Wie Negativzins auf Bargeld?

Hallo,
gibt es weitere Ideen, wie man Negativzins einfuehren koennte, trotz Bargeld, also ohne Bargeldverbot? Kann dieser neue Vorschlag tragfaehig sein?
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IWF will Bargeld besteuern
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https://www.finanzen.net/nachricht/private-finanzen/loesung-fuer-rezession-so-sind-tiefrote-negativzinsen-moeglich-iwf-will-bargeld-besteuern-7130092
Gruss Helmut

Servus,

zumindest in kleinen Bereichen ist das durchaus tragfähig, Stichwort Regionalgeld -> Negativzins (https://de.wikipedia.org/wiki/Regionalwährung). Ob das im Großen dann tragfähig wäre, wage ich zu bezweifeln…

Der bereits bestehende Negativzins auf Bargeld nennt sich Inflation.

Also soll das Geld nach diesem Vorschlag zwei mal negativ verzinst werden, einmal auf dem Girokonto und dann beim Umtausch gegen Bargeld.
Irgendwie werden die Sparer das System aushebeln, oder möchten man auch gleichzeitig Tagegeldkonten verbieten?
Natürlich möchte dann keiner mehr Bargeld besitzen, bzw. Händler geben einen Rabatt auf Zahlung per Karte.
Und wollen das die Banken überhaupt, dass die Sparer ihre Einlagen abziehen?

Dann ist die Frage WER bekommt den Negativzins?
Gleichzeitig müsste ein Verbot zum Besitz von Edelmetallen her.

Mir scheint Marktwirtschaft hat eine eigene Logik und ist mit den Naturgesetzen unvereinbar.

Der IWF will gar nichts, sondern ein paar Mitarbeiter des IWF haben einen Blogbeitrag darüber geschrieben, wie Negativzinsen auf Bargeld funktionieren könnten. Irgendein Idiot von Journalist hat daraus eine Studie gemacht, was wiederum andere Idioten abgeschrieben haben, bis am Ende daraus eine Forderung des IWF wurde.

Einfach gar nicht ignorieren.

Im übrigen geht der Vorschlag voll am Problem vorbei. Wenn nämlich die Zinsen so niedrig sind, daß man bei einer Zinssenkung in Zeiten schwächeren Wachstums zu negativen Zinsen käme, fangen die Leute nicht das wilde Konsumieren an, sondern machen sich Gedanken über ihre Altersversorgung - insbesondere aus verzinsten Geldanlagen (also LV, Fondsparen, betriebliche und private Altersvorsorge über Pensionskassen & Co.). Das Ergebnis der Überlegungen wird nicht sein, daß man die Kohle mal schnell zum Fenster raushaut, sondern daß das Geld angelegt wird, um die Lücke durch die niedrigen Zinsen auszugleichen. Und schon steht eher weniger als mehr Geld für Konsum zur Verfügung.

Die Lösung des Problems kann also nur lauten, daß wir von den künstlich niedrigen Zinsen wegmüssen, die nicht zuletzt auch dazu führen, daß die Zinssätze überhaupt nicht mehr dem Risiko entsprechend hoch sind - und da rede ich vor allem von den Staatsanleihen, aber auch von den Krediten an Unternehmen und Privatpersonen.

Man koennte eine heisst das Zinsstrukturkurve erzeugen (als EZB) , bei der langfristig laufende Staatsanleihen einen Riesenzins von Null ergeben, waehrend andere Anlagen bei minus 2 oder minus 4 Prozent liegen. Das Bargeld bei minus 4 einsortiert ergaebe 4 Prozent mehr Zins fuer Kaeufer von Staatsanleihen.
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Die eigentliche Frage bleibt, wei soll man Minuszins von Bargeld berechnen, wie soll man dem Bargeldnutzer die Zinsen darauf aus dem Hals leiern? Aus dem Bargeld statt Hals gehts doch kaum, jedenfalls habe ich Verstaendnisschwierigkeiten.
Am Geldautomaten koennten 200 Euro bar rauskommen mit Gegenbuchung 208 Euro auf dem Girokonto, macht ca 4 Prozent Gebuehr oder Minuszins. Doch wenn dieses Bargeld jetzt 3 Jahre eingelagert wuerde, sind keine weiteren Zinsen abziehbar, auf dem Schein steht kein Datum, klebt keine Wertmarke, anders als bei umlaufgesichertem Geld.
Scheine mit Datum?

Nein, das ist der Kaufkraftverlust und der betrifft sowohl Bar- als auch Buchgeld.

Du hast das Grundproblem nicht verstanden, wenn man denn da überhaupt ein Problem sehen will. Die Grundannahme ist, daß in einer Rezession die Zinsen gesenkt werden, um die Wirtschaft anzukurbeln. Derzeit ist das Zinsniveau aber so niedrig, daß man damit in den negativen Bereich käme. Zinsen werden aber nur auf Buchgeld gerechnet, das dann an Wert verlöre, während Bargeld seinen Wert behielte. Anstatt also Geld auszugeben, würden die Privatpersonen ihre Guthaben abheben und ihr Vermögen als Bargeld bunkern.

Das ist aus zweierlei Gründen nicht gewollt (so sehen es die Autoren): erstens würde das Geld damit dem Wirtschaftskreislauf entzogen und zweitens verlöre die Notenbank damit an Einfluß, weil sie nunmal keinen negativen Zins auf Bargeld erheben kann.

Nun verfallen die zitierten Genies auf den Gedanken, einfach einen Wechselkurs einzuführen, der Anwendung findet, wenn man Bar- in Buchgeld und umgekehrt tauschen will. Dieser ändert sich im Zweitablauf, so daß bei bspw. 3% negativem Zins auf Buchgeld der Wechselkurs nach einem Jahr 0,97 Buchgeld für 1 Bargeld beim Tausch von Bargeld in Buchgeld betragen würde.

Das Problem mit festgelegten Wechselkursen ist aber nunmal leider, daß sie nicht funktionieren und sich sofort ein Schwarzmarkt entwickelt, der den realen Wert widerspiegelt.

Und nun raten wir alle mal gemeinsam, wessen Wert in einer Welt mit negativen Zinsen auf Buchgeld höher wäre: Bar- oder Buchgeld? Da liegt schon mal ein weiterer (relativ offensichtlicher) gedanklicher Fehler des Konzeptes. .

Nein, ein sich ständig zum Nachteil des Bargeldes ändernder Wechselkurs. Nach drei Jahren 0,97 (bei 3% neg. Zins), nach zwei Jahren 0,9409 und nach zehn Jahren 0,737 - aber so lange dauert die Krise ja zum Glück nicht, dank des genialen Konzepts.

Stimmt.
Wenn beides mengenmaessig beliebig verfuegbar waere. Ist es aber nicht, Bargeld ist recht selten, steigt allein deshalb in der Wertschaetzung.

Nein, das hat damit nichts zu tun. Bargeld wird vor allem deshalb begehrter sein, weil sein Wertverlust nicht automatisch stattfindet (wie beim Buchgeld), sondern erst beim Umtausch in Buchgeld. Dann wird es halt nicht getauscht oder wenn, dann nicht in Buchgeld, sondern in ausländisches Geld oder Drogen oder Gold oder Immobilien. Es wird sich in jedem Falle ein lebhafter Schwarzhandel entwickeln, auf dem sich dann auch der richtige Kurs bilden wird und der ist mit Sicherheit besser (für den Bargeldhalter) als der vorgeschriebene.

Von den schönen (kriminellen) Geschäftsmodellen ganz abgesehen, die sich da entwickeln lassen.

Ein Wechselkurs zwischen Bar- und Buchgeld kommt einem Verbot gleich. Dieses Instrument wird auch kommen. Realistisch betrachtet wird Bargeld relativ zeitnah verschwinden. Die technischen Möglichkeiten sind vorhanden und werden über Bankkarten, Auslesetechniken oder Apps und sonstige Trojaner zunehmend verfeinert und verbreitet.

Nebenbei angemerkt: Ältere Generationenn sind „betroffen“ ob solcher Dinge, obgleich sie davon nicht mehr betroffen sein werden. Jüngere Generationen sind „entspannt“, sie wachsen damit auf und kennen es nicht anders. Es wird funktionieren und auch umgesetzt. Nicht für alle, aber für die meisten wieder.

awM

Wieso? Es gab und gibt auch Wechselkurse zwischen verschiedenen Währungen und auch verschiedene Wechselkurse zwischen Bar- und Buchgeld, wenn man Bar- und Buchgeld in fremde Währung tauscht. Also je Währungspaar vier verschiedene Kurse. Jeder Umtausch führt zu einem Wertverlust für den Kunden und trotzdem kaufen die Leute US-Dollar und Pfunde und tauschen sie nach dem Urlaub bar in bar wieder zurück. Das stört irgendwie auch niemanden, auch wenn da am Ende mehr als 3% bei der Bank hängen bleiben.

Nein, wird es nicht. Es handelt sich ein Gedankenexperiment eines Angestellten des IWF, das darüber hinaus weder durchdacht ist noch zum gewünschten Ergebnis führen wird.

Die Idee ist, dass dieser Wechselkurs zwischen Bar- und Buchgeld innerhalb einer Währung, z.B. Euro, stattfindet.
Nicht zwischen unterschiedlichen Währungen. Das ist nicht wesentlich.

Eine geniale und gleichzeitig extrem gefährliche Idee. Beispielsweise nur darüber nachdenken, wie Hartz IV-Zahlungen und deren Ausgabe/Verwendung mangels Bargeld dokumentiert, nachverfolgt, und daraus weitere Maßnahmen ergriffen werden können. Oder Gehaltszahlungen.

Da geht es nicht um Werbung, Ökonomie, Amazon, Google und sonstige Potentiale, da werden grundsätzliche Dämme gebrochen. Wenn Politik in diese Richtung lenkt, dann geht es um andere Ziele.

awM

Es ist das gleiche Prinzip und daher durchaus vergleichbar. Aber ich werde jetzt nicht weitere Energie in eine erkennbar fruchtlose Diskussion investieren. Warum das ganze nicht funktioniert und sowieso nicht relevant ist, habe ich in anderen Artikeln bereits erklärt. Kannst ja mal nachlesen.

Nee, nee. Sieh das nicht als Idiotie an. Das so genannte Framing ist ein Stilmittel der manipulierenden Medien. Man darf davon ausgehen, dass der erfindende Journalist ganz bewusst diese Überschrift und das Thema so gewählt hat, weil es einem der Herren, denen er dient, in den Kram passen würde, wenn das Bargeld abgeschafft würde.

Grüße
Pierre

Klar, die Theorie kann man vertreten, wenn man genügend Annahmen trifft. Die Erfahrung zeigt allerdings, daß Journalisten einerseits aus Unverständnis bzw. Unkenntnis und andererseits aus Zeitnot einfach mal irgendeinen halbgaren Unsinn schreiben.

Hallo,
dieses Detail verstehe ich gar nicht. Ich habe einen 100 Euro Schein, bringe den zur Bank und die Bank weiss, wie lange ich den schon habe? Gestern aus dem Automat geleiert oder vor Jahren schon?
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Oder meinst Du, nach Einfuehrung im Jahr 2020 angenommen gibts bei der Auszahlung von Bargeld 3 Prozent weniger als das Buchgeld auf dem Konto, in 2021 dann ca 6 Prozent und 2022 9 Prozent? (Zahlenwert jetzt willkuerlich gewaehlt). Dann muss man sein gesamtes Geld von der Bank abheben im ersten Jahr. Und jedes neu hinzukommendes Geld in den naechsten Jahren, das man bar haben will, dann auch moeglichst bald.
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Die Banken haben bei diesem Anreiz schnellstmoeglich gar keinen Betrag in den Girokonten der Kunden. Das waere der politisch gewollte Bankrun und der voellige Zusammenbruch. Sowas werden sie nicht machen, noch nicht mal ankuendigen.
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Gruss Helmut

Hallo,

es gibt negative Zinsen von 3% im Jahr auf Guthaben. Diese negative Zinsen werden täglich vom Guthaben abgebucht, z.B. Um den Effekt beim Bargeld gleichermaßen zu erzielen, gibt es einen Wechselkurs für den Umtausch von Bargeld in Buchgeld. Am Tag null liegt der bei 1:1, am Tag 365 bei 0,97 und dazwischen entsprechend (habe jetzt keine Lust, das auf Tagesbasis auszurechnen), so daß Bar- und Buchgeld täglich das gleiche an Wert verlieren und es nicht möglich ist, den negativen Zinsen beim Buchgeld durch Abhebung und Aufbewahrung in bar zu entkommen.

Gruß
C.

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danke Dir

Hallo!
Der Umlauf von Bargeld kostet uns >17 Mrd €/a (Vorhaltung/Druck/ Reinigung usw.).
Hierbei ist das unversteuerte Schwarz- und Falschgeld noch nicht enthalten.
Man könnte also alle Bargeldzahler mit >17 Mrd. €/ in Form von Negativzins belasten.
MfG

Hallo,
nach laengerer Ueberlegung nochmal zusammengefasst, wie ich den IWF Vorschlag verstehe und so koennte es vielleicht funktionieren.
Giralgeld auf Konten bekommt einen EZB Negativzins. Der wird vermutlich taeglich oder woechentlich abgezogen, mal hier nur jaehrlich wegen der Uebersicht. Jemand hat 10ooo Euro auf dem Girokonto, am Jahresende sendet die Bank davon 3 Prozent 300 Euro an das Finanzamt.
Von den verbleibenden 9700 hebt der Kunde 1000 Euro ab, hat Bargeld.
Bringt er sie (theoretisch) zur anderen Bank und zahlt bar ein, erhebt die Bank einen EZB gesteuerten Negativzins auf Bargeld, fuer die 1000 Euro gelangen 4 Prozent nur 960 Euro auf das Buchgeldkonto.
Bringt der Kunde das Bargeld 1000 Euro zu einem Handwerker als Bezahlung, kann der Handwerker ebenso nur 960 Euro Buchgeld auf seinem Geschaeftskonto erreichen.
Gibt der erste Kunde oder der Handwerker woanders die 1000 Euro Bargeld hin, wird (fast) jeder nur 960 Euro Buchgeld e-Geld Giralgeld sehen. Das Bargeld unterliegt einem Negativzins.
Wird das Bargeld aufbewahrt, sieht es wie 960 Euro Wert aus, obwohl 1000 draufsteht.
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Jetzt kommt das zweite Jahr.
Der Bankkunde hat noch 8600 auf dem Konto, von dem wieder 4 Prozent 344 Steuer weggehen bleiben 8256.
Hebt er danach nochmal 1000 ab, sind 7256 auf dem Konto. An Bargeld hat er bei 4 Prozent 2x 1000 aufgedruckt, die zusammen 2x 922 e-Geld sind, die nach Einzahlung mit 2x 922 gebucht wuerden.
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Jedes Geld auf dem Konto wuerde dem Negativzins unterliegen.
Jedes Bargeld wuerde dem Negativzins unterliegen.
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Die beiden Zinssaetze koennten durchaus auch unterschiedlich sein.
Auch rumliegendes Bargeld wuerde nach der Abhebung dem Negativzins fuer Bargeld unterliegen.
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Wenn man nur in diesem Bereich schaut, ist es vermutlich machbar, damit ist der Vorschlag nicht einfach unsinnig sondern echt gefaehrlich.
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Gruss Helmut