Hallo Alexander,
wir schrieben:
Seelenwanderung reicht nicht, um diese moralische Pflicht zu
erfüllen, da Lohn und Strafe erst Sinn machen, wenn man weiß,
wofür man sie bekommt. Lohn ist am meisten eine Wohltat, wenn
Das heisst also, die Strafe folgt nur wenn ich weiß das ich
Unrecht begangen hab’, ja?
Also wenn ich mich mit jemandem prügele, kann ich nachher
nicht bestraft werden, weil ich ja glaube (aus der Sicht des
Prügelen) das ich im Recht bin.
Oder ist es komplizierter?
Ich sprach nicht vom Nichtwissen im Augenblick der Tat, sondern im Augenblick der Strafe. Aber an Deiner Vermutung ist etwas dran: Wenn jemand aufgrund einer Verwechselung eine Jacke von der Garderobe nimmt, von der er sicher ist, dass sie ihm gehört, wird er sicher nicht wegen Diebstahls zur Rechenschaft gezogen.
man sie als Frucht der eigenen Werke erkennt, und Strafe am
meisten eine Pein, wenn man erkennt, dass man sie sich quasi
mit eigenen Händen eingehandelt hat.
Das klingt gut.
Das ist dann dieser „Ich hab’ das verdient“-Satz, oder?
Ja, oder: „Hätte ich doch nur anders gehandelt.“
Aus diesen und vielen anderen Gründen geht an der Überzeugung
vom Tag des Gerichts kein Weg vorbei. Fragt sich noch, welche
Ausmaße von Lohn und Strafe zu erwarten sind. Hier gelten die
Maßstäbe, die Gott {s.w.t.} festgesetzt hat. Gott {s.w.t.}
gibt jedoch den Lohn für das Werk und nicht
unbedingt für das Ergebnis des Werks. Wer darum um Gottes
Also der alte Spruch: „Der gute Wille zählt.“?
Ein alter wie richtiger Spruch.
Was dann soviel heisst, wie wenn ich meinen Feund ins
Krankenhaus fahren muss weil er eine Herzattacke erlitten hat,
das es ‚Gott‘ (jetzt mal für dich) egal ist, ob ich dabei eine
Massenkarambolage verursacht hab’.
Kommt drauf an, wie gut Du Deine Möglichkeiten, die Sache besser zu lösen, genutzt hast oder nutzen konntest. Nutzt jemand relativ einfache Möglichkeiten zur Vermeidung von Schlechtem fahrlässigerweise nicht, resultiert dies mit hoher Sicherheit aus seinem (vergleichsweise) mangelhaften Interesse an der Vermeidung von Schlechtem und somit am Guten allgemein.
Wenn ich nicht weiß, was ich bekomme, woher kann man sich dann
sicher sein, das man etwas bekommt womit man zufrieden ist?
Kann man seine eigenen Wünsche vortragen und die fließen dann
mit ein?
Der Koran sagt über die Achtvollen (d.h. die Gottesfürchtigen) und das Paradies: „Ihnen ist in ihr, was auch (immer) sie begehren.“ Dass man bekommt, womit man zufrieden ist, ist also mehr als sicher.
Ich hab’ da nämlich grad’ die, ich nenn’s mal typische,
Belohnung vor Augen.
Ein Harem mit 50 Jungfrauen. (Nur als Beispiel!)
Was mache ich, wenn ich Homosexuell bin?
Und sag’ jetzt nicht so was, wie ‚Alles Einbildung‘ oder ‚Das
ist Satanswerk‘ oder ‚Das kann man austreiben‘ etc.!!
Sage ich nicht, zumindest nicht solange Du nicht das Gegenteil behauptest
. Mich hat mal jemand etwas ähnliches gefragt, nämlich: „Wie sieht es mit Menschen aus, die z.B. homosexuell veranlagt oder keine Neigungen zur normalen Sexualität besitzen. Solche Muslime gibt es auch. Wenn diese aus Gottesfurcht von einer solchen Sünde Abstand nehmen und den „natürlichen“ Weg einschlagen, bekommen sie im Paradies genau das, was sie begehrten und im Diesseits verboten war?“ Meine Antwort war:
Eine Bejahung dieser Frage könnte dazu führen, dass ein homosexuell veranlagter Mensch in Phantasien schwelgt, die mit der diesseitigen Realität zu stark im Widerspruch stehen. Eine Verneinung würde meine Kompetenzen überschreiten, obwohl ich finde, dass man sich das Paradies als reinen Ort vorzustellen hat. Schließlich stellen homosexuelle Handlungen schwerwiegende Übertretungen gegen das göttliche Gesetz dar. Andererseits gibt es den Paradieswein. Wenn jemand aus Letzterem schließt, dass auch „Paradies-Homosexualität“ vorstellbar ist, so empfehle ich ihm, seine Vorstellung lieber für sich zu behalten, um kein als unrein empfundenes Bild vom Paradies zu verbreiten. Ob wir uns vorstellen dürfen, dass Pädophile im Paradies mit Kindern verkehren und Nekrophile mit Leichen? Wohl kaum. Überdies sind die Eigenschaften des Paradiesweins anders als die des irdischen Weins.
Die beste Antwort ist vielleicht die, dass Gott ja in Seiner Allmacht ebenso imstande ist, die Neigungen eines solchen Menschen im Jenseits zu „normalisieren“? Auch hier gilt, dass im Paradies besseres auf den Fragenden wartet als alles, was er im Diesseits zu erstreben pflegte.
Ich kann übrigens nicht einmal mit 100%iger Sicherheit sagen, ob es im Paradies Geschlechter in der uns bekannten Form geben wird.
Schöne Grüße,
Mohamed.