Wieso leiht der Staat Geld und druckt es nicht?

Wieso druckt* ein Staat sein benoetigte Geld nicht selbst sondern leiht es sich von den Banken?

Wenn ein Staat Geld benoetigt druckt er dies nicht einfach selbst sondern leiht es von den Banken welche es dann drucken und dem Staat gegen Zinsen und Rueckzahlungsverpflichtung ausleihen (www.truthsetsusfree.com/ModernMoneyMechanics.pdf).

In Deutschland geschieht dies direkt indem Bundesanleihen ausgegeben werden welche meist von Banken gekauft werden (http://boerse.ard.de/content.jsp?key=dokument_329868).

Die USA leihen das Geld gegen Zinsen von der FED (http://en.wikipedia.org/wiki/United_States_public_de…) welche in Besitz der Privatbanken ist: http://news.goldseek.com/GoldSeek/1221654263.php ).

Damit muss der Steuerzahler Zinsen (und natuerlich Tilgungszahlungen) an die Banken bezahlen.

Der Staat koennte das benoetigte Geld genausogut auch selbst drucken anstatt das Geld von den Banken zu leihen. Die Folgen hiervon waeren die selben als wenn er sich das Geld von den Banken leiht: Die Geldmenge wird erhoeht was eine Inflation zur Folge hat, nur dass der Staat keine Zins- und Tilgungszahlungen vornehmen muss und damit das Steuergeld der Buerger den Banken sozusagen zuspielt.

Der Grund wieso fast alle Staaten unnoetigerweise das Geld der Buerger den Banken als Zins- und Tilgungszahlungen gibt laesst sich durch die Macht der Bankenlobby erklaeren:

Die groessten Spender fuer die Wahlkampfkampagne Obamas wie McCains sind Banken (http://www.opensecrets.org/pres08/contrib.php?cycle=…). Die Lobby bestehend aus Banken und Grosskonzernen hat daneben noch andere Wege die Politik zu beeinflussen (siehe http://www.polisci.ccsu.edu/trieb/InfluGov.html).

*Ich benutze das Wort „drucken“ zur Veranschaulichung, natuerlich wird Buchgeld gutgeschrieben.

Was denkt ihr darueber?

Kann jemand meine Argumente mit Gegenargumenten wiederlegen?

Gruss

Desperado

Wieso druckt* ein Staat sein benoetigte Geld nicht selbst
sondern leiht es sich von den Banken?

Gegenfrage: Was sagt dir das Wort „Inflation“?

Um übermäßige Inflation zu vermeiden.
dadurch geht das Vertrauen in die Währung verloren und du kannst irgendwann mit deinen Geldscheinen das Klo tapezieren.

Folgen andauernder schwerer Inflation:

  • Flucht in Ersatzwährungen, sei es nun Fremdwährung oder leicht handelbare sachgüter (Zigaretten in der Nachkriegszeit)
  • Flucht in Wertstabile sachwerte und Kapitalflucht ins Ausland.
  • Anstieg des allgemeinen Zinsniveaus, Langfristie Festzinesn für Kredite sind schwer bis gar nicht zu bekommen.
  • Kaufkraftverluste bei Löhnen und Gehältern, da üblicherweise Lohnsteigerungen nicht so schnell durchgesetzt werden können.

Gewinner einer Inflation sind der Staat und Personen mit wertstabilem Besitz.
Verlierer: Alle anderen.

Nicht gerade erstrebenswert, wenn Du die Vermögensverteilung in D ansiehst.

Mike

Hi Desperado,

du darfst den Wert des Geldes nicht verwechseln mit der Geldmenge.
Erhöht sich der Staat einfach nur die Geldmenge, ist deswegen nicht mehr Geld da. Wäre schön, dann würden wir einfach an den 100-Euro-Schein zwei Nullen dranhängen und schon wären alle reich.

Der Geldwert ist ein Spiegelbild aller Waren und Dienstleistungen, die eine Volkswirtschaft produziert. Produziert eine Volkswirtschaft mehr, kann die Geldmenge ohne Geldwertverlust steigen -> das Volk wird reicher!

Steigerst du hingegen einfach nur die Menge des Geldes, so verteilt sich der gleichbleibende Geldwert auf die höhere Geldmenge. Davon hast du nichts. Du hast dann zwar jede Menge Geldbündel mehr in der Hand, die aber nicht mehr wert sind als das was du zuvor hattest.

Der Grund … laesst sich durch die Macht der Bankenlobby erklaeren.

Du solltest aufhören, hinter allem eine Verschwörung zu vermuten :wink:
Die Welt ist nicht so böse.
:wink:)

Hallo Mr Spock,

was Du schreibst stimmt natuerlich, wenn der Staat sich jedoch Geld leiht anstatt es selbst zu drucken erhoeht sich die Geldmenge jedoch genauso was genauso zur Inflation fuehrt.

Wenn sich der Staat direkt Geld von den Buergern leihen wuerde (was er ja teilweise auch macht) erhoeht sich die Geldmenge natuerlich nicht - aber wenn er sich etwas von den Banken leiht sieht die Sache anders aus:

Hast Du meine Link zu „Modern Money Mechanics“ der FED gelesen?

In Kurzfassung: Eine Bank leiht Geld welches sie nicht hat, d.h. Geld wird dem Wirtschaftskreislauf zugefuehrt was zu Inflation fuehrt. Fuer dieses Geld bekommen die Banken Zinsen aus Steuermitteln - was nicht noetig waere wuerde der Staat das Geld selbst drucken.

Der Grund … laesst sich durch die Macht der Bankenlobby erklaeren.

Du solltest aufhören, hinter allem eine Verschwörung zu
vermuten :wink:
Die Welt ist nicht so böse.
:wink:)

Meist liege ich damit gar nicht so falsch. Dass die Welt boese ist glaube ich auch nicht, aber ich denke dass einige einflussreiche Gruppen „Gutes“ tun moechten so wie sie selbst „gut“ definieren.

Gruss

Desperado

Eine Bank leiht Geld welches sie nicht hat, d.h. Geld wird dem Wirtschaftskreislauf zugefuehrt was zu Inflation fuehrt.

Hä???
Eine Bank leiht Geld welches sie nicht hat?
Klaro, wenn sie es schon hätte, könnte sie es sich nicht leihen, da sie es ja schon hätte.

Oder meintest du: eine Bank verleiht Geld, welches sie nicht hat?
Das wäre auch Unsinn, da man nichts verleihen kann, was man nicht hat.

Hallo,

Steigerst du hingegen einfach nur die Menge des Geldes, so
verteilt sich der gleichbleibende Geldwert auf die höhere
Geldmenge. Davon hast du nichts. Du hast dann zwar jede Menge
Geldbündel mehr in der Hand, die aber nicht mehr wert sind als
das was du zuvor hattest.

mal kurz nachgefragt: die Notenbanken drücken fleißig Geld in den Markt, während der Staat gleichzeitig ohne Ende neue Schuldtitel auf den Markt wirft.

Wenn man mal spaßeshalber annimmt, daß nur ein Teil des frisch erzeugten Geldes zum Kauf von Staatsanleihen verwendet wird, wo liegt dann der Unterschied zum Kredit von der Notenbank an den Staat?

Wenn man weiterhin annimmt, daß der Staat das Geld für Infrastrukturmaßnahmen ausgibt, die Produktionskapazitäten der Bauindustrie mehr oder weniger ausgelastet sind und nicht von jetzt auf gleich gesteigert werden können, liegt die Schulfolgerung auf der Hand, daß demnächst die Preise für Dienst- und Produktionsleistungen am Bau deutlich anziehen werden.

Das zarte Pflänzchen Inflation treibt erste Blüten.

Gruß
Christian

Hi Christian,

die Notenbanken drücken fleißig Geld in den Markt

Das ist etwas zu banal ausgedrückt.
Die EZB drückt kein Geld in den Markt, sondern verleiht es für Zinsen. Diese richten sich nach der Inflationsrate. Da diese stark sinkt, kann die auch die Zinsen senken. Steigt die Inflation, so steigen die Zinsen. Die EZB sammelt das Geld wieder ein.

daß demnächst die Preise für Dienst- und Produktionsleistungen am Bau deutlich anziehen werden.

Worauf die EZB die Zinsen erhöhen wird, wodurch die Geldmenge wieder sinkt.

Hallo Mr Spock,

Oder meintest du: eine Bank verleiht Geld,
welches sie nicht hat?

Sprachlich ist verleihen auch falsch weil das Wort impliziert dass etwas ohne Gegenleistung verliehen wird - aber wir sind hier nicht im Sprachforum und wir wissen was gemeint ist.

Das wäre auch Unsinn, da man nichts verleihen kann, was man
nicht hat.

Das heisst Du warst zu faul die Modern Money Mechanics zu lesen und sagst einfach das meine Behauptung falsch ist. Um Dir entgegen zu kommen und hier nicht alles erklaeren zu koennen ein paar Videolinks:

www.zeitgeistmovie.com (auf Englisch aber muesste auch auf Deutsch zu finden sein) oder video.google.com/videoplay?docid=-2537804408218048195

Gruss

Desperado

Du warst zu faul

Mir fehlt schlicht die Zeit, seitenweise Material zu beackern oder stundenlang Videos anzuschauen.
Hätte auch keine Lust :wink:

Du bist ja auch zu faul, die Sache zu erklären :wink:)

Vor allem sollte man sich die Zeit nicht nehmen, wenn auf „Zeitgeist“ verwiesen wird. :wink:

wird schon vorbereitet

http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/1499720

http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/1499606

Wallflower

Vor allem sollte man sich die Zeit nicht nehmen, wenn auf
„Zeitgeist“ verwiesen wird. :wink:

Ich habe einiger der genannten Fakten nachrecherchiert und konnte keine Unwahrheiten erkennen. Den letzten Teil mit deren technokratischen Weltverbesserungsvorschlaegen kann man sich tatsaechlich schenken, aber was hast Du gegen den Rest?

Ich bin auch gerne kritisch, wenn Du irgendeines der dort genannten Argumente wiederlegen kannst hoere ich das gerne.

Gruss

Desperado

Hallo,

die Notenbanken drücken fleißig Geld in den Markt

Das ist etwas zu banal ausgedrückt.
Die EZB drückt kein Geld in den Markt, sondern verleiht es für
Zinsen. Diese richten sich nach der Inflationsrate. Da diese
stark sinkt, kann die auch die Zinsen senken.

eben warst Du noch bei Produktionssteigerungen und damit auf dem richtigen Dampfer. Das, was Du jetzt geschrieben hast, paßt dazu irgendwie gar nicht. Ich würde mal einen Blick auf die Quantitätsgleichung werfen. Wenn Du dort mal eine Verdoppelung der Geldmenge einträgst, wirst Du Schwierigkeiten haben, das über das Preisniveau zu kompensieren. Das Gegenteil ist der Fall: Verdoppelt sich die Geldmenge, steigt zwangsläufig das Preisnviveau, wenn nicht gleichzeitig das Transaktionsvolumen steigt. Tatsächlich ist derzeit das Gegenteil der Fall.

Steigt die
Inflation, so steigen die Zinsen. Die EZB sammelt das Geld
wieder ein.

Das Geld soll aber in den Markt, um die Kreditinstitute zu stützen und die Staatsverschuldung zu finanzieren, was wiederum dazu dienen soll, die Wirtschaft anzukurbeln. Zögen die Zentralbanken die vorher produzierte Liquidität wieder ab, wären Bankenzusammenbrüche und ein Wirtschaftsabschwung biblischen Ausmaßes die Folge.

daß demnächst die Preise für Dienst- und Produktionsleistungen am
Bau deutlich anziehen werden.

Worauf die EZB die Zinsen erhöhen wird, wodurch die Geldmenge
wieder sinkt.

Siehe oben.

Gruß
Christian

weil er es nich darf!
„Um sachgerecht und effizient arbeiten zu können, soll die EZB unabhängig von politischer Einflussnahme sein.“ aus http://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3%A4ische_Zentra… "

Hallo Markus,

weil er es nich darf!
„Um sachgerecht und effizient arbeiten zu können, soll die EZB
unabhängig von politischer Einflussnahme sein.“ aus
http://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3%A4ische_Zentra… "

Stimmt.
Der offensichtliche Sinn dieses Gesetzes ist das die Zentralbank eines Landes nicht staendig Leitzinsen und Mindestreservesatz aendert nur weil mal wieder eine neue Regierung an die Macht gekommen ist. Dass die Banken aber Geld aus dem Nichts schoepfen duerfen und der Staat nicht ist eine andere Geschichte.

Und wer macht solche Gesetze?

Politiker?

Und wer sorgt dafuer dass diese an ihre Position kommen?

Spender und Kontaktpersonen aus Wirtschaft und Politik?

Und da waeren wir wieder bei der starken Lobby bestehend aus Banken, Unternehmen, Politikern…

Gruss

Desperado

Guten Morgen,

Wieso druckt* ein Staat sein benoetigte Geld nicht selbst
sondern leiht es sich von den Banken?

Im ersten Fall steigt der Preis für Waren der Realwirtschaft, im zweiten Fall der Preis für die Ware „Geld“ der Finanzwirtschaft. Das Interesse am Preisanstieg ist für beide Seiten gleichermaßen groß, jeder möchte schließlich möglichst viel verdienen.
Für die gerade geplatzte Blase der Finanzwelt trifft der Begriff Inflation vom Sinn her genauso zu wie in der Realwirtschaft. Hoher Preis, wenig dahinter. Daher sind beide Varianten (Geld drucken/Geld leihen) inflationär. Diejenigen, die es bezahlen müssen, bleiben die gleichen. Kurz gesagt: Ghupft wie getupft.

Real- und Finanzwirtschaft sind zwei miteinander konkurrierende Welten. Mit der Einführung von Geld als Zahlungsmittel ist lediglich eine zweite Spielwiese für Spekulanten, Zocker und Betrüger hinzu gekommen.

Gruß
Der Franke

Hi Christian,

Verdoppelt sich die Geldmenge, steigt zwangsläufig das Preisnviveau

Klaro. Verdoppelt sich denn gerade die Geldmenge? Steigt denn gerade das Preisniveau?

Du wirst mir sicher zustimmen: ob wir eine Inflation bekommen oder nicht, hängt nicht davon ab, ob oder wie oder wieviel Geld „in den Markt gedrückt“ wird, sondern einzig davon, wie die EZB auf steigende Inflationsmargen reagiert.
Sollten aufgrund der jetzigen Massnahmen die Preise steigen, so wird die EZB die Zinsen anheben, da sie erstens dazu verpflichtet ist und zweitens dies auch angekündigt hat.

und ein Wirtschaftsabschwung biblischen Ausmaßes die Folge

Ich denke, die EZB wird daher die Zinsen nicht so radikal anheben, wie sie das gern täte. Auch 4% Inflation wird wohl kurzfristig ertragbar sein.
Aber eines ist doch auch klar: Wenn man Inflation einfach hinnimmt, die Dinge also nicht im Gleichgewicht hält, sorgt auch das für einen Wirtschaftsabschwung. Nur teures Geld ist gutes Geld.

Müssen aufgrund der jetzigen Maßnahmen die Zinsen langfristig hoch oben gehalten werden, bezahlen wir alle das mit einer sehr langen Periode der Stagnation. Etliche sind ja auch genau deswegen gegen diese Maßnahmen nach dem Motto: lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.
Wie so oft wird erst die Zukunft zeigen, wer Recht hatte.

Hallo,

Verdoppelt sich die Geldmenge, steigt zwangsläufig das Preisnviveau

Klaro. Verdoppelt sich denn gerade die Geldmenge?

zumindest das Volumen der Offenmarktgeschäfte hat sich verdoppelt. Wenn der Staat das Geld unter die Leute bringt, das er sich gerade in immer höherem Volumen leiht (Konjunkturpakete), wird auch die Geldmenge steigen. Hier versagt schlichtweg das Geldmengenkonzept M1-M3 als Frühindikator.

Steigt denn
gerade das Preisniveau?

Die Transmission der monetären Impulse findet nicht von heute auf morgen statt. Ich rechne zum kommenden Jahreswechsel mit ersten inflationären Tendenzen.

Du wirst mir sicher zustimmen: ob wir eine Inflation bekommen
oder nicht, hängt nicht davon ab, ob oder wie oder wieviel
Geld „in den Markt gedrückt“ wird, sondern einzig davon, wie
die EZB auf steigende Inflationsmargen reagiert.

Auf was?

Sollten aufgrund der jetzigen Massnahmen die Preise steigen,
so wird die EZB die Zinsen anheben, da sie erstens dazu
verpflichtet ist und zweitens dies auch angekündigt hat.

Wenn das zusätzliche Geld konsumwirksam wird, ist es für Zinserhöhungen ein bißchen zu spät.

Gruß
Christian

Das ist angesichts der derzeitigen deflatorischen Symptome eine dramatische Ansage.

Was den vermögenswirksamen Bereich angeht, so liegen in meiner (hochpreisigen) Umgebung die Leichen (Wohnbauprojekte, die keinen Käufer finden) haufenweise herum, seit zwei, drei Jahren.
Meinst Du echt man soll jetzt kaufen (Flucht in die Sachwerte), weil das Geld wieder mal verrecken wird?

LG

Gitta