Eigentlich liegt es mehr daran, dass das Leistungsbilanzdefizit (insbesondere eben das Handelsdefizit) der USA durch Kapitalimporte ausgeglichen wird und hier eben insbesondere durch Direktinvestitionen und Wertpapiertransaktionen. An der Stelle findet man dann auch das Hauptproblem der USA im Zeitalter des orangenen Donnies, weil die USA eben darauf angewiesen sind, dass Geld für Investitionen und Wertpapierkäufe in die USA kommt. Andernfalls müsste man es nämlich mit höheren Zinsen anlocken und das wäre dann wirklich ein großer Schlag für die US-Wirtschaft, die privaten Haushalte (die traditionell viel höher verschuldet sind als bspw. die deutschen) und eben auch für den US-Haushalt.
Das ist doch keine Glaubensfrage. Es hat in der Vergangenheit immer wieder mal Zölle und auch Wechselkursschwankungen in der Größenordnung von 15% gegeben (siehe oben auch meine Aussage zu den Verkäufen von Audi). Natürlich hat so etwas Auswirkungen auf die Nachfrage, aber die brechen halt genauso wenig ein wie ein Anstieg des Preises für Benzin, Butter oder Tomaten um 15% dazu führt, dass niemand mehr Benzin, Butter oder Tomaten kauft.
Und ja: Butter kann man leichter durch andere Produkte substituieren als Benzin, aber versuche mal Ersatzteile für eine deutsche Maschine durch Ersatzteile eines chinesischen oder türkischen Herstellers zu substituieren. Deutsche Unternehmen exportieren nun einmal nicht austauschbare Produkte in die USA wie Kies, Sand oder Speiseöl. Und selbst von austauschbaren Produkte kauft man nicht mal eben 100.000 Tonnen von heute auf morgen bei einem anderen Lieferanten, der seine Produktion bzw. Beschaffung auch nicht mal eben beliebig skalieren kann.
Ein Einkäufer eines US-Unternehmens latscht nicht mal eben mit dem Körbchen durch den nächsten Supermarkt und kauft dort seine Maschinen, Chemikalien usw. von einem anderen Hersteller. Es gibt etablierte Beschaffungsprozesse in den entsprechenden Größenordnungen und die dreht man nicht mal eben auf links, nur weil der Preis gerade mal etwas gestiegen ist. Zumal eben der Endkunde den höheren Preis bezahlen muss und der im Zweifel gar nicht weiß, dass irgendwo im Produktionsprozess ein deutsches Produkt oder eine deutsche Maschine eingesetzt wird.
Und noch ein Punkt: im Moment wird vor allem über Autos gesprochen und bei denen ist es ja nun einmal nicht so, dass es da einen VW gibt, den man so kauft wie er im Laden steht und nicht anders. Jeder Hersteller bietet diverse Modelle und Modellvarianten an und bei jedem Modell und jeder Variante gibt es zig Möglichkeiten, dieses Fahrzeug auszustatten und damit billiger oder teurer zu machen. Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Herstellern bzw. deren Modellen herzustellen, ist kaum möglich. Außerdem spielen Design und Image herausragende Rollen, so dass jemand, der sonst Audi kauft nicht auf einmal zu Mazda oder gar zu GM wechselt, nur weil der Audi etwas teurer geworden ist. Eher wird man auf eine Sonderausstattung verzichten.
Viel wichtiger ist aber, dass die Diskussion über die Autos völlig an der Gesamtsituation vorbeigeht, weil es eben nicht der Normalfall ist, dass das deutsche Produkt im Laden neben einem US-amerikanischen steht. Aus Deutschland kommen neben Autos Maschinen, chemische Erzeugnisse, und pharmazeutische Produkte und dann läuft es eben nicht auf eine Preiserhöhung um 15% hinaus, wenn das deutsche Vorprodukt oder die deutsche Maschine mit 15% verzollt werden muss, sondern der Zoll ist ein winziger Bestandteil der Preiskalkulation und wirkt sich dementsprechend aus.