Na ja, die Aussichten, die man hierzulande so als Folgen für die armen auf der Insel (und ihr Protektorat links davon) an die Wand malt. Meist in den Farben und mit der Symbolik spätchristlicher Höllendarstellungen und als Kontrast die paradiesischen Zustände in „Europa“ (Wort von Blöden und Phraseuren für die EU, bei Ausgrenzung aller Nicht-EU-Länder, die zu Europa gehören).
Die EU will am UK sichtbar ein Exempel statuieren, um Nachahmer abzuschrecken. Im UK zieht sich ein Graben pro und contra Brexit durch nahezu alle Länder, Schichten, Milieus und Parteien.
Nicht in der EU zu sein, ist kein Untergang. Die EU will weiterhin Handel treiben und das UK ebenfalls. Wenn die „Rest“-EU wenigstens soviel Hirn (in den Entscheidungsebenen) aufbringen könnte, um zu erkennen, dass es bescheuert war einen Vertragswerk zu flechten, bei der es keine praktikablen Regelungsmechanismen für einen Ausstieg gibt … kann sie aber (bisher?) nicht aufbringen.
Mittelfristig werden sich schon beide wieder arrangieren und sinnvolle bilaterale Verträge schließen.
Das UK bspw. gewinnt durch den Brexit wieder die Souveränität über die Migrationsströme von EU-Bürgern zurück, was gerade den Polen gar nicht schmeckt. Das UK wird dabei auf echte Fachkräfte nicht verzichten, sofern der heimische Markt sie nicht hervorbringt. Ausserdem können sie viel leichter auch Handelsverträge mit Nationen ausserhalb der EU abschliessen, wofür sie bislang nicht mehr die alleinige Befugnis hatten.
Man hat direkt nach dem Referendum darüber geunkt, dass wenigstens die Schotten jetzt aus dem UK ausscheren und zur EU rübermachen werden. Nee, is nich. Seit ihnen aufgefallen ist, dass der Ölpreis nachgelassen hat und man sich vom Süden doch weiter mit durchfüttern lassen muss, sind sie nicht mehr so amused bei dem Gedanken an die Unabhängigkeit vom UK. Sehr zum Verdruß der nationalpopulistischen Partei im Norden, die hier auf dem Kontinent eher (und das verlogen) als Freiheitsheld angesehen wird/wurde. Jedenfalls bei einem Teil der Medien.
Btw wird auch die Rest-EU das UK allein schon wg. seiner militärischen Kapazitäten benötigen. Eine europäische Verteidigungsunion, die schon lange nötig wäre, um sich von den USA mittelfristig etwas mehr zu emanzipieren, lässt sich sicher nicht mit Sonnenblumen und Flyern für Entwicklungshilfe oder „Friedensmärschen“ aufbauen. Aber das wäre bereits ein anderes Thema.