Hi Lutz,
danke dass Du Dir so viel Mühe mit dem Versuch machst, mir diese komplexe Materie ein wenig näher zu bringen. Es hat mir auch tatsächlich weitergeholfen, wenn auch nicht auf die Art, wie es beabsichtigt war:smile:. Weibliche Intuition… obergrins, oder wie man dem auch immer sagen will… schon vor Jahren hab ich mich mit dem Gefühl herumgeschlagen, dass da an unserem Wirtschaftssystem einfach was ned stimmt, ich hab mich immer gefragt, wohin dieses „Mehr“ verschwindet, wenn es doch immer ein Wachstum gegeben hat. Und woher es kommt. Irgendwas is da einfach schief.
Denn Wert muss ausgetauscht werden, sonst gibt es keinen
Mehrwert, keinen Profit, keine Aktien, keine Steuern, keinen
Nationalstaat, keine Lohnarbeit, keine Mieteinnahmen… und
damit das Problem, warum der Baecker frueh um 3 sich aus dem
Bett quaelen soll zum Broetchenbacken, wenn er doch gar keinen
„Nutzen“ daraus zieht.
Nach Deinen Ausführungen und genau nach diesem Abschnitt hab ich jetzt einfach für mich die persönliche Gewissheit, dass das Problem tatsächlich bei den Zinsen und Zinseszinsen liegt. Dies ist die Verursachung und das Übel dieses profit-geilen Denkens, das sich Marktwirtschaft nennt. Dazu dieses kleine wunderhübsche Geschichtchen, gefunden auf dem Link, den mir Tanja oben gepostet hat:
"Es war einmal ein kleines Dorf im australischen Busch. Dort bezahlten die Menschen alles mit Naturalien. An jedem Markttag spazierten sie mit Hühnern, Eiern, Schinkenkeulen und Broten herum und verhandelten lange miteinander über den Tausch der Güter, die sie brauchten.
In wichtigen Zeiten im Jahr, etwa zur Ernte oder wenn jemand nach einem Unwetter seinen Stall reparieren mußte, erinnerten sich die Menschen wieder an die Tradition, einander zu helfen, die sie aus der alten Heimat mitgebracht hatten. Jeder wußte, wenn er einmal in Schwierigkeiten geraten sollte, würden die anderen ihm helfen.
An einem Markttag tauchte ein Fremder auf. Er trug glänzende schwarze Schuhe und einen eleganten weißen Hut und beobachtete das Treiben mit einem sardonischen Lächeln. Beim Anblick eines Farmers, der verzweifelt versuchte, die sechs Hühner einzufangen, die er gegen einen großen Schinken eintauschen sollte, konnte er sich das Lachen nicht verkneifen. »Die armen Leute«, stieß er hervor, »wie primitiv sie leben.«
Die Frau des Farmers hörte seine Worte und sprach ihn an. »Meinen Sie, Sie kämen mit den Hühnern besser zurecht?« fragte sie ihn. Mit den Hühnern nicht«, erwiderte der Fremde, »aber es gibt einen viel besseren Weg, sich den ganzen Ärger zu ersparen.« »Ach ja, und wie soll das gehen?« »Sehen Sie den Baum dort?« sagte der Fremde. »Ich gehe jetzt dorthin und warte, bis einer von euch mir eine große Kuhhaut bringt. Dann soll jede Familie zu mir kommen. Ich werde euch den besseren Weg erklären.«
Und so geschah es. Er nahm die Kuhhaut, schnitt gleichmäßige runde Stücke davon ab und drückte auf jedes Stück einen kunstvoll gearbeiteten, hübschen kleinen Stempel. Dann gab er jeder Familie ein rundes Stück und erklärte, daß es den Wert von einem Huhn habe. »Jetzt könnt ihr mit den Lederstücken Handel treiben anstatt mit den widerspenstigen Hühnern.«
Das leuchtete den Farmern ein. Alle waren sehr beeindruckt von dem Mann mit den glänzenden Schuhen und dem interessanten Hut. »Ach, übrigens«, meinte er noch, nachdem jede Familie ihre zehn runden Lederstücke entgegengenommen hatte, »in einem Jahr komme ich zurück und sitze wieder unter diesem Baum. Ich möchte, daß jeder von euch mir elf Stücke zurückgibt. Das elfte Stück ist ein Unterpfand der Wertschätzung für die technische Neuerung, die ich in eurem Leben eingeführt habe.«
»Aber wo soll das elfte Stück denn herkommen?« fragte der Farmer mit den sechs Hühnern. »Das werdet ihr schon sehen«, erwiderte der Mann und lächelte beruhigend.
Angenommen, die Bevölkerungszahl und die Produktion bleiben im folgenden Jahr genau gleich, was, glauben Sie, wird geschehen? Bedenken Sie, daß das elfte Lederstück gar nicht abgeschnitten wurde. Darum, so lautet die Schlußfolgerung, muß jede elfte Familie ihre gesamten Lederstücke verlieren, auch wenn alle gut wirtschaften, den nur so können die übrigen zehn ihr elftes Stück bekommen.
Als das nächste Mal ein Unwetter die Ernte einer Familie bedrohte, waren die Menschen nicht so schnell bei der Hand mit dem Angebot, beim Einbringen der Ernte zu helfen. Zwar war es wirklich sehr viel bequemer, an Markttagen nur die Lederstücke auszutauschen und nicht die Hühner, aber die neue Sitte hatte die unbeabsichtigte Nebenwirkung, daß sie die traditionelle spontane Hilfsbereitschaft im Dorf hemmte. Statt dessen entwickelte das neue Geld einen systembedingten Sog zum Wettbewerb zwischen allen Beteiligten."
Der Nutzen des Bäckers sollte darin liegen, dass er gerne Brot bäckt und weiss, dass der Bio-Bauer ihm jede Woche mit seinem Obst, Kartoffeln und Gemüse versorgt, dass der Molkerei-Besitzer ihm seine Milchprodukte vorbeibringt und er ihnen dafür seine Brötchen mitgibt. Und ich darf bei ihm Brötchen holen, weil ich ihm einmal im Monat die Haare schneide, auch meinen Joghurt bekomm ich so vom Käser und meine Kartoffeln verdien ich mir auch mit diesem Talent beim Bio-Bauern:smile:.
Es gibt bereits Menschen, die leben in unserer komplizierten Gesellschaft nach genau diesem einfachsten Muster, das Ganze nennt sich Tauschringe. Ich kenne eine Frau in Hamburg, die lebt seit Jahren in solch einem Tauschring, die hat seit Jahren kein Geld mehr in den Händen gehabt und hat trotzdem alles, was sie für’s Leben braucht. Das System klappt bestens, solange keiner mehr will, als er auch wirklich zum Leben braucht…
Lieben Gruss,
Mirea