Zimmerkennel wo der Hund sich nicht verletzen kann

Hallo,
unsere Aussie-Hündin hat panische Angst vor Gewitter. Leider gibt sie sich nicht damit zufrieden, sich irgendwo zu verkriechen, sondern sie sucht innerhalb 10 Minuten 20 verschiedene Plätze auf, wobei sie sich durch alles hindurchbuddelt, wühlt, kratzt, und dabei alles kaputt macht. Besonders nachts ist das schlimm. Manchmal hängt ein Gewitter die halbe Nacht in der Gegend, und keiner kann schlafen, weil der Hund überall herum scheppert und rumort und keine Ruhe gibt. Es soll hier aber nicht um Tips rund um Gewitterangst gehen, da haben wir schon so ziemlich alles durch (außer Beruhigungsmittel). Ich möchte sie nachts in einer möglichst großen Box unterbringen, zum einen, damit sie sich nicht selber so aufzieht durch das dauernde Rumrennen, zum Anderen auch, damit wir schlafen können und sie nicht alles kaputt macht.

Das Problem ist, dass sie ja auch in der Box wie eine Wilde kratzt. Eine Nylonbox kommt daher nicht in Frage (ist schon vernichtet). Nun habe ich aber etwas Angst, dass sie sich beim Kratzen an einem Gitter verletzen könnte (mit den Krallen vielleicht hängen bleibt). Daher meine Frage: Gibt es Boxen, die irgendwie so gelöst sind, dass das nicht passieren kann? Sie sollte allerdings auch transportierbar sein.

Danke,
Julia

Guten Morgen,

Flugboxen sind ja komplett aus Kunststoff, bis auf die Tür. Das sind kleine Kästchen. Aber ich denke, Hunde die fliegen, kratzen sicher auch öfter und diese Dinger sind Sturm erprobt.

Gewöhn die Hündin zunächst bei offener Tür an das Teil und lass sie positive Dinge (füttern, Leckerchen, Spielzeug) damit verknüpfen.

Dann würde ich sie ab und an mal für kurze Zeit ganz drin lassen.
Notfalls vorne über die Tür noch eine Decke drüber…Nur bitte bei Hitze drauf achten, dass es keinen Hitzestau in dem Teil gibt.

Vor allem bei Gewitter keine besondere Ansprache für sie brauchen, das muss ganz normal sein…

Alles Gute
Margit

Hallo Julia,

ich halte es für tierschutzrelevant, einen Hund eine ganze Nacht lang in einer Box unterzubringen, die er nicht verlassen kann. Bis zu vier Stunden sind dann okay, wenn die Box so groß ist, dass der Hund problemlos aufstehen und sich darin umdrehen kann.

Selbst in einem kleinen Raum, wie dem Badezimmer, stehen Hunde immer wieder auf, um ihre Liegeposition zu verändern. Dazu müssen sie ein paar Schritte gehen können. Ein Hund, der in einer Box eingesperrt ist, kann das nicht.

Dass sich der Hund beim Kratzen an Wänden und Gittern Krallen abreißen kann, ist sicher. Ich habe solche Verletzungen auf Hundesportveranstaltungen oft gesehen. Die Gitter von Flugboxen sind so konstruiert, dass der Hund niemanden verletzen kann. Mit den Krallen hängenbleiben kann er durchaus.

Die Wahrscheinlichkeit, dass der Hund die Box nicht als sicheren Ort begreifen, sondern sie fürchten wird, ist in der gegebenen Situation hoch. Selbst wenn der Hund positiv an die Box gewöhnt wurde, wird er sie in seiner Panik als Ort erleben, den er nicht verlassen kann. Seine Panik wird sich nicht verringern. Irgendwann wird er vermutlich aber resignieren, weil er lernt, dass er nicht entkommen kann. Damit wäre der gewünschte Zweck wohl erfüllt.

Meine Idee: Ein Verhaltenstraining, das durch die Gabe von Betablockern unterstützt wird. Ich habe vor einigen Jahren bei Hunden mit extremen Angst- und Panikzuständen gute Erfahrungen damit gemacht. Die Betablocker können bewirken, dass die körperliche Stressreaktion des Hundes so weit gesenkt wird, dass er ansprechbar und damit lernfähig bleibt. Im Gegensatz zu Beruhigungsmitteln wird der Hund nicht sediert.

Entscheidend ist aber natürlich, die Medikamentengabe mit einem Verhaltenstraining zu begleiten. Die Betablocker allein bewirken keine dauerhafte Verbesserung des Verhaltens. Vielleicht kannst du das mal mit dem Tierarzt deines Vertrauens besprechen.

Schöne Grüße
Jule

Hallo Julia,

Margit hat dir ja schon die Flugzeugbox empfohlen, das war auch meine Idee.

Vor allem da die ja rundum (bis auf die Tür) zu sind, hat sie da einen höhlenähnlichen Schutzraum. Noch paar Decken rein und gut.

Wir haben einen Metallkennel, der Boden ist eine Wanne aus Metall -da kann sich definitiv keiner durchbuddeln. :smile:

Aber natürlich ist er sonst aus Metallstäben, da müßte man dann eine Decke o.ä. drüberlegen, dass es Höhlenchrarakter bekommt.
Zum Schutz an den Seiten könnte ich mir so ein Nestchen fürs Babybett vorstellen -ist dann auch weich wenn sie sich in die Ecke kauert.

Prinzipiell aber würde ich auch eher zur Flugzeugbox tendieren.

Gruß

P.S: selbstverständlich offene Tür! Nicht einsperren!

P.P.S: auch wenn ihr schon viel probiert habt, würde ich doch schauen ob es nicht ein Verhaltenstraining gibt.
Es ist schrecklich für den Hund solche Angst zu haben -die Box ist vielleicht eine Hilfe für ihn als Rückzugsort, aber die Angst nimmt sie trotzdem nicht.

Hallo

Vor allem da die ja rundum (bis auf die Tür) zu sind, hat sie da einen höhlenähnlichen Schutzraum.

Ein kleiner Raum, aus dem man nicht rauskann, aber jeder reinkann, wird der denn als Schutzraum empfunden? Dann müsste ich mich ja auch geborgen fühlen, wenn mich einer in der Besenkammer einsperrt. Es wäre aber das Gegenteil der Fall.

P.S: selbstverständlich offene Tür! Nicht einsperren!

Ach so, dann schon!

P.P.S: auch wenn ihr schon viel probiert habt, würde ich doch schauen ob es nicht ein Verhaltenstraining gibt.

Wenn da so viel durchprobiert wurde, denke ich immer, dass da möglicherweise das Tier gar nicht mehr weiß, woran es ist, wenn dann immer neue Verhaltensweisen in seinem Rudel auftauchen. Von *alles durchprobieren* halte ich eigentlich nicht sehr viel.

Ich finde den Vorschlag von Jule sehr gut.

Viele Grüße

Von *alles durchprobieren* halte ich eigentlich
nicht sehr viel.

Ich finde den Vorschlag von Jule sehr gut.

Zum Schmunzeln find ich das ja schon. Alles durchprobieren (wobei du keine Ahnung hast, was damit gemeint ist), davon hältst du nichts, aber kaum kommt ein Vorschlag für ein (möglicherweise schon wieder neues) Verhaltenstraining, findest du das gut :wink:
(Bitte nicht persönlich nehmen, ich musste einfach grinsen).

Hallo Jule,

ich sehe das mit der Box anders als du. Das liegt daran, dass ich beruflich mit psychotherapeutischer Behandlung von Menschen zu tun habe.

Ähnliche Ängste beim Menschen werden verhaltenstherapeutisch u.a. so behandelt, dass der Betroffene dem Reiz ausgesetzt wird, und zwar auf eine Weise, wo er nicht weg kann und begleitend mit Maßnahmen, die dazu führen, dass er körperlich so ruhig wie möglich bleibt. Denn das „sich in die Panik reinsteigern“ findet u.a. körperlich statt. Und das Pendant zu ruhigen Atemübungen für einen Menschen sehe ich beim Hund darin, ihn zu nötigen, sich körperlich ruhig zu verhalten.

Mir ist zwar bewusst, dass es für den Hund insofern anders ist, dass er es nicht versteht und sich dem nicht freiwillig aussetzt. Aus der Erfahrung kenne ich aber auch den Unterschied, wie lange die Panik anhält, wenn der Hund in einer Box ist, und wenn er die Freiheit hat zu gehen wohin er will. Im ersten Fall lässt die Panik irgendwann deutlich nach, vor allem ist auch DANACH deutlich schneller wieder Ruhe eingekehrt (Gewitter vorbei, Hund aus der Box wieder raus, Hund halbwegs entspannt).

Wohingegen aus einem Abend, wo der Hund panisch durchs Haus rennt und sich überall hinten rein buddelt (und zwar idealerweise so, dass er sich keinen Millimeter mehr rühren kann), schon mal drei Tage werden können, die der Hund danach im Stress verbringt (hängender Schwanz, panischer Blick, ständiges Lauschen).

Auch aus meinen Erfahrungen mit Menschen kommen Betablocker für mich nicht in Frage. Die Nebenwirkungen können bis hin zu Depressionen reichen. Nein Danke. Ich habe einmal den Fehler gemacht, unserem alten allergischen Hund ein vom Tierarzt empfohlenes Medikament zu geben, das ihn seelisch völlig kirre gemacht hat. Das tut mir heute noch leid. Und glaub mir, ich habe relativ häufig mit Menschen zu tun, die durch Betablocker depressiv geworden sind. Das ist kein harmloses Medikament, und in meinen Augen wäre die Gabe von so einem Hammer durch nichts gerechtfertigt. Ich selber würde tausendmal lieber in einer bequemen und luftigen Besenkammer schlafen als Betablocker verabreicht zu bekommen.

Da glaube ich nach wie vor, dass es dem Hund besser geht, wenn er in einer Box ist, die natürlich so groß wie möglich sein muss, ein bequemes Lager hat und gut belüftet ist.

Die Vorschläge, die Box offen zu lassen, zeigen nur, wie wenig Ahnung von der Situation (logischerweise) da ist. Mein Hund würde für 10 Sekunden in die Box gehen und dann für 10 Sekunden in den Keller hinter die Koffer, und dann für 10 Sekunden in der Brennholzkiste graben, usw. usw. Sie manövriert sich auch des öfteren in Lagen, wo sie definitiv selber nicht mehr raus kommt.

Ich wüsste nun aber gerne, was du konkret mit Verhaltenstraining meinst. Bisher mache ich es so, wenn sie bei mir im Zimmer ist, dass ich sie sich hinlegen lasse, wenn sie panisch wird (immer wieder), weil das noch den meisten Erfolg bringt. Oder sie ist grade irgendwo im Haus und ich lass sie machen. Aber sie findet noch in jedem Zimmer irgendein Loch zum verkriechen, und ist da schneller drin als ich sie daran hindern kann.

Schade nur, dass es offenbar keine Boxen gibt, die einerseits stabil sind und andererseits keine Gefahr für die Krallen darstellen. Deshalb hatte ich hier gefragt, und da werde ich noch weiter suchen.
Danke,
Julia

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Hallo Julia,

ich denke, dass Du bei Deinem Hund weiterkommst, wenn Du ihn desensibilisierst und gegenkonditionierst:
http://www.hundund.de/hucom/hundewissen/systematisch…
http://www.wolfacademy.de/angst/desensibilisierung.html

Auf die Konfrontationsschiene zu gehen würde ich beim Hund nicht ohne fachmännische Hilfe machen:
http://home.arcor.de/suchhunde/Schuss.htm

Ist bei Deinem Hund schonmal die Schilddrüse gecheckt worden? Das könnte man sicherheitshalber vielleicht abklären, evtl wird das Verhalten durch eine (subklinische) Schilddrüsenunterfunktion verstärkt/ausgelöst.

Gruß
M.

Hallo Maja,

vielen Dank für deine Ideen. Leider ist das nicht praktikabel, bzw. habe ich es schon versucht und würde es jederzeit sofort nochmal versuchen, wenn ich mir was davon versprechen würde (ich habe auch unsere Hundeschule angesprochen, wo die Trainerin wirklich sehr kompetent ist (bitte darüber jetzt keine Diskussionen, ich kenne die Unterschiede zwischen guten und schlechten Hundeschulen wirklich) und sie sagte mir auch, dass sie mir supergern helfen würde, aber in dieser Hinsicht keinen Rat weiß.

Alles was man trainieren kann, klappt mit meinem Hund super. Aber Gewitter kannst du nicht desensibilisieren, denn Gewitter vom Tonband bringt es absolut nicht. Mein Hund durchschaut sofort, dass es nicht echt ist. Und die Atmosphäre, das Schwüle, Drückende, der zugezogene Himmel, der Regen usw., das kann ich alles nicht desensibilisieren. Ich kann auch nicht stunden- oder tagelang meinen Hund bespielen, weil es in der Ferne den ganzen Tag grummelt (und es bringt erfahrungsgemäß eh nichts).

Also wenn es irgendwas gäbe, womit man ein Gewitter authentisch nachspielen könnte, um es systematisch desensibilisieren zu können, das würde ich sofort machen.

Ach ja, das mit der Schilddrüse, vielen Dank für die Erinnerung, das hat die Trainerin auch gesagt und es ist in Vergessenheit geraten, das werde ich auf jeden Fall noch machen.

LG,
Julia

…ich habe inzwischen etwas gefunden, was meinen Vorstellungen weitgehend entspricht: http://www.zooplus.de/shop/hunde/hundetransportbox/h…
Hier hoffe ich, dass die Gefahr, dass sich mein Hund die Krallen abreißt, so gering wie möglich und der Platz so groß wie möglich ist. Und dann kann ich nur noch hoffen, dass die Gewitternächte nicht allzu häufig sind.
Danke,
Julia

Hallo Julia,

Alles was man trainieren kann, klappt mit meinem Hund super.
Aber Gewitter kannst du nicht desensibilisieren, denn Gewitter
vom Tonband bringt es absolut nicht. Mein Hund durchschaut
sofort, dass es nicht echt ist. Und die Atmosphäre, das
Schwüle, Drückende, der zugezogene Himmel, der Regen usw., das
kann ich alles nicht desensibilisieren. Ich kann auch nicht
stunden- oder tagelang meinen Hund bespielen, weil es in der
Ferne den ganzen Tag grummelt (und es bringt erfahrungsgemäß
eh nichts).

Dann ist aber auch die Konfrontationsmethode -das Einsperren in der Box ist ja prinzipiell nichts Anderes, weil der Hund aushaleten muss- auch nicht das Gelbe vom Ei, weil man das dann auch zu selten machen kann.

Ist die Panik wirklich in Kombination Lärm/Tageslicht/Luftfeuchtigkeit/Luftdruck…? Dann hätte sie ihre Angststörung vermutlich bereits ausgeweitet.
Sonst könnte ja ein Helfer die Geräusche selbst machen, ich finde, das hört sich schon beeindruckend an:
http://www.musikerchat.de/service/tonarchiv/mp3_soun…
http://www.instrumentamusicae.de/schlaginstrumente/s…

Was passiert denn, wenn der Hund nichts hört?
http://www.amazon.de/MuttMuffs-Geh%C3%B6rschutz-Tran…

Also wenn es irgendwas gäbe, womit man ein Gewitter
authentisch nachspielen könnte, um es systematisch
desensibilisieren zu können, das würde ich sofort machen.

Ich würde mich vielleicht nochmal umhorchen was es noch für Mittel gibt, die beruhigend wirken, nicht alle sind gleich die Superhammer, zB Pheromone:
http://tiershop.de/hunde_top_100_adaptil_ehemals_d_a…
Melatonin:
http://www.hunde.com/forum/d37896.html

Gruß
M.

Panikreaktionen
Hallo Julia,

wir sind uns durchaus darin einig, dass die Beschränkung von Raum Sicherheit zu geben vermag. Das ist auch bei Hunden grundsätzlich erfolgreich und empfiehlt sich beispielsweise dann, wenn Hunde beim Alleinsein in der Wohnung randalieren.

Denn das „sich in die Panik reinsteigern“ findet u.a. körperlich statt. Und das Pendant zu ruhigen Atemübungen für einen Menschen sehe ich beim Hund darin, ihn zu nötigen, sich körperlich ruhig zu verhalten.

Auch das funktioniert grundsätzlich beim Hund. Panik entsteht, wie du weißt, über die Aktivierung von sympathischem und parasympathischen Nervensystem. Auch bei Hunden gibt es unterschiedliche Typen, die entweder stärker zu einer sympathischen oder zu einer parasympathischen Reaktion neigen. Im letzteren Fall reagiert der Hund eher mit Erstarren, in ersteren entwickelt er Fluchtverhalten.

Da Hunden bestimmte kognitive Fähigkeiten fehlen, ist bei ihnen eine systematische Desensiblisierung meist weniger erfolgreich als ein Flooding. Insofern ist die Idee mit der Box ganz richtig. Allerdings gibt es mehrere Probleme.

Erstens: Flooding ist dann am ehesten erfolgreich, wenn der Hund über einen Zeitraum von mindestens einigen Tagen immer wieder dem auslösenden Reiz ausgesetzt werden kann. Das Gehirn lernt, dass die Situation überlebt wird und kann eine Neubewertung vornehmen. Das ist bei Gewittern eher schwierig zu bewerkstelligen. Sobald einige Tage zwischen den Gewittern liegen, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass das Flooding zu einem dauerhaften Erfolg führt.

Hinzu kommt, dass beim Hund - im Unterschied zum Menschen - die Großhirnrinde weniger gut entwickelt ist und deshalb die Kommunikation mit den restlichen Hirnregionen schlechter funktioniert. Die Großhirnrinde ist es aber, die Bewertungen von Situationen vornimmt. Beim Hund dominiert das limbische System, das für seine Wahrnehmung der Welt verantwortlich ist. Die Aussichten auf einen dauerhaften LERN-Erfolg sind also eher gering.

Im ersten Fall lässt die Panik irgendwann deutlich nach, vor allem ist auch DANACH deutlich schneller wieder Ruhe eingekehrt (Gewitter vorbei, Hund aus der Box wieder raus, Hund halbwegs entspannt).

Das hängt damit zusammen, dass der Hund in der Box nur diesen Ort als gefährlich einstuft, während er im anderen Fall jeden Ort, an dem er sich aufgehalten hat, als gefährlich bewertet. Insofern dient die Box schlicht und ergreifend dazu, als „Ort des Schreckens“ eingestuft zu werden, während die Welt außerhalb sicherer Grund ist.

Auch aus meinen Erfahrungen mit Menschen kommen Betablocker für mich nicht in Frage.

Damit schränkst du nach meiner Einschätzung ein erfolgreiches Verhaltenstraining sehr ein. Bei einem Hund wie deinem, der zum Fluchttyp gehört, wäre die Blockierung der Beta-Rezeptoren genau das, was ihm helfen könnte, körperlich ausreichend ruhig zu bleiben, um lernfähig zu sein.

Ich selber würde tausendmal lieber in einer bequemen und luftigen Besenkammer schlafen als Betablocker verabreicht zu bekommen.

Hier verlässt du deine ansonsten eher wissenschaftliche Betrachtungsweise und vermenschlichst den Hund :smile:. Anzumerken ist noch, dass die Medikamentierung ausschließlich situativ erfolgt.

Bisher mache ich es so, wenn sie bei mir im Zimmer ist, dass ich sie sich hinlegen lasse, wenn sie panisch wird (immer wieder), weil das noch den meisten Erfolg bringt.

Das „immer wieder“ hängt damit zusammen, dass die körperliche Stressreaktion einfach zu groß ist, um liegenzubleiben. Der ganze Hund ist auf „FLUCHT“ ausgerichtet und kann schlicht und ergreifend nicht liegenbleiben. Womit wir wieder bei den Betablockern wären :smile:. Mit deiner Methoden hättest du viel höhere Aussichten auf Erfolg, wenn der Hund in diesem Moment auch lernfähig wäre.

Dass er bislang irgendwann trotzdem ruhiger wird, hängt damit zusammen, dass bereits einige Minuten nachdem das sympathische Nervensystem seine maximale Erregung erreicht hat, eine Gewöhnung an den Stressor verhindert, dass dieses überbeansprucht wird. Dass es schneller geht, hat lediglich damit zu tun, dass die maximale Aktivierung durch die Unterbindung der Fluchtreaktion schneller erreicht wird, als wenn er weglaufen kann.

Letzten Endes ist es auch das, was in der Box passiert: Die körperliche Reaktion beruhigt sich wieder.

Womit ich bei einem anderen Punkt wäre: Wenn der Hund nach der Beruhigung in der Box bleibt, kann es passieren, dass er in nicht allzuferner Zukunft die BOX als Auslöser für den Stress bewertet. Dann wäre damit zu rechnen, dass der Hund auch nach Ende des Gewitters in der Box weitere Panikattacken bekommt. In der Folge wäre sogar eine Generalisierung dahingehend denkbar, dass der Hund bereits beim ANBLICK der Box in Panik gerät.

Schöne Grüße
Jule

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Hallo Jule,

danke für deine Ausführungen.

Auch das funktioniert grundsätzlich beim Hund. Panik entsteht,

Erstens: Flooding ist dann am ehesten erfolgreich, wenn der
Hund über einen Zeitraum von mindestens einigen Tagen immer
wieder dem auslösenden Reiz ausgesetzt werden kann.

Das haben wir hier im Allgäu im Sommer durchaus wochenweise täglich…

Das hängt damit zusammen, dass der Hund in der Box nur diesen
Ort als gefährlich einstuft, während er im anderen Fall jeden
Ort, an dem er sich aufgehalten hat, als gefährlich bewertet.
Insofern dient die Box schlicht und ergreifend dazu, als „Ort
des Schreckens“ eingestuft zu werden, während die Welt
außerhalb sicherer Grund ist.

Wenn das so wäre, dass sie dadurch im Haus außerhalb der Box keine Angst mehr hat, wäre ja tatsächlich sehr viel gewonnen.

Verhaltenstraining sehr ein. Bei einem Hund wie deinem, der
zum Fluchttyp gehört, wäre die Blockierung der Beta-Rezeptoren
genau das, was ihm helfen könnte, körperlich ausreichend ruhig
zu bleiben, um lernfähig zu sein.

Vielleicht kannst du mir den Zusammenhang zu „besser lernen“ noch erklären? Noch überzeugt es mich nicht, was es bringen soll und was genau unter der Gabe der Betablocker passieren soll.

Ich selber würde tausendmal lieber in einer bequemen und luftigen Besenkammer schlafen als Betablocker verabreicht zu bekommen.

Hier verlässt du deine ansonsten eher wissenschaftliche
Betrachtungsweise und vermenschlichst den Hund :smile:

Im Thread wurde die Besenkammer erwähnt, darum bin ich drauf eingegangen.

Dass er bislang irgendwann trotzdem ruhiger wird, hängt damit
zusammen, dass bereits einige Minuten nachdem das sympathische
Nervensystem seine maximale Erregung erreicht hat, eine
Gewöhnung an den Stressor verhindert, dass dieses
überbeansprucht wird. Dass es schneller geht, hat lediglich
damit zu tun, dass die maximale Aktivierung durch die
Unterbindung der Fluchtreaktion schneller erreicht wird, als
wenn er weglaufen kann.

Die Gewöhnung an den Stressor wäre ja ideal.

Womit ich bei einem anderen Punkt wäre: Wenn der Hund nach der
Beruhigung in der Box bleibt, kann es passieren, dass er in
nicht allzuferner Zukunft die BOX als Auslöser für den Stress
bewertet. Dann wäre damit zu rechnen, dass der Hund auch nach
Ende des Gewitters in der Box weitere Panikattacken bekommt.
In der Folge wäre sogar eine Generalisierung dahingehend
denkbar, dass der Hund bereits beim ANBLICK der Box in Panik
gerät.

Ich verstehe, was du meinst, aber ich glaube, das kriegen wir in den Griff (im Gegensatz zum Gewitter kann man mit einer Box ja gut trainieren).

Danke,
Julia

Hallo,

Ist die Panik wirklich in Kombination
Lärm/Tageslicht/Luftfeuchtigkeit/Luftdruck…? Dann hätte sie
ihre Angststörung vermutlich bereits ausgeweitet.

Ja, das ist richtig, das hat sie.

Was passiert denn, wenn der Hund nichts hört?
http://www.amazon.de/MuttMuffs-Geh%C3%B6rschutz-Tran…

Diese Dinger hab ich mir auch schon angeschaut. Ich glaube nicht, dass sie sie über Nacht auf lassen würde. Und ich mag mir nicht vorstellen, was passiert, wenn sie beim sich hinter-die-Koffer-zwängen mit den Dingern hängen bleibt!

Ich würde mich vielleicht nochmal umhorchen was es noch für
Mittel gibt, die beruhigend wirken, nicht alle sind gleich die
Superhammer, zB Pheromone:
http://tiershop.de/hunde_top_100_adaptil_ehemals_d_a…
Melatonin:
http://www.hunde.com/forum/d37896.html

Pheromone haben nichts gebracht, eine leichte Besserung habe ich mit Calm-Eze erzielt. Melatonin waere auch noch ein Idee.

Danke,
Julia

Hallo Julia,

Wenn das so wäre, dass sie dadurch im Haus außerhalb der Box keine Angst mehr hat, wäre ja tatsächlich sehr viel gewonnen.

Ganz so funktioniert das leider nicht :smile:. Es erklärt nur, warum der Hund nach einem Gewitter außerhalb der Box schneller zur Ruhe kommt, als wenn er die ganze Zeit draußen gewesen wäre.

Vielleicht kannst du mir den Zusammenhang zu „besser lernen“ noch erklären? Noch überzeugt es mich nicht, was es bringen soll und was genau unter der Gabe der Betablocker passieren soll.

Wie du selbst bereits gesagt hast, ist Panik eine körperliche Reaktion. Diese wird durch Hormonausschüttungen verursacht, entscheidender Bedeutung kommt dabei dem Adrenalin zu. Die Betarezeptoren (die am Herzen, in der Muskulatur der Blutgefäße und im Magen-Darm-Trakt vorkomme) dienen als Andockstellen für das Adrenalin. In dem Augenblick, wo das geschieht, beginnt die Stresswirkung im Körper. Indem Betablocker das Andocken des Adrenalins verhindern, wird die körperliche Stresssymptomatik ausgebremst.

Der Körper befindet sich nicht mehr in so starkem Maß im Alarmzustand, und der Hund reagiert dadurch weniger panisch. In der Folge bewirkt das häufig, dass der Hund ansprechbar bleibt und seine Umgebung bewusst wahrnimmt. Ein „Platz“ ist leichter zu halten, und der Hund registriert sozusagen bei „klarem Verstand“, dass die Situation nicht lebensbedrohlich ist.

Wir haben beispielsweise bei Hunden, die auf der Straße vor lauter Panik nur an der Leine hin- und hergesprungen sind, erreicht, dass sie ihre Aufmerksamkeit auf den Menschen richten und ihm folgen konnten. Vorher haben sie kaum registriert, dass am Ende der Leine überhaupt ein Mensch ist.

Selbstverständlich sind Betablocker kein Allheilmittel. Wenn der TA sein okay gibt, sind sie aber bei Hunden mit extremer Panik oft einen Versuch wert, eine Umkonditionierung zu ermöglichen.

Die Gewöhnung an den Stressor wäre ja ideal.

Die Gewöhnung an den Stressor passiert in JEDER Paniksituation automatisch. Sie ist überlebensnotwendig und schützt den Organismus vor Überlastung. Aus diesem Grund sind Panikattacken auch nicht lebensbedrohlich (auch wenn sie sich so anfühlen mögen). Und aus diesem Grund funktionieren auch Konfrontationstherapien: Die Situation muss so lange ausgehalten werden, bis die Gewöhnung erfolgt und die Reaktion abklingt.

Schöne Grüße
Jule

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Hallo Jule,

Der Körper befindet sich nicht mehr in so starkem Maß im
Alarmzustand, und der Hund reagiert dadurch weniger panisch.
In der Folge bewirkt das häufig, dass der Hund ansprechbar
bleibt und seine Umgebung bewusst wahrnimmt. Ein „Platz“ ist
leichter zu halten, und der Hund registriert sozusagen bei
„klarem Verstand“, dass die Situation nicht lebensbedrohlich
ist.

Wenn das so waere, wuerde das dafuer sprechen, dass allein dadurch der Hund auf Dauer lernen könnte, dass ein Gewitter nicht gefährlich ist. Das glaube ich aber nicht - und du hast ja selber auch gesagt, alleine ohne Verhaltenstraining bringt das nichts. Das ist für mich ein Widerspruch. Aber das ist vielleicht nicht so wichtig. Wichtiger ist, dass ich immer noch nicht weiß, was für ein Verhaltenstraining du denn nun meinst? Was genau sollte deiner Ansicht nach für ein Training stattfinden?

Viele Grüße,
Julia

Hallo Julia,

ich habe zwar jetzt nicht alles gelesen, aber ich wundere mich etwas, dass anscheinend niemand auf die Rasse eingegangen ist.

Ich habe hier einen Border-Collie - also etwas vergleichbar.

Er ist beileibe kein ängstlicher Typ, aber wenn er nachts nicht in seinen kleinen Flur weggesperrt wird (z.B. Tür zum Wohnzimmer wurde nicht richtig verschlossen), findet er schlicht keine Ruhe, fängt nachts an zu bellen oder ist morgens auch „nervös“.

In diesem abgeschlossenen Raum war er vom ersten Tag an. Dieser Raum bedeutet Ruhe und Reizarmut.

Gab es denn jemals einen solchen Raum für Deine Hündin, die nun einmal von der Rasse allein her Ruhezeiten benötigt?

Auch wenn der Flur klein ist, aber in eine Box könnte ich meinen BC nie sperren. Er geht abends auf seinen Platz, liegt aber morgens direkt vor der Tür - er muss sich in diesem Raum auch bewegen können.

Ich kopiere jetzt einfach nur mal einen Text hierein (Hervorhebungen von mir):

„Verhaltensprobleme und Auffälligkeiten nehmen mit zunehmender Popularität des Aussies weiter zu. Hier sind besonders zu nennen: Schnappen, übermäßige Ängstlichkeit und Geräuschempfindlichkeit , Trennungsangst, zerstörerisches Verhalten , Überstimulierung, Dauerstress oder Ersatzbeschäftigungen. Oft resultierend aus Unter- oder Überforderung, ungünstigen Hund-Halter-Kombinationen oder völliges Unverständnis gegenüber der Rasse.“ http://www.aussie.de/australian-shepherd/wesen-chara…

Bevor Du Deinen Hund in eine Box steckst, denk bitte auch noch einmal darüber nach - vielleicht findest Du dann auch den richtigen Ansatzpunkt für ein Verhaltenstraining.

Viele Grüße

Kathleen

Aussies
Hallo Kathleen,

wir haben schon seit 20 Jahren Aussies, also lange bevor sie leider Mode wurden - damals wurden sie in der damaligen „Hundeschule“ noch für Shelties gehalten. Du kannst davon ausgehen, dass ich mich viel mit der Rasse beschäftigt habe und durchaus weiß, was mein/e Hund/e rassetypisch brauchen.

Nach dem Verhaltenstraining habe ich gefragt, weil Jule so betont hat, die Betablocker müssten unbedingt damit kombiniert werden, sie hat aber nicht ausgeführt, was das konkret bedeuten soll.

Viele Grüße,

Julia

Hallo Julia,

Nach dem Verhaltenstraining habe ich gefragt, weil Jule so
betont hat, die Betablocker müssten unbedingt damit kombiniert
werden, sie hat aber nicht ausgeführt, was das konkret
bedeuten soll.

die Betablocker helfen, den Hund in einen trainingsfähigen Zustand zu bekommen, wenn die Situation anderweitig nicht aufzufangen ist (was bei Euch und mit Euren Erfahrungen ja der Fall zu sein scheint).

Ich finde, Jule war da schon sehr konkret.

Wenn mein Hund überdreht ist (was jetzt seltener vorkommt, da ich ihn vorher „abhole“), kann ich ihm x-Sachen sagen, die er im Normalzustand sehr wohl versteht, aber in dem Moment eben nicht. Dann fängt er an zu gähnen, sich zu kratzen, sein Bein zu heben, alles Gelernte mal eben „runterzuspulen“.

Mit einem Hund in so einem Zustand kannst Du nicht trainieren.

Entweder Du „holst ihn vor ab“, damit er sich nicht reinsteigert, oder aber Du nimmst Hilfsmittel, um ihn in eine trainingsfähige Lage zu bringen.

Viele Grüße

Kathleen

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Hallo Kathleen,

die Betablocker helfen, den Hund in einen trainingsfähigen
Zustand zu bekommen,

Ich finde, Jule war da schon sehr konkret.

Mit den theoretischen Erklärungen ja, aber nicht mit der Frage, was ist mit Verhaltenstraining eigentlich gemeint? Was genau soll ich denn trainieren? Hinlegen und das wars?

Julia