Wozu Kindertaufe?

Hallo Dusan,

Mich haben aber nicht so sehr deine sexuellen Vorlieben
interessiert als vielmehr der Umstand, daß ein 8-jähriger das
Gefühl der Vergewaltigung erleidet.

Über meine sexuellen Vorlieben habe ich mich hier ja gar ncht ausgelassen. Das sieht anders aus. Wenn dich das auch noch interessiert kannst du die aktuell im Brett „Lust und Liebe” im Thread „Hostien oder Sperma ein »Schluckvergleich«” nachlesen. /t/hostien-oder-sperma-ein-schluckvergleich/4616011/13

Ich hätte mir da eine extreme Kraft dahinter vorgestellt, was
ich aber aus deiner Antwort nicht herauslesen kann.

Was ich mit meinem Beitrag darlegen wollte, war, dass meine Eltern selbst nur Opfer gesellschaftlicher Zwänge waren, als sie mich dieser Vergewaltigung aussetzten. Das habe ich wahrscheinlich bereits als Achtjähriger ein Stück weit verstanden und damals auch nicht besonders dagegen rebelliert. Viele andere Gleichaltrige erlitten ja auch das gleiche Schicksal!

Eine solche Missachtung habe ich 12 Jahre später auf sexueller Ebene wieder erlebt, als mein Vater zwei Jahre Pause brauchte, bevor er die Konfrontation mit seinen eigenen verdrängten homosexuellen Anteilen in meiner Person aushalten konnte.

Ich selbst bin auch in einem kath. Elternhaus aufgewachsen, am
Land, inmitten anderer Katholen. Kirchenbesuche waren ein
notwendiges Übel, die Religionsunterichtsstunden aber durchaus
nicht uninterressant. David gegen Goliath in den 70ern war wie
heute Alien vs. Predator.
Niemals wäre ich in diesem Alter auf die Idee gekommen, daß es
vielleicht keinen Gott geben könnte, seine Existenz war ganz
natürlich und wurde nicht in Frage gestellt.

Die Möglichkeit der Nicht-Existenz eines Gottes habe ich spätestens im Alter von fünf erwogen, als der Schwindel mit dem Nikolaus und dem Christkind aufflog!

Mittlerweile bin
ich Atheist, bin aber trotzdem froh den Religionsunterricht
usw. besucht zu haben, weil ich dadurch unsere großteils
christliche Kultur besser verstehe.

Klar, vieles könnte man wohl in unserer Kultur nicht einordnen, wenn man keinen religionskundlichen Unterricht erhielte (man denke allein an den gigantischen Sprichwortschatz!). Nur sollten in einem solchen Unterricht Glaubensinhalte nicht so vermittelt werden, als ob es sich um Tatsachen handelte, vielmehr sollte dort immer das kritische Hinterfragen von Weltanschauungen gefördert werden.

Bei mir hat das Aufbegehren dagegen, dass weltanschauliche Neutralität in der Schule nicht gegeben war, auch erst recht meinen Trotz angestachelt. Deshalb habe ich ja dann auch im Alter von ca. 15 Jahren zumindest das Alte Testament mal von vorne bis hinten durchgelesen, um es Religionsunterricht mit all seinen Widersprüchlichkeiten auseinandernehmen zu können! Mit 16 habe ich ja dann auch trotz einer Eins, die ich im Reli-Unterricht immer bekam, denselben quittiert.

Besonders beliebt waren Kirchenbesuche bei uns nie, das waren
aber andere Aktivitäten teilweise auch nicht. Das aber eine®
von uns die Kommunion mit wie einem von dir beschriebenen
Gefühl empfunden hätte, könnte ich nicht sagen. Da waren mir
Begräbnisse ein wesentlich größeres Greuel. Rückblickend
glaube ich auch nicht, daß ich mit 8 Jahren das Gefühl der
Vergewaltigung empfinden hätte können.

Deswegen hatte ich die Vermutung, daß dein Empfinden
vielleicht eher eine Projektion ist. Deshalb auch meine Frage.

Nun, man hat vielleicht nicht mehr so genaue eigene Erinnerungen an jene Zeit als Acht- bis Neunjähriger, aber meine Eltern und selbst meine jetzt 100-jährige Großmutter können sich erinnern, dass ich auch, als man mich mit den zu erwartenden Kommunionsgeschenken zu bestechen versuchte, immer noch nicht zur Kommunion gehen wollte. (anders als meine Schwestern, die dann einknickten oder von vornherein auf die Geschenke scharf waren)

Bei mir hieß es halt lapidar: Du gehst aber trotzdem hin!
Die moralische Stärke, die ganze Veranstaltung durch gezielte Störung zu sabotieren oder zumindest die Geschenke aus diesem Anlass auszuschlagen, besaß ich damals allerdings noch nicht.

Das wäre von einem Achtjährigen auch ein bisschen viel verlangt.

Gruß Gernot

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