Hallo Mathias,
ich fürchte, hier wird niemand eine Wiedergutmachung bezahlen.
Weder die Israelis an die Palästinenser, noch umgekehrt.
Eine der wenigen Nationen, die nach einem Krieg ein vielfaches
des verursachten Schadens über Jahrzehnte bezahlen mußte
(mußten wir eigentlich??), ist Deutschland.
Nach dem 2. Weltkrieg musste Deutschland keine Reperationen
zahlen - eher das Gegenteil - es gab den Marschal-Plan,
zumindest fuer den Westen, der Osten durfte nicht. Allerdings
gebot es natuerlich die (verbliebene) Anstaendigkeit, die
Zwangsarbeiter zu entschaedigen.
Das ist Propaganda.
Wir haben viele Milliarden an das osteuropäische Ausland, an
jüdische Organisationen, direkt an Israel und auch an einige
andere bezahlt, die sich heute Partner oder Freunde nennen.
Nur wurde das unter einem Deckmäntelchen getan.
Das ist richtig, es wurde einiges gezahlt. Aber es ist nicht so, dass uns (oder Vaeter bzw. Grossvaeter) hierzu jemand wirklich gezwungen haette. Dass viele der deutschen Auslandsbeziehungen dann ganze Groessenordnungen schlechter waren und Europa jetzt nicht so waere wie es ist, ist eine andere Sache - und wenig hilfreiches was-waere-wenn.
Den jetzt aufgelegte Entschaedigungsfond der deutschen
Wirtschaft kann man allerdings nahezu als ‚Zwangszahlung‘
ansehen - sonst wuerden eben die deutschen Unternehmen in den
USA zahlen, und das mit dem dortigen Rechtssystem sicher bis
zum Bankrott.
Das stimmt.
Mit dem 10 Mrd. sind wir gut weggekommen.
Die eigentliche Sauerei hierbei ist, daß sich ein paar
jüdische Organisationen seit 50 Jahren das Geld einstecken
während die anderen rechtmäßigen Empfänger von Entschädigung
erst jetzt mit noch dazu viel geringeren Zahlungen rechnen
können.
Gerecht wurden und werden die Entschaedigungszahlungen nicht verteilt, wohl wahr.
Wir sind dumm genug.
Und das gleich zweimal in 100 Jahren.
Leider. Hoffentlich haben die Lektion(en) alle gelernt.
Offensichtlich nicht. Die Position der BRD (es gibt keine) im
Nahost-Konflikt zeigt es wieder ganz deutlich.
In welcher Beziehung meinst Du nicht gelernt?
Und was will man tun? Israel schert sich einen Teufel um UN-Resolutionen. Das Vorgehen des Israelis ist sicher alles andere als human und ich meine auch nicht wirklich angemessen (eher mit Kanonen auf Spatzen schiessen) und Menschenrechte werden da durchaus teilweise mit den Fuessen getreten. Aber (dieses laestige ‚Aber‘) soll man deshalb Sanktionen verhaengen? Oder mit den Leuten nicht mehr reden? Und es ist natuerlich wahr: Israel ist gerade in Deutschland ein sehr heisses Eisen, auch wenn es weder in meiner noch in Deiner Verantwortung lag, was vor 50 Jahren geschah. Menschen vergessen so schnell nicht - deshalb auch die Intifada. Die Israelis haben Angst, ins Meer geworfen oder gebombt zu werden und die Palestinaenser haben wurden aus ihrer Heimat vertrieben. Man kann die Reaktionen beider Seiten verstehen - auch wenn weder noch logisch oder gar sinnvoll ist und zu einer dauerhaften Beilegung des Konfliktes geeignet ist.
Es ist eine Schande, dass Izaak Rabin erschossen wurde.
Dass ich in dieser Hinsicht als Deutscher vorsichtig sein sollte, mit dem was ich und wie ich es sage, ist richtig. Aber wie gesagt, Menschen und Gedaechtnis. Wir sollten unsere Meinung vielleicht nicht in undiplomatische Worte kleiden, aber sofern wir dann wirklich unsere Lexion des vergangenen Jahrhunderts gelernt haben, koennen wir sie auessern, denke ich. Nervt manchmal, weiss ich.
Gruesse
Ingo