Hallo Markus
Ohne eigene Gotteserfahrung wird allerdings der Widerspruch
zwischen den Ansprüchen der Allmächtigkeit und der
Barmherzigkeit schwer auszuhalten sein.Woran erkenne ich eine Gotteserfahrung? Vielleicht hatte ich
ja mal eine, habe es aber nicht mitbekommen.
Ich würde sagen, wenn du eine hast, dann erkennst du sie. Viele Gläubige erkennen Gott häufig und in ganz banalen Situationen. Vermutlich hat es auch etwas damit zu tun ob man offen dafür ist, Gott als gegeben anzunehmen. Ich weiß, das ist ein Teufelskreis, aber leider habe ich kein Patentrezept. Der Glaube wird ja auch als Gnade Gottes bezeichnet, das würde dann in deinem Fall nur wieder gegegen Gott sprechen, weil er damit Dir anscheinend diese Gnade verwehrt und du nicht erkennen kannst warum.
Ohne das Vertrauen in
eine uns unbegreifliche Weisheit und Gerechtigkeit Gottes,
muss man wohl durch Erlebnisse wie den Deinen an Gott
verzweifeln.Dann erkläre doch bitte, wie diese Gerechtigkeit definiert
ist.
Die Spannung die du beschrieben hast ist kern der Frage nach der Rechtfertigung Gottes. Diese Frage konnte noch niemand befriedigend beantworten, obwohl es viele Versuche gab. Darum kann auch ich das nicht. Beachte bitte, dass ich von „unbegreiflich“ sprach. Das Gott in wesentlichen Aspekten unbegreiflich bleibt muss auch der frömmste aushalten. Manche Mystiker haben für sich erklärt, dass sie ein tieferes Verständnis Gottes erlangen konnten. Dies war dann aber nicht sprachlich mitteilbar, es blieb wiederum in ihren mystischen Symbolen verborgen. Darum kann ich auch deiner Bitte das unbegreifliche zu definieren nicht nachkommen.
Aber komm jetzt bitte nicht mit dem Argument,
das wäre alles das Werk von Menschen. Wenn der Mensch in
seinem Handeln vollkommen souverän ist und Gott nicht
eingreift bzw. nach meinem Verständnis nicht gerecht ist, wozu
ist er dann deiner Auffassung nach da? Nicht für dich
persönlich, sondern für alle Menschen (eben auch denen, bei
denen es ums Überleben geht)?
Nein, ich kommen nicht damit, denn Leid ist ja oft de facto nicht das Werk von Menschen - etwa bei Naturkatastrophen oder schicksalhafter Krankheit. Auch hier kann ich nur sagen, dass ich es nicht weiss.
Seltsam finde ich deine Aussage
Wenn der Mensch in seinem Handeln vollkommen souverän ist und Gott nicht eingreift
bzw. nach meinem Verständnis nicht gerecht ist …
Daraus müsste ich nun ableiten, dass eine Fremdbestimmung des Menschen durch Gott für dich ein Zeichen von Gerechtigkeit Gottes wäre. Das scheint mir etwas seltsam.
Die Frage wozu Gott da ist, ist aber völlig sinnlos. Jeder kann vielleicht für sich einen Nutzen Gottes feststellen. Absolut gesehen hat er aber keinen Zweck außerhalb seiner selbst. Was wir uns fragen können ist, was seine Absicht mit dem Ganzen ist, aber auch da müssen wir erkennen, dass wir nichts darüber sagen können, was er nicht über seine Absichten selbst offenbart hat.
Gruß
Werner
