Freut mich, wenn ich dir helfen konnte. Und sorry, dass ich dir mit meiner Untertellung Unrecht getan habe. Um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen, bekommst du noch ein paar Infos hinterher 
Wie du vielleicht festgestellt hast, ist der Anarchismus keine einheitliche Strömung, sondern ein Sammlungsbegriff für ganz unterschiedliche Theorien. Es gibt die „Klassiker“ (Proudhon, Bakunin, Kropotkin, Landauer, Goldmann, Rocker u.a.) und Theorien und Praktiken, die sich im Kontext von historischen Veränderungen auf anarchistischen Ideen beruhend entwickelt haben (Russische Revolution, Mexikanische Revolution, Müncher Räterepublik, Spanische Revolulution, etc.). Auch heutzutage ist die anarchistische Szene keinesfalls einheitlich, aber genau das ist auch ihre Stärke (sie würde ihrem eigenen Anspruch anderenfalls auch widersprechen).
Um sich selbst als Anarchist zu bezeichnen, braucht man all das jedoch nicht zu wissen - die Ablehnung von Herrschaft als Ordnungsprinzip ist ausreichend. Es ist lediglich als Inspirationsquelle ganz hilfreich, sich den historischen Kontext von Herrschaft zu vergegenwärtigen (aus der Genese heraus lässt sich vieles besser verstehen als wenn man nur den aktuellen Zustand betrachtet).
Am Ende habe ich noch ein Zitat und ein paar Buchtipps für dich, falls dich das Thema weiter interessiert:
„Die Herausarbeitung von Alternativen zu Staat, Kapital, Warengesellschafung und der daraus resultierenden Entfremdung ist positive Utopie. Es ist die antwort auf die irrationalen Verhältnisse, die die Menschen abstumpfen, verzweifelnd in Angst um ihrer Existenz versetzen lassen: Die Menschen leben mehr und mehr in Unsicherheit um ihre soziale Existenz; sie sind verunsichert durch die Widersprüche ihres manipulierten Alltags; die Zuschüttung ihrer wirklichen Bedürfnisse und der Ersetzung durch Pseudobedürfnisse sind Elemente ihrer Abrichtung als Ware in der kapitalistischen Warengesellschaft. Die Erduldung dieser Verhältnisse ist ein Fixpunkt der Entfremdung.“ (aus: Anarchismus: Eine Einführung - siehe: http://www.theorie.org/titel/590_anarchismus_2_aufl)
Darüber hinaus kann ich folgende Bücher empfehlen:
* Arno Maierbrugger: „Fesseln brechen nicht von selbst.“ Die Presse der Anarchisten 1890-1933 anhand ausgewählter Beispiele, Grafenau-Döffingen 1991.
* Jürgen Mümken: Freiheit, Individualität und Subjektivität. Staat und Subjekt in der Postmoderne aus anarchistischer Perspektive, Frankfurt a. M. 2003.
Lass doch mal hören, wie das alles auf dich wirkt. Verstehst du, was gemeint ist, wenn beispielsweise von der „Entfremdung von Bedürfnissen“ die Rede ist? Siehst du dich selbst der herrschaftlichen Abrichtung ausgesetzt?