleichsetzen
Was auf dem Papier stand ist egal, die gelebte Praxis ist doch
das Entscheidende.
Und es ist nun mal Tatsache, die du auch nicht geleugnet hast,
dass man den Menschen das Verständnis der Bibel verwehrt hat.
Doch, genau das leugne ich. Es ist keine Tatsache. Man hat ihnen verwehrt, die Bibel selber in der eigenen Sprache zu durchforschen, weil man etwas dazu zu sagen hatte, aber man hat es gesagt und hat den Inhalt der Bibel verkündigt.
Man hat ihnen Wissen vorenthalten.
Nein. Das Problem war, wann, wo und wie sie sich äussern durften.
Man hat eine Änderung
dieser Zustände verhindern wollen unter Androhung und Ausübung
diabolischer Bestrafung. Bestrafung wegen Bildung.
Nochmals nein, die Bestrafung erfolgte nicht wegen Bildung, auch nicht in den zweifelhaftesten Fällen. Niemand hasste echte Bildung.
Welche Motivation dafür exestierte ist Wurst.
Nein, denn Du fällst ein Urteil über jene Zeit bzw. die Amtskirche jener Zeit, und wenn man ein Urteil fällt, dann sind die Motivationen des Sachverhalts nicht gleichgültig.
Tatsache ist: Bibel blieb lateinisch damit wir, das Volk, sie
nicht verstehen.
Teils teils: ja, insofern als man berücksichtigt, dass das Volk sie falsch hätte verstehen können; nein, wenn man bedenkt, dass die Bibel samt katholischer Ausdeutung sehr wohl den Leuten zugeführt wurde. Das Volk sollte sie nicht frei wählerisch lesen und zerpflücken, aber durchaus ihre wichtigsten Inhalte kennen.
Und bei aller Sympatie für die Kirche, ich glaube so manchem
Kleriker kam es ganz schön gelegen, dass die Passagen über
Armut, Bescheidenheit, Demut, Gewaltverzicht, Moral und Sitte
unverständlich, daher unageprangert blieben.
Hier protestiere ich ganz entschieden. Diese Güter, die Du nennst, also Armut um des Himmelreiches willen, Bescheidenheit, Demut, Gewaltverzicht (vielleicht damals etwas weniger pointiert als heute), Moral (damals viel stärker als heute) und Sitte (siehe Moral), waren gerade im Mittelalter stets in jedes Verkündigers Mund. Man mag den alten Klerikern in Einzelfällen vorwerfen, Wasser gepredigt und Wein getrunken zu haben, aber diese Worte nicht verkündigt zu haben, das ihnen vorzuwerfen, entbehrt jeder Grundlage.
Gruss
Segmentkoppler
Nichts für Ungut, war trotzdem eine lehrreiche Auseinandersetzung
Mike