Hallo Tilli,
Rollenspiele spielen Kinder ab dem Vorschulalter - und sie benutzen dabei völlig selbstverständlich Klischees. Auch dann, wenn sie ganz andere Rollenvorbilder haben mögen.
Ich habe noch nie Kinder im Kindergarten „Karrierefrau und Hausmann“ spielen sehen, aber eine Menge „Papa, Mama, Kind“ mit der Mama, die kocht, dem Papa, der arbeiten geht und dem Kind, das sich an strenge Verbote halten und machen muss, was die Eltern sagen. Besser gehorchen muss nur der Hund.
Kriegen Kinder in diesem Alter Barbies, spielen sie mit denen genau das gleiche. Hat die Barbie ein Pferd, dann reitet sie natürlich auch darauf oder versorgt es. In jedem Fall spielen sie das, was ihrer eigenen Erfahrungs- und Erlebniswelt entstammt. In aller Regel hat es viel mit Versorgen und Erziehen zu tun, und ich habe schon manche Barbie ordentlich zugedeckt im Puppenwagen gefunden.
Zieht die Barbie erst in späteren Jahren ein, spielen die Kinder das, was sie dann beschäftigt: Schule, sich schön Machen, Model oder Star sein. An Barbies lassen sich Kleider ausprobieren, die die Kinder auch gerne für sich selbst hätten - so, wie sie gern Prinzessin wären. Das macht durchaus einen Teil der Faszination dieser Puppen aus.
Unterm Strich macht es in Bezug auf die Art des Spiels keinen großen Unterschied, ob Kinder nun mit klassischen Puppen, Tannenzapfen oder Barbies spielen: Die Themen bleiben in den verschiedenen Altersstufen die gleichen.
Es ist halt grundsätzlich eine Frage des eigenen Geschmacks, was man nun schön oder hässlich finden will. Klassische Puppen bedienen eher das Kindchen- Barbies eher das Weibchenschema. Wahrnehmungsklischees werden in jedem Fall gestützt.
Und was die Magersucht betrifft: Kinder werden ja auch nicht zu Müttern und Hausfrauen, weil sie Babypuppen wickeln und füttern. Das Spiel mit Puppen ist „so-tun-als-ob“. Ein Spiel eben, das es möglich macht, das richtige Leben quasi „probezuhandeln“. Dass man es tatsächlich auch leben muss, ist da nicht inbegriffen.
Schöne Grüße,
Jule