Wieso sollte Gold steigen?

Hallo,

seit Jahrzehnten hört man es überall: Gold schießt durch die Decke, der Kurs wird sich vervielfachen.

Aber was sagt der Goldkurs aus? Nicht viel, denn das meiste Gold der Welt wird nicht gehandelt, es wird also weder angeboten noch gekauft und schlägt sich deshalb nicht im Kurs nieder. Der Börsenkurs zeigt ja nur, für welchen Betrag eine Unze Gold oder eine Aktie zuletzt den Eigentümer gewechselt hat.

Wenn nun eine Zentralbank einen Teil ihrer Goldreserven verkauft kann sich die Menge des zum Verkauf angebotenen Goldes schnell vervielfachen - das drückt den Kurs weil es nicht so viele Käufer im Markt gibt den Fonds brauchen Renditen und können ihr Kapital nicht einfach in Gold bunkern. Wer jetzt seine Ersparnisse in Gold angelegt hat und Geld braucht kann so etwas nicht einfach aussitzen.

Normalerweise verkaufen die Zentralbanken ihr Gold nicht, aber im Kriegszustand kann sich das schnell ändern. In Italien gab es auch schon Stimmen aus der Regierung die den Verkauf des Zentralbankgoldes gefordert haben.

Wieso gilt Gold also für so viele als sicherer Hafen?

Gruß

Desperado

Hi,

weil Gold immer etwas wert sein wird, im Unterschied zu Bitcoins, Immobilien, Aktien, Tulpenzwiebeln (ja, die waren ihrerzeit mal eine Geldanlage), …

die Franzi

Klar wird physisches Gold (im Gegensatz zu Papiergold) immer etwas wert sein - aber die Frage ist, wieviel…

Hast Du selbst beantwortet: 1. Weil die Zentralbanken das als Kollateral akzeptieren
und 2. weil der Goldbestand eben nicht, mirnichtsdirnichts wieder angeboten wird.

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Einfach so wird Gold nicht von den Zentralbanken verschleudert, in einer Krise aber schon, sonst hätte man es ja nicht wenn man es nicht einmal in der Krise einsetzt um z. B. Nahrung oder Waffen zu kaufen.

Ich würde sagen, der genaue Vorgang ist Gold zu beleihen, nicht zu verkaufen. Z.B. mit (gold-)besicherten Kriegsanleihen oder Repos (repurchase agreement).

Wie sicher so ein Versprechen eines Staates in Krisenzeiten wert ist kann jeder für sich beurteilen. Wenn Staat A für Lebensmittel physisches Gold bietet und Staat B ein Stück Papier, das angeblich goldgedeckt ist, kann ich mir denken, wer die Lebensmittel oder Waffen verkauft bekommt.

Bei mir schießt Wasserstoff ständig durch die Decke.

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Hallo,
ein grosser Teil des Goldhandels sind Beleihungen von Gold, Futures und Optionen auf Gold. Diese bilden „mit“ den Goldkurs. Bisweilen zwei Kurse, ein unterschiedlicher bei physischem Gold.

Bei mir Methan. Aber ich habe auch wirklich ziemlich viele Zwiebeln gegessen.

Die Frage ist doch: Wo liegt der Unterschied zwischen Gold und Bitcoin?

Es gibt viele Gemeinsamkeiten (aufwändig herzustelllen, wird eher gebunkert als gehandelt), aber einen riesigen Unterschied: Gold kann (auch) praktisch benutzt werden, während BTC nur auf Phantasie und Glaube beruht.

Gold hat sich als Standard etabliert und solange niemand auf die Idee kommt, seine Vorräte unters Volk zu bringen (was ihm ja selber schaden würde), dürften Kursstürze gegen 0 unmöglich sein.

Ist eine Anlage in Gold sicher profitabel? Natürlich nicht. Es gilt: Langfristig wird wohl IMMER ein Gewinn möglich sein, aber niemand weiß, wie lang diese Zeit (nach einem Kurssturz) sein wird.

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Den Quatsch mit dem Papiergold habe ich nie verstanden: Es wäre ja auch niemand so doof, um sich ein Anrecht auf das vollständige einzige Mona Lisa Gemälde zu kaufen wenn es davon noch 200 weitere Anrechtsscheine gibt.

Dann muss die Decke ja schon ziemlich beschädigt sein…

Hab mal recherchiert
An einem Tag werden 900 Tonnen Gold gehandelt
Aufgeschlüsselt werden auch die gehandelten Produktarten. So entfielen bei Gold
62,88 % der Transaktionen auf Spot-Handel (sofortige Lieferung),
30,8 % des Goldes wurde in Form von Swaps/Forwards gehandelt,
2,71 % entfielen auf Optionen und
3,6 % des Goldes war Gegenstand von Leihgeschäften (Loan/Lease).


Es gibt 168ooo Tonnen Gold auf der Erde. https://www.goldreporter.de/wp-content/uploads/2011/04/AllesGoldderWelt.jpg
Bei gleichmaessiger Verteilung waere nach einem halben Jahr alles Gold neuen Eigentuemern zugefuehrt.
Alternativ koennten auch „Beleihungsrechte“ von 38 Prozent des Goldbestandes deutlich schneller gehandelt werden, und die schweren Barren bleiben derweil meist liegen.

Aber weil die größten Goldeigentümer, nämlich die Zentralbanken, kaum Gold handeln dürfte meist nur das gleiche (Papier)gold hin und her verkauft werden. Wenn es aber nicht mehr 900 Tonnen sind die pro Tag gehandelt werden sonder ein vielfaches davon, dürfte die Sache anders aussehen denn wer hat so viel Geld übrig um das erhöhte Angebot auszugleichen und den Preis halbwegs stabil zu halten?

Hi,

gold ist eine anlage für eine Zeit, in der so ziemlich nichts mehr einen Wert hat. Wenn die Weltwirtschaft zusammengebrochen ist, ist jedes Geld dadurch entwertet. Gold nicht. Christion / C_Punkt kann das sicher besser erklären.

die Franzi

Hallo Desperado,

tust Du dich jetzt auf Goldseiten um? Gold behält sicher lange einen gewissen Wert.

Aber das Geld, das Du hier investierst, ist totes Kapital, im Gegensatz zu Investitionen in Aktien oder Immobilien, wo das Geld für neue, wertsteigendere Projekte verwendet wird.

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

Miez, Miez!

Da wollen wir mal hoffen, dass C_Punkt das besser erklären kann. Wer ist denn die Weltwirtschaft und wie bricht sie (rumpelpumpel) zusammen?

Und sollte ein mittelgroßer Meteorit die Menschheit in toto vernichten: Wo liegen da die Vorteile einer Investition in Gold im Gegensatz zu einer solchen in Aktien?

Nach WK II kamen die Städter zu uns aufs Land. Für einen kleinen Goldbarren bekam der urbane Hungerleider ein Säckchen Mehl und ein Stück Speck. Für ein Butterbrot, ließ ein Bauer in meiner Heimat verlauten, bekäme er den Kuhstall nicht nur ausgemistet, sondern überdies noch geputzt.

Es stimmt also nicht, dass in solchen Krisen nur Gold noch etwas wert wäre. Vielmehr gehen Mehl, Speck und Butterbrote durch die Decke.

Aber natürlich hatte Danny Kane recht: „Geld allein macht nicht glücklich. Es gehören auch noch Aktien, Gold und Grundstücke dazu.“

Freundliche Grüße, Hans-Jürgen Schneider

Hallo,

@miezekatze

bei solchen Themen ist die erste wichtige Frage, über welches Szenario aktiv nachgedacht wird. Starke Inflation, Naturkatastrophe, erhebliche und andauernde Rezession oder Krieg, Flucht, Verzweiflung.

Gold hat den Vorteil, daß es große Werte kompakt und damit transportabel macht und darüber hinaus noch zu netten Schmuckstücken verarbeitet werden kann. Daher sind z.B. Türkei und Indien traditionelle Goldliebhaber. Hinzu kommt, daß es gegen Währungsturbulenzen relativ immun ist, d.h. eine Ziege und ein Haus kosten in Gold immer noch das gleiche, auch wenn der Außenwert der Heimatwährung in Trümmern liegt und die Inflation galoppiert.

Inflation ist generell ein Thema, in dessen Dunstkreis Gold immer wieder auftaucht. Im Gegensatz zu den meisten anderen Anlagemöglichkeiten ist Gold dann eben mindestens wertstabil - im Gegensatz z.B. zu Aktien, die in dem Kontext fälschlicherweise immer wieder genannt werden. Natürlich konnte man in den Kriegswirren und auch danach viel mit Mehl, Speck, Zigaretten und Schnaps bewerkstelligen, aber einerseits bekommt man damit nur schlecht vier- oder fünfstellige Werte transportiert und andererseits hält sich das alles auch nicht unbegrenzt - zeitlich und sachlich. Nasse Zigaretten und angeschlagene Flaschen lassen die Werte schnell schwinden.

Ob Szenarien, in denen man Gold als Wertaufbewahrungs- oder Werttransportmittel wirklich braucht, in unserer Gegend realistisch sind, sei dahingestellt, aber Gold profitiert in turbulenten Zeiten eben aus den Gründen genauso wie der Schweizer Franken, den man ja bspw. in/nach der Finanzkrise künstlich schwächen mußte, damit der Wert nicht durch die Decke schoß und die Exporte der Schweizer gefährdete.

Was wollte ich sagen? Ach so: kommt halt darauf an, was man will und wovon man ausgeht. Gold zu kaufen, wenn sich eine große Krise abzeichnet, ist in Bezug auf die wahrscheinliche Wertentwicklung sicherlich nicht verkehrt. Ob man dann Gold wirklich braucht, um sein Vermögen über Stock und Stein usw. in Sicherheit zu bringen, bezweifle ich zumindest für uns hier in der Gegend.

Hinreichende Erklärung?

Gruß
C.

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Hallo,

das bei Dir übliche hohe Niveau.

Einer Christianisierung von www würde ich zustimmen.

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

In Krisenzeiten ist nicht jedes Zahlungsmittel entwertet. Zigaretten, Alkohol, Nahrungsmittel usw. werden immer einen Wert haben.