Wie Selbstwertgefühl stärken?

Wie kann man aufhören, negativ über sich selbst zu denken und sein Selbstwertgefühl stärken? Ist es nicht eine Form des Egoismus, sich selbst immer wieder klein zu machen? Woher könnte dieses negative Selbstbild kommen? Führtes zu einer willkommenen Demut oder beeinflusst es das Selbstwertgefühl, das bereits in der Kindheit und durch Erziehung geprägt wird? Oder kann es sein, dass durch die Selbstkenntnistatsächlich festgestelltwird,ass die Fähigkeiten eher mittelmäßig sind? Wie kann man trotzdem ein gesundes Selbstwertgefühl aufbauen?

Viele Grüße

Lieber Quarzi!

Die Selbstliebe entsteht in der Kindheit, und zwar dadurch, dass die Eltern dem Kind Liebe geben und ihm dadurch zeigen, dass es liebenswert ist.
Wenn Eltern ihrem Kind diese Liebe nicht zeigen (können), dann fehlt dem Kind nicht nur etwas Existenzielles (es ist weiß ja, dass es von diesen Eltern abhängig ist) - es lernt auch noch, dass es anscheinend nicht liebenswert ist.

Darüber könnte es ja in Wut geraten, dass die Eltern ihm dies vorenthalten, aber da es das nicht durchschauen kann, richtet es seine Wut gegen sich selbst und verurteilt sich selbst dafür, dass es anscheinend so fehlerhaft ist, dass die Eltern es nicht lieben können.

Da das Gehirn eines Menschen, seine Denkweisen und -strukturen, seine Selbstwahrnehmung, im Kindesalter geprägt werden, nimmt es diese Denkstrukturen mit in sein Erwachsenenleben und glaubt auch als Erwachsener noch, dass er voller Fehler und nicht liebenswert ist.

Daraus entstehen viele psychische Erkrankungen, Depressionen mit Sicherheit.

Will der Erwachsene nun aus diesen negativen Denkweisen herauskommen, muss er sich eines klarmachen: Die reine Erkenntnis, wie es zu dieser negativen Selbstwahrnehmung gekommen ist, reicht noch nicht aus, um eine Veränderung zu bewirken.
Die Denkstrukturen aus der Kindheit müssen immer und immer wieder im Gehirn überschrieben werden, solange, bis diese neuen Denkstrukturen prominenter sind als die alten.

Wie mit einem Trampelpfad quer zur Autobahn: Die Autobahn, das sind die alten Denkweisen. Um die Autobahn in eine andere Richtung lenken zu können, muss man nun quer dazu so oft über die Wiese gehen und fahren, bis dieser Weg breiter ist als die Autobahn und bis die Autobahn sich so verschlechtert hat (durch Vernachlässigung), dass nur noch auf dem neuen Weg „gedacht“ wird.

Jeden Morgen in den Spiegel schauen und sagen: "Du bist völlig in Ordnung und ich ich mag dich so wie du bist (alternativ in der Ich-Form) wirkt sich irgendwann aus.

Ich bin davon überzeugt und meine, dass es auch mir geholfen hat.

Viel Glück!

Diva

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Hi Quarzi!

Ja, das ist beides entscheidend für die Beibehaltung des Selbstwertgefühls, das von Natur aus voll vorhanden ist. Übereifrige Erziehung führt also oft zur Schädigung. Wichtiger aber finde ich, wie Du auf Deine Frage kamst. Hast Du denn Anhaltspunkte dafür, dass sich die Kindheitserziehung bei Dir negativ auf Dein Selbstwertgefühl ausgewirkt hat?

„Abschalten“ lässt es sich leider! nicht so einfach. Aber eine Therapie kann hilfreich sein.

Das ist eine wirklich sehr wichtige Frage, denn ein solides Selbstwertgefühl wirkt sich auf fast alle Bereiche im Leben positiv aus. Erstmal: Es ist völlig normal, Phasen zu haben, in denen man an sich zweifelt oder sich unsicher fühlt, und es ist stark, dass du darüber nachdenkst, wie du deinen Selbstwert dauerhaft stärken kannst.

Ein guter Ansatz ist, zunächst herauszufinden, was deine Selbstzweifel genau auslöst. Manchmal sind es alte Erfahrungen, negative Glaubenssätze („Ich bin nicht gut genug“) oder auch der Vergleich mit anderen. Wenn du diese Auslöser erkennst, kannst du bewusst daran arbeiten, sie zu hinterfragen. Oft sind wir unsere schlimmsten Kritiker. Es hilft, die innere Stimme so zu trainieren, dass sie mitfühlender und unterstützender wird. Wenn du merkst, dass du dich selbst klein machst, frage dich: Würde ich so mit einer guten Freundin sprechen?

Das Selbstwertgefühl hängt von verschiedenen Aspekten, die du teils schon angesprochen hast, ab. Einerseits spielen die Kindheit und Erziehung eine Rolle, andererseits wird man auch vom Umfeld geprägt. Ich rate dir, weg von wertenden Einstellungen zu kommen. Mittelmäßig zu sein ist nicht schlecht, es ist normal. Da kommt dann auch nicht hinzu, dass sich dein Selbstwertgefühl nicht aufgrund externer Einflüsse verändern sollte. Es geht nicht darum außergewöhnlich zu sein. Es geht vielmehr darum, dass du Dinge (allein) im Leben tust, die dir wirklich Freude bringen. Bewegung, in welcher Form auch immer, hilft mir mit der Wertschätzung für meinen gesunden Körper. Du solltest dich vor allem um dich selbst kümmern, sei es gesund zu kochen, liebevolle Wörter aufsagen, …