Eile mit Weile
Hallöchen Frank,
sei doch nicht so unguldig und gönne mir doch ein Wochenende frei von Computern…
du hast mir meine Frage nicht beantwortet: An der Stelle
Zwischenfrage: wo ganz genau befindet sich der
Koordinatenursprung im Minkowskiraum in der Realität?
Der Koordinatenursprung? Das ist doch völlig egal. Der liegt beim Zeitpunkt t am Punkt x,y,z. Kannst einsetzen was du willst. Es ist nur ein Koordinatensystem. Es funktioniert, egal wo den Ursprung hinsetzt.
Lol, du erklärst mir Bewegung, in dem du das Gegenteil
verneinst? Das ist keine wirkliche Erklärung. Eine Definition
ist etwas in der Art von „Bewegung ist der Ortswechsel von
Materie in einer bestimmten Zeit.“ oder so ähnlich.
Nein, das passt schon. Begreif es als Synonym für „stattfinden
von Wechselwirkungen“.
„Stattfinden“… man Frank, das hat doch auch mit Zeit zu tun…
Synonym für „stattfinden“ ist nämlich z.B. „ereignen“. Und ein „Ereignis“ ist ein Vorfall zu einem Zeitpunkt t an einem Ort x. Genauso könnte ich „Wechselwirkung“ nicht definieren, ohne den Begriff „Zeit“ zu verwenden.
Siehst du nicht, dass auch du Zeit „a priori“ brauchst?
Natürlich brauchen wir Bewegung um Zeit messen zu können. Aber
das ist ja auch nicht tragisch, damit hat ja kein Mensch ein
Problem.
Doch, Physiker. Die drehen die Tatsachen nämlich um und
behaupten, es gäbe „Zeit“ anhand der die Bewegung erst
festgestellt werden kann. So herum ist die ganze Physik
aufgebaut.
Bewegung und Zeit bedingen einander, wieso willst du das nicht einsehen? Es ist egal, wie rum du das drehst. Du kannst das eine nicht ohne das andere messen, deshalb brauchst auch du Zeit um eine Bewegung zu messen, und umgekehrt natürlich genauso.
Uhrzeit existiert nunmal nur, ausschliesslich für ihren
Taktgeber. Für alles andere ist sie schon nicht mehr korrekt.
Mit einem Wecker auf der erde darfst du keinerlei Aussagen
über das Alter weit entfernter Sterne machen.
Wieso nicht? Du mißt doch nur in deiner Eigenzeit und machst keine Aussagen über die Zeit des anderen.
Mal angenommen du wärst ein Atom, das seit dem Urknall existiert (Der Zeitpunkt sei t=0) und das nun auf der Erde rumliegt. Und dann hast du ein anderes Atom, dass auch seit der gleichen Zeit existiert, aber nun in Alpha-Centauri steckt. Jetzt haben sich die Atome die ganze Zeit beobachtet.
Das „Erd-Atom“ (lass es uns Anton nennen) hat gesehen, dass sich zum Zeitpunkt A1 der Stern Alpha-Centauri gebildet hat. Jetzt sagen wir mal, dass seitdem 6 Milliarden Jahre für Anton vergangen sind. Dann würde Anton sagen, dass Alpha-Centauri heute 6 Milliarden Jahre alt ist. Für das Alter der Erde hat Anton 4,5 Milliarden Jahre gemessen, den Zeitpunkt der Entstehung der Erde bezeichnet er als A2.
Das „Alpha-Centauri-Atom“ (lass es uns Berta nennen) hat dagegen mitgekriegt, dass sich Alpha Centauri zum Zeitpunkt B1 vor 5 Milliarden Jahren gebildet hat und dass sich zum Zeitpunkt B2 die Erde formiert hat, wobei er das Alter der Erde mit 4 Milliarden Jahren angibt.
Das alles haben sie auf einem Zettel notiert und treffen sich nun auf den Plejaden, um diese Information auszutauschen. Jetzt werden sie feststellen, dass sie - obwohl sie die Zeit gleich definiert haben [1] - sie verschiedene Zeiten für das Alter des Universums und für das Alter von Erde und Alpha-Centauri notiert haben.
Hat nun einer von beiden Unrecht? NEIN. Denn beide messen schließlich in Eigenzeit und in dieser gemessen sind die Dinge exakt so, wie sie gemessen wurden. Was soll daran auch falsch sein? Deswegen heißt es ja auch EIGENzeit. Es macht ja weder Anton eine Aussage darüber, wie alt das Alter von etwas für Berta ist, sondern er sagt ja nur, wie alt es für ihn ist.
Und wenn wir sagen, dass ein Stern 3 Milliarden Jahre alt ist, dann ist das für UNS so, und sonst für niemanden. Jemand der auf dem Mond wohnen würde, würde wahrscheinlich aufgrund der niedrigeren Gravitation schon ein ganz leicht höheres Alter für den Stern angeben.
Wenn Erde und Mars bsplw. zur gleichen Sekunde entstanden,
sind mit vergleichbaren Taktgebern dennoch verschiedene Zeiten
asbgelaufen. Für Galaxien mit wesentlich größerer
Geschwindigkeit trifft das erst recht zu.
Ja, aber was ist daran schlimm?
Die Azussage, dass das Universum 13,7 Mrd. Jahre alt ist, weil
ich so weit gucken kann, ist daher schlicht Schwachsinn.
Wieso? Die Aussage ist doch nur für unsere Eigenzeit gültig. Das heißt doch nicht, dass ein andere Beobachter das gleiche Alter messen würde. Das ist doch gerade das Prinzip der Relativität von Zeit, nämlich dass es keine absolute, überall gültige Zeit gibt, sondern dass sie vom Betrachter abhängig ist. Und für den Betrachter in diesem Fall (nämlich uns), ist das Universum nunmal vermutlich so alt. Was soll daran falsch sein?
Die Physik sagt z.B. dass es am Anfang des Urknalls keine Zeit
gab, sondern dass sie erst durch die Bewegung (=Urknall)
„entstand“, eben weils ohne Bewegung keine Zeit gibt.
Wenn die Physiker sagen, damit sei Bewegung entstanden, sollen
die mir das anhand eines einzigen Beispieles zeigen, wie sie
Bewegung aus dem nichts erschaffen oder verschwinden lassen.
Wenn man wüßte, was die Bewegung oder die Zeit, also den Urknall an sich, ausgelöst hat, dann müsste man Gott sein. Das ist eine Frage, die dir keiner beantworten kann.
Wo liegt
denn dein Problem. Kein Mensch betrachtet Zeit isoliert. Wieso
glaubst du redet man von Raum-Zeit? Weil beides zusammengehört
und erst durch Vorgänge (=Bewegung) meßbar wird.
Man zeige mir bitte „Raumzeit“ isoliert von Materie.
Stell dir einen Minkowskiraum vor, dann hast du deine „Raumzeit“ isoliert von Materie und Strahlung. Aber Frank: Das ist nicht realistisch und nur ein Gedankenexperiment. Ein Raum komplett ohne Inhalt hat keinen Sinn und wird nicht vorkommen.
Materie hat Ausdehnung und bewegt sich. Dadurch entsteht
„Raum“. Wenn es eine Zeit zu duiesem Raum gäbe, dann will ich
wissen, an welchen Taktgeber die ganz konkret gekoppelt ist!
An den Beobachter? Den „Taktgeber“ kannst du dir gern selber aussuchen. Unseren „Taktgeber“ siehst du ja am Ende meines Postings. Aber das ist doch nur reine Definitionssache und vollkommen wurscht.
mfg
deconstruct
[1]: Eine Sekunde ist das das 9.192.631.770-fache der Periodendauer der Strahlung, die sich beim Übergang zwischen den beiden Hyperfeinstrukturniveaus des Grundzustandes von Atomen des Nuklids Cäsium 133 ergibt.