eine andere Meinung
hallo!
Deine Geschichte ähnelt meiner in gewissen Zügen.
Wenn du willst, kannst du dir ja mal meine ursprüngliche Frage im Artikel „Rückmeldung“ durchlesen.
Ich habe meine damalige Freundin auch einfach so sitzen gelassen.
Heute tut mir dies sehr leid.
Nicht die Entscheidung der damaligen Trennung, sondern dass ich einfach so ohne mit ihr darüber zu sprechen abgehaun bin.
Ich bin im Gefühlsrausch damals einfach durchgedreht.
Danach ging es hin und her. Mal war ich bei der einen, mal bei der anderen. Zu welch irsinniger Verletzung und Verzweiflung alles am Ende geführt hat, kannst du dir ja durchlesen.
Irgendwann habe ich dann einiges begriffen und mich für eine Freundschaft mit meiner alten Freundin entschieden.
Ich hatte nie begriffen, wieviel sie von dem Ideal, dem ich woanders nachgejagt war, doch verkörperte.
Eine Bedingung für diese Freundschaft war, dass ich mich von der anderen Frau trenne.
Dies zu tun, habe ich ihr dann versprochen.
Doch auf Anhieb hat es nicht geklappt… Alle Gefühle sind wieder über mir hereingebrochen und habe das Versprechen nicht umsetzen können.
Doch wie ich in dem anderen Artikel schon geschrieben habe, habe ich es dann geschafft und habe sie seitdem nie wieder gesehen.
Wieder mit meiner alten Freundin befreundet zu sein, war natürlich für sie extrem schwierig.
Wie sollte sie mir jemals wieder vertrauen können? Wie sollte sie sich auf mich verlassen können, wo ich das Vertauen doch so oft gebrochen hatte?
Da seit dem ist nun etwas Zeit vergangen ist, ich immer noch mit ihr befreundet bin und die Bedingungen dafür eingehalten habe, hat sich das Vertrauen wieder etwas aufgebaut.
Doch sie hat immer wieder Angst, dass das von früher wieder zurückkehren könnte; dass ich wieder auf und davon renne.
Dies hat ihrem Selbstbewusstsein geschadet und sie ist in vielen Situationen unsicher, da sie sich oft vergleichen muss und sich einredet, besser zu sein zu müssen, damit ich nicht wieder abhaue.
Dies ist natürlich Schwachsinn. Mir sind viele Dinge klargeworden. Ich habe mich entschieden und weiß, was ich will.
Doch natürlich kann sie dem nicht vollkommen vertrauen… hatte ich das früher doch auch schon oft gesagt.
Der ganze Prozess braucht Zeit.
auf beiden Seiten
Eigentlich könnte sie alle Forderungen stellen, die sie wollte.
Ich hab es versaut und sie furchtbar verletzt.
Wenn irgendwer etwas tun sollte und auf den anderen zukommen sollte, dann wohl ich.
Doch so einfach ist es nicht.
Auch, wenn ich Schuld an allem hatte, war es trotzdem eine sehr traumatische Erfahrung für mich. Ich hänge noch sehr an der anderen Frau, oft vermisse ich sie sehr. Das weiß meine alte Freundin auch.
Wenn wir über das Thema reden, fange ich manchmal an zu weinen.
Weil ich die andere Frau so sehr vermisse. Das muss wie Folter für meine alte Freundin sein, doch hat sie verstanden, dass es nur eine nachhaltige Lösung geben kann, wenn auch ich das erlebte Verarbeiten kann.
Manchmal schaue ich mir auch Bilder von der anderen Frau an.
noch immer trage ich einen Zettel von ihr in meinem Portemonnaie mit mir herum.
wieso, weiß ich nicht.
Ich habe mich gegen sie entschieden, doch kann ich nicht von jetzt auf gleich loslassen.
Es ist ein Prozess, der Zeit braucht.
Es sollte so wenig Druck wie möglich entstehen: Wenn ich von einem Tag auf den anderen alle Bilder löschen müsste, alles von ihr wegschmeißen müsste… Ich wüsste nicht, was das bei mir auslösen würde… Vielleich käme alles zurück und ich würde den Grund für all den Schmerz den ich dann spüren würde, auf meine alte Freundin projezieren.
Ich kann es nur noch einmal betonen:
Eine vernüftige Beschäftigung mit dem Thema, die nicht allzu strenge Grenzen setzt, ist bei uns elementar für die Verarbeitung und Bewältigung von allem.
Doch muss man dies natürlich alles immer auf Verhältnismäßigkeit prüfen:
Das von dir geschilderte geht womöglich zu weit.
Ich würde niemals ein Bild von der anderen Frau aufhängen, wenn meine Freundin es sehen würde!
Ich tue alles in meiner Macht stehende, um Schmerzen von ihr abzuwenden, nach allem, was ich ihr schon angetan habe!
Ich würde auch nie Weihnachten umplanen!
Ich würde nicht sagen, dass der Mann dich verarscht.
Wahrscheinlich liebt er dich, wahrscheinlich sogar mehr als die andere Frau.
Doch schein seine Verhältnismäßigkeit eine andere als die meine zu sein: Ihm scheint es wichtiger, sich nicht selbst zu verletzen, als Verletzung von dir fernzuhalten.
Er hängt lieber das Bild auf, damit es ihm besser geht, als den eigenen Schmerz in Kauf zu nehmen, um ihn dir zu ersparen.
Vielleicht liebt er dich nicht tief genug.
Bevor mir all das beschriebene passiert ist, hätte ich genauso verständnislos wie die meisten hier reagiert und geantwortet, dass du den so schnell wie möglich rausschmeißen solltest.
Doch durch all das Extreme, was ich erlebt habe (sowohl die glücksbetrunkenen Momente als auch all das unsägliche Leid), gebe ich jetzt nicht so eine Antwort.
Ich bin sozusagen der Mann in deinem Beispiel.
Und ich kann all seine Handlungen etwas nachvollziehen, doch gehen diese mir eindeutig zu weit. Ich würde ihm deinen Schmerz ganz genau klarmachen und ihm Grenzen setzen.
Meinetwegen kann er ein Bild in seiner Schublade behalten. Aber an der Wann kann es nicht hängen.
Wenn er das nicht verstehen kann, würde ich Konsequenzen ziehen.
Wenn er ein Kompromissbereiter Mensch ist, muss er auch an dich gerichtetet Kompromisse eingehen.
doch vielleich erlebe ich ja noch mal sowas in meinem Leben…
Und dann antworte ich ganz anders.
Was alles vorgefallen ist, kannst nur du beurteilen.
Was verhältnismäßig ist und was nicht, weißt nur du.
Doch ich würde das von dir geschilderte nicht akzeptieren.
Beide Seiten müssen Zugeständnisse machen, doch das Gleichgewicht ist stark verzerrt: Er war der Auslöser, er hat alles verursacht.
Gruß
Paul