Hallo,
Will man dieser These folgen, muss man zwangsläufig annehmen,
die Mehrheit hat nicht nach ihrem inneren Gewissen gehandelt.
Die Mehrheit hat überhaupt nicht gehandelt.
Oder was würdest du unter „Handeln“ verstehen?
Oder, soll man gleich sagen, sie haben gewissenlos gehandelt?
Ich würde nur diejenigen als gewissenlos bezeichnen, die konkret auch denunzierten, andere ermordeten, folterten oder auch indirekt an dem Morden beteiligt waren, wie Eichmann.
Sicher gab es Menschen, die haben aus purer Vwerzweiflung, Angst um ihr nacktes Überleben und das ihrer Angehörigen auch andere verraten; das ist aber nicht Denunzieren. Mit dem Begriff meine ich wirklich nur die Fälle, wo Nazis bewusst andere in den Tod brachten.
Die Mehrzahl unserer Großeltern würden sich im Grabe herum
drehen.
Die Mehrheit unserer Großeltern waren auch keine Mörder.
Also von ihnen rede ich hier nicht.
Was ist denn das Gewissen? Bestimmt nicht der Wille. Vielmals
ist das Gewissen, ein Gefühl. Eine Ausdrucksform des
Unterbewußtseins.
Wie kommst Du zu diesem Schluss?
Und wenn das so wäre, was hieße das für unsere Verantwortung, wenn das Wollen bloß eine Art Zufall wäre, etwas, das aus den unendlichen Tiefen des seelischen Ozeans hinauf- und hinabschwappt?
Wollen wir wissen, warum ein Mensch so und nicht anders
handelt, müssen wir kären, was das Unterbewußtsein ist.
Du antwortest auf einer psychologischen Schiene.
Die ist m.E. völlig ungeeignet, um dieses Problem zu klären.
Gruß
Istiden