Wieso gerade jetzt so viele Erdbeben?

Hallo,

wie wohl den wenigsten entgangen ist, hat sich in Haiti und Chile ein Erdbebenchaos zugetragen. Was ich mich nun frage ist, weshalb gerade jetzt so viel passiert (man siehe Japan und die Türkei) oder bin ich bloß durch den Medienrummel so sensibilisiert? Also vier Erdbeben in wenigen Tagen oder Wochen, gibt es dafür eine Erklärung (wenn möglich Wissenschaftlich)?

Ich denke es handelt sich um einen Zufall.

Erdbeben finden meist an Plattengrenzen statt. Hier bewegen sich die Platten aneinander vorbei (seitlich), übereinander drüber oder voneinander weg. Da diese Platten aber weder sonderlich glatt sind, noch über eine Art Schmiermittel verfügen, finden diese Bewegungen (vom Auseinanderdriften mal abgesehen) in kurzen Sprüngen statt.

Wenn beispielsweise zwei Platten aneinandervorbeigleiten, so verhaken sie sich üblicherweise und es findet keine Bewegung statt. Irgendwann ist der Druck aber soweit angestiegen, dass die Unebenheit überwunden werden kann und der Druck entspannt sich schlagartig - diesen Vorgang bezeichnen wir dann als Erdbeben.

Das ist eine ziemlich vereinfachte Darstellung aber im Wesentlichen kann man es sich so vorstellen. Daraus folgt aber auch, dass ein großes Erdbeben in der Regel einige Zeit braucht bis genügend Druck aufgebaut ist.

Das es jetzt also in so kurzer Zeit recht viele Erdbeben gab von denen man hört, dürfte in erster Linie ein Ergebnis der deutlich verbesserten medialen Vernetzung und der verbesserten globalen Überwachung (wir hören von mehr Beben als früher und wir erfahren auch von mehr Beben).

Hallo,

hi

wie wohl den wenigsten entgangen ist, hat sich in Haiti und
Chile ein Erdbebenchaos zugetragen. Was ich mich nun frage
ist, weshalb gerade jetzt so viel passiert (man siehe Japan
und die Türkei) oder bin ich bloß durch den Medienrummel so
sensibilisiert? Also vier Erdbeben in wenigen Tagen oder
Wochen, gibt es dafür eine Erklärung (wenn möglich
Wissenschaftlich)?

ja http://earthquake.usgs.gov/earthquakes/eqarchives/ye…
wen es ein Größeres Erdbeben gab sind die Medien sensibilisiert.
Eine Erdbebenhäufung kann ich dieses Jahr nicht ausmachen.
Wen ein Erdbeben in der Nähe einer Größeren Stadt oder in einer Region mit schlechter Bausubstanz stattfindet dann gibt es leider mehr Tote und ein größeres Medienecho, aber das hat ursächlich nichts mit den Beben zu tun.
M°-°M

So ähnlich habe ich mir das auch Vorgestellt, allerdings frage ich mich immer, wenn sich die Platten immer Bewegen, dann müsste es doch wesentlich öfter, ja fast kontinuierlich Beben?! Oder nicht? Denn wenn sich die Platte an einer Stelle verschiebt, dann muss dies doch wiederum Auswirkungen an anderer Stelle haben?! Oder etwa nicht? Könnte so nicht ein Zusammenhang zwischen verschiedenen Beben existieren? Also praktisch, dass eine Plattenbewegung bei Haiti die Plattenbewegung bei Chile zur folge hat und diese wiederum eine Plattenbewegung in der Türkei usw.?

Interessanter Gedanke oder?

Jein. Bei Chile ist es die Subduktion unter Südamerika, bei der Türkei der Druck durch die Afrikanische Platte… beides gibt es schon immer gegeben und meines Wissens gab es auch keine Veränderungen in den Bewegungsraten.

Du hast schon recht: Es gibt kontinuierlich Beben, an praktisch allen konvergenten Plattengrenzen - aber die Stärke des Bebens hängt letzlich vom der Größe des ‚Sprunges‘ ab. Viele kleine, gleichsam kontunierliche Bewegungen bemerken wir gar nicht.

Hallo,

wie wohl den wenigsten entgangen ist, hat sich in Haiti und
Chile ein Erdbebenchaos zugetragen. Was ich mich nun frage
ist, weshalb gerade jetzt so viel passiert (man siehe Japan
und die Türkei) oder bin ich bloß durch den Medienrummel so
sensibilisiert? Also vier Erdbeben in wenigen Tagen oder
Wochen, gibt es dafür eine Erklärung (wenn möglich
Wissenschaftlich)?

vor zehn Jahren hat die Wissenschaft bestritten, daß es Zusammenhänge geben könnte. Das sieht mittlerweile anders aus, d.h. man schließt es nicht mehr aus, daß Erdbeben andere Erdbeben auslösen können (man sieht aber keinen Zusammenhang zwischen den Erdbeben der letzten Wochen in Haiti, Chile und in der Türkei). Ich finde das durchaus naheliegend. Die einzelnen Platten haben Kontakt zueinander und Erdbeben sind nichts anderes als ruckartige Bewegungen dieser Platten an bestimmten Stellen. Warum sollen diese Bewegungen nicht dazu führen, daß an anderer Stelle auch bestehende Spannungen gelöst werden?

Generell ist eine (scheinbare) Häufung von Beben nichts besonderes. Pro Jahr ereignet sich etwa ein Beben der Magnitude 8-9, zehn Beben der Magnitude 7-8 und einhundert Beben der Magnitude 6-7. Daß da mal ein paar stärkere Beben in einen etwas kürzeren Zeitraum fallen könne, ist offensichtlich. Das Erdbeben in Haiti liegt mittlerweile auch schon ein Sechsteljahr zurück, d.h. in der Zeit wären im Schnitt 1,7 Beben der Magnitude 7-8 normal gewesen. Ob sich das Beben dann prominent in der Presse wiederfindet, hängt von Ort, Zeit und Schäden ab. So gab es vor dem Beben in der Türkei eine ganze Reihe anderer mit einer Magnitude > 6, die von den Medien nicht aufgegriffen wurden.

Listen mit den letzten Erdbeben gibt es hier:
http://earthquake.usgs.gov/earthquakes/recenteqsww/Q…

Gruß
Christian

Hallo,

auf dem Gebiet bin ich nur interessierter Bürger mit Migrations… ähh Vermessungshintergrund.

Was in allgemeinen Übersichten nicht dargestellt wird: es scheint sich eine Anatolische Platte entgegen der Eurasischen Platte
gen Westen zu bewegen. Sie ist „Spielball“ zwischen den Eurasischen, Afrikanischen und Arabischen Platten.

http://facility.unavco.org/general-info/science/plat…
Abb.4

http://adsabs.harvard.edu/full/2003GeoJI.155…126M
Abb. 2

Grüße Roland

Hallo Christian,

ich kann mir solche Zusammenhänge auch vorstellen. Denn warum sollte eine kurz vor dem Erdbeben stehende Erdzone durch ein anderes Beben nicht augelöst werden können? Zumal Erdbeben über große Entfernungen gemessen werden können. Manchmal braucht es einfach nur noch einen Tropfen um das Faß zum Überlaufen zu bringen.

Ein Artikel zum Thema in der SZ: http://www.sueddeutsche.de/wissen/161/505362/text/. Interessant auch der letzte Absatz zu den Stärken der Erdbeben der vergangenen Wochen und Tage.

Grüße
Martin