Wie viel Ekel vor Menschen ist “normal“?

Hallo,

ich möchte gerne wissen, wie und ob sich die Leute hier auch vor Menschen ekeln und wie viel normal ist?

Ich habe in meinen schlimmsten Zeiten einen solchen Ekel vor Menschen, der einem ein normales Leben sehr schwer macht…nicht immer…aber wenn die Depressionen wieder sehr schlimm sind.

Da ich auch unter Zwängen leide, weiß ich nicht, ob dies nun damit zusammenhängt. Und bevor jetzt wieder geschrieben wird, dass es nicht sein kann, dass ich sowas nun auch noch habe, möchte ich aufklären, dass Zwänge praktisch zur Borderline-Störung, Traumafolgestörungen usw. dazugehören.

Ich kann ganz schlecht andere Menschen, besonders Unbekannte auf meinem Sofa sitzen haben. Das geht schon so weit, dass ich mich ekel, den Hausflur sauber zu machen, weil da die anderen Menschen, vor denen ich mich auch ekel, langgehen usw.

Öffentliche Verkehrsmittel sind die Hölle und generell Menschen sind einfach ekelhaft, und allgemein alles Menschliche.

Bei Tieren ist es nicht ganz so schlimm und bei meinem Kind gar nicht.

Mittlerweile finde ich auch fast jedes Gesicht ekelig und hässlich… ich weiß das ist nicht normal, aber wie geht es den anderen Leuten?

Ich verstehe da die Menschen nicht, die Leute pflegen oder sonstwas. (Ein Glück, gibt es solche Menschen)

Lebt ihr frei von ekel?

Ich würde gerne in einem Cyberspace-Paralleluniversum leben, indem alles menschliche nicht mehr existiert. Sowie alles körperliche.

Ich kann auch kaum noch Filme schauen, am schlimmsten ist es mit dem “Assi-Tv“ da ekelt es mich extrem…

Es ist aber auch belastend.

Danke und lg norma

Das ist ja auch ekelig.

Ich kenne eine Altenpflegerin, die ihre Leute lieber wäscht als sich anderweitig mit ihnen beschäftigen zu müssen. Jedem Tierchen sein Pläsierchen.

Ich selbst habe mich auch schon vor Menschen geekelt. Da ist mal so ein asoziales Ehepaar mitm Zug gefahren. Dreckige Klamotten, seit Wochen Ganzkörper-ungewaschen und ein penetranter Geruch nach… Pisse? würg
Ich hab’s ausgehalten, weil ihre „Unterhaltung“ sehr amüsant war und die Fahrt nur zehn Minuten ging, aber das war schon grenzwertig.

Sich vor „normalen“ Leuten zu ekeln ist eher nicht normal und geht weit über eine kurzzeitige misanthropische „ich will heute niemanden sehen“-Laune hinaus, aber ich denke, das weißt du selbst.

Natürlich hat jeder seine persönliche Vorstellung davon, was „normal“ ist: Ich z.B. finde es ekelhaft, wenn jemand so ein… naja… ekelhaftes Septum-Piercing in der Nase hat. Aber nun auch nicht so sehr, dass ich deshalb Brechreiz kriege oder zwingend das Weite suchen muss.
Wenn die Kleine mal wieder was nicht vertragen hat und das Bett voller Mageninhalt ist, ist das deutlich ekelhafter, aber da können wir uns wohl die Hand geben: Beim eigenen Kind ist das was anderes.

Die wenigsten Menschen werden das von sich behaupten können. Die Fähigkeit, sich zu ekeln ist angeboren und sinnvoll. Wovor wir uns ekeln, bestimmt unsere Erziehung - und Störungen, wie du sie zur Genüge kennst. Entsprechend facettenreich ist die Ekelpalette.

Gruß,

Kannitverstan

Das würde ich auf den ersten Blick verneinen, auch wenn keiner von uns das sicher sagen kann. Du versuchst, da eine Verbindung herzustellen zwischen einer Zwangsstörung, die sich in neurotischer Furcht vor Keimen in öffentlichen Verkehrsmitteln und dergleichen zeigt, und deiner offenbar ausgeprägten Misanthropie.

Bei Depressionen herrscht bekanntlich Antriebslosigkeit vor, man zieht sich zurück. Der Betroffene fährt sich in eine Art Schutzmodus herunter. Auch „Menschen“ allgemein sind anstrengend, wie schon Walter Faber sagte in Frischs Homo Faber. Auch für nicht depressive ist es manchmal anstrengend, mit anderen Menschen zu interagieren, man denke nur daran, dass man abends oft seine Ruhe haben will und wenn dann doch jemand klingelt oder anruft, hat man manches Mal keine Lust, ranzugehen, selbst wenn man den anderen mag. Bei deiner Depression scheint dieser Zustand überhand genommen zu haben. Tiere und das eigene Kind dagegen sind genügsam, man kennt sie und sie können einen kaum enttäuschen.

PS: Zufällig gab es heute (ich meine gestern) eine Sendung, in der Beziehungen zu Menschen thematisiert wurden: Die Geschichte vom barmherzigen Samaritaner (Lk 10) ist eine der berühmtesten Beispielgeschichten Jesu. Für Generationen von Christen war diese Figur ein Vorbild. Sie kümmerte sich um einen verletzten Mitmenschen – im Gegensatz zu den religiösen Leistungsträgern seiner Zeit. Heute wirft die barmherzige Tat auch Fragen auf. War der Samariter nur auf das Wohl seines bedürftigen Gegenübers bedacht oder ging es ihm auch um Bestätigung eigener Bedürfnisse? Heutige Hilfsbedürftige verbitten sich eine „Bevormundung“, professionelle Helferinnen trainieren „Abgrenzung“ statt Zuwendung. Die Sendung bringt sie in einer fiktiven Diskussionsrunde mit dem Samariter aus der Parabel Jesu ins Gespräch. Die biblische Figur gibt Einblick in ihre Motivationslage.

Auch bei dir könnte man eventuell vermuten, dass dein Körper bzw. deine Seele mit der aktuell gesteigerten Misanthropie mitgeben möchte, du solltest dich stärker abgrenzen von anderen Menschen. Sieh (einstweilen, also bis sich die Lage gebessert hat) andere Menschen mit mehr Distanz an, nähere dich nicht zu stark, dann können sie dich auch nicht zu sehr enttäuschen. Es gibt ja auch Debatten darüber, ob Depressionen gerade nicht auch etwas nützliches haben, nämlich dass jemand, der früher sehr viel von anderen Menschen abhängig machte, nunmehr eher abstumpft und andere nicht so sehr an ihn ranlässt.

Genau das tut sie eigentlich nicht.
Den entscheidenden Punkt Borderline nennt sie. Borderline-Zwänge und Borderline-Depressivität haben mit neurotischen Zwängen und neurotischer Depressivität recht wenig zu tun.

Entsprechend ist der Zusammenhang keineswegs ein hergestellter, sondern klar auf der Hand liegend: abgrundtiefes Misstrauen.
Das ist uns Neurotikern erspart geblieben, im Bereich Borderline ist es die Ur-Sache all der Vielfalt auf symptomaler Ebene.

Gruß
F.

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Dafür eigentlich ein weiteres like : - )

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Bist du denn in einer soliden Therapie?
Diese Ekelsymptomatik mit ihren wahrscheinlichen Ursachen kann und sollte vorsichtig und nicht retraumatisierend aufgearbeitet werden .

Nein momentan leider nicht. In der Tagesklinik wo ich war, wollte man erstmal nur verhaltenstherapeutisch vorgehen. Also den Ekel aushalten, aber es ist schlimm manchmal, dass ich richtig würgen muss… -_-

Ich danke euch für eure Antworten.

Stimmt, diese Misanthropie ist mir noch gar nicht wirklich bewusst geworden…

Danke für den Hinweis. :wink:

Ich bin gerade nur etwas enttäuscht, dass das im der Tagesklinik nicht erkannt wurde… Ich konnte aber auch feststellen, dass der Hass nachher weniger wurde, weil ich einige Patienten dort nett fand.

Stimmt, ich habe keine Angst vor Keimen, sondern einfach nur Ekel, dass ich mit Sachen von anderen Menschen in Kontakt kommen könnte. Letztens kam ja eine Vertretung meiner Sozialarbeiterin und es war ein Mann, er war total nett aber fing dann aufgrund der Hitze an zu schwitzen… am liebsten hätte ich ihn sofort rausgeworfen aus meiner Wohnung. Es war schlimm für mich. Danach muss ich sofort stundenlang lüften, Duftkerzen anmachen und so weiter…

Aber es stimmt, es ist ein Schutzmechanismus. Die Oberärztin in der Tagesklinik wollte, dass ich es einfach aushalte. Aber es ist eine Qual…

Es gibt ja Ursachen dafür und da müsste man ansetzen. Ich hab das schon seitdem ich ein Kind bin. Vorallem Ekel gegenüber Männern und meinem Vater damals. (Er ist Alkoholiker)

Auch bei meinem Ex mann war es schlimm. Deshalb weiß ich nicht, ob es an ihm lag oder einfach an meiner Psyche. Da bin ich mir immernoch nicht sicher.

Findet ihr denhier Menschen an sich nicht einfach ekelig? Ich finde Menschen sind zum großen Teil schlimm und böse. Ich gucke auch am liebsten Zeichentrickfilme, weil es eben nur Figuren sind…

Füße sind so schlimm und die Gedärme, einfach alles…

Ich freu mich aber nicht, dass ich so bin und leide darunter, weiß nur keinen Ausweg.

Danke lg norma

Hi hi, ja :wink:, wenn ich daran denke dass Menschen wirklich so sein könnten, dann wird mir schlecht. Das hört sich so böse an, so meine ich es nicht. Ich bin einfach nur entsetzt und enttäuscht über die Menschheit dort.

Danke Ultra das finde ich wirklich sehr gut. Aber warum hat das niemand in der Tagesklinik entdeckt. Ich bin so enttäuscht. Dort wurden mir auf Teufel komm raus, Diagnosen an den Kopf geworfen und mir vorgeworfen, dass ich keine Lust habe und mich wie ein Kind verhalte…

Meine ex Traumatherapeutin war da anders. Sie meinte aber auch damals zu mir, dass die den Verdacht hat, dass bei mir die Splittung bzw. die Dissoziation weit über Borderline heraus geht und sie eher an eine DDNOS denkt bei mir und dass diese Dissoziativen Störungen leider vielen Ärzten und Kliniken noch nicht so bekannt sind. Ich war an meinem alten Wohnort mal in einer Tagesklinik und dort vermuteten sie das gleiche.

Deshalb habe ich auch Angst hier nochmal in eine Klinik zu gehen, weil ich mich total falsch behandelt gefühlt habe… aber was soll ich jetzt tun?

Ich kann mich manchmal nicht daran erinnern, was ich ein paar Stunden davor gemacht habe oder sonstwas. Auch beim Schreiben hier, frage ich mich oft, ob ICH das jetzt geschrieben habe…

Sorry fürs Jammern…

Hi,

Wie soll man sich denn sonst therapieren? Eine Pille dagegen gibt es nicht.
In Gesprächen wird herausgefunden, woher der Ekel und die Zwänge kommen, du beschreibst, wie es dir geht, wenn jemand fremdes auf deinem Sofa sitzt, was du dabei konkret befürchtest. Dazu muss man die Situationen auch ausprobieren. Du sollst mit den konkreten Befürchtung konfrontiert werden und möglichst wenig Gelegenheit haben, die Erfahrung zu machen, dass Vermeidung hilft. Aushalten hilft nämlich auch - die Angst geht vorbei, die Situation bleibt gleich, und die befürchtete schlimme Konsequenz tritt nicht ein. Und dann üben.

Die Franzi

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Ja das stimmt. Ich dachte eher an eine Traumatherapie und dann ist alles von alleine wieder gut.

Eine Traumatherapie ist sicherlich ein passender Ansatz, aber von alleine wieder gut wird es in keiner Therapie.
Es ist ein langer Weg, eigentlich ein lebenslanger. Aber es kann erheblich freier, leichter und lebenszugewandter werden!
EMDR, Brainspotting, Somatic experiencing (und andere!) haben erstaunliche Erfolge, und gehen ganz sicherlich über eine reine Verhaltenstherapie hinaus.
Geh auf die Suche, es ist die Mühe wert :- )!
Das, was Ekel und andere dich beeinträchtigende Erscheinungen in Dein Leben gebracht hat ist lange vorrüber, die Gefahr ist vorbei, und genau das kann man mit HIlfe einer Traumatherapie verinnerlichen .

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Ich weiß, das mit der Traumatherapie und deren Schwerverfügbarkeit bringst du oft vor.
Das ist sicher richtig, mit diesem (Schutz)Schild vermasselst du dir aber auch vieles, denn für die Bearbeitung von Traumatisierungen (und bei dir gehts, wenn ich das richtig verstehe, um frühe Beziehungs-Traumatisierungen) ist ganz gewöhnliche Psychotherapie an sich genau das Richtige.
Jeder Psychotherapeut kann dem Grundsatz nach° mit Traumatisierten arbeiten, zumal die Übergänge Borderline - Frühtraumatisierung absolut fließend, wenn nicht sogar deckungsgleich sind.

° Wer, wann, unter welchen Umständen nicht, ist eine längere Geschichte, die ich hier ausklammere, aber als Fußnote anführen will, weil ich nicht den Eindruck erzeugen will, das sei alles so easy. Ist es sicher nicht.

Gruß
F.

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Danke, ja das mache ich auch. Es ist vorbei…ja…aber ich sehe überall noch “Bedrohungen“, weil es ja überall Menschen gibt und Menschen mir Leid zugefügt haben. Dadurch ist es sehr schwer frei zu leben. Man weiß ja nie, was die Leute im Schilde führen… das hört sich paranoid an, aber ist anders gemeint. :wink:

Zumal zumindest die Tiefenpsychologen in immer größer werdender Anzahl Zusatzausbildungen in Traumatherapie haben und das nicht immer auf einem großen Schild steht.

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Danke, okay. Ich schau mich hier wo ich im Moment bin mal um. Wenn die Kasse noch bereit ist zu zahlen.

Ja Frühtraumata aber auch PTBS stehen im Raum, sowie Trauma durch die ex Beziehung und deren schlimmen Auagang.

Ich weiß gar nicht wo ich da anfangen soll. -_-

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Hallo,
Bist du dir sicher, dass du dich im richtigen Forum bewegst?
Ich habe spaßeshalber mal gegoogelt. Es gibt unzählige Foren für an Depressionen erkrankte Menschen, für Borderliner , für Menschen mit Angststörungen.
Du wirst hier teilweise schon als Troll gehandelt.
Ich spreche dir keine Daseinsberechtigung ab. Darf ich nicht, will ich auch gar nicht!
Man hilft dier hier offenbar auch gerne. Ja, auch ich!
Aber Deine Erkrankungen nehmen so viel Platz in Deinem Leben ein, so dass du in entsprechenden Foren möglicherweise auf bessere Hilfe und Unterstützung triffst!
Mao

Du musst du ja vorher auch gar nicht wissen.

Eine ambulante Psychotherapie mit dir hätte eine recht lange Beziehungsaufbau- und Stabilisierungsphase. Und zwar egal, ob in einer speziellen Traumatherapie oder in „normaler“ Psychotherapie. Damit ist aber automatisch schon das „nebenbei“ mitangesprochen, was ich die „frühe Traumatisierung“ nenne, ohne dass auf spezielle Traumata eingegangen werden würde. Das kommt erst später und da gibts sicher keine Reihenfolge, die man abarbeiten könnte.

Es ist übrigens auch ein (verbreiteter und nachvollziehbarer) Irrglaube, dass man bei multipler Traumatisierung jedes Trauma für sich angehen müsste. Absolut nicht.
Ich will sagen: Die Frage „wo anfangen“ stellt sich dir natürlich.
Für ambulante Psychotherapie stellt sie sich aber nicht. Da ist völlig klar, dass Beziehungsaufbau und Stabilisierung der Anfang ist und einen längeren Zeitraum einnehmen wird.

Gruß
F.

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