Zum Frieden finden

Hallo Voltaire,

Warum wird kein Weg beschritten, der Kriege unmöglich macht
oder doch zumindest erschwert? Warum wird als
Kriegsverhinderungsmittel grundsätzlich Krieg auserkoren?
Warum gibt es keine bescheidenen alternativen Anfänge? (Ein
Friedensministerium, Unterricht in den Schulen, Schaffung
internationaler gegenseitiger Abhängigkeiten, Kulturaustausch,
Studiengänge, Einsparung wichtiger Ressourcen,
Gewissensprüfung für Soldaten und ZDL, Förderung von
Konfliktforschungsprogrammen etc.).
Der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Wir setzen sie.
Können wir nicht anders oder wollen wir nicht anders?

Ich habe mich durch die Threads gelesen und da jeder nur Theorien bietet (es gibt ja auch nichts Greifbares zu solchen Überlegungen), hier meine two cents:
Der Mensch hat eine lange Entwicklung als Tier hinter sich. Auch wenn wir gerne so tun, als seien wir ganz toll, das alte Tier sitzt immer noch tief drin. Wir verteidigen Revieren, wir verteidigen unsere „comfort zones“ und in größerem Rahmen verteidigen wir unser Land - weil es unser Revier ist. Das ist eigentlich schon der erste Teil der Antwort. Wir verteidigen, was wir für unser halten. Und deswegen ist Militär die erste Antwort auf das Militär anderer. Die aktive Verteidigung ist ein angeborenes Verhaltensschema.
Zweitens gibt es immer auch das Revier „der anderen“. Das Problem ist ein doppeltes. Erstens, es sind „die anderen“. Sie sehen anders aus, vielleicht wohnen sie auch nur woanders, vielleicht sprechen sie eine andere Sprache. Irgendwie sind sie anders. Denn in einer Hordengesellschaft (und Nationen sind nichts anderes als Großhorden) kann die Horde nicht ohne eine Identifikation des Individuums fortbestehen. Also muss sich die Horde über Zugehörigkeiten definieren. Wir sind Deutsche, wir sind keine Franzosen, wir sind keine Russen. Wir teilen diese und jene kulturelle Basis und die Franzosen fressen Frösche. Du siehst, ein gewisses Maß an Ignoranz gegenüber anderen hilft bei der Selbstdefinition. Aber wenn die Franzosen sowieso nur blöde Froschfresser sind, dann können wir denen auch aufs Maul hauen und uns das recht hübsche Rhonetal unter den Nagel reißen. Oder Paris, wir reisen ja sowieso dauernd dahin. Und so wird aus Verteidigung der Angriff. Und um dem zu begegnen haben die Froschfresser natürlich auch Militär.
Natürlich, man kann ähnliche Beispiele an jeder anderen Nation an jeder anderen Minderheit an jeder anderen Religion aufhängen. Aber die beiden Grundmechanismen bleiben ja immer die gleichen: Jemand will etwas und jemand glaubt, dass er besser ist. Gründe zu definieren, warum man besser ist gibt es zu Tausenden.
Warum ich es technisch trotzdem nicht schlecht finde, Frieden den Soldaten zu überlassen hat einen einfachen Grund. Im Gegensatz zu Politikern denken Soldaten viel mehr über Krieg nach. Im Zeitalter moderner Kriegsführung gehen Soldaten nicht mehr auf kriegerische Abenteuer. Sie gehen weil es befohlen ist. Im Gegensatz zu Politikern, die nicht gehen sondern befehlen. Aus ideologischen Gründen, als Ultima Ratio einer versemmelten Politik oder einfach, weil sie keine andere Möglichkeit mehr sehen. Auch hier gibt es viele Möglichkeiten. Ich will mich jetzt nicht auf das dünne Eis wagen und von „berechtigten“ und „unberechtigten“ Kriegen sprechen. Aber wer Frieden will, muss sich auch Gedanken um den Preis machen. Frieden um jeden Preis? Oder gibt es Grenzen? Und wenn ja, wo liegen die?

Gruß
Peter B.

Der Mensch hat eine lange Entwicklung als Tier hinter sich.

Du vielleicht, ich jedenfalls nicht, ich war schon immer Mensch.

Auch wenn wir gerne so tun, als seien wir ganz toll, das alte
Tier sitzt immer noch tief drin. Wir verteidigen Revieren, wir
verteidigen unsere „comfort zones“ und in größerem Rahmen
verteidigen wir unser Land - weil es unser Revier ist. Das ist
eigentlich schon der erste Teil der Antwort. Wir verteidigen,
was wir für unser halten. Und deswegen ist Militär die erste
Antwort auf das Militär anderer. Die aktive Verteidigung ist
ein angeborenes Verhaltensschema.

Auch das ist bestenfalls Theorie.

Zweitens gibt es immer auch das Revier „der anderen“. Das
Problem ist ein doppeltes. Erstens, es sind „die anderen“. Sie
sehen anders aus, vielleicht wohnen sie auch nur woanders,
vielleicht sprechen sie eine andere Sprache. Irgendwie sind
sie anders. Denn in einer Hordengesellschaft (und Nationen
sind nichts anderes als Großhorden) kann die Horde nicht ohne
eine Identifikation des Individuums fortbestehen. Also muss
sich die Horde über Zugehörigkeiten definieren. Wir sind
Deutsche, wir sind keine Franzosen, wir sind keine Russen. Wir
teilen diese und jene kulturelle Basis und die Franzosen
fressen Frösche. Du siehst, ein gewisses Maß an Ignoranz
gegenüber anderen hilft bei der Selbstdefinition. Aber wenn
die Franzosen sowieso nur blöde Froschfresser sind, dann
können wir denen auch aufs Maul hauen und uns das recht
hübsche Rhonetal unter den Nagel reißen. Oder Paris, wir
reisen ja sowieso dauernd dahin. Und so wird aus Verteidigung
der Angriff. Und um dem zu begegnen haben die Froschfresser
natürlich auch Militär.
Natürlich, man kann ähnliche Beispiele an jeder anderen Nation
an jeder anderen Minderheit an jeder anderen Religion
aufhängen. Aber die beiden Grundmechanismen bleiben ja immer
die gleichen: Jemand will etwas und jemand glaubt, dass er
besser ist. Gründe zu definieren, warum man besser ist gibt es
zu Tausenden.

Das ist eine These, die aufgrund von Hörigkeit gegenüber einer Populär-, bzw. Pseudowissenschaft (denn hier werden Thesen als Tatsachen verkauft, dass ist im höchsten Maße unwissenschaftlich)in den meisten Köpfen leider herumgeistert (wie man sieht).

Warum ich es technisch trotzdem nicht schlecht finde, Frieden
den Soldaten zu überlassen hat einen einfachen Grund. Im
Gegensatz zu Politikern denken Soldaten viel mehr über Krieg
nach.

…aber erst dann, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.
Wir sollten das Foltern auch ruhig den Folterknechten überlassen. Wenn die dann ihrem Kollegen in die Hände fallen, haben die tiefstes Mitgefühl mit dem.

Im Zeitalter moderner Kriegsführung gehen Soldaten nicht
mehr auf kriegerische Abenteuer.

Das haben die noch nie gemacht, weil Soldaten schon immer Befehle ausgeführt haben.

Sie gehen weil es befohlen
ist. Im Gegensatz zu Politikern, die nicht gehen sondern
befehlen. Aus ideologischen Gründen, als Ultima Ratio einer
versemmelten Politik oder einfach, weil sie keine andere
Möglichkeit mehr sehen. Auch hier gibt es viele Möglichkeiten.
Ich will mich jetzt nicht auf das dünne Eis wagen und von
„berechtigten“ und „unberechtigten“ Kriegen sprechen. Aber wer
Frieden will, muss sich auch Gedanken um den Preis machen.

Und wer will, dass sein Partner ihn liebt sollte ihm wohll zu gegebener Zeit eine reinhauen dürfen, bevor er es tut, oder wie?

Frieden um jeden Preis? Oder gibt es Grenzen? Und wenn ja, wo
liegen die?

Also, das ist der größte Unsinn, den ich seit langen gelesen habe.

Der Mensch hat eine lange Entwicklung als Tier hinter sich.

Du vielleicht, ich jedenfalls nicht, ich war schon immer
Mensch.

Im Ton vergriffen! Ich bitte um Entschuldigung.

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Lieber Peter Brendt

Ich habe mich durch die Threads gelesen und da jeder nur
Theorien bietet (es gibt ja auch nichts Greifbares zu solchen
Überlegungen), hier meine two cents:
Der Mensch hat eine lange Entwicklung als Tier hinter sich.

Richtig. Aber führen Tiere Kriege? Das scheint mir eher eine
„Errungenschaft“ des Menschen zu sein (Anmerkung: Die Feldzüge, die
Ameisen gegeneinander führen, sind keine Kriege).

Auch wenn wir gerne so tun, als seien wir ganz toll, das alte
Tier sitzt immer noch tief drin. Wir verteidigen Revieren, wir
verteidigen unsere „comfort zones“ und in größerem Rahmen
verteidigen wir unser Land - weil es unser Revier ist. Das ist
eigentlich schon der erste Teil der Antwort. Wir verteidigen,
was wir für unser halten. Und deswegen ist Militär die erste
Antwort auf das Militär anderer. Die aktive Verteidigung ist
ein angeborenes Verhaltensschema.

Das wir, wenn man so will, aus einer Art Hordeninstinkt heraus
unser Territorium schützen, hat uns die Natur zweifellos mitgegeben.
Da stimme ich dir zu. Diese Verhaltensweisen, die ihren Sitz
in den ältesten Hirnregionen haben, beziehen sich aber auf
das Überleben einer Sippe oder Horde, also einer relativ überschaubaren
Gruppe. Es ist in einem zig-Millionen-Volk wohl auch vorhanden,
aber deutlich schwächer ausgeprägt. Anders als deine ist meine
Auffassung von „Nation“, einem juristischen Konstrukt, nicht die
einer Großhorde. Wäre dem so, würde die Zahl der Kriege nicht
abnehmen. Aber es tut sich ja was in dem Verhältnis zwischen
den Nationen, zumindest in Westeuropa. 1914 bejubelten Millionen
Irregeleiteter den Ausbruch des Krieges, nachdem die
jahrelange Säbelrasselpolitik von Wilhelm II. und Konsorten aus
Politik und Wirtschaft andere Nationen zum Feindbild, ja zum
„Erbfeind“ werden ließ. Kein demokratischer Politiker in ganz
Europa könnte heute ähnliches fordern, ohne dass er sogleich
zurücktreten müsste

Zweitens gibt es immer auch das Revier „der anderen“. Das
Problem ist ein doppeltes. Erstens, es sind „die anderen“. Sie
sehen anders aus, vielleicht wohnen sie auch nur woanders,
vielleicht sprechen sie eine andere Sprache. Irgendwie sind
sie anders. Denn in einer Hordengesellschaft (und Nationen
sind nichts anderes als Großhorden) kann die Horde nicht ohne
eine Identifikation des Individuums fortbestehen. Also muss
sich die Horde über Zugehörigkeiten definieren. Wir sind
Deutsche, wir sind keine Franzosen, wir sind keine Russen. Wir
teilen diese und jene kulturelle Basis und die Franzosen
fressen Frösche. Du siehst, ein gewisses Maß an Ignoranz
gegenüber anderen hilft bei der Selbstdefinition. Aber wenn
die Franzosen sowieso nur blöde Froschfresser sind, dann
können wir denen auch aufs Maul hauen und uns das recht
hübsche Rhonetal unter den Nagel reißen. Oder Paris, wir
reisen ja sowieso dauernd dahin. Und so wird aus Verteidigung
der Angriff. Und um dem zu begegnen haben die Froschfresser
natürlich auch Militär.
Natürlich, man kann ähnliche Beispiele an jeder anderen Nation
an jeder anderen Minderheit an jeder anderen Religion
aufhängen. Aber die beiden Grundmechanismen bleiben ja immer
die gleichen: Jemand will etwas und jemand glaubt, dass er
besser ist. Gründe zu definieren, warum man besser ist gibt es
zu Tausenden.
Warum ich es technisch trotzdem nicht schlecht finde, Frieden
den Soldaten zu überlassen hat einen einfachen Grund. Im
Gegensatz zu Politikern denken Soldaten viel mehr über Krieg
nach. Im Zeitalter moderner Kriegsführung gehen Soldaten nicht
mehr auf kriegerische Abenteuer. Sie gehen weil es befohlen
ist. Im Gegensatz zu Politikern, die nicht gehen sondern
befehlen.

Geht das nicht regelmäßig schief? Außerdem: Söldner sind immer
nur das ausführenden Organ, zumindest die Menschen, die für
Bodenschätze und Marktwirtschaft Leib und Leben geben.

Aus ideologischen Gründen, als Ultima Ratio einer
versemmelten Politik oder einfach, weil sie keine andere
Möglichkeit mehr sehen. Auch hier gibt es viele Möglichkeiten.
Ich will mich jetzt nicht auf das dünne Eis wagen und von
„berechtigten“ und „unberechtigten“ Kriegen sprechen.

Es ist dünnes Eis, aber sowohl für die eine wie für die andere Seite.
Es mag „berechtigte“ Kriege gegeben haben. Sie wären aber, im
direkten Vergleich mit den „unberechtigten“ deutlich in der Minderheit.

Aber wer Frieden will, muss sich auch Gedanken um den Preis machen.
Frieden um jeden Preis?

Eine sehr wichtige Frage. Wenn es um Preis geht, zahlt meistens einer
die Zeche. In diesem Zusammenhang möchte ich anmerken, dass sich
das Verhältnis der militärischen Opfer zu den zivilen Opfern kontinuierlich
zuungunsten der zivilen Opfer entwickelt.
Das ist dann die schweigende Mehrheit.

Viele Grüße
Voltaire

Meine Antwort ist zugegebenermaßen ein wenig platt:

Weil es nunmal das Böse in der Welt gibt.

Lieber Der Nikelaus
Wer will das ernsthaft bestreiten? Aber müssen wir aus dieser Erkenntnis heraus nicht gerade dann Strukturen schaffen, die es, entschuldige diesen altmodischen Begriff, der „herrschenden Klasse“ ihr Handeln wider unsere Interessen erschwert oder unmöglich macht.
Oder?

Viele Grüße
Voltaire

Kriege werden wahrscheinlich immer herrschen. Der Mensch ist noch nicht gesprächsbereit genug um Konflikte in ehrbaren Diskussionen zu lösen. Aber es werden immer mehr. Der Mensch ist noch immer unverbeserlicher Egoist und ich gebe Ihm wenig Chancen, daß noch zu lösen, bevor die Erde reagiert und uns eliminiert. Aber Menschen sind auch unglaublich anpassungsfähig, deshalb stehen die Chancen auf Frieden sehr gut.

Gruss

Aber führen Tiere Kriege? Das scheint mir eher eine
„Errungenschaft“ des Menschen zu sein

Hallo, Voltaire,
nun möchte ich doch meinen fünfer beisteuern.
Erzähle das obige mal dem Amselhahn in meinem Garten! Der führt einen heftigen Revierkrieg gegen jede fremde Amsel, die es wagt, in sein Revier zu fliegen. Und sein lauter, schmetternder Gesang ist nichts anderes als eine Kriegserklärung an alle anderen Amseln im Umkreis.

Leben ist von der Ursuppe an ein kompetitives Geschäft. Jedes Lebewesen lebt vom anderen und auf Kosten des anderen.

Der Mensch hat seine Position als (derzeit) erfolgreichstes Lebewesen lediglich der Tatsache zu verdanken, dass er effektive soziale Verbände zu bilden in der Lage ist. Dass Konflikte um Territorien oder Ressourcen zwischen Gruppen von Lebewesen natürlich spektakulärer ausfallen als der Streit zwischen zwei Amseln, ist aber nur gradueller Natur.

Und es dürfte nicht vielen Nachdenkens bedürfen, dass auch alle menschlichen Kriege um Territorien und Ressourcen geführt werden, wenn auch gern mal ideologische Gründe vorgeschoben werden.

Grüße
Eckard

Aber müssen wir aus dieser
Erkenntnis heraus nicht gerade dann Strukturen schaffen, die
es, entschuldige diesen altmodischen Begriff, der
„herrschenden Klasse“ ihr Handeln wider unsere Interessen
erschwert oder unmöglich macht.

Ja, natürlich! Das ist unsere Aufgabe.

Erzähle das obige mal dem Amselhahn in meinem Garten! Der
führt einen heftigen Revierkrieg gegen jede fremde Amsel, die
es wagt, in sein Revier zu fliegen. Und sein lauter,
schmetternder Gesang ist nichts anderes als eine
Kriegserklärung an alle anderen Amseln im Umkreis.

Nein, denn er kann nicht darüber nachdenken, was er tut, und er tut seines auf jeden Fall.
Jemanden den Krieg erklären kannst Du tun oder es sein lassen.

Leben ist von der Ursuppe an ein kompetitives Geschäft. Jedes
Lebewesen lebt vom anderen und auf Kosten des anderen.

Und die Frage ist ja, warum ist das so?

Der Mensch hat seine Position als (derzeit) erfolgreichstes
Lebewesen lediglich der Tatsache zu verdanken, dass er
effektive soziale Verbände zu bilden in der Lage ist.

Soziale Verbände sind eher die Folgen, nicht Ursachen. Der Mensch unterscheidet sich augenscheinlich dadurch vom Tier, dass er denken kann, dass er einen freien Willen hat. (Ob er dies nutzt, ist ein anderes Thema)

Hallo!

Richtig. Aber führen Tiere Kriege?

Sieht so aus:
http://www.janegoodall.de/m2link2_7.php

Viele Grüsse!

Denis

Hallo Eckhard,

Und es dürfte nicht vielen Nachdenkens bedürfen, dass auch
alle menschlichen Kriege um Territorien und Ressourcen geführt
werden, wenn auch gern mal ideologische Gründe vorgeschoben
werden.

das ist zu einfach gedacht, ganz im Gegenteil.
Welche Ressourcen haben die Amerikaner in Afghanistan,
Vietnam oder Deutschland zu kriegerischen
Handlungen veranlasst? Natürlich findet man immer
wieder, egal um welches Land es sich handelt,
irgendwelche wirtschaftlichen Vorteile und sei
es nur die geografische Lage, welche beispielsweise
Afghanistan, als Transportstandort interessant
macht. Kein Land ist ohne Potential.
Die Einschätzung, es geht immer nur
ums Geld, ist imho ein resignierender Versuch
ein unverständliches Phänomen auf einen schlicht
verständlichen Nenner zu bringen.
Man muss sich nicht nur die Frage nach den
geführten, sondern auch die nach den nicht geführten
Kriegen stellen. Warum werden Länder nicht angegriffen,
die um vieles lukrativer und in ihrer inneren
Existenz um ein vieles einfacher zu händeln wären?
Selbst wenn der Irak aufgrund seiner Erdölressourcen
ein interssantes Gebiet scheint, wird er doch zumindest
für die Amerikaner zu einem finanziellen Fiasko.
Und so dumm sind die auch nicht, um das nicht vorher
zumindest bedacht zu haben.
Erdöl ist ein begrentzer Rohstoff, der innerhalb der
nächsten ein bis zwei Generationen unbedeutend wird.
Wirtschaftlich interessanter und zukunftsträchtiger
wäre die Investion dieses Geldes in die Forschung
unabhängig machender Alternativen gewesen.
Warum also tun die das nicht, sondern stürzen sich
in ein finanzielles und menschliches Dilemma?
Und handeln so unvorstellbar irrational?

Gruss
Walden

Hallo,

jetzt ist mir dieser Thread die letzten Tage etwas durchgerutscht, sorry.

Ich habe mich durch die Threads gelesen und da jeder nur
Theorien bietet (es gibt ja auch nichts Greifbares zu solchen
Überlegungen), hier meine two cents:
Der Mensch hat eine lange Entwicklung als Tier hinter sich.

Richtig. Aber führen Tiere Kriege? Das scheint mir eher eine
„Errungenschaft“ des Menschen zu sein (Anmerkung: Die
Feldzüge, die
Ameisen gegeneinander führen, sind keine Kriege).

Die Ameisenfeldzüge sind keine Kriege? Das kommt doch sehr darauf an, wie man Krieg definiert. Ansonsten gehen ja alle Herdentiere her und verteidigen Territorien. Katzenartige Rudeltiere greifen bei der Revierverteidigung zu tödlicher Gewalt (jedenfalls die größeren), Hundeartige inklusive Wölfen und Dingos töten einander für Wasserstellen.

Auch wenn wir gerne so tun, als seien wir ganz toll, das alte
Tier sitzt immer noch tief drin. Wir verteidigen Revieren, wir
verteidigen unsere „comfort zones“ und in größerem Rahmen
verteidigen wir unser Land - weil es unser Revier ist. Das ist
eigentlich schon der erste Teil der Antwort. Wir verteidigen,
was wir für unser halten. Und deswegen ist Militär die erste
Antwort auf das Militär anderer. Die aktive Verteidigung ist
ein angeborenes Verhaltensschema.

Das wir, wenn man so will, aus einer Art Hordeninstinkt heraus
unser Territorium schützen, hat uns die Natur zweifellos
mitgegeben.
Da stimme ich dir zu. Diese Verhaltensweisen, die ihren Sitz
in den ältesten Hirnregionen haben, beziehen sich aber auf
das Überleben einer Sippe oder Horde, also einer relativ
überschaubaren
Gruppe. Es ist in einem zig-Millionen-Volk wohl auch
vorhanden,
aber deutlich schwächer ausgeprägt. Anders als deine ist meine
Auffassung von „Nation“, einem juristischen Konstrukt, nicht
die
einer Großhorde. Wäre dem so, würde die Zahl der Kriege nicht
abnehmen. Aber es tut sich ja was in dem Verhältnis zwischen
den Nationen, zumindest in Westeuropa. 1914 bejubelten
Millionen
Irregeleiteter den Ausbruch des Krieges, nachdem die
jahrelange Säbelrasselpolitik von Wilhelm II. und Konsorten
aus
Politik und Wirtschaft andere Nationen zum Feindbild, ja zum
„Erbfeind“ werden ließ. Kein demokratischer Politiker in ganz
Europa könnte heute ähnliches fordern, ohne dass er sogleich
zurücktreten müsste

Geschichte ist ein Prozess. Nationen entstanden als Großhorden. Das heutige juristische Konstrukt ist lediglich eine Entwicklung daraus. Wobei es sicher auch ein Fehler wäre, den Begriff einer Großhorde auf Nationen zu beschränken, es können genausogut Religionsgemeinschaften diese Rolle übernehmen.
Was das Beispiel Westeuropa angeht, so sehe ich die Dinge zweispältig. Einerseits hat gerade Westeuropa eine lange Geschichte der Kriege. Böse Menschen (zu denen ich mich surchaus manchmal auch zähle) könnten auf die Idee kommen, dass Westeuropa einfach etwas müde ist. Aber Scherz bei Seite, es gibt in Westeuropa relativ wenig Aggressionsdruck. Die Bevölkerungszahlen sind rückläufig, die Ressourcenkriegführung hat sich im Rahmen der Globalisierung auf den Wirtschaftssektor verlagert und selbst da ist Westeuropa zu sehr in der Defensive um wirklich erfolgreich Aggressivität zu zeigen. Aber man sollte sich darüber im Klaren sein, dass diese Parameter für Westeuropa, nicht aber die ganze Welt gelten.

Zweitens gibt es immer auch das Revier „der anderen“. Das
Problem ist ein doppeltes. Erstens, es sind „die anderen“. Sie
sehen anders aus, vielleicht wohnen sie auch nur woanders,
vielleicht sprechen sie eine andere Sprache. Irgendwie sind
sie anders. Denn in einer Hordengesellschaft (und Nationen
sind nichts anderes als Großhorden) kann die Horde nicht ohne
eine Identifikation des Individuums fortbestehen. Also muss
sich die Horde über Zugehörigkeiten definieren. Wir sind
Deutsche, wir sind keine Franzosen, wir sind keine Russen. Wir
teilen diese und jene kulturelle Basis und die Franzosen
fressen Frösche. Du siehst, ein gewisses Maß an Ignoranz
gegenüber anderen hilft bei der Selbstdefinition. Aber wenn
die Franzosen sowieso nur blöde Froschfresser sind, dann
können wir denen auch aufs Maul hauen und uns das recht
hübsche Rhonetal unter den Nagel reißen. Oder Paris, wir
reisen ja sowieso dauernd dahin. Und so wird aus Verteidigung
der Angriff. Und um dem zu begegnen haben die Froschfresser
natürlich auch Militär.
Natürlich, man kann ähnliche Beispiele an jeder anderen Nation
an jeder anderen Minderheit an jeder anderen Religion
aufhängen. Aber die beiden Grundmechanismen bleiben ja immer
die gleichen: Jemand will etwas und jemand glaubt, dass er
besser ist. Gründe zu definieren, warum man besser ist gibt es
zu Tausenden.
Warum ich es technisch trotzdem nicht schlecht finde, Frieden
den Soldaten zu überlassen hat einen einfachen Grund. Im
Gegensatz zu Politikern denken Soldaten viel mehr über Krieg
nach. Im Zeitalter moderner Kriegsführung gehen Soldaten nicht
mehr auf kriegerische Abenteuer. Sie gehen weil es befohlen
ist. Im Gegensatz zu Politikern, die nicht gehen sondern
befehlen.

Geht das nicht regelmäßig schief? Außerdem: Söldner sind immer
nur das ausführenden Organ, zumindest die Menschen, die für
Bodenschätze und Marktwirtschaft Leib und Leben geben.

Wenn man die Entscheidung dem Militär überlassen hätte, wären die Amerikaner huete weder in Afghanistan noch im Irak. Der zweite Weltkrieg würde in unseren Geschichtsbüchern fehlen, genauso wie Korea und Vietnam. Einzig der 1.Weltkrieg hatte wirklich militärische Gründe. Und selbst da …
Es gibt bei der Sache aber zugegebenermaßen ein anderes Problem. Militärs wie Eisenhower, Hindenburg oder Ludendorff hatten imm die Neigung Politiker zu spielen, wenn sie durch zu langen Frieden gelangweilt waren. Das Ergebnis war meistens nicht erfreulich.
Ich mächte Dich trotzdem bitten, einen kleinen Unterschied zu beachten, nämlich den zwischen Söldner und Soldat. Ich war Soldat, aber nie Söldner.

Aus ideologischen Gründen, als Ultima Ratio einer
versemmelten Politik oder einfach, weil sie keine andere
Möglichkeit mehr sehen. Auch hier gibt es viele Möglichkeiten.
Ich will mich jetzt nicht auf das dünne Eis wagen und von
„berechtigten“ und „unberechtigten“ Kriegen sprechen.

Es ist dünnes Eis, aber sowohl für die eine wie für die andere
Seite.
Es mag „berechtigte“ Kriege gegeben haben. Sie wären aber, im
direkten Vergleich mit den „unberechtigten“ deutlich in der
Minderheit.

Lass mich mal in die Beispiele gehen:

a.) der 2.Weltkrieg
von der deutschen Seite aus ein unberechtigter Krieg. Von der italienischen Seite aus unberechtigt. Bei Japan wird es schon schwierig zu urteilen. England und Frankreich waren Verteidiger, stellt sich die Frage ob das unberechtigt war. Und im Grunde war es ja eine Zeit, in der Diktatoren politisch akzeptabel waren. Wir reden ja in dieser Form nicht nur von Hitler und Mossolini, auch von Franco, Stalin, Haile Selassi, …

b.) der Krieg im Irak (manchmal muss man ein heißes Eisen anfassen, nicht wahr?)
Die USA haben den Irak angegriffen. Also böse Amis, guter Saddam? Ich weiß, Laika wird nun 1.1 Million Tote auf das Konto Amerikas schieben (655000 durch Infektionen, El Sadrs und die Al-Queida-Opfer gleich mit), damit die Anzahl derer, die der „gute“ Saddam um die Ecke gebracht hat, möglichst niedrig erscheint. Aber stellen wir trotzdem einmal eine grundsätzliche Frage: Kann eine moderne globalisierte Welt es sich leisten, solche Massenmörder wir Saddam einfach machen zu lassen? Wenn die Antwort lautet „ja, weil das ist ein souveränes Land“, dann war die Besetzung Deutschlands nach dem 2.Weltkrieg nämlich ebenfalls unberechtigt (die nach dem 1.Weltkrieg sowieso).
Lautet die Antwort aber „nein“, dann muss man die Frage stellen, ab nicht die, die sich vor der Verantwortung gedrückt haben, die sich sauber ruashalten und die Sache mit dem „böden Ami“ pflegen, sich nicht mal an der eigenen Nase fassen sollten.

Das Problem ist nicht unbedingt nur die Frage nach „Krieg oder Frieden“. Es ist wiederum die Frage nach der Art des Friedens. Ein Frieden wie im Irak vor dem Einmarsch ist kein Frienden. Aber ohne Gewalt wäre Saddam nicht einfach verschwunden. Wir haben das Problem im Iran, in Nordkorea und in einer anderen Variante zum Beispiel auch in Pakistan. Wie willst Du da vorgehen?

Aber wer Frieden will, muss sich auch Gedanken um den Preis machen.
Frieden um jeden Preis?

Eine sehr wichtige Frage. Wenn es um Preis geht, zahlt
meistens einer
die Zeche. In diesem Zusammenhang möchte ich anmerken, dass
sich
das Verhältnis der militärischen Opfer zu den zivilen Opfern
kontinuierlich
zuungunsten der zivilen Opfer entwickelt.
Das ist dann die schweigende Mehrheit.

Krieg ging immer zu Lasten der Zivilbevölkerung. Das hat man immer gewußt und stillschweigend hingenommen. Ob es der 100jährige, der 30jährige, der Erbfolgekrieg war, die Verluste unter der Zivilbevölkerung warne immer höher als unter Soldaten. Es erscheitn nur so, als ob das jetzt anders wäre, irgendwie höher. Übrigens eine indirekte Folge des 1.Weltkrieges. Denn nachdem England die Seezufuhur blockierte, machte Deutschland bei den neutralen Nationen Druck mit dem Propagandabegriff des „Hungerkrieges“. Und weil die Zahl der tatsächlichen Hungeropfer zu gering war um irgend jemand zu beeindrucken, rechnete man munter mit Infektionen und Folgeschäden und angeblich nicht entwickelten Kindern herum, bis man eine ausreichende Zahl hatte. Es hat trotzdem nicht funktioniert, aber diese Tradition ist uns bis heute erhalten geblieben.

Gruß
Peter B.

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Hallo Eckart

Und es dürfte nicht vielen Nachdenkens bedürfen, dass auch
alle menschlichen Kriege um Territorien und Ressourcen geführt
werden, wenn auch gern mal ideologische Gründe vorgeschoben
werden.

Ideologien sind Tools um Menschen kriegsbereit zu machen, auch wenn der dazu eigentlich notwendige Aggressionsdruck nicht vorliegt (z.B. weil es im Prinzip genügend Ressourcen gibt). Insofern sind Ideologien ein ganz eigenes Thema im Kriegsgeschäft.

Gruß
Peter B.

Hallo Walden,

Und es dürfte nicht vielen Nachdenkens bedürfen, dass auch
alle menschlichen Kriege um Territorien und Ressourcen geführt
werden, wenn auch gern mal ideologische Gründe vorgeschoben
werden.

das ist zu einfach gedacht, ganz im Gegenteil.
Welche Ressourcen haben die Amerikaner in Afghanistan,
Vietnam oder Deutschland zu kriegerischen
Handlungen veranlasst? Natürlich findet man immer
wieder, egal um welches Land es sich handelt,
irgendwelche wirtschaftlichen Vorteile und sei
es nur die geografische Lage, welche beispielsweise
Afghanistan, als Transportstandort interessant
macht. Kein Land ist ohne Potential.
Die Einschätzung, es geht immer nur
ums Geld, ist imho ein resignierender Versuch
ein unverständliches Phänomen auf einen schlicht
verständlichen Nenner zu bringen.
Man muss sich nicht nur die Frage nach den
geführten, sondern auch die nach den nicht geführten
Kriegen stellen. Warum werden Länder nicht angegriffen,
die um vieles lukrativer und in ihrer inneren
Existenz um ein vieles einfacher zu händeln wären?
Selbst wenn der Irak aufgrund seiner Erdölressourcen
ein interssantes Gebiet scheint, wird er doch zumindest
für die Amerikaner zu einem finanziellen Fiasko.
Und so dumm sind die auch nicht, um das nicht vorher
zumindest bedacht zu haben.
Erdöl ist ein begrentzer Rohstoff, der innerhalb der
nächsten ein bis zwei Generationen unbedeutend wird.
Wirtschaftlich interessanter und zukunftsträchtiger
wäre die Investion dieses Geldes in die Forschung
unabhängig machender Alternativen gewesen.
Warum also tun die das nicht, sondern stürzen sich
in ein finanzielles und menschliches Dilemma?
Und handeln so unvorstellbar irrational?

Gruss
Walden

Hier sind wir dann eigentlich schon wieder bei Ideologien angelangt. Denn für Amerika ist „Demokratie“ eine Ideologie. Wie viel Prozent der Deutschen wissen, was in ihrer Verfassung steht? Aber in Amerika kannst Du feststellen, dass die meisten Leute die Verfassung kennen (wenn auch nicht alle juristischen Feinheiten). Der Spruch „irgendwohin Demokratie“ zu bringen ist also zumindest aus Sicht der Amerikaner glaubwürdig. Amerika, vom Präsidenten bis runter zum letzten Fließbandarbeiter hat gewußt, dass Afghanistan und Irak teuer und schmerzhaft werden würden. Aber selbst die härtesten Kriegsgegner haben diesen Punkt bestenfalls am Rande eingebracht. In Amerika hat sich die ganze Diskussion auf moralischer Ebene abgespielt, aber da die Amerikaner Dinge nun einmal bunt und laut lieben, in einer Form, die für Europa unverständlich war.
Das Problem der Amerikaner ist, dass sie selbst andere Völker auch nicht verstehen. Nach dem 2.Weltkrieg versuchten sie in Deutschland die Demokratie einzuführen und wunderten sich schwer, dass nicht alle begeistert „ja“ schrien. Es dauerte lange und die deutsche Version der Demokratie ist noch immer weit vom Demokratieverständnis der einfachen Amerikaner entfernt. Für einen Deutschen ist es klar und selbstverständlich, dass z.B. Finanzbeamte, Polizisten oder GEZ-Mitarbeiter eine Wohnung betreten können. GEZ kann eigentlich nicht, tut aber immer wieder und die Leute glauben es den Typen. Weißt Du, was in Amerika passieren würde, wenn IRS oder Cops ohne das Argument „Gefahr im Verzug“ und ohne richterliche Erlaubnis einfach zur Tür reinkommen?
Das ist ein anderes Verständnis der Dinge. Ein ganz anderes. Und erst, wenn man da mal etwas reinblickt, versteht man, warum Amerika bereit war diese Zeche zu zahlen.

Gruß
Peter B.

Erzähle das obige mal dem Amselhahn in meinem Garten! Der
führt einen heftigen Revierkrieg gegen jede fremde Amsel, die
es wagt, in sein Revier zu fliegen. Und sein lauter,
schmetternder Gesang ist nichts anderes als eine
Kriegserklärung an alle anderen Amseln im Umkreis.

Nein, denn er kann nicht darüber nachdenken, was er tut, und
er tut seines auf jeden Fall.
Jemanden den Krieg erklären kannst Du tun oder es sein lassen.

Die Krone der Schöpfung ist sicher, dass der Amselhahn nicht nachdenkt? Was ich immer so an Pazifisten schätze, ist ihre vorhersagbare Arroganz.

Leben ist von der Ursuppe an ein kompetitives Geschäft. Jedes
Lebewesen lebt vom anderen und auf Kosten des anderen.

Und die Frage ist ja, warum ist das so?

Ich glaube „kompetitiv“ ist nicht ganz das richtige Wort. Wir haben es mit zwei Dingen zu tun. Einmal mit dem Fressfeind (der in gewisser Hinsicht in seiner Vorgehensweise einem Aggressivideologen ähnlet) und mit dem Ressourcenkonkurrenten. Wir haben uns lediglich andere moralische Deckmäntelchen geschaffen.
Warum? Weil der Trieb zur Vermehrung und Verbreitung natürlicher Bestandteil des Überlebensinventars einer jeden Gattung ist. Wir haben das nur durch abstraktere Gründe verdeckt. Und Aggressivität ist Überlebenspotential, nicht für den einzelnen aber für die Gattung. Weswegen zwar Wölfe, aber nicht Schafe die Welt beherrschen können.

Der Mensch hat seine Position als (derzeit) erfolgreichstes
Lebewesen lediglich der Tatsache zu verdanken, dass er
effektive soziale Verbände zu bilden in der Lage ist.

Soziale Verbände sind eher die Folgen, nicht Ursachen. Der
Mensch unterscheidet sich augenscheinlich dadurch vom Tier,
dass er denken kann, dass er einen freien Willen hat. (Ob er
dies nutzt, ist ein anderes Thema)

Zunächst einmal ist es unglaublich arrogant, einer jeden anderen Spezies auf diesem Planeten sowohl Denkfähigkeit als auch die Fähigkeit eines eigenen Willens abzusprechen. Sei froh, dass die Sprache der Delphine noch nicht entschlüsselt ist (das haben wir mit unserer Denkfähigkeit noch nicht geschafft), sonst würden die Dir jetzt wahrscheinlich auch noch was erzählen.
Soziale Verbände sind beides. Sie waren zunächst einmal eine nicht unübliche Struktur, nur spricht man bei Vormenschen von Horden und nicht Herden. Durch die stärkere Entwicklung von Familienbanden entstand auch höheres Überlebenspotential für die Gattung. Aber in dem Moment, in dem die Konflikte Mensch gegen Mansch auftraten, waren die Gruppen gezwungen, zu wachsen. Und mit Entwicklung erster Technologien kam hinzu, dass zwar Technologie quantitatives Wachstum ersetzen kann, aber Du erst einmal eine gewisse Anzahl an Leuten braucht, die Technologie produzieren. Und hier haben wir auch bereits die Schwelle spezialisierter Gesellschaften erreicht. Nur, und das ist der entscheidende Punkt, wir hätten schon diesen Punkt in unserer Entwicklung nicht erreicht, wenn wir nicht dem Druck durch kriegerische Auseinandersetzung ausgesetzt gewesen wären.

Gruß
Peter B.

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Der Mensch hat eine lange Entwicklung als Tier hinter sich.

Du vielleicht, ich jedenfalls nicht, ich war schon immer
Mensch.

Vor rund und bummelig achtzig Millionen Jahren waren unser beider Vorfahren etwa so große wie Kobold-Makis und lebten auf Bäumen. Der Unterschied zwischen uns beiden ist lediglich, dass ich genügend Selbstbewußtsein habe, das zuzugeben.

Auch wenn wir gerne so tun, als seien wir ganz toll, das alte
Tier sitzt immer noch tief drin. Wir verteidigen Revieren, wir
verteidigen unsere „comfort zones“ und in größerem Rahmen
verteidigen wir unser Land - weil es unser Revier ist. Das ist
eigentlich schon der erste Teil der Antwort. Wir verteidigen,
was wir für unser halten. Und deswegen ist Militär die erste
Antwort auf das Militär anderer. Die aktive Verteidigung ist
ein angeborenes Verhaltensschema.

Auch das ist bestenfalls Theorie.

Ist Dir aufegfallen, dass Du nur mühevoll verbrämte Aggressivität zeigst. Eigentlich beweist Du das gerade, denn warum sonst gehst Du so darauf los? Du urteilst ohne Argumente, aber warum? Ganz einfach, weil ich Deinem Weltbild widerspreche - ich bin in Dein Revier eingebrochen. Denk mal drüber nach.

Zweitens gibt es immer auch das Revier „der anderen“. Das
Problem ist ein doppeltes. Erstens, es sind „die anderen“. Sie
sehen anders aus, vielleicht wohnen sie auch nur woanders,
vielleicht sprechen sie eine andere Sprache. Irgendwie sind
sie anders. Denn in einer Hordengesellschaft (und Nationen
sind nichts anderes als Großhorden) kann die Horde nicht ohne
eine Identifikation des Individuums fortbestehen. Also muss
sich die Horde über Zugehörigkeiten definieren. Wir sind
Deutsche, wir sind keine Franzosen, wir sind keine Russen. Wir
teilen diese und jene kulturelle Basis und die Franzosen
fressen Frösche. Du siehst, ein gewisses Maß an Ignoranz
gegenüber anderen hilft bei der Selbstdefinition. Aber wenn
die Franzosen sowieso nur blöde Froschfresser sind, dann
können wir denen auch aufs Maul hauen und uns das recht
hübsche Rhonetal unter den Nagel reißen. Oder Paris, wir
reisen ja sowieso dauernd dahin. Und so wird aus Verteidigung
der Angriff. Und um dem zu begegnen haben die Froschfresser
natürlich auch Militär.
Natürlich, man kann ähnliche Beispiele an jeder anderen Nation
an jeder anderen Minderheit an jeder anderen Religion
aufhängen. Aber die beiden Grundmechanismen bleiben ja immer
die gleichen: Jemand will etwas und jemand glaubt, dass er
besser ist. Gründe zu definieren, warum man besser ist gibt es
zu Tausenden.

Das ist eine These, die aufgrund von Hörigkeit gegenüber einer
Populär-, bzw. Pseudowissenschaft (denn hier werden Thesen als
Tatsachen verkauft, dass ist im höchsten Maße
unwissenschaftlich)in den meisten Köpfen leider herumgeistert
(wie man sieht).

Ich liebe es! Wirklich, ich liebe es! Kann man Dich als Studienobjekt mieten? Leasen? Das wäre so klasse!
Also, Du bist toll, alle anderen, die nicht Deiner Meinung sind, sind dumm, unwissenschaftlich, der Populärwissenschaft (Oh Graus!) hörig. Und Du brauchst nicht das kleinste Argument, nicht den kleinsten Fakt. Es reicht, dass das Tier in Dir „den anderen“ sieht. Niko, das Ding hat das Zeug zum Klassiker zu werden.

Warum ich es technisch trotzdem nicht schlecht finde, Frieden
den Soldaten zu überlassen hat einen einfachen Grund. Im
Gegensatz zu Politikern denken Soldaten viel mehr über Krieg
nach.

…aber erst dann, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen
ist.

Dein Geschichtswissen ist relativ begrenzt, ja? Und Soldat warst Du aus Gewissensgründen wahrscheinlich auch nicht? Mach Dir doch mal eine Lsite der Kriege der letzten 1000 Jahre, die Dir so einfallen. Dann machst Du eine Spalte für „politsch ausgelöst“, eine für „vom Militär ausgelöst“ und füllst die aus. Dann brauchst Du nur noch Kreuze zu zählen. Wenn Du Probleme hast, kann ich Dir jederzeit helfen.

Wir sollten das Foltern auch ruhig den Folterknechten
überlassen. Wenn die dann ihrem Kollegen in die Hände fallen,
haben die tiefstes Mitgefühl mit dem.

Du reagierst (obwohl Du weiter oben versuchst, Deine Wissenschaftlichkeit ins Feld zu führen) wieder wie das Tier. Der Soldat, das ist etwas, was Du nicht bist. Ein anderer. Also kannst Du ihn ohne weiteres Nachdenken mit Folterknechten gleich setzen. Das sind auch andere, die Du nicht magst. Und wer weiß, vielleicht fressen die sogar Frösche …

Im Zeitalter moderner Kriegsführung gehen Soldaten nicht
mehr auf kriegerische Abenteuer.

Das haben die noch nie gemacht, weil Soldaten schon immer
Befehle ausgeführt haben.

Dir ist nicht klar, wie viele Armeen im Laufe der Geschichte Freiwilligenarmeen waren. Oder ist es Dir klar und Du schmeißt einfach mit allem, was Du so um Dich herum findest?

Sie gehen weil es befohlen
ist. Im Gegensatz zu Politikern, die nicht gehen sondern
befehlen. Aus ideologischen Gründen, als Ultima Ratio einer
versemmelten Politik oder einfach, weil sie keine andere
Möglichkeit mehr sehen. Auch hier gibt es viele Möglichkeiten.
Ich will mich jetzt nicht auf das dünne Eis wagen und von
„berechtigten“ und „unberechtigten“ Kriegen sprechen. Aber wer
Frieden will, muss sich auch Gedanken um den Preis machen.

Und wer will, dass sein Partner ihn liebt sollte ihm wohll zu
gegebener Zeit eine reinhauen dürfen, bevor er es tut, oder
wie?

Na ja, wenn Du Partner wie Adolf Hitler, Stalin, Mussolini, Ahminedschab (? Schreibweise), Saddam oder Bin Laden für so nett hältst, brauchst Du sie ja nicht zu schlagen. Du brauchst nur zu warten, bis sie mit denen fertig sind, die Stellung bezogen haben, dann kommen sie sowieso auch zu Dir.

Frieden um jeden Preis? Oder gibt es Grenzen? Und wenn ja, wo
liegen die?

Also, das ist der größte Unsinn, den ich seit langen gelesen
habe.

Es widerspricht Deiner Weltsicht, damit bin ich für Dich „zum anderen“ geworden. Da hat Dein Tier zugeschlagen. Nun gib dem Biest einen Tee, iß etwas Müsli und komm auf den Teppich sonst fehlst Du demnächst noch wegen Herzattacke.

mit überaus müsierten Grüßen,
Peter B.

1 Like

Errrr … Entschuldigung, dass ich schon wieder störe, aber …

  • wie willst Du Kontrollstrukturen schaffen, die gleichzeitig genug Macht haben um zu handeln und nicht dabei selber zu Machtstrukturen werden?

  • hat nicht gerade dieser Gedanke im Falle des Irak versagt? Denn alle die, die den Massenmörder Saddam Hussein einfach haben machen lassen haben sich fein rausgehalten und pflegen heute den modisch aktuellen Antimaerkanismus?

Ich stoße auf zwei Probleme: Machtmißbrauch und Verantwortungslosigkeit. Wie willst Du das lösen wenn Du neue Strukturen schaffen willst?

Gruß
Peter B.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Lieber Peter Brendt

jetzt ist mir dieser Thread die letzten Tage etwas
durchgerutscht, sorry.

Das kannst du ja durch die Qualität deines Beitrags wieder
wettmachen :wink:

(Anmerkung: Die Feldzüge, die Ameisen gegeneinander führen,
sind keine Kriege).

Die Ameisenfeldzüge sind keine Kriege? Das kommt doch sehr
darauf an, wie man Krieg definiert. Ansonsten gehen ja alle
Herdentiere her und verteidigen Territorien. Katzenartige
Rudeltiere greifen bei der Revierverteidigung zu tödlicher
Gewalt (jedenfalls die größeren), Hundeartige inklusive Wölfen
und Dingos töten einander für Wasserstellen.

Meiner Meinung nach unterscheidet der Krieg der Menschen
sich fundamental von den für das Überleben des Ameisenvolkes
notwendigen Beutezügen. Das gilt nicht nur für Ameisen, sondern
für die gesamte Flora und Fauna. Eine Pflanze, die mit ihrem Duft
die Fressfeinde ihrer Schädlinge anlockt, führt in diesem Sinne
keinen Krieg. Der Krieg, so wie wir ihn kennen, zum Glück nur
aus der Presse, hat grundsätzlich (auch hier mag es wenige Ausnahmen
geben) nichts mit der Erhaltung der Art zu tun. Im Gegenteil.
Das in uns mehr oder weniger latent schlummernde Aggressionspotenzial
das uns in grauer, sehr grauer Vorzeit das Überleben sicherte,
wird in Richtungen kanalisiert, die unseren Interessen entgegenstehen.

Was das Beispiel Westeuropa angeht, so sehe ich die Dinge
zwiespältig. Einerseits hat gerade Westeuropa eine lange
Geschichte der Kriege. Böse Menschen (zu denen ich mich
durchaus manchmal auch zähle) könnten auf die Idee kommen,
dass Westeuropa einfach etwas müde ist. Aber Scherz bei Seite,
es gibt in Westeuropa relativ wenig Aggressionsdruck. Die
Bevölkerungszahlen sind rückläufig, die Ressourcenkriegführung
hat sich im Rahmen der Globalisierung auf den
Wirtschaftssektor verlagert und selbst da ist Westeuropa zu
sehr in der Defensive um wirklich erfolgreich Aggressivität zu
zeigen. Aber man sollte sich darüber im Klaren sein, dass
diese Parameter für Westeuropa, nicht aber die ganze Welt
gelten.

Das ist das, worauf ich hinauswill. Auf das Umsichgreifen dieser
Erkenntnis. Frieden hängt von Strukturen ab. Vernachlässigen
wir die Pflege dieser Strukturen und schauen nicht mehr genau
hin, was die Politik so treibt, so zahlen wir eines Tages die Zeche.
Manche Medien spielen hier ein unrühmliches Spiel.

Es gibt bei der Sache aber zugegebenermaßen ein anderes
Problem. Militärs wie Eisenhower, Hindenburg oder Ludendorff
hatten immer die Neigung Politiker zu spielen, wenn sie durch zu
langen Frieden gelangweilt waren. Das Ergebnis war meistens
nicht erfreulich.
Ich möchte Dich trotzdem bitten, einen kleinen Unterschied zu
beachten, nämlich den zwischen Söldner und Soldat. Ich war
Soldat, aber nie Söldner.

Ich hatte und habe nicht vor, Diskussionspartner zu beleidigen.
Nimm’ es nicht persönlich.

Lautet die Antwort aber „nein“, dann muss man die Frage
stellen, ab nicht die, die sich vor der Verantwortung gedrückt
haben, die sich sauber ruashalten und die Sache mit dem „böden
Ami“ pflegen, sich nicht mal an der eigenen Nase fassen
sollten.

Wir drohen hier, OT zu geraten. Ich möchte deine berechtigte Frage
mit einer Gegenfrage konfrontieren:
Warum schickt die US-amerikanische Regierung ihre SoldatInnen
und Militärberater usw. in fremde Länder? Gilt der Amtseid des
Präsidenten, Schaden von seinem Volk abzuwenden, als Freibrief?
Hat es die USA berührt, dass der Despot Saddam die Menschen
iIm Irak jahrelang tyrannisierte; solange er den USA nicht in die
Quere kam? Haben sie ihn nicht selbst mit hochgerüstet? Die Grenzen
zwischen „berechtigt“ und „unberechtigt“ verschwimmt auch hier.

Das Problem ist nicht unbedingt nur die Frage nach „Krieg oder
Frieden“. Es ist wiederum die Frage nach der Art des Friedens.
Ein Frieden wie im Irak vor dem Einmarsch ist kein Frienden.
Aber ohne Gewalt wäre Saddam nicht einfach verschwunden. Wir
haben das Problem im Iran, in Nordkorea und in einer anderen
Variante zum Beispiel auch in Pakistan. Wie willst Du da
vorgehen?

Es gibt keine Patentrezepte dafür. Ich kenne zumindest keine.
Ich weiß aber, dass wir uns von den immer und immer wieder
versagenden Pseudo-Lösungen durch einen Waffengang verabschieden
müssen. Irgendwann wird sonst eine konventionell siegende Armee
das Verhängnis von Atomwaffen auf sich ziehen. Ich denke, als
Mensch mit militärischer Ausbildung weißt du das.

Krieg ging immer zu Lasten der Zivilbevölkerung.

Wieder so ein fundamentaler Satz. Genau so ist es. Haben wir als
Demokraten, die sich ihrer Stimme Gehör verschaffen können,
nicht geradezu die Pflicht, dies stellvertretend auch für Menschen
zu tun, die ihre Interessen auf Grund politischer Umstände nicht
wahrnehmen können?

… Zahl der tatsächlichen Hungeropfer zu gering war um irgend jemand zu
beeindrucken, rechnete man munter mit Infektionen und
Folgeschäden und angeblich nicht entwickelten Kindern herum,
bis man eine ausreichende Zahl hatte. Es hat trotzdem nicht
funktioniert, aber diese Tradition ist uns bis heute erhalten
geblieben.

Es sind auch dann Mensche Opfer des Krieges, wenn sie ohne diesen
Krieg nicht gestorben wären. Die Fehlentwicklung o. e. Kinder
wird ihre Ursache haben…
Ich möchte dich nicht belehren, finde aber: Hier, Philosoph, hätte dein
Denken seinen Anfang nehmen müssen.

Ich danke dir für deine sehr gute Antwort.

Viele Grüße
Voltaire

Ursprung von Gewalt
Woher kommt Krieg?
Von Gewalt.
Woher kommt Gewalt?
Von individueller Gewalt.
Woher kommt ‚individuelle‘ Gewalt?
Was ist der Ursprung von ‚Gewalt‘, ‚menschlicher Gewalt‘, ‚Gewalt überhaupt‘?

[sogar Delphine - die wir für so friedlich halten - sind in der Lage, Gewalt gegen Artgenossen auszuüben und ie mit ihren Schnabelsitzen totzustoßen; sogar Schimpansen, die wir für ‚so verwandt mit uns halten‘, jagen ihre 'verfeindeten Artgenossen aus anderem Revier zB]
damit will ich nicht nicht sagen, daß diese Schimpansen brutaler, roher, primitiver oder sonstwas sind, als wir Menschen. Nein, , nur gewalttätiger, als vermutet, denn auch wir Menschen sind gewalttätiger, als vermutet]

Gewalt ist also offenbar eine ‚Naturerscheinung‘ !?
Aber, wir, als zivilisierte Menschen sollten das doch hinter uns haben?
… weit gefehlt.
Wir wurzeln immer noch auf alten Mustern, die solcherlei Gewalt, auch, 1beinhalten, erlauben, zum Vorschein bringen. Kein Zweifel.

Was nun ist die größte, ursprünglichste Ursache von Gewalt unter den Menschen, wenn wir zB davon ausgehen, daß Gewalt ‚weitergegeben‘ wird (vom ‚Gewalt-Empfänger‘ zum Gewalt-Nehmer’; Täter zum Opfer)?
Wo fing alles an?
Bei der Mutter, die ihr Kind in der Wüste aussetzt, weil sie es nicht ernähren kann, um die anderen Kinder zu schützen, denen eine Chance zu geben?
Bei der ostdeutschen ‚Plattenbau-Mutter‘, die schon vier Kinder hat, die sie nicht zu unterhalten weiß und das fünfte loszuwerden sucht?

. dann, … viele Arten auf dieser Welt beziehen ihre Überlebensfähigkeit daraus, daß sie derart viele Nachkommen zeugen, daß der ‚Verlust‘ eines Großteils der Brut durch Angreifer schon eingeplant ist. Die Masse sichert hier das Überleben der Art. (Trotz aller Gewalt gegen die frischgeschlüpften Unterlegenen).

Kurz: Es ist ‚‚Natur‘‘. Wo ist das Problem?

Hallo Voltaire
Es gibt da schion so Anfänge. Eine ehemalige alte Freundin von mir ist inzwischen Professorin in Potsdam an einem Fachbereich für Friedensforschung, den sie, glaube ich, selbst initiiert hat.
Gruß,
Branden