Danke für die vielen Antworten.
du gehst abends spazieren und rauchst ganz gemütlich eine. Nach dem die Zigarette abgebrannt ist, wirfst Du sie achtlocs auf den Boden.
Was Du aber nicht weißt, ist, dass genau hier im Gebüsch eine Vergewaltigte und ermordete Frau liegt. Nun kommt die olizei, sucht alles ab und BINGO findet Diene Zigarette als einzige Spur hier am Tatort.
Und nun haben wir den Fall, dass DU beweißen mußt, dass Du nicht der Täter bist und nicht die Sta das Du der Täter bist
Das ist ein unglücklicher Fall, aber ein sehr schwaches Argument, wenn man es im größeren Kontext betrachtet:
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Die Wahrscheinlichkeit, dass genau sowas passiert ist nicht ausgeschlossen, aber sehr gering. Die Wahrscheinlichkeit den richtigen Täter mit Hilfe einer solchen Datenbank zu bekommen aber sehr hoch. Das wäre so als würde man argumentieren Polizisten dürfen keine Dienstwaffe tragen, weil sie einen Unschuldigen oder Unbeteiligten aus Versehen erschiessen könnten, und man dabei vernachlässigt, wie oft die Dienstwaffe Leben gerettet hat, in dem der richtige Täter zum Aufgeben gezwungen wurde (wo ja auch die Androhung mit der Waffe reichen kann).
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Bei Vergewaltigungen wird man wahrscheinlich mehr Spuren an der Leiche finden, insbesondere Sperma oder Hautreste des Täters z.B. unter den Fingernägeln des Opfers, denn das Vergewaltigungsopfer wird sich sicher wehren. In so einem Fall wird jedem sofort bewusst, dass die Zigarette, die Spuren einer anderen DNA hat als die auf der Leiche, möglicherweise nicht vom Täter kommt.
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Ein Täter der es schafft und so geschickt ist bei einer Vergewaltigung absolut keine DNA-Spuren zu hinterlassen, wird wohl kaum so nachlässig sein und eine Zigarette auf das Opfer schmeissen. Wäre ich Richter, würde mir das sehr suspekt vorkommen.
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Du kannst auch rauchen und deine Kippe auf die Leiche schmeissen ohne solch eine Datenbank. Da du wahrscheinlich in der Nähe des Opfers wohnst, ist die Wahrscheinlichkeit, dass du trotzdem in diese Situation kommst und deine DNA genommen wird gar nicht mal so gering.
Das ind die selben Argumente wie bei der Todesstarfe.
Gibt es deswegen weniger Morde oder andere Taten? Schau mal nach Amerika und hier in die Staaten, welche noch die Todesstrafe haben und schau Dir die Statistik an. Oder geh in die Länder in denen die Scharia gilt.
Gibt es dort weniger Diebstähle obwohl der Dieb weiß, dass man ihm die Hand abhackt.
Da hast du wahrscheinlich Recht. Aber hier geht es nicht um eine Erhöhung der Strafe, sondern um eine bessere Durchsetzbarkeit des Gesetzes. Morde und Diebstähle finden statt, weil sich der Täter zumindest eine gewisse Chance einräumt damit zu entkommen. Wenn die Aufklärungsquote dank solcher Systeme höher wird, sinkt auch meist dadurch die Abschreckung vor Verbrechen entsprechend. Analog als Beispiel: Im alten Rom, fern ab von modernen Überwachungskameras und DNA-Analyse, wenn du wirklich jemanden umbringen wolltest und keiner dich dabei beobachtet, was würde dich abschrecken? Heutzutage jedoch ist die Aufklärung von Verbrechen wesentlich besser, und mit diesem Wissen im Hinterkopf ist zu erwarten, dass die Kriminalität mit jeder Verbesserung der Aufklärungsquote sinkt.
Es ist relativ leicht, absichtlich falsche genetische Spuren zu legen, die höchstwahrscheinlich für echt gehalten werden.
Okay, aber das Problem hat man immer, mit oder ohne Datenbank. Ich brauch mir einfach nur die DNA/Abdrücke einer Person aus dem engeren Bekanntenkreis anzueignen und irgendwo zu platzieren. Worauf willst du hinaus?
Das Problem ist hier nicht die Abnahme der Fingerabdrücke/DNA an sich, sondern dass man falsche Spuren legen kann und dieses Problem gibt es immer.
ALLE Daten werde misbraucht. ALLE Daten gehen irgendwann verloren. Du weißt nicht was man in Zukunft vllt. alles aus der DNA so ablesen kann. Außerdem, wenn Daten einmal da sind, weckt das immer Begehrlichkeiten. Alle möglichen Lobbyorganisationen werden auf einmal super Gründe dafür haben, diese Daten zu kriegen.
Da sie aber wohl eh zentral gespeichert werden, wird früher oder später einfach ein Beamter die Daten auf ne [next generation datenträger] brennen und für nen paar Millionen an besagte Firmen verkaufen. Firmen wie Versicherungen, die dich dann auf einmal nicht mehr nehmen oder höhere Beiträge haben wollen. Zu diesem Thema siehe auch den Film Gataca.
Die bestehende Gefahr des Missbrauchs gibt es bei ALLEN Ämtern und ist an sich keine Rechtfertigung so ein System nicht einzuführen. Oder wollen wir jetzt auch Einwohnemelderämter, Finanzämter, usw abschaffen, weil jemand dort Daten missbrauchen könnte? Oder Polizisten entwaffnen, weil sie ihre Waffe für persönliche, kriminelle Machenschaften nutzen könnten?
Jetzt komm nicht mit ‚dann müssen die Datenbanken halt sicher sein‘, es gibt KEINE vollständige Sicherheit.
Du hast Recht, es gibt nie 100%ige Sicherheit, aber nach diesem Argument dürfte man überhaupt keinen Staat mehr haben, weil jemand der mehr Macht hat als die „normalen“ Bürger, diese immer missbrauchen kann.
Es gibt aber zahlreiche Möglichkeiten eine angemessene Sicherheit zu gewährleisten. Und dazu zähle ich nicht unbedingt die Datenbank auf virenverseuchten Windows 95 Rechnern zu installieren und direkt ans Internet anzuschliessen, wie ich es durchaus manchen Behörden zutrauen würde.
Die zweite Sache ist der Generalverdacht unter den alle Bürger gestellt werden. Auf einmal ist jeder ein potentieller Straftäter. Ich will nicht in einem Land leben, das so denkt.
Ich auch nicht, aber genauso wie die Tatsache, dass du deine Augenfarbe, Größe oder Anschrift verpflichtend beim Personalausweis angeben musst, dich nicht unter Generalverdacht stellt, stellt dich die verpflichtende Abgabe deiner Fingerabdrücke nicht unter Generalverdacht. Du wirst ja nicht verdächtigt, genauso wenig wie du bei den anderen genannten Angaben verdächtig wirst.
Drittens verführt das dazu, sich zu sehr auf DNA-Beweise zu verlassen. Da reicht es dann wenn dein Nachbar dir ne Kippe klaut und irgendwo hinlegt.
Das Problem hast du so oder so. Ich kann auch ohne Datenbank die Kippe einer Person im inneren Kreis des Opfers klauen und jemanden in die Pfanne hauen.
Zu guter Letzt, wir leben in einem sehr sicheren Land. So sicher, dass keine weitere Verbesserung der Strafverfolgung mehr nötig ist.
Die Aufklärungsrate in Deutschland insbesondere bei den Schwerverbrechen ist sehr hoch (z.B. bei erkanntem Mord ca. 95 %).
Wieder mal das Spiel mit den Prozenten.
http://www.sicherheit.info/go/1118154
So gab es 2010, während der höchsten gesamtdeutschen Aufklärungsquote seit 1993, „[…] einen Rückgang bei Mord von 1,6 Prozent auf 692 Fälle und bei Totschlag von 2,8 Prozent auf 1505 Fälle.“ Da sind 5% immer noch 35 Morde und 76 Totschläge pro Jahr und das in einem Jahr mit einer vorbildlichen Aufklärungsquote. Da sind aber noch nicht die (laut BKA) 7724 Fälle der Vergewaltigung/sexuellen Nötigung oder die 142903 Fälle schwerer und gefährlicher Körperverletzung mit drin. Solche Zahlen mit Prozenten zu relativieren halt ich für bedenklich. Es muss nicht immer tödlich ausgehen, um Fingerabdrücke oder DNA am Tatort zu finden und verwenden zu können. Oder ist das auf einmal nicht mehr nötig, weil das Vergewaltigungsopfer mit dem Leben davon kam und „nur“ psychische und körperliche Schäden hat und der Täter noch auf freiem Fuß ist?
Ich habe selbst miterleben können, wie sensibelste persönliche Daten wider bestehendes Recht erhoben wurden.
Dann kann ich dein persönliches Misstrauen verstehen. Aber Missbrauch wird immer stattfinden, deswegen können wir nicht den Staat und die Behörden und Polizei abschaffen.
Du solltest dir vor Augen halten, wie oft die Datensammlung geschieht. Der Polizist ersetzt Fakten durch Vermerke, überzeugt einen StA und dieser stellt einen Antrag an das Gericht und der Richter, um einer Beschwerde auszuweichen, unterzeichnet. Das ist beileibe kein Hirngespinst, sondern tatsächliche Realität in Deutschland. Und schon ist der Weg frei für den gläsernen Bürger (die TKÜ z.B. wird in Deutschland m.E. nach viel zu häufig und kritiklos eingesetzt).
Dann sollte man was gegen den Missbrauch tun und nicht gegen Maßnahmen, die die Aufklärungsquote erhöhen.
Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten kann man umdrehen: Anhand einer Genprobe kann heute schon die Augenfarbe und einige Erbkrankheiten abgelesen werden. Bei der unglaublichen Anzahl möglicher Gendefekte wird ziemlich jeder Mensch irgend eine Kleinigkeit haben, die er nicht bei z.B. bei der Krankenversicherung haben will. D.h. jeder wird in seinenen Genen irgendwas zu verbergen haben, und damit wird jeder auch etwas zu befürchten haben, der eine Probe seiner DNA abgeben muss.
Soweit ich weiß wird die DNA von Schwerverbrechern ja bereits aufgenommen. Findet sich die bei Krankenkassen wieder? Mir ist kein Fall bekannt. Dir etwa? Die Fingerabdrücke von Asylanten und illegalen Einwanderern werden in der EU schon seit Jahren aufgenommen. Auch da sind mir keine Probleme bekannt. Dir etwa? In Großbritannien werden an machen Schulen die Fingerabdrücke von Schülern genommen, auch da ist mir kein Missbrauchsfall bekannt.
Insgesamt betrachtet halte ich diese Gegenargumente nur auf den ersten Blick für plausibel, bei näherer Betrachtung und im Kontext erscheinen sie jedoch sehr schwach oder genauso auf zahllose andere Szenarien anwendbar und deswegen kein Grund gegen eine solche Datenbank an sich. Es gibt ja bereits andere Staaten, wo man seine Fingerabdrücke abgeben muss, und dort klappt es auch.
Ich halte die Befürchtungen einfach für größtenteils unbegründet oder wo begründet, lösbar.
Viele der Argumente sind auf dem selben Niveau, wie sich viele Briten über die mögliche Einführung einer ID-Card (Personalausweis) aufgeregt haben. Etwas, was für uns vollkommen normal ist, hat da Ängste vor dem Staat ausgelöst und manche haben Parallelen zum 3. Reich aufgeführt. Paranoia pur eben.
Viel mehr erscheint es mir, dass viele zurückschrecken bei der Vorstellung, dass der Staat eine gute Möglichkeit mehr bekommt Gesetze gegenüber dem Bürger besser durchsetzen zu können, und man ihm durch die Abgabe der DNA/Fingerabdrücke verpflichtet wäre dabei zu helfen.
Das alles bisher sind Standardantworten die man bei ALLEN gespeicherten Daten anbringen kann, aber noch keine überzeugenden Gründe die gegen eine Datenbank als solches sprechen, und erst Recht nicht gegen Massentests in konkreten Einzelfällen im Sinne von § 81h Strafprozessordnung.
Nach dem Gesetz dürfen doch m.E. nach die Daten nicht mal dauerhaft gespeichert werden, aber trotzdem gibt es immer wieder eine Minderheit, die aus Prinzip nicht mitmacht und die Aufklärung des Verbrechens einfach boykottiert, weil der Täter in dieser Minderheit untergehen kann. Bei sowas fehlt mir ehrlich gesagt die Sympathie, und da hätte ich auch nichts gegen Gesetze die die zwangsweise Entnahme der DNA/Fingerabdrücke erlaubt.
Liebe Grüße.