Moin Marion,
Mal abgesehen davon, dass mir die Aussage „Alles ist nicht“ so
im Buddhismus auch noch nicht begegnet ist,
auch ich habe hier etwas gestutzt. Natürlich stünde eine solche Aussage eindeutig in Widerspruch zu Nagarjuna, der Buddha ontologisch so interpretiert, dass weder die Aussage „Alles ist nicht“ noch die Aussage „Alles ist“ zutreffend sind (die zwei weiteren lemmata des catuskoti lassen wir der Einfachheit halber hier einmal beiseite).
Die Aussage war wohl in dem Sinne gedacht „Alles ist maya“ - also die Dinge sind nicht so, wie sie scheinen. Natürlich ist ‚maya‘ ein Begriff, der auch Rolf vertraut ist. Ob er bzw. Aurobindo ihn so versteht, wie er im Buddhismus aufgefasst wird, weiss ich nicht. Jedenfalls bedeutet ‚maya‘ nach buddhistischem Verständnis nicht ‚Erscheinung‘ in dem Sinne, dass da ein tatsächlich existierendes ‚Ding an sich‘ wäre, dessen Erscheinung wahrgenommen wird.
Etwas differenzierter formuliert: bereits im frühen Buddhismus wurde gelehrt, dass ‚Alles‘ „leer von Ich und zum Ich Gehörigen ist“, z.B. in S.35.85:
_" ‚Leer, ist die Welt, leer ist die Welt‘, o Herr, sagt man. Inwiefern aber wird gesagt, die Welt sei leer?"
„Was da, Anando, leer von Ich und zum Ich Gehörigen ist, zu dem, Anando, wird gesagt: ‚Leer ist die Welt‘. Was aber ist leer von Ich oder zum Ich Gehörigen? Die 6 Innen- und Außengebiete, die 6 Arten des Bewußtseins, die 6 Berührungen, die 18 Gefühle. Das ist leer von Ich und zum Ich Gehörigen“._
Beachtenswert ist hier, dass ‚die Welt‘, ‚Alles‘, hier mit der empirischen Erfahrung in eins gesetzt wird:
Was ist also, ihr Mönche, alles? Das Auge ist es und die Formen, das Ohr und die Töne, die Nase und die Düfte, die Zunge und die Säfte, der Körper und die Gegenstände, der Geist und die Dinge: das heißt man, ihr Mönche, alles. Wer, ihr Mönche etwa behaupten wollte: ‚Ich werde solch ein zurückweisen und ein von anderer Art aufweisen,‘ und er würde über den Gegenstand seiner Behauptung befragt werden, so könnte er keinen Bescheid geben, würde vielmehr in weiteren Widerstreit geraten. Und aus welchem Grunde? Weil so etwas, ihr Mönche, nicht zu finden ist.(S.35.23)
In diesem Sinne ist Kates Einlassung für mich nachvollziehbar.
Zu Deinen weiteren Anmerkungen bzgl. Innen- und Außenansicht meine Zustimmung.
Freundliche Grüße,
Ralf