Na dann schauen wir doch mal. Wie du selbst sagst besteht das
Kriminalitätsproblem schon seit mehreren Jahren, offenbar ist
es im Laufe dieser Jahre aber nicht besser geworden. Statt
dessen zucken alle nur hilflos mit den Schultern.
…es ist sogar schlimmer geworden.
Vielleicht solltest du dir einfach weniger über Dinge den Kopf
zerbrechen von denen du offenbar keine Ahnung hast.
Ist das dein Lebensprinzip? Ist übrigens die beste
Voraussetzung dafür, dauerhaft von nichts eine Ahnung zu
haben.
Na ja, du könntest es ja erst mal damit versuchen Fakten zusammenzutragen, bevor du darüber nachdenkst… 
Sehr schön. Und wo sind dann die erfolgreich in die Praxis
umgesetzten Lösungskonzepte? Wo sind die Krimonologen und
Kriminalsoziologen, die an Schulen, in Jugendämtern, bei der
Beratung von gefährdeten Familien, in Jugendzentren etc.
arbeiten, um ihre dollten Erkenntnisse und Fähigkeiten für die
Prävention einzusetzen?
Was hat das eine mit dem anderen zu tun?
Aber Beispiele gibt es da natürlich, wenn auch leider noch niemand die eierlegende Wollmilchsau schaffen konnte:
http://de.wikipedia.org/wiki/Nulltoleranzstrategie
Nein, denn er hat damit eine Auseinandersetzung mit dem Thema
bewirkt und das ist höchst konstruktiv und sogar
anerkennenswert. Über die Art kann man natürlich streiten, den
Effekt aber nicht leugnen.
Welcher Effekt?
Der Effekt, dass das Thema diskutiert und medial präsentiert und aufgearbeitet wird - mal mehr, mal weniger gut.
Wo sind denn die Millionen Leser, die jetzteine Aufstockung des
ersonals an Jugendämtern, in der Familienberatung, bei :Jugendzentren, der Polizei usw. fordern?
Wo wäre da der signifikante Zusammenhang? Das wäre ein wünschenswertes Ergebnis, aber kein zwingendes.
Dein Problem scheint zu sein, dass du erwartest, dass alle Menschen genau so zu reagieren müssen, wie du es gerne hättest, dem ist aber nicht so.
Laut Sarrazin und seinen Fans ist das alles doch gar nicht
notwendig, dann die Probleme sind je „genetisch bedingt“. Und
an den Genen läßt sich bekanntlich nichts ändern.
Na dann hast du ja deine „Lösung“ gefunden, die du bei Stammtischbesuchen vertreten kannst: „Bringt ja alles eh nichts!“
Du musst allerdings entschuldigen, wenn ich auf dieser Ebene nicht mitdiskutieren werde.
Man kann Herrn Sarrazin sicherlich viel vorwerfen, aber
sicherlich nicht Keativität in Bezug auf seine Ressentiments -
das wäre zu viel der Ehre. Neu ist da nichts, höchstens
wiederbelebt.
Ja sicher. Früher waren die bösen Kriminellen eben die
Zigeuner, die Juden, die Polen oder auch mal die Italiener und
natürlich die aus dem Nachbardorf.
Ah ja, siehe oben…
Ja sicher, nur wenn ein großer Teil der Bevölkerung nicht mehr
erkennt, dass er es hier mit kruden Ansichten zutun hat, dann
wird es auch für unsere Demokratie gefährlich.
Wieso „nicht mehr“? Ich würde mal spontan die Hypothese aufstellen, dass unsere heutige Gesellschaft informierter ist, als alle generationen vorher und auch ungehinderten Zugang zu unendliche vielen Informationen hat.
Die Diktatur der Medien kann aber selbstverständlich durchaus eine Gefahr für die Demokratie werden. Wie sagte Aldous Huxley so treffend: „Noch nie waren so viele so sehr wenigen ausgeliefert.“
Sorry wenn ich das jetzt mal so sage, aber ich bin schon in
„Problemstadtteilen“ auf die Straße gegangen, als du noch
nichtmal auf der Welt warst, und ich stelle fest, die Probleme
sind im Laufe der Jahre nicht geringer geworden, im Gegenteil.
Abgesehen davon, dass man vermuten könnte, dass du damit sagen willst, dass jeder, der jünger als du ist weniger kompetent wäre würde ich vermuten, dass das genau das Problem ist, dass hier die ganze Zeit umrissen wird. Wir haben neue Probleme, wir haben größere Probleme.
Da müssen wohl alle Fachleute, die ja angeblich alles genau
kennen, gepennt haben.
Die Fachleute weniger, als diejenigen, die die handelnden Personen in relevanten Ämtern sind, wobei man auch die natülich als Fachlaute bezeichnen kann.
Und die Probleme die wir haben, haben wir, weil sie über Jahrzehnte nicht angegangen wurden und weil wir zugelassen haben, dass sich Parallelgesellschaften entwickeln konnten. Wenn man dann gleichzeitig noch Schulen, Jugendämter, Polizei und Justiz Sparzwängen unterwirft muss man sich über das Ergebnis nicht wundern.
Wenn Jugendliche heutzutage ein Gewaltverbrechen begehen wird
dieses häufig nicht mal angezeigt. Wird es angezeigt stellt
die Staatsanwaltschaft regelmäßig aus mangelndem öffentlichen
Interesse ein und die Fälle, die vor Gericht landen werden mit
Masse viel zu spät und unzureichend bzw. unangepasst geahndet.
Richtig. Und wer ist Schuld daran?
Ich finde es lustig, dass du diese Frage stellst. Für das derzeit bestehende Problem ist sie nämlich uninteressant.
Oder stellst du dich auch hinter einen Damm, der kurz davor ist zu brechen und fragst „wer ist schuld“, anstatt Sandsäcke in die Hand zu nehmen?
Diese Art und Weise der Problemlösungsvermeidung ist übrigens kern des Problems: WIr alle sind schuld, weil wir alle in unserer gesellschaft solche Entwicklungen zugelassen haben. Verantwortung auf Staat und Ämter abzuschieben, anstatt selbst Verantwortung zu übernehmen trifft zwar den Zeitgeist in Deutschland, löst aber kein problem, sondern verschärft es sogar noch durch Untätigkeit.
Berlin-Neukölln beispielsweise weißt zwar eine erheblich
höhere Anzahl angezeigter Straftaten auf, als der Rest von
Berlin, daraus lässt sich aber kein Schluss über die
tatsächlich dort stattfindenen Straftaten. Insbesondere ist
davon auszugehen, dass die Anzahl von angezeigten Straftaten
in Bereichen annähernder Rechtlosigkeit massiv zurückgeht,
während in der Peripherie dieser Bereiche die Anzahl der
angezeigten Straftaten steigt.
Da sollten wir uns dann doch vielleicht mal Fragen, warum die
deutsche Justiz und der deutsche Staat „Bereiche von
annährender Rechtlosigkeit“ überhaupt erst entstehen läßt und
zuläßt. Werden solche Fragen in dem Studium, das du absolviert
hast, auch behandelt? Dann würde ich mich über eine Antwort
freuen.
Schön, dass du meinen Verdacht 1:1 bestätigst, so dass ich dir mitteilen darf: Du selbst bist wie fast jeder in diesem Land Teil des Problems. Und das lässt sich nur durch eine Gemeinschaftsleistung und nicht durch EInzel- oder Staatsleistung beheben.
Also mit Politik hat das ganze gar nichts zu tun. Das ist ja
auch einer von Heisigs Kernpunkten. Das System ist da, es hat
ausreichend Mittel der Durchsetzung, aber diese werden
schlicht nicht genutzt.
Und hier ist dein Denkfehler. Warum hat Heisig ihre Vorschläge
denn nicht durchbekommen? Mehr Personal in Jugendämtern, bei
der Polizei, an den Gerichten, an Schulen, in der Jugendarbeit
etc. kostet Geld. Und dieses Geld wird von Politikern nur dann
ausgegeben, wenn diese das Gefühl haben, dass es dem Wähler
ein echtes Bedürfnis ist, dass dort Geld ausgegeben wird.
Hast du das Buch von Heisig überhaupt gelesen oder sie wenigstens mal in einem Interview gesehen? Ihre Kernthese war immer, dass mit vorhandenen Kräften und Mitteln fast alle probleme lösbar gewesen wären, wenn sich alle Beteiligten nur entsprechend dafür vernetzt, eingesetzt und gekümmert hätten.
Für Schnellprozesse bei Jugendlichen brauche ich nicht mehr Personal oder andere Strukturen, ich brauche einen Staatsanwalt, der das als Schwerpunkt macht und einen Richter. Gleichzeitig müssen Jugendämter und Schulen an allen Folgemaßnahmen beteiligt werden und miteinander reden.
Alleine dadurch, dass Heisig sich mit Eltern von Intensivstraftätern zusammengesetzt hat, hat sie unendlich viel erreicht.
Dann soll man es auch so benennen und nicht Millionen Leser in
dem Glauben lassen, er habe ein „Sachbuch“ geschrieben.
Und warum erzählst du mir das? Ist ja nett, dass du dich entrüstest, aber mehr als „aha“ kann ich da auch nicht sagen.
Ach, das gehört heutzutage doch zum guten Ton. Recherchearbeit
und Nachweisführung wird in der „Wissenschaft“, als auch im
„Journalismus“ mehr und mehr als vernachlässigbares Übel
gesehen. Frei nach dem Motto: Versuchen kann mans ja. Dafür
rechtfertigen muss man sich ja eh nicht.
Ganz so schlimm sehe ich die Lage dann doch nicht.
Dann lies mal hin und wieder Zeitung… 
Schließlich war das Buch von Heisig auch lange genug auf der
Bestseller-Liste. Nur wollen viele Leute offenbar gar keine
Lösungen, sie wollen lieber ihren Ausländerhass päppeln, das
ist ja medientechnisch auch viel unterhaltsamer.
Ja und allen mit einer anderen Meinung Ausländerhass zu unterstellen ist ja auch viel unterhaltsamer, als Lösungen zu suchen…
Gruß Andreas