Wird Verhaltenstherapie nur von Psychologen angeboten?

Hallo zusammen,

wird denn Verhaltenstherapie nur von Psychologen angeboten und nicht von Psychotherapeuten?
Das ist nämlich meine Erfahrung und es wäre interessant, warum das so ist.

Danke

Hallo,

ich will’s nicht hoffen!

Kleine Begriffsklärung:

Psychologe = jeder, der Psychologie studiert hat

Psychotherapeut = wer Psychologie oder Medizin studiert hat und eine psychotherapeutische Ausbildung gemacht hat (psychologischer/ ärztlicher Psychotherapeut)

Heilpraktiker für Psychotherapie = meist andere Vorbildung, z.B. Sozialpädagogik, und meist irgendeine Form von psychotherapeutischer Ausbildung. Auf jeden Fall Prüfung, um psychotherapeutisch tätig sein zu dürfen. Keine Abrechnung mit der Krankenkasse möglich.

Psychiater = Arzt für Psychiatrie, heutzutage gleichzeitig auch für Psychotherapie

Therapeutisch arbeiten darf nur, wer entweder die psychotherapeutische Zulassung oder die Heilpraktikerprüfung für Psychotherapie hat.

Verhaltenstherapie ist ein von den Krankenkassen anerkanntes Psychotherapieverfahren, das seit einiger Zeit sehr beliebt ist. Sie wird von Psychotherapeuten ausgeübt, die in der Regel entweder Psychologen oder Ärzte sind.
Manche Heilpraktiker für Psychotherapie machen neben ihrem „eigentlichen“, nicht von der Kasse zugelassenen Therapieverfahren zusätzlich eine Ausbildung in Verhaltenstherapie, um mit der Krankenkasse abrechnen zu können.

Verhaltenstherapie kann also nur von Leuten angeboten werden, die auf die eine oder andere Art Psychotherapeuten sind. Wenn sie vor der Therapieausbildung Psychologie studiert haben, sind sie halt gleichzeitig Psychologen.

Viele Grüße,

Jule

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Ergänzend zu Jules Überblick:
VT wird unter den Psychotherapeuten überwiegend von den „psychologischen Psychotherapeuten“ angeboten bzw. anders herum entscheiden sich „psychologische Psychotherapeuten“ deutlich stärker für die Verhaltenstherapie als Therapiemethode als die „ärztlichen Psychotherapeuten“.

Der Hauptgrund (neben institutionellen und historischen Gründen) dürfte darin liegen, dass im Psychologiestudium im Bereich der „Klinischen Psychologie“ (in dem eben auch die Psychotherapie behandelt wird) mehr oder minder ausschließlich Verhaltenstherapie unterrichtet wird bzw. die VT halt überhaupt inhaltlich und methodisch gut mit dem zusammenpasst, was heute als „Psychologie“ an Universitäten studiert werden kann.

Das ist ja doch eine starke Verengung gegenüber dem, was wir landläufig als „Psychologie“ verstehen
Beispiel: Wir sehen die Psychologie sonst ja eher nicht als Naturwissenschaft an, die heutige universitäre Psychologie versteht sich aber mittlerweile sehr stark als solche.

Gruß
F.

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Es gibt auch andere Fachlaute, die Verhaltenstherapie anbieten. Lass Dir qualifizierten Spezialisten vom Hausarzt empfehlen.
Gute Besserung.

Hallo @anon56793850,

wie sieht es denn bei den Psychiatern aus (also die seit 1994)? In meinem höchst unrepräsentativen Bekanntenkreis haben beide Ärzte für Psychiatrie und Psychotherapie fast selbstverständlich Verhaltenstherapie gemacht. Hast Du einen Überblick, wie das sonst ist?

Und eine Hypothese zu den sonstigen ärztlichen Psychotherapeuten: Ich könnte mir vorstellen, dass gerade diejenigen eine Zusatzausbildung in Psychotherapie machen, denen im ärztlichen Alltag das Patientengespräch und das tiefere Verstehen der Menschen in ihren Lebenszusammenhängen zu kurz kommen. Falls die dann eher zu tiefenpsychologischen Verfahren tendieren, fände ich das sehr einleuchtend.

Viele Grüße,

Jule

Tut mir leid, den habe ich nicht, das müsste ich mir selbst erst irgendwo erlesen.
Vom Bekanntenkreis her, bzw. auch von meiner Ausbildung her, kenne ich keinen einzigen Psychiater, der VT macht.
Hat aber vielleicht auch damit zu tun, dass ich da fast nur Österreicher kenne (der alte @Branden zählt ja wohl nicht zu nach 1994 :wink: ), und die im Rahmen meines tiefenpsychologischen Ausbildung kennen gelernt habe. Also extrem selektiv :wink:

Kann ich mir auch gut vorstellen.

Gruß
F.

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Zitat gekürzt

Wobei du allerdings verschweigst, dass die Verhaltenstherapie auch in den Studien besser abschneidet als tiefenpsychologische Verfahren. Beide Verfahren sind wirksam, aber Verhaltenstherapie wirkt schneller, mit deutlich weniger Therapiestunden.

Das verschweige ich nicht, sondern das ist im Zusammenhang dieses Therads komplett irrelevant.

Und außerdem würde ich das eh bestreiten :wink:

Gruß
F.

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Meines Wissens gibt es aber Hinweise, dass die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie nachhaltiger wirkt.

Verhaltenstherapie: Symptome schneller weg und Symptome schneller wieder da

Mal abgesehen davon glaube ich nicht, dass jedes Therapieverfahren für jeden Menschen gleich gut geeignet ist. Ist doch gut, dass es beide gibt.

Viele Grüße,

Jule

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Eher nicht.

Eher nicht.

Da magst du Recht haben!

Wobei heutzutage ja auch der Unterschied zwischen den „Schulen“ nicht mehr so ausgeprägt ist. Tiefenpsychologen bedienen sich des verhaltenstherapeutischen Repertoires genauso, wie Verhaltenstherapeuten auch mal die Entwicklung betrachten. Großer Mischmasch mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung.

Ergebnisorientiertes Arbeiten. Finde ich gut.

Es gab entsprechende Studienergebnisse. Wann und wo ich das gelesen habe, weiß ich jetzt nicht mehr.

Jule

Also eher so diffus erinnerte Studienergebnisse?

Es ist, wenn überhaupt, allerdings eher andersherum.

Die größten Wirkfaktoren liegen zunächst einmal gar nicht in den Therapieschulen bzw. sind davon unabhängig. Unterschiede zwischen den Schulen ergeben sich u.a. durch die Dauer. Nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen (auch Ressourcenproblem) ist die Dauer einer Therapie von großer Bedeutung. Schließlich bedeutet längere Dauer auch längeres Leiden. Hier sind Psychoanalyse und Tiefenpsychologie Aufgrund der durchschnittlich höheren Stundenzahl im Hintertreffen.

Im Übrigen muss natürlich auch berücksichtigt werden, was überhaupt therapiert werden soll. Handlungsbedarf in der Hinsicht haben alle Schulen.

https://www.aerzteblatt.de/archiv/35/Psychosomatik-und-Psychotherapie-Wirksamkeit-und-Nutzen-von-psychotherapeutischenBehandlungsansaetzen

Das lässt sich ohne Mühe konkretisieren:

Und trotz alledem ist es so, als würde man Äpfel mit Birnen vergleichen, oder eher Birnen mit Würstchen.
Tiefenpsychologische Verfahren arbeiten auf der Ebene „Bewusstsein“, entwickeln Bewusstsein.
VT geht es um Verhaltensänderungen.
Hier wird etwas mehrdimensionales mit etwas weniger dimensionalem verglichen.
Was also soll das Maß sein, auf dem eine Studie aufbaut?
Eine erfolgreiche Analyse kann durchaus zum Ziel haben, das Leiden nicht aufhört, der Umgang damit aber.Durch Erkennen und Akzeptieren.

Aber die Beleglast läge eigentlich auf deiner Seite, denn du hattest behauptet:

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Es gibt insgesamt deutlich mehr Tiefenpsychologen als Therapeuten der anderen Verfahren. Dies stark noch historisch bedingt aus einer Zeit, als ärztliche Therapeuten gar keine VT gemacht haben.

Die persönliche Stichprobe ist also tatsächlich höchst unrepräsentativ.

Hier mal Zahlen, die allerdings wohl schon 10 Jahre alt sind. 43 % Tiefenpsychologie, 34 % VT, 14 % Analyse - über alle.
Bei den Ärzten 64 % TfP und 12 % VT.

Und das bei 66 % psychologischen Psychotherapeuten.

http://www.sabineschaefer.com/fileadmin/user_upload/Artikel_S.Schaefer/PA-01_10__Aktuelle_Stat._KBV_Schaefer_ms.pdf

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Das ist aber ein wenig wissenschaftlicher und zudem höchst einseitiger Artikel.

Und wer sollte das sein außer Psychotherapeuten und Heilpraktiker? Ein Klempner mit Therapieausbildung aka Seelenklempner oder was?
kever, kever…

Der journalistische Artikel beschäftigt sich ohne weitere Quellenangaben lediglich mit Depressionen. Bei einer solchen Diagnose sind psychotherapeutische Methoden eher ergänzend zur medikamentösen Therapie anzuwenden, bspw. als Psychoedukation o.ä. Eher ein Randgebiet für Psychotherapie.

Da sind doch einige Quellen verlinkt.

Aber ich warte noch auf deine Belege.Du hast eine Behauptung aufgestellt.

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