Wiedergeburt im Christentum

Hallo! Gestern erzählte mir eine Bekannte, daß es ja auch im Christentum die Wiedergeburt gibt. Huch, ich bin katholisch und habe noch nie was davon gehört. Echt nicht. Hier sind diese Bibelstellen:
Joh 3,3: Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, wenn jemand nicht von neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen!

Joh 3,5: Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen!

Joh 3,7: Laß dich’s nicht wundern, daß ich dir gesagt habe: Ihr müßt von neuem geboren werden!

Denn so hat Gott der Welt seine Liebe gezeigt: Er gab seinen einzigen Sohn dafür, dass jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern ewiges Leben hat. (Joh 3,16; wiedergegeben nach der Neuen evangelistischen Übertragung der Bibel) (WIKIPEDIA->Ewiges Leben)

Wie muss ich das denn jetzt verstehen? Kann mir das bitte einmal jemand erklären? Eigentlich wollte ich nicht wiedergeboren werden und ich glaube auch nicht, daß ich schon mal gelebt habe (wie gesagt, dies GLAUBE ich, WEISS ich aber nicht…). Gruss Enni

Hallo,

die meisten Bibelwissenschaftler gehen nicht davon aus, dass Jesus eine Reinkarnationslehre vertreten hat. Er wollte vielmehr, dass die Leute hier und jetzt ihr Leben neu ausrichten, auf Gottes- und Nächstenliebe eben.
Da damit das Bewusstsein komplett erneuert wird, schildert Jesus dies als neue Geburt.

Liebe Enni,

es ist immer mißlich, aus der Gleichheit eines Begriffs auf die Gleichheit der damit bezeichneten Sache zu schließen. Was das Neue Testament mit Wiedergeburt meint, ist etwas völlig anderes als das, was fernöstliche Religionen damit bezeichnen.

In der frühchristlichen Theologie gibt es zwei Denkfiguren, um die neue Existenz zu bezeichnen, in welche die Christen durch die Auferstehung Jesu versetzt worden sind: Wiedergeburt und Neuschöpfung.
Einige Stellen zur Wiedergeburt hast Du ja schon angeführt; zur Neuschöpfung schreibt Paulus beispielsweise in 2. Kor 5, 17: Ist jemand in Christus, ist er eine neue Kreatur.

Wenn Du in Deiner Bibel die zu den einzelnen Versen angegebenen Parallelstellen suchst, wirst Du jede Menge weiterer Belege finden.

Also: die Wiedergeburt im christlichen Sinn hat mit der Wiedergeburt etwa des Buddhismus oder des Hinduismus nichts zu tun.

Gruß - Rolf

Hallo Rolf,

Also: die Wiedergeburt im christlichen Sinn hat mit der
Wiedergeburt etwa des Buddhismus oder des Hinduismus nichts zu
tun.

mit Verlaub - es gibt im Buddhismus keine ‚Wiedergeburt‘, weil der Buddhismus postuliert, dass nichts existiert (keine ‚Seele‘ oder sonst ein überdauernder ‚Persönlichkeitskern‘), das wiedergeboren werden könnte. Diese sog. ‚anatman-Doktrin‘ ist sogar eine Kernlehre des Buddhadharma. Das buddhistische ‚punarbhava‘ ist etwas völlig anderes als das, was sich Hindus oder theosophisch inspirierte Abendländer so unter Wiedergeburt / Reinkarnation / Metempsychose vorstellen. Ich verweise auf einen längeren Artikel von mir, den ich vor einiger Zeit mal im Esoterikbrettt gepostet habe: http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

Im „christlichen Sinn“ gab es Origenes’ Lehre von der Präexistenz der Seele, die freilich mit gängigen Reinkarnationslehren ebenfalls nur sehr entfernt etwas zu tun hat - aber gelegentlich gerne platterdings damit gleichgesetzt wird. Ich will mich nicht näher dazu äußern - es gibt hier im Forum Spezialisten, die sich mit Origenes besser auskennen als ich. Vermutlich gehörst Du selbst dazu :wink:.

Jedenfalls - warum soll es da den Christen besser gehen als den Buddhisten …

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo Ralf,

da hast Du zweifellos Recht. Ich lese Deine Beiträge über den Buddhismus immer mit Vergnügen und Gewinn. Ich gebe zu, daß ich nach allem, was ich von Dir gelesen habe, es besser hätte wissen müssen. Da habe ich einfach nicht genug nachgedacht.

Nein, unsere Spezialistin für Origenes ist Taju; ich bin über ihn zwar in meinem ersten Examen vernommen worden, hatte aber seitdem mit ihm nicht mehr so richtig viel zu tun.

Gruß - Rolf

Hallo, Enni,
für die einen ist es Reinkarnation, für die anderen - so einen bekannten Politischen Führer des Westens „It was goodbye Jack Daniels, Hello Jesus“.
Insofern war auch Paulus ein „Wiedergeborener“.

Ich will Dir auch das folgende Zitat nicht vorenthalten:
„The problem with middle-aged drunks turned Christian is that they can’t sleep without yakking about Jesus, and they won’t let anyone else sleep, either. Instead of embracing their religion as a private matter, they flaunt it as a mission to convert.“ aus http://www.bushwatch.com/evangelist.htm

Gruß
Eckard

Hallo,
das die „Wiedergeburtsvorstellung“ des Buddhismus mit der des Christentums nichts gemein hat, stimmt aber sowohl in Bezug auf die reine Lehre als auch in Bezug auf das was man sich landläufig falsch darunter vorstellen mag.
Gruß
Werner

Hallo Enni,

ich denke dass die von dir zitierten Bibelstellen sich nicht auf die Wiedergeburt in dem Sinne beziehen, dass man tatsächlich noch einmal hier auf der Erde geboren wird. Allerdings gibt es tatsächlich einige Bibelstellen, die als Beleg für einen Glauben an die Wiedergeburt angesehen werden. Die müsste ich aber auch erst mühsam heraussuchen, und dafür ist es mir jetzt zu spät :wink:

Der Glaube an Wiedergeburt war im frühen Christentum offenbar selbstverständlich, bis dann jemand erkannte, dass das ja schlecht für die Kirche ist, wenn jeder an Wiedergeburt glaubt. Also wurde der Glaube an die Wiedergeburt verboten. Das war im 6. Jahrhundert. Sehr viel genauer kannst du das zum Beispiel hier nachlesen:
http://www.geschichtsforum.de/f30/wiedergeburt-im-ch…

Eigentlich wollte ich nicht
wiedergeboren werden

*gg* Aber warum denn? Gefällt dir dein Leben nicht? Also ich will schon wiedergeboren werden. :smile:

und ich glaube auch nicht, daß ich schon
mal gelebt habe (wie gesagt, dies GLAUBE ich, WEISS ich aber
nicht…).

Ich weiß, dass ich schon viele Male gelebt habe. :wink:

Übrigens, es gab vor einiger Zeit eine sehr interessante Fernsehserie über Wiedergeburt, in der die Teilnehmer zuerst von einer Therapeutin in ihr vergangenes Leben zurückgeführt wurden. Sie sagten dann beispielsweise Dinge wie „also ich glaube ich lebe irgendwo bei Prag, das ist ein kleines Dorf das heisst Schauinsland, und das hat so eine Kirche mit zwei Türmen und kreuzförmigen Fenstern“ oder so etwas. Und das Fernsehteam hat dann recherchiert und beispielsweise bei Prag tatsächlich ein Dorf gefunden, dass früher mal Schauinsland hieß und wo es so eine Kirche gibt. Und dann sind die „Versuchspersonen“ mit dem Fernsehteam da hingefahren. Ich fand es sehr faszinierend, weil diese teilweise Sachen wussten, die ein Historiker zwar bestätigen konnte, die aber ansonsten absolut unbekannt waren. Manchmal haben sie auch gesagt, „komisch, warum ist denn hier jetzt eine Tür“ und der Stadthistoriker hat dann bestätigt, dass die Tür „erst“ 50 oder 60 Jahre alt war.

Das war schon faszinierend. Vielleicht kommt ja mal wieder sowas.

Schöne Grüße

Petra

Hallo Enni

Gestern erzählte mir eine Bekannte,
daß es ja auch im Christentum die
Wiedergeburt gibt.

Vielleicht eine Wiedergeborene Christin?

Guck mal hier rein, das erklaert so einiges:

http://de.wikipedia.org/wiki/Wiedergeborener_Christ

Oder eine Aufgewachte:

http://de.wikipedia.org/wiki/Erweckungsbewegung

Falls du Englisch kannst, google mal
nach „Born Again“ und „Revival“.

Gruss
Wolf

Der Glaube an Wiedergeburt war im frühen Christentum offenbar
selbstverständlich, bis dann jemand erkannte, dass das ja
schlecht für die Kirche ist, wenn jeder an Wiedergeburt
glaubt. Also wurde der Glaube an die Wiedergeburt verboten.
Das war im 6. Jahrhundert. Sehr viel genauer kannst du das zum
Beispiel hier nachlesen:
http://www.geschichtsforum.de/f30/wiedergeburt-im-ch…

Liebe Petra,

wenn Du die von Dir zitierte Seite wirklich bis zu Ende gelesen hättest, könntest Du das nicht behaupten! Da steht nämlich das glatte Gegenteil.

Das war schon faszinierend. Vielleicht kommt ja mal wieder
sowas.

Schön, und was hat das mit dem Thema zu tun?

Gruß - Rolf

2 „Gefällt mir“

Hallo Enni,

Also ich will schon wiedergeboren werden. :smile:

Petra

Servus Petra

ICH NICHT, Noch einmal 45 Jahre Hackeln NEE DANKE,
lieber ab in das ewige Leben

Schöne Grüße

Peter S

Hallo Werner

das die „Wiedergeburtsvorstellung“ des Buddhismus

was war denn jetzt eigentlich missverständlich an dieser Aussage:

es gibt im Buddhismus keine 'Wiedergeburt’

?

Freundliche Grüße,
Ralf

1 „Gefällt mir“

Hallo,

nach manchen östlichen Lehren wird die menschliche Seele immer wieder auf der Erde in einen Leib eingezeugt, manche behaupten sogar, dass sie in einem Tierleib landen könnte. Das ist die Lehre der Reinkarnation, der Regel-Reinkarnation bzw. die Lehre der Wiedergeburt.

Im Christentum hat der Ausdruck Wieder-geboren-werden eine völlig andere Grundlage, da der Mensch dabei z. B. nicht sterben muß, die sich aber nur erschließt, wenn man die Materialistische Haltung überwindet. Diese behauptet, der Mensch sei nur Fleisch (nur Leib).

In Wirklichkeit ist der Mensch nach dem Bild Gottes eine Dreiheit, aus Geist, Seele und Leib. Im Herzen der Seele, die ihrerseits den Leib steuert, ist ein Geistfunken, der bei richtiger „Ernährung“ zu einem Geistmenschen heranwächst. Die richtige Ernährung ist, wenn man demütig lebt und liebtätig handelt. Jesus ruft uns auf, vollkommen zu werden. Mt 5,48. Vollkommen werden heißt, wieder-geboren-werden, heißt, dass der Geist im Herzen der Seele erwachsen wird.

Was aber die Reinkarnation im Christentum angeht, so hat Jesus auch dafür in Mt. 11,14 ein Beispiel gegeben. Johannes der Täufer war in Elias schon da! Diese Reinkarnation im Christentum ist aber nicht mit den östlichen Lehren zu vergleichen, sondern basiert auf der völligen Willensfreiheit des Menschen.

Wenn die ins Jenseits hinübergegangene Seele noch einmal auf der Erde in einen Leib eingezeugt werden will, so darf sie tatsächlich noch einmal kommen! Da aber das Freiheitsgefühl der vom Leib befreiten Seele ungeheuer groß ist, so sind es nur ganz seltene Ausnahmen, bei denen eine Seele wirklich noch einmal auf die Erde eingefleischt werden will. In ein Tierfleisch wird aber eine menschliche Seele niemals eingezeugt!

Herzliche Grüße
Helmut

Du wirst vielleicht lachen …
Hallo Peter,

ICH NICHT, Noch einmal 45 Jahre Hackeln NEE DANKE,
lieber ab in das ewige Leben

Du wirst jetzt vielleicht lachen - aber es war diese Vorstellung vom „ewigen Leben“ die mich letztendlich dazu gebracht hat, mich vom Christentum abzuwenden. Für mich waren sowohl die Hölle als auch der Himmel eine erschreckende Vorstellung.

Entweder ewig gequält werden, und man bedenke, EWIG - oder sich ewig langweilen? … Die landläufige Vorstellung von den Engeln, die auf weißen Wolken sitzen und Harfe spielen war dabei nicht sonderlich hilfreich. Ich kann nicht Harfe spielen. Ganz abgesehen davon lese ich lieber was, und Bücher hatten diese Engel nie.

„Ein Münchner im Himmel“ war dabei nicht sonderlich hilfreich. Auf so einer Wolke ist es bestimmt recht kalt.

Nun ja, irgendwann meinte der Pfarrer dann, dass meine Idee von der Wiedergeburt ja nicht mehr wirklich christlich wäre. Dass der Glaube an Wiedergeburt in der Urkirche eine Selbstverständlichkeit war, erfuhr ich etwas 3 Jahre, nachdem ich aus der Kirche ausgetreten war. Da war es dann allerdings viel zu spät - denn ich hatte mich auch innerlich längst vom Christentum distanziert. Aber es begann mit Himmel und Hölle …

Schöne Grüße

Petra

Ich bin nicht deine liebe Petra und lege auch keinen Wert darauf, von dir derart belehrt zu werden. Wenn dir meine Stelle nicht gefällt, dann such eine bessere.

Liebe Petra,

wenn Du die von Dir zitierte Seite wirklich bis zu Ende
gelesen hättest, …

1 „Gefällt mir“

[MOD] ganz im Sinne des Forums
Hi Petra,

lege auch keinen Wert darauf, von dir derart belehrt zu werden.

Es ist völlig berechtigt und ganz im Sinne dieses Wissens-Forums, daß ein User korrigiert wird, wenn er irrtümliche oder sogar falsche Informationen verbreitet.

In diesem Fall hast du etwas Falsches behauptet:

Der Glaube an Wiedergeburt war im frühen Christentum offenbar :selbstverständlich, bis dann jemand erkannte, dass das ja schlecht :für die Kirche ist, wenn jeder an Wiedergeburt glaubt. Also wurde der :Glaube an die Wiedergeburt verboten

Und diese Legende wurde sogar in dem von dir selbst verlinkten Artikel als Unsinn entlarvt. Rolfs Hinweis ist also mehr als berechtigt.

Wenn dir meine Stelle nicht gefällt, dann such eine bessere.

Hier geht es nicht um Gefallen, sondern um Wissensvermittlung und um die Verhinderung von Falschinformationen. Es steht darüber sogar etwas in den Netiquetteregeln - unter dem Begriff „Informationsverschmutzung“.

Gruß

Metapher - Mod

3 „Gefällt mir“

Ich bin nicht deine liebe Petra und lege auch keinen Wert
darauf, von dir derart belehrt zu werden. Wenn dir meine
Stelle nicht gefällt, dann such eine bessere.

Hallo Petra,
kein Grund zickig zu werden. Rolf war ausgesprochen höflich. Um es mal deutlicher zu sagen: das mit dem angeblichen Glauben an Wiedergeburt in der ‚Urkirche‘ ist schlichter Blödsinn und wird nicht richtiger dadurch, dass Du es wiederholst. Wenn Du Dich einmal ernsthaft mit der Quellenlage beschäftigen würdest, könntest Du das selbst unschwer feststellen.

Ansonsten solltest Du Dich mit solchen Einlassungen vielleicht besser auf das Esoterikbrett beschränken - dort ist man an unbelegten und unbelegbaren Behauptungen vielleicht eher interessiert als hier. Und nein - ein Posting in einem Forum, in dem breit aus einem reichlich rechtslastigen esoterischen Witzblatt (vgl. http://www.agpf.de/zeitenschrift1.htm) zitiert wird, ist nicht wirklich eine seriöse Quelle.

Freundliche Grüße,
Ralf

2 „Gefällt mir“

Hallo,
nichts außer, dass es im Deutschen nun mal keinen Begriff gibt, der die Vorstellung des Buddhismus wie du sie dargestellt hast korrekt widergeben kann.
Wenn ich also über das, was im Buddhismus Nichtwiedergeburt ist sprechen will, bin ich in der Kommunikation mit Normalsterblichen, mit denen ich nicht erst einen komplett neuen Begriffsapparat definieren kann, wohl dazu gezwungen in letzter Konsequenz unzutreffende Begriffe zu benutzen oder zu verstummen.
Ich wollte dies durch „“ ausdrücken, ist mir wohl nicht gelungen.

Im Übrigen ist die von dir Dargestellte Vorstellung der Nichtwiedergeburt wohl nur eine mögliche, wenn auch vielleicht die reinste.
Wie das Christentum kennt der Buddhismus ja auch viele Denkschulen und eine mindestens so große Spannung zwischen „Hochtheologie“ (auch hier trifft der Begriff nicht wirklich zu) und Volksglauben.

In Thailand ist es m. W. üblich 42 Tage lang für das „XXXX“ eines Verstorbenen zu beten damit es sich gut von der alten Existenz lösen kann und eine gute „Reinkarnation“ schafft. Nach dem was du ausgeführt hast, wäre dies absurdes tun.

Auch der Lamaismus muss hier wohl im Detail andere Lösungen gefunden haben, immerhin wird z. B. der Dalai Lama ja als 13. (oder 14.?) Reinkarnation verehrt und der Nachfolger wird am Vorhandensein kennzeichnender individueller Vorlieben und Charaktereigenschaften erkannt. Etwas was nach deinen Ausführungen auch völlig unmöglich wäre.

Ich nehme also an, das es genau so fast unmöglich ist, etwas über den Buddhismus an sich zu sagen, wie über das Christentum an sich. Aber vielleicht habe ich da auch wieder etwas fürchterlich falsch verstanden.

Gruß
Werner

Hallo Werner,

Ich wollte dies durch „“ ausdrücken, ist mir wohl nicht
gelungen.

da lag der Fehler wohl bei mir, sorry.

Im Übrigen ist die von dir Dargestellte Vorstellung der
Nichtwiedergeburt wohl nur eine mögliche,

Richtig - es ist die Auffassung der Vijnaptimatra- oder Yogacara-Schule, einer der ‚buddhologischen‘ Hauptströmungen des Mahayana-Buddhismus.

wenn auch vielleicht
die reinste.

Nicht notwendig. Die Position der mahayanischen Madhyamaka-Schule ist da eher noch radikaler, wenn auch sehr viel schwieriger in Kürze einigermaßen nachvollziehbar darzustellen. Vielleicht etwas einfacher nachvollziehbar hingegen die Position des theravadischen Abhidhamma. Diese Argumentation wirkt freilich auf Europäer häufig eigenartig ‚altertümlich‘ oder ‚scholastisch‘.

Allen diesen Schulen ist freilich eines gemeinsam - sie beziehen sich alle auf das buddhistische Modell [wechselseitig] bedingten Entstehens, pratityasamutpada.

Wie das Christentum kennt der Buddhismus ja auch viele
Denkschulen und eine mindestens so große Spannung zwischen
„Hochtheologie“ (auch hier trifft der Begriff nicht wirklich
zu) und Volksglauben.

Dies ist völlig richtig. Reinkarnation gehört in den Ländern Asiens mit langer buddhistischer Tradition zu den volkstümlichen Vorstellungen; der Glaube daran ist dort etwas weiter verbreitet als bei uns im Westen. Wobei gem. der statistischen Untersuchung des European Values Survey von 1999/2000 immerhin 19% der Bundesbürger (alte Bundesländer) an Reinkarnation glauben, während es bei den nüchternen Schweizern (allerdings nach einer Untersuchung von 1990-1993) gar 36% sind … Das zeigt mE, dass die Korrelation zwischen Religion und Reinkarnationsglaube nicht überbewertet werden sollte.

In Thailand ist es m. W. üblich 42 Tage lang für das „XXXX“
eines Verstorbenen zu beten damit es sich gut von der alten
Existenz lösen kann und eine gute „Reinkarnation“ schafft.

In den Mahayana-Ländern sind es idR 49 Tage …

Nach dem was du ausgeführt hast, wäre dies absurdes tun.

Etwa so absurd wie die Bitte um Fürsprache der Muttergottes. Nein, im Ernst - ich denke nicht, dass es im Bereich von Glaubensvorstellungen opportun ist, über deren Absurdität oder Nicht-Absurdität zu räsonnieren.

Auch der Lamaismus muss hier wohl im Detail andere Lösungen
gefunden haben, immerhin wird z. B. der Dalai Lama ja als 13.
(oder 14.?) Reinkarnation verehrt und der Nachfolger wird am
Vorhandensein kennzeichnender individueller Vorlieben und
Charaktereigenschaften erkannt.

Das ist ebenfalls ein populäres Missverständnis, das im Westen wohl kaum noch auszutilgen ist. Sog. Tulkus (wie z.B. der Dalai Lama) sind keine Reinkarnationen ihres Amtsvorgängers, sondern (wie diese)Erscheinungsformen eines bestimmten transzendenten Wesens - im Falle des Dalai Lama ist dies der Bodhisattva Avalokitesvara. Grundlage ist hier die mahayanische sog. trikaya-(Dreikörper-)Lehre, die der theravadische Buddhismus nicht kennt. Auch hier möchte ich auf einen (Teil-)Thread im Esoterikforum verweisen, wo Marion und ich uns ein wenig über das Thema gezofft haben: http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…
Kurz zusammengefasst (und da waren Marion und ich uns durchaus einig) - es geht da um Doketismus, nicht um Reinkarnation.

Freundliche Grüße,
Ralf

Moin Ralf,

http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…
Kurz zusammengefasst (und da waren Marion und ich uns durchaus
einig) - es geht da um Doketismus, nicht um Reinkarnation.

Was mich daran erinnert, dass da noch ein paar Fragen offen geblieben sind :smile:

Lieben Gruß
Marion