Wieso ist der soziale Mensch so wenig sozial?

Hallo,

die Überschrift ist zu ungenau- daher jetzt konkreter :wink:

Der Mensch gilt als soziales Wesen- als jemand, der Kontakte braucht, den Austausch, das Gefühl von Zugehörigkeit und Verbindung.
Wir fühlen uns wohl mit dem erfüllten Bedürfnis von Zugehörigkeit, Nähe, Verbindung, Austausch, etc und wollen doch- genau genommen- davon immer mehr und oft.

Interessant ist, dass der Mensch im Gegenzug sehr viel dafür tut, dass genau das nicht möglich ist.
Statt in Verbindung zu gehen, reden und handeln Menschen so, dass man lieber Abstand möchte- keine Verbindung erleben und sich lieber zu sich zurück zieht.
Menschen erleben Verletzung statt Verbindung und mit zunehmendem Alter klagen die Menschen über Einsamkeit.

Ich frage mich, warum das so ist?
Wie können einerseits so wichtige Bedürfnisse im Menschen vorliegen und diese zu erfüllen scheint beinahe unmöglich?
Wie „normal“ (bitte nun keine Diskussion über- was ist normal?) ist es, im Alter die Einsamkeit zT auch bewusst vorzuziehen, weil die Überzeugung des Lebens geworden ist „alle Menschen sind blöd“?

Ich betrachte damit nicht alle Menschen- ganz klar- gleichzeitig höre ich mit zunehmendem Alter immer ähnliche Aussagen von Menschen.
Wie passt das zusammen- ein soziales Wesen zu sein aber letztlich nicht mit Sozialem zurecht zu kommen?

lg kitty


[Verschoben aus ‚Psychologie‘ - MOD Kreszentia]

Hallo

Ich seh das so, dass man ja, um zu einer Gemeinschaft zu gehören, eine Stellung in dieser Gemeinschaft einnehmen muss. Diese Stellung kann man sich nicht immer bzw. ziemlich selten frei aussuchen, und wenn man die verändern will, muss man sich oft erst erhebliche Mühe geben und eventuell auch Fähigkeiten besitzen, die vielleicht nicht jeder hat.

Da man aber heutzutage nicht mehr existentiell auf eine Gemeinschaft angewiesen ist, jedenfalls nicht, solange man noch sehen und hören kann, da man sich via Internet, Radio und Fernsehen Menschen bzw. eine hinreichende lllusion von menschlicher Gemeinschaft ins Haus holen kann, empfinden das manche Menschen als die angenehmere Lösung.

Menschliche Gemeinschaften sind ja nicht immer nett zu allen ihren Mitgliedern.

Viele Grüße

Das ist sicherlich so wobei es mir noch nicht mal um eine „Gemeinschaft“- sprich Gruppe - geht sondern um den simplen Kontakt zwischen zwei Menschen, die scheinbar nur wenige Menschen gut hinbringen.

Das ist nochmal ein ganz neues Thema- was Illusion geben kann und andersrum sicher nochmals sehr tiefe Einsamkeit.
Ich spreche jedoch Internet-Handy-freies Leben an- und die Menschen ü 30 werden das auch kennen :wink:

Ich behaupte jetzt mal das sind sie nie.

Hi,

das ist Biologie bzw. Entwicklungsgeschichte. Für die Affenfamilie ist es keineswegs erstrebenswert, jeden Affen glöeich lieb zu haben. Zu viele Affen auf einem Fleck essen mehr Früchte und Blätter, als die Gegend liefern kann.Also hält man zur Familie (die sind nämlich gleicher als die Affen aus anderen Familien). So definiert sich auch unser Zusammenhalt: über das, was „uns“ von „den anderen“ unterscheidet. Die anderen sind die, die unserer Familie das Essen wegnehmen, teils mit Gewalt, die uns umbringen, damit wir ihnen nicht das Futter wegnehmen, etc.
Das blieb so, noch lange nachdem wir von den Bäumen heruntergeklettert sind, und unsere Gene funktionieren immer noch so, und die sind im Zweifelsfalle stärker als die Kultur. Letztere ist es, die uns vom Affen unterscheidet, und sie kämpft seit sie existiert gegen unsere genetische Prädisposition. Und sie hat es schwer, weil die Gene stärker sind, und weil alle menschlichen Wesen gleich funktionieren, also gleichmäßig Angst vor Fremdem hat. -Es könnte uns ja beißen. Und unsere Instinkte suchen nicht nach Beweisen dafür, dass wir nicht Recht haben, sondern nach Beweisen dafür, dass wir Recht haben. Wir sind von Natur aus nciht selbstkritisch - das ist uns anerzogen. Wir müssen lernen, Fremden zu vertrauen. sonst können wir nicht arbeiten gehen, zum Arzt gehen, überhaupt ein Leben führen.
Heutzutage ist es modern, dass Eltern ihren Kindern das Fremde möglichst lange vorenthalten (andere Klinder sehr dosiert, nur handverlesen, Kindergarten ist gefährlich.). Die Kinder haben ein wenig unterhaltsames Erwachsenenleben - alles ist plötzlich anders als zu Hause, sie kennen sich nciht mehr aus und sind nicht auf das Erwachsenenleben vorbereitet. Da werden 18jährige im frisch gebügelten Anzug von Mama zum ersten Studientag bis an die Hörsaaltür begleitet…
Ältere Leute ziehen sich zurück, weil sie zum einen eben tatsächlich immer weniger Gleiche um sich haben. Die Gleichaltrigen sind krank oder schon tot, und die eigenen Kinder und Nichten/Neffen haben ein eigenes Leben. Darüber hinaus hat man in einem langen Leben sehr viel Gelegenheit gesammelt, Enttäuschungen zu erleben. Irgendwann will man nicht mehr.

die Franzi

Hi Kitty,

Das ist ein ganz persönliches Problem des Betrachters. Die Fakten lassen nämlich genauso zu, eine grundauf optimistische Sichtweise zu haben. Das diametrale Gegenteil zu Deiner pessimistischen Eingangsfrage.

Die durchschnittliche Lebenserwartung der Menschen liegt heute bei 70 Jahren. Woran das wohl liegt? Der weltweit allgemeine Wohlstand ist heute höher als jemals zuvor. Zufall? Die Kinderarbeit weltweit geringer denn je.

Aber was Du beanstandest ist der allgemein mentale Geisteszustand der einzelnen Personen. Dieser ist mal mehr mal weniger vernebelt. Aber das war schon immer so. Also nichts neues.

Die eigentlichen Zukunftsprobleme liegen z.B. in zunehmender Kontrolle, in der Klimaveränderung und Umweltzerstörung. Das kümmert diese vernebelten Geister aber nicht. Sollen glauben was sie wollen. Antworte einfach: „Mench ärgerere Dich nicht!“

Grüße mki

Stutzig hat mich sofort der Titel gemacht, da war nach meinem ersten Gefühl dieses „soziale“ zuviel:
der soziale Mensch

Und der andere? Die anderen? Eigentlich alle?

Handeln nur sozial, wenn sie sich einen Nutzen davon versprechen. Soziales Handeln ist das Ergebnis von rationalen Überlegungen. Mensch hat kein soziales Wesen, ist auch keines.

So einfach die Erklärung deiner Zweifel.

Franz

Welche Fakten?

Tatsächlich kenne ich als positivste Sichtweise nur die Aussage „der Mensch IST halt so“.
Klingt auf mich ja super- positiv :grin: :wink:

Und zurück bleiben Menschen, die wirklich gerne mit anderen Menschen in einen guten Kontakt gehen würden und letztlich alleine zurück bleiben, weil es so schwierig scheint- ist?- das umzusetzen!?

Aber der ist doch gegeben, wenn ein gutes Miteinander ein gutes Gefühl von Gemeinschaft gibt!
Wer fühlt sich nicht gut, wenn er mit einem anderen Menschen in eine Verbindung geht?

Das ist ja das, was mich irritiert:
Uns allen tut es gut- schon aus der Evolution heraus- und doch scheinen die meisten Kontakte nur ein Kampf zu sein. Mit viel Frust und Einsamkeit als Lebensgefühl.

Naja, die Überzeugung „alle Menschen sind blöd außer ich, alle Menschen wollen mir was Schlechtes“ grenzt ans Psychopathologische und hat mehr mit den (früh ausgebildeten) Grundstrukturen einer Persönlichkeit zu tun, während ich ein „ich mach lieber mein Ding, bin eh viel zu oft ausgebeutet worden“ als durchaus rationale Erfahrung ansehe in einer Gesellschaft, die bis in ihrem innersten Kern auf Ausbeutung beruht.

Gruß
F.

Das kann so sein, wobei davon ja nicht die Rede war.

Das wäre jetzt für mich eine gute Erklärug.
Frage ist dann- gibt es andere Gesellschaftsformen auf dieser Welt und gehen die Menschen dort anders miteinander um?

Was für ein internetfreies Leben? Wo findet das statt?
Menschen ü 30 werden es aus ihrer Jugend wohl kennen, aber welche Bedeutung hat das heutzutage?

Die meisten Forumsmitglieder werden diese nicht aus eigener Erfahrung kennen.
Mir fällt dazu der Staat Bhutan ein, aber wie die Menschen dort miteinander umgehen, weiß ich nicht.

Ich kann mir auch vorstellen, dass die Völker, die in selbstgewähler Isolation leben, anders miteinander umgehen. Oder vielleicht gibt dieser Film Aufschluss: https://www.tawai.earth/

mir geht es um den direkten Kontakt zwischen Menschen. Auf der Streße, im Cafe, bei einem Treffen oder im Beruf, usw.
Es HAT Bedeutung, denn das ist das reale Leben.

Internet ist dahingehend noch eine ganz andere Hausnummer.

Habe ich die Ironie irgendwo verpaßt? Ich meine, das kann doch kaum Dein Ernst sein - zumindest, wenn wir unter „Gesellschaft“ die deutsche verstehen.

Gruß
C.

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Ist vollkommen mein Ernst

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Hallo,

niemand bleibt zurück! Für alle gilt ausnahmslos: Es geht weiter. Alles eine Frage der Erwartungshaltung. Wichtig ist dabei zu wissen, wie viel man sich selbst wert ist. Der Eigenwert ersetzt viel von dem was man (vielleicht) vermisst.

Grüße mki

Gesellschaft ist Normierung. Dein mögliches Gefühl für Akzeptanz bestimmter Gesellschaftsformen ist ein rein kultiviertes anerzogenes! Jede Gesellschaft bedeutet Freiheitseinschränkung, Ausbeutung, du ordnest dich ein und unter. Gewissen Zwängen einer Gesellschaft, damit du überlebst. Oder wechselst die Gesellschaft.

Grundsätzlich besteht keine Notwendigkeit für Gesellschaft. Oder soziales Verhalten.

Das ist die Basis.

Franz

Es ist dennoch Folge rationaler Überlegungen. Des Vorteils wegen.
Evolutionär geht es nur ums Überleben.

Franz

Und wahrscheinlich ergibt sich daraus automatisch, daß ich, sofern ich mich nicht ausgebeutet fühle, selber zu den Ausbeutern gehöre.

Kannst Du dann Deine Aussage vielleicht ein bißchen spezifizieren? Insbesondere vor dem Hintergrund, daß derjenige, der sich nicht ausbeuten lassen will, ohne große Not von dem leben kann, was der Staat abdrückt.