Zugangswege nach Auschwitz nicht bombardiert?

Hallo liebe Geschichtswissende.

Aus meinem Bekanntenkreis höre ich immer wieder mal die Meinung, bzw. (dies wird natürlich als Tatsache aufgeführt), daß die Alliierten im Zweiten Weltkrieg die Zugangswege nach Ausschwitz nicht bombardiert hätten obwohl es ein Leichtes gewesen wäre dies zu tun. Damit wird natürlich suggeriert, daß die Alliierten selbst ein Interesse an der Judenvernichtung hatten und in Hitler einen heimlichen gewünschten Vollstrecker gesehen haben.
Mir selbst kommt diese Meinung wie eine Verschwörungstheorie vor oder sie dient zur Tarnung eigener antisemitischer Tendenzen.

Mich interessiert aber die geschichtliche Tatsache: wurden die Zugangswege nach Ausschwitz nun bombardiert oder nicht?

Danke für Antworten

nashorn

Hallo,

als Bombenziele wählte man nur wichtige Dinge wie zum B.

  • Brücken
  • Verkehrsknoten

aus.Einzelne Straßen oder Wege wurden wenn dann nur mit Bordwaffen der Jagdflugzeuge bestrichen.

Außerden war Ausschwitz auch erst relativ spät in Reichweite der Allierten Bomberverbände.

Servus,

ab Mai 1944 war es ohne große Risiken möglich, z.B. die Bahnhöfe Gliwice, Katowice, Kraków vollständig zu pulverisieren. An diesen Bahnhöfen vorbei kam kein Zug nach Oswiecim.

Die Raffinerie und das Buna-Werk, die in unmittelbarer Nähe des Stammlagers Auschwitz und des (zeitweise selbständigen) Außenlagers Birkenau lagen, wurden erfolgreich bombardiert.

Die Fernaufklärung lieferte übrigens bemerkenswert detaillierte Bilder von den Orten des Geschehens:

http://www.schoah.org/auschwitz/auschwitz-birkenau.htm

Schöne Grüße

MM

Hallo

ab Mai 1944 war es ohne große Risiken möglich, z.B. die
Bahnhöfe Gliwice… vollständig zu
pulverisieren.

Außer dass dieser Ort 1944 auf keiner Karte zu finden war.

smalbop

PS: Sagst du eigentlich Roma für Rom?

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Deutschland in den Grenzen von 1170
Servus,

PS: Sagst du eigentlich Roma für Rom?

Ja, manchmal. Und vor allem sage ich zu meinem Heimatort Schussen’ried, und nicht 'Schussenried, auch wenn jeden Tag wenigstens fünfzig Flachschippen es auf der ersten Silbe betonen.

Und Du wirst lachen: Als ich mit der Eisenbahn nach Sighișoara fahren wollte, hab ich am Bahnhof in Cugir ruckzuck eine Fahrkarte bekommen. Ich bin nicht ganz sicher, ob der Eisenbahner „Schäßburg“ verstanden hätte.

Um zum Titel zurückzukommen: Wie genau der schwäbische Name für Trapani war, und ob es überhaupt einen gab, als das Reich u.a. Sizilien umfasste, weiß ich nicht. Sicher weiß ich, daß der Name „Nanzig“ nie ernsthaft von jemandem verwendet wurde, der nicht mit dem Klammerbeutel gepudert war.

  • Daß ich die polnischen Namen verwendet habe, hat einen höchst banalen Grund: Auf diese Weise kann jeder beliebige Leser anhand von einfach zugänglichen Karten prüfen, ob die Behauptung richtig ist oder nicht.

Und das Kursbuch der Deutschen Reichsbahn, gültig Sommer 1944 bis auf weiteres, hat halt nicht jeder im Regal stehen. Und mit dem Winterfahrplan 1944/45 hats dann halt nicht mehr so richtig geklappt.

Viel Vergnügen beim langen Ritt gen Osten wünscht

MM

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Viel Vergnügen beim langen Ritt gen Osten wünscht

Das Pferd empfehle ich eher dir. Deine Antwort auf meine höchst überschaubare Frage liest sich nämlich ehrlich gesagt, als könntest du vor lauter Theorien im Kopf nicht mehr geradeaus gehen…

smalbop

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Servus Martin,

für diesen Beitrag ein Sternchen von mir LOL

Ja, manchmal. Und vor allem sage ich zu meinem Heimatort
Schussen’ried, und nicht 'Schussenried, auch wenn jeden Tag
wenigstens fünfzig Flachschippen es auf der ersten Silbe
betonen.:

ha? wie soll denn das gehen mit der Betonung auf der ersten Silbe?

Sicher weiß ich, daß
der Name „Nanzig“ nie ernsthaft von jemandem verwendet wurde,
der nicht mit dem Klammerbeutel gepudert war.:

Nancy, für die Unwissenden

noch schöner wären jetzt allerdings Bisanz oder Mömpelgard gewesen.

Und im Südosten gibts auch noch schöne Namen wie Agram, Esseg, Kalstadt, Maria-Theresiopel, Weißkirchen und mein persönlicher Favorit: Groß-Betschkerek.

Inzwischen verwenet auch der Kicker in ausländischen Fußballtabellen so Namen wie Slask Wroclaw, Slovan Liberec, CFR Cluj.

Scheint so, als seien diese Gebiete wirklich endgültig verloren.

Gruß
Lawrence

Aha, droht bald ein Mehrfrontenkrieg?
http://pl.wikipedia.org/wiki/Kolonia_(Niemcy)

http://fr.wikipedia.org/wiki/Cologne

http://it.wikipedia.org/wiki/Colonia_(Germania)

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Auch sehr schön
Da wurde in „Warszawa“ schon weiter geplant:

http://pl.wikipedia.org/wiki/Chociebu%C5%BC

aus.Einzelne Straßen oder Wege wurden wenn dann nur mit
Bordwaffen der Jagdflugzeuge bestrichen.

Außerden war Ausschwitz auch erst relativ spät in Reichweite
der Allierten Bomberverbände.

Hallo Herr Müller ,

ich meine mit Zugangswegen nicht Wege oder Straßen sondern die Eisenbahnlinien auf denen die Juden nach Auschwitz transportiert wurden.

Gruß nashorn

leicht ot
Hallo Nashorn,

Dir ist hoffentlich bekannt, dass in Auschwitz neben Juden auch politische Gefangene und Sinti und Roma (http://de.wikipedia.org/wiki/Porajmos) ermordet wurden.

Grüße

=^…^=

Was wäre denn anders gewesen,wenn sie bombadiert hätten ?

Die Insassen wären die letzten 2,5 oder 10Km zu Fuß gegangen.
Kriegsgefangene sind Wochen und Monate marschiert bis sie ihn ihrem Lager ankamen.

Auch wenn ich Smalbop inhaltlich recht gebe, hast du es sehr witzig geschrieben …

Ich vermute, dass Kattowitz in Deutschland ein recht allgemein bekannter Name ist - und ein legitimer. Denn Städte haben durchaus, wie Länder, die Eigenschaft, in verschiedenen Sprachen unterschiedliche Namen zu haben - ohne Hintergedanke. Ich sag nur Munich, Monaco, …; Cologne; Mailand und so weiter.

Gruß Bombadil2

Servus,

sicher sind Kattowitz und Gleiwitz noch genauso bekannt wie Danzig, Königsberg und Bozen - und das Wissen darum, wo sie liegen, genauso spärlich verbreitet. Und man findet auf heute herausgegebenen Karten von den genannten ohne weiteres nur Bozen, welches zwei Namen trägt. Daß Google Maps unter dem Stichwort „Kattowitz“ zu Katowice führt, ist ein nettes Feature, von dem ich aber nichts gewußt habe. Dieses Feature funktioniert beiläufig eher zufällig - es versagt z.B., wenn man Tante Google Maps nach San Murezzan fragt, obwohl dieser Ort amtlich so heißt.

Die grundsätzliche Frage, mit welchem Stand der Dinge ein Namen eingefroren werden soll, wenn er sich mit den Zeitläuften aus diesem oder jenem Grund ändert: Cöln oder Köln? Budyšin oder Bautzen? Žitawa oder Zittau? stellt sich immer dann nicht, wenn verschiedene Leute, die verschiedene Namen für die gleiche Stadt benutzen, sich unter Nachbarn vertragen.

Sowie dann einer fordert „Wo Albaner wohnen, muß Albanien sein!“ wird aus der Schreibweise Prishtinë versus Priština ein Politikum. Wenn es dereinst keinen oberschlesischen Revisionismus mehr geben wird, sag ich auch wieder Gleiwitz. Aber ich fürchte, eher wird der Sendeturm dort zusammengebrochen sein.

Schade eigentlich.

Schöne Grüße

MM

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Was wäre denn anders gewesen,wenn sie bombadiert hätten ?

Die Insassen wären die letzten 2,5 oder 10Km zu Fuß gegangen.
Kriegsgefangene sind Wochen und Monate marschiert bis sie ihn
ihrem Lager ankamen.

Lieber Thomas, die groß angelegte Judenvernichtung der Nazis wäre wahrscheinlich nicht in diesem Maße möglich gewesen wenn die Zugangswege (Bahngleise)bombardiert worden wären.Aber vielleicht sind die Gleise ja bombardiert worden , das weiss ich ja nicht und deshalb habe ich ja gefragt.
Deswegen auch eine Bitte an Alle: Ich hätte gerne meine Frage von Leuten beantwortet die Kentnisse über die Fakten haben, Vermutungen oder subtilen Unterstellungen beantworten meine Frage leider nicht.

Gruss nashorn

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Dir ist hoffentlich bekannt, dass in Auschwitz neben Juden
auch politische Gefangene und Sinti und Roma
(http://de.wikipedia.org/wiki/Porajmos) ermordet wurden.

Hallo Katze, das ist mir wohl bekannt aber nicht bekannt ist mir was Du mir damit sagen willst.

Gruss nashorn

Wenn es dereinst keinen oberschlesischen
Revisionismus mehr geben wird, sag ich auch wieder Gleiwitz.
Aber ich fürchte, eher wird der Sendeturm dort
zusammengebrochen sein.

Du wirst da gerade vom polnischen Staat auf der Standspur überholt.

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/…

Fragt sich nun nur noch, wie Joseph von Eichendorff auf polnisch heißen soll.

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Hallo Nashorn,

als Nachkommin eines ‚Zigeunermischlings‘ reaagiere ich einen Hauch empfindlich darauf, wenn die Massenvernichtung der Sinti und Roma so gänzlich unter den Tisch fallen gelassen wird, zumal - wie Du auch dem verlinkten Artikel entnehmen kannst - es gar lange gedauert hat, bis selbige auch nur zu geringen Teilen anerkannt worden ist und die Diskriminierung auch heute noch fortbesteht.

Gruß

=^…^=

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Servus,

Fragt sich nun nur noch, wie Joseph von Eichendorff auf
polnisch heißen soll.

Vorschläge:

  • Johann Gottfried Seume
  • Adam Bernard Mickiewicz
  • Fryderyk Franciszek Chopin (in der Romantik ist die Wahl der Mittel zweitrangig)

Schöne Grüße

MM

Hallo,

Aus meinem Bekanntenkreis höre ich immer wieder mal die
Meinung, bzw. (dies wird natürlich als Tatsache aufgeführt),
daß die Alliierten im Zweiten Weltkrieg die Zugangswege nach
Ausschwitz nicht bombardiert hätten obwohl es ein Leichtes
gewesen wäre dies zu tun.

Nun ja - wie schon gesagt war Auschwitz erst relativ spät in Reichweite der alliierten Flugzeuge. … Es kam aber in Reichweite, und (ich weiß nicht, ob du die kennst) es gibt während des Krieges von den Alliierten erstellte Luftaufnahmen des Lagers.

Damit wird natürlich suggeriert, daß
die Alliierten selbst ein Interesse an der Judenvernichtung
hatten und in Hitler einen heimlichen gewünschten Vollstrecker
gesehen haben.

Na ja, das geht vielleicht etwas weit - sie haben aber auch nichts getan, um Juden zu retten. Die Einwanderungsquoten in den USA wurden nicht angehoben, in England galten auch deutsche Juden als „feindliche Ausländer“ (Quelle: Augenzeugenbericht einer Überlebenden, weiß aber momentan nicht, welches Buch das war). Die Schweiz hat die Grenzen zugemacht, und auf das Konto der Schweiz ging auch dieser unselige Stempel „J“ im Pass. Da haben sich nämlich die Nazis beschwert, dass die Schweiz immer wieder Juden ins Land gelassen haben. (Denn am Anfang haben sie das noch.) Antwort der Schweizer Regierung: Man hätte ja keine Möglichkeit, die Religionszugehörigkeit festzustellen. Antwort der NS-Regierung: Der Stempel „J“, der auch in allen anderen Ländern zu erheblichen Schwierigkeiten bei der Einreise führte.

Mir selbst kommt diese Meinung wie eine Verschwörungstheorie
vor oder sie dient zur Tarnung eigener antisemitischer
Tendenzen.

Meiner Meinung nach haben die anderen Länder, die ihre Grenzen dicht gemacht haben, obwohl man wusste, was passiert, eine erhebliche Mitschuld.

Ah übrigens, es gibt einen Film, „America and the Holocaust“, der könnte dich vielleicht interessieren. Da wird u.a. thematisiert, dass die USA eben ihre Grenzen nicht geöffnet haben. Es werden Gründe dafür untersucht. Einer der Gründe war ein auch in den USA vorhandener Antisemitismus. Die Juden hatten dort nicht immer so eine starke Lobby wie heutzutage. Es werden da Aufnahmen aus den 1920er/30er Jahren gezeigt, und zwar von Schildern, die vor Hotels aufgestellt waren: „We Cater to Christian Clientele Only“ und ähnliches …

Schöne Grüße

Petra