Hallo,
ja sicher. Und bei der Gelegenheit könnte man gleich die
Naturgesetze ein wenig reformieren. Zum Beispiel festlegen,
daß nicht immer alles nach unten fällt, damit ich mich nicht
mehr so oft bücken muß.
Du vergleichst ein bisschen Äpfel mit Birnen, denn
Naturgesetze kann man durch Experimente überprüfen.
Wenn ich dabei auch nur 1 Experiment finde, bei denen das
Naturgesetz reproduzierbar zu einer falschen Aussage führt,
muss das ‚Gesetz‘ modifiziert werden. So funktioniert
wissenschaftliche Erkenntnis.
In der Religion gibt es solch eine Möglichkeit, die Kernaussagen
durch neue Einsichten zu verbessern, nicht. Die einmal festgelegten Aussagen sind als Dogma nicht weiter zu hinterfragen.
Gewisse Freiheitsgrade hast Du lediglich in der Auslegung der festgeschriebenen Worte und im Herauspicken der Dir oder der
Gruppe „angenehmsten“ Textstellen aus dem Gesamtwerk.
Auch ist die Naturwissenschaft um einiges eindeutiger als
die Religion. Es gibt weltweit 1 anerkanntes Gesetz der Schwerkraft,
aber eine Vielzahl, sich teilweise widersprechender religiöser
Gesetze, abhängig von der religiösen Gemeinschaft, in der Du
Mitglied bist.
Mal im Ernst - was soll der Quatsch? Für einen gläubigen
Menschen ist die Bibel das Wort Gottes. Für ihn steht dort
die Wahrheit. Selbst mir, der ich die Bibel nicht ganz
wörtlich nehme, wird schlecht bei dem gedanken, daß da jeder
anfangen könnte, seine Fassung zu produzieren. Weil da nämlich
die Frage steht, wo man anfängt und wo man aufhört. Und vor
allem - was ist dann wirklich noch das original, was haben
Gott oder Jesus tatsächlich gesagt und was haben irgendwelche
Verbesserer rausgestrichen, neu erfunden oder modelliert?
Tja, aber genau so lief es auch mit dem Neuen Testament. Man musste
erst mal lange darüber streiten, was da reingehört und was nicht.
Und da man sich bis heute nicht einigen konnte, entstanden eben
eigene religiöse Gruppierungen daraus, siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Kanon_des_Neuen_Testaments
und http://de.wikipedia.org/wiki/Kanon_des_Alten_Testaments.
Und: Ändert sich das alle paar Jahre, je nach Mode und
Zeitgeschmack? Dabnach, welche Moralvostellungen gerade „in“
sind oder „out“?
Man darf den geschichtlichen Hintergrund als die Schriften des Neuen Testaments entstanden, nicht aus den Augen verlieren. Als Jesus lebte
war Israel durch die Römer besetzt. Sie unterdrückten die politischen
Freiheitsbestrebungen der Juden blutig und zerstörten am Ende
Jerusalem.
In Neuen Testament werden dagegen die Römer als gnädige Herrscher
dargestellt. Pontius Pilatus überlässt es angeblich dem Volk,
ob Jesus Christus gekreuzigt werden soll oder nicht. Geschichtlich ist
Pilatus aber als brutaler Unterdrücker bekannt.
Die früh-christlichen Autoren mussten sich, um als Gruppe überleben und neuen Mitglieder auch unter den Römern finden zu können, alle
Römer-Kritik herausstreichen. Es wurden im Neuen Testament also sehr bewusst historische Tatsachen ausgelassen und sogar verfälscht. Es unterlag damit eindeutig einem „Zeitgeschmack“, wie Du es so schön genannt hast.
Gruß,
-Andreas.