Hallo, Yer,
lieber karl,
du schreibst sehr allgemein und es ist schwierig da jetzt
konkret zu antworten.
Ich habe mich deshalb so allgeimein ausgedrückt,weil ich auf die Schnelle nicht wußte, wie ich meine Empfindungen bezüglich dieses Problems in Worte fassen sollte.
Der Kern des Problems (falls es eines ist):
Warum finden wir gut, was wir gut finden? Wie sind wir darauf gekommen? Warum wollen wir das erreichen, was wir erreichen wollen? Wie haben wir die Entscheidung getroffen, das oder jenes erreichen zu wollen? Das sind Fragen, die man sich im Alltag in aller Regel nicht stellt. Man will einfach etwas bestimmtes und andere Dinge will man eben nicht. Basta.
Wenn man aber im Rahmen eines psychologischen Experiments mal weiter hinterfragen würde „Was sind die Ursachen für meine Wünsche und Ziele?“ dann wird die Sache gleich ziemlich kompliziert.
Es ist doch letztlich eine Frage der subjektiven Bewertung, was wir wollen und was nicht, was wir gut finden und was nicht, welche Partei wir wählen und welche nicht. Diese subjektiven Bewertungen sind ja im Prinzip nichts anderes als das ständige Abwägen von Vor- und Nachteilen im Rahmen unseres „inneren Dialogs“ und am Ende entscheiden wir uns dann für etwas.
Diesem Entscheidungsprozess liegen jedoch viele Annahmen zugrunde, die völlig ungesichert sind.
Beispiel: Mein Onkel war 30 Jahre lang begeisterter Opel-Fahrer. Er hat auf Opel geschworen. Eines Tages musste sein Opel zur Inspektion. Die Werkstatt hatte als Leihwagen keinen Opel zur Verfügung und gab meinem Onkel statt dessen für 2 Tage einen alten BMW Diesel (518 er) mit nachhause. Seither wollte mein Onkel nur noch BMW fahren.
Was bedeutet dieses Beispiel? Mein Onkel war lange Zeit lediglich aufgrund falscher Annahmen von Opel überzeugt, d. h. weil er es nicht besser wusste. In diesem Fall wurde der „Irrtum“ durch einen Zufall aufgedeckt. Unter anderen Umständen wäre mein Onkel bis zu seinem Lebensende begeisterter Opelfahrer geblieben.
Das war jetzt nur ein kleines und unbedeutendes Beispiel, aber wir treffen im Leben 1000te Entscheidungen darüber, was wir wollen, wer wir sein wollen, welches Image wir haben wollen, letztlich welches Weltbild wir uns aneignen.
Das Risiko hier falsche Entscheidungen aufgrund falscher Annahmen zu treffen, ist angesichts der Komplexität des Lebens gigantisch groß. Ich würde sogar soweit gehen, dass es purer Zufall wäre, wenn unsere Annahmen zutreffend wären.
Vor allem wollen wir oft auch Dinge, von denen wir glauben, dass sie andere gut finden oder dass auch viele andere sie wollen. Verifizierbar sind diese Annahmen aber kaum. Wir können viel sagen über unser Selbstbild, auch über die vermutete Wahrnehmung unserer Person durch andere, aber wir können praktisch nichts sagen über die tatsächliche Wahrnehumung unserer Person durch andere. Leider, denn entscheidend ist ja nicht, wie wir glauben von anderen gesehen zu werden, sondern wie wir tatsächlich von anderen gesehen werden.
Warum gibt es z. B. viel mehr Fans des FC Bayern, als Fans des 1. FC Nürnberg? Weil es sehr komfortabel erscheint, Bayern-Fan zu sein. Man zieht scheinbar viel Nutzen daraus, z. B. Sozialprestige, Respekt, Beachtung, etc. Man hat vielleicht das Gefühl, selbst auch erfolgreich, geliebt und begehrt zu sein. Dies ist objektiv sicher nicht zutreffend, aber das spielt trotzdem keine Rolle.
Oder warum leisten sich Menschen sündhaft teure Markenkleidung, Luxusuhren oder Luxusautos? Ganz klar, weil es ihnen offenbar gefällt. Man könnte das auch einfach so stehenlassen. Punkt. Ich finde aber die Untersuchung interessant, weshalb ihnen diese Dinge möglicherweise gefallen!!! Steckt dahinter vielleicht oft der Wunsch, bzw. das Streben nach Anerkennung und Liebe? Angenommen, dem wäre so: Ist diese Annahme dann zutreffend oder nicht? Falls nein, könnten sich diese Menschen ihr Geld für all diese teure Sachen sparen. Wie findet man aber heraus, ob diese Annahme zutreffend ist oder nicht?
Interessant ist doch, dass viele Menschen sich nur aufgrund der Annahme sie würden dadurch Anerkennung ergattern, sich teure Markenprodukte leisten und nicht aufgrund der gesicherten Erkenntnis, dass sich dies auch tatsächlich so verhält.
So jetzt habe ich versucht, mein Problemchen etwas ausführlicher darzustellen. Hoffentlich habe ich Dich damit nicht erschlagen.
LG Karl